Donnerstag, 10. März 2016

Transgender-Debatte: Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch! // Transgender Debate: A man is a man is a man

Copyright © 2011-2021 Nikita Noemi Rothenbächer- Alle Rechte vorbehalten!
Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2016

Bitte kopiert den Link und Gebt diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt vor, einer Minderheit anzugehören!

Transgender-Debatte: Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch
Die Regisseurin Lilly Wachowski ist eine Transfrau. Die Schlagzeilen über ihr Coming-out zeigen, wie beschränkt Geschlecht noch immer wahrgenommen wird. Und wieso das gefährlich sein kann.

Lilly Wachowski ist eine Transfrau. Und schon beginnen die typischen Schlagzeilen: "Aus Andy wird Lilly", "Die Matrix-Brüder sind jetzt Schwestern". "Zweiter Wachowski Bruder outet sich als Transgender".
Warum die Schlagzeilen in diesem Fall wichtig sind? Weil Lilly Wachowski nicht aus freiwilligen Motiven ihr "Coming-out" vollzogen hat. Lilly Wachowski hat mit ihrer Schwester Lana Wachowski die "Matrix"-Trilogie, "Cloud Atlas" und zuletzt für Netflix die Serie "Sense 8" gedreht.
In einem Statement in der "Windy City News" schreibt sie: "Sex Change Shocker - Wachowski Brothers Now Sisters!!! Das ist die Schlagzeile, auf die ich die letzten Jahre gewartet habe." Doch sie kam nicht. Die Schlagzeile. Bis jetzt. Wachowski schreibt in ihrem Statement, wie ein Reporter der britischen Boulevardzeitung "Daily Mail" vor ihrer Tür stand. Der Reporter wollte unbedingt ein Foto mit ihr machen, und sie müsse sich unbedingt mit ihm zusammensetzten. Weil ihre Geschichte so inspirierend sei.

Wachowski verstand das als Drohung und entschied, selbst ihre Geschichte zu erzählen, um so lange die Macht über sie zu haben, wie es nur geht. Mittlerweile kam von Seiten der "Daily Mail" ein Dementi: Man habe Wachowski nicht genötigt.

Eine Bedrohung

Wachowski beschreibt in ihrem Statement auch, wie die "Daily Mail" die Lehrerin Lucy Meadows öffentlich als Trans outete und sie als Gefahr für die Schulkinder darstellte. Meadows nahm sich drei Monate nach Veröffentlichung der Geschichte das Leben, schreibt Wachowski.

Nicht selbst entscheiden zu können, wann und wie die eigene Geschichte erzählt werden soll, kann lebensgefährlich sein. Es stellt eine Bedrohung dar. Transmenschen, vor allem Transmenschen of Color, sind statistisch gesehen die häufigsten Opfer von Gewalt und Morddelikten.

Deswegen können Coming-out-Geschichten wichtig sein. Es ist wichtig, dass Schauspielerin Laverne Cox, bekannt aus "Orange is the New Black", für die Rechte von Transmenschen kämpft. Genauso wie die MSNBC-Moderatorin Janet Mock. Oder, vielleicht das berühmteste Beispiel, Caitlyn Jenner. Sie alle sorgen für Sichtbarkeit von Transmenschen in den Medien.

Aber sobald die Geschichte veröffentlicht wird, verlieren sie zugleich die Kontrolle über ihre eigene Geschichte. Deshalb macht es eben einen Unterschied, ob die eigene Geschichte freiwillig erzählt wird oder eben nicht.

Lilly Wachowskis Schwester Lana Wachowski entschied sich im Jahr 2012 in einem Promo-Video für den Film "Cloud Atlas" dazu, der Öffentlichkeit zu sagen, sie sei "transgender". Vier Jahre später schreibt Lilly Wachowski. "So yeah, ich bin transgender. Und yeah, ich habe transitioned." Obwohl sie Schwierigkeiten mit den Begriffen habe. Einerseits weil für sie "transgender" in den dogmatischen Begriffen Mann-Frau verhaftet sei. Andererseits weil "Transition" für ein Davor und Danach stünde. Doch Wachowski würde ihr ganzes Leben weiter "transitioned".

Und hier zeigten sich die Grenzen der deutschen Sprache: Wie soll "Transition" übersetzt werden? Muss es das überhaupt? Oder kann auch "Transition" als deutsches Wort funktionieren, im Sinne eines Übergangs?

Es ist aber keine Verwandlung, wie es oft heißt. Und deswegen stimmen die Schlagzeilen wie "vom Mann zur Frau" auch viele Transmenschen so ärgerlich, weil es keine Entscheidung ist, die plötzlich da war. Sondern ein Prozess. Trans-Sein heißt nicht unbedingt, sich in den Kategorien von Mann und Frau zu bewegen, sondern eventuell auch dazwischen.

Eine andere Welt

Die Schlagzeilen zeigen somit ebenfalls die Fixierung auf die Binarität der Geschlechter: Es gibt Frau, es gibt Mann. Fertig. Doch so einfach ist es eben nicht.
Wachowski schreibt: "Binarität ist ein falsches Ideal." Und trotzdem bleibe sie optimistisch. In ihrem Büro habe sie ein Zitat des Queer-Theoretikers José Esteban Muñoz. Es lautet: "Queerness ist wesentlich die Zurückweisung des Hier und Jetzt und das Beharren auf die Möglichkeit einer anderen Welt."

Wie diese andere, neue Welt aussehen könnte, haben die Wachowski-Schwestern in ihrer Serie "Sense 8" schon mal in Teilen dargelegt. Eine globale Gesellschaft zwischen all den Identitäten.


Transgender-Ikone Laverne Cox: "Vielfalt sollte kein Trend sein"
Die Gefängnisserie "Orange Is The New Black" hat sie zum Star gemacht: Laverne Cox ist gefeierte Schauspielerin und Transgender-Aktivistin. Doch der Ruhm hat sie verunsichert, erzählt sie hier.
Zur Person
Laverne Cox, Jahrgang 1984, wurde für ihre Rolle als Friseurin Sophia in der Netflix-Serie "Orange Is The New Black" ("OITNB") als erste Transgender-Frau für den Emmy nominiert. 2014 war Cox, die sich für die Rechte von Trans-Menschen engagiert, Coverstar des "Time"-Magazine, "People" wählte sie 2015 zu den schönsten Menschen der Welt. Für CBS hat sie gerade die Pilotfolge einer Anwaltsserie abgedreht, in der sie die Hauptrolle spielt. Ab 12. Juni ist sie in der dritten Staffel von "OITNB" zu sehen.
SPIEGEL ONLINE: Frau Cox, Sie haben ein spektakuläres Jahr hinter sich. Was hat sich in dieser Zeit persönlich für Sie verändert?
Cox: Ich musste mich in diesem Jahr immer wieder daran erinnern, dankbar zu sein für alles, was mir passiert ist. Ruhm verstärkt nämlich Unsicherheiten, statt sie zu verringern. Deshalb musste ich hart daran arbeiten, mich selbst zu mögen, geerdet und gleichzeitig offen für andere zu sein. Für mich haben sich so viele Möglichkeiten ergeben, die ich gern nutzen wollte, dass ich es noch nicht geschafft habe, eine Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden.
SPIEGEL ONLINE: Warum hat Sie der wachsende Ruhm verunsichert?

Cox: Wenn du im Fernsehen bist oder über den roten Teppich läufst, wirst du von der Öffentlichkeit sehr kritisch beäugt, vor allem wenn die Grundlagenarbeit noch nicht geleistet ist - also du die Erste bist, die etwas macht. Ich habe in den letzten Jahren zwar viel Grundlagenarbeit geleistet, dennoch musste ich aufpassen, mich nicht so sehr von negativen Stimmen beeinflussen zu lassen. Frauen werden eben besonders kritisch gesehen, noch dazu bin ich schwarz und eine Trans-Frau, das verstärkt den Effekt noch einmal. Als Folge davon achte ich bei meiner Arbeit nun noch mehr darauf, dass sie mein Selbstwertgefühl stärkt.

SPIEGEL ONLINE: Parallel zu Ihren persönlichen Erfolgen scheint sich viel für Trans-Menschen allgemein getan zu haben - nicht zuletzt auch durch die Auftritte von Caitlyn Jenner. Wie substanziell sind die Fortschritte?

Cox: Ich kann nur für die USA sprechen, hier ist die Sichtbarkeit von Trans-Menschen so groß wie nie zuvor. Dennoch ist die Mordrate unter Trans-Menschen nach wie vor sehr hoch, sie werden überproportional häufig Opfer von Gewalttaten, sind oft arbeitslos und werden von der Polizei drangsaliert. Die Politik hinkt in diesem Fall der Medienpräsenz hinterher. Ich hoffe, das ändert sich bald.

SPIEGEL ONLINE: Sie sind sehr aktiv in den sozialen Netzwerken und haben unter anderem das Hashtag #TransIsBeautiful gestartet. Worum geht es Ihnen dabei?

Cox: Das rührt zunächst von meinen persönlichen Erfahrungen her. Ich bin immer wieder begutachtet und dabei nach cis-normativen* Schönheitsstandards beurteilt worden. Ich musste mir selbst versichern, dass Trans eine eigene Form von Schönheit darstellt. Bei einer Rede an einer Uni vor ein paar Monaten ist mir dann die Idee zu dem Hashtag gekommen, damit wir all die Sachen sammeln können, die die einzigartige Schönheit von Trans-Menschen ausmachen. Eigentlich greift die Idee aber auch jenseits von Trans: Uns geht es darum, Vielfalt an sich zu feiern.

SPIEGEL ONLINE: Vor Kurzem wurde bekannt, dass Hari Nef als erstes Transgender-Model einen Vertrag von der etablierten Agentur IMG bekommen hat. Sie hat zugleich kritisiert, dass Transgender in der Modewelt gerade ein Trend ist und sich dafür eingesetzt, dass Trans-Menschen jenseits von Medienhypes dauerhaft präsent sein sollten. Wie könnte das Ihrer Meinung nach erreicht werden?

Cox: Ich glaube auch, dass wir einen Systemwandel brauchen. Gleichzeitig finde ich es wichtig, nicht die Geschichte zu vergessen: Trans-Menschen modeln schon sehr lange. In den Siebzigern gab es Tracy Africa, in den Achtzigern Teri Toye, in den Neunzigern Connie Fleming. Trans-Models einen Trend zu nennen, ist deshalb ahistorisch. Allgemein habe ich aber ein Problem mit sogenannten Trends: Vielfalt sollte kein Trend sein, Gleichheit und Gerechtigkeit sollten kein Trend sein.
SPIEGEL ONLINE: Aber wie erreicht man einen Systemwandel?
Cox: Ein Schlüssel dazu ist sicherlich, Trans-Menschen nicht nur vor der Kamera, sondern auch dahinter zu haben - dass sie Drehbücher schreiben, Regie führen und als Produzenten tätig sind. So speisen sich neue Perspektiven in das System ein.

SPIEGEL ONLINE: Sie haben selbst auch schon TV-Shows produziert. Werden Sie das noch verstärken?

Cox: Ja, ich arbeite zurzeit an dem Dokumentarfilm "Free CeCe" über CeCe McDonald, eine afroamerikanische Trans-Frau, die 19 Monate lang in einem Männergefängnis saß und dort rassistischen und transphoben Übergriffen ausgesetzt war. Der Film sollte 2016 zu sehen sein. Irgendwann möchte ich aber auch fiktionale Stoffe produzieren.

SPIEGEL ONLINE: Wie beeinflussen Ihre Erfahrungen und Ihr Aktivismus die Arbeit an "Orange Is The New Black"?

Cox: Zu tanzen, mir Figuren auszudenken und sie zu spielen ist seit jeher meine Zuflucht vor dem Bösen in der Welt. Auch jetzt, beim Dreh der dritten Staffel, habe ich es wieder in vollen Zügen genossen, in Sophias Geschichte aufzugehen. Showrunnerin Jenji Kohan und das Autorenteam haben sich wirklich tolle Sachen für meine Figur ausgedacht, es wird in dieser Staffel sehr emotional, spannungsgeladen, aber auch lustig zugehen. Ich hatte das Gefühl, über mich hinauswachsen zu müssen, um das alles glaubhaft zu verkörpern und den Erfahrungen der Menschen, die ähnliches erlebt haben, gerecht zu werden. Hoffentlich ist mir das gelungen.

SPIEGEL ONLINE: Die Serie wird besonders dafür gelobt, dass sie so eine große Vielfalt an weiblichen Rollen bietet. Wie viel kommen Sie als Darstellerinnen überhaupt voneinander mit?

Cox: Am Set läuft tatsächlich vieles parallel. Und jenseits der Dreharbeiten haben wir alle auch sehr viel zu tun. Aber wir versuchen, so häufig wie möglich zusammenzukommen. Das ist wirklich eine großartige Gruppe von Frauen mit echtem Kameradschaftsgeist. Wir sind, glaube ich, alle sehr dankbar, diese Serie machen zu können.

SPIEGEL ONLINE: Täuscht der Eindruck oder hat Ihre Figur Sophia wenige Szenen mit anderen schwarzen Frauen? Das Gefängnis, in dem "Orange Is The New Black" spielt, ist ja ethnisch relativ strikt aufgeteilt.

Cox: In der ersten Staffel hatte Sophia tatsächlich noch mehr mit anderen schwarzen Frauen zu tun. Im Verlauf der zweiten Staffel hat sie sich aber etwas von der Gruppe abgesetzt, was mit dem Auftauchen von Vee (der manipulativen Gang-Anführerin, die den Drogenhandel im Gefängnis organisiert, d. Red.) zu tun hat.

SPIEGEL ONLINE: Wird sich das im Verlauf der dritten Staffel wieder ändern?
Cox: Ha, wie kann ich dazu etwas sagen, ohne zu viel zu verraten? Am besten nur so viel: Es werden einige sehr pikante und großartige Dinge mit Sophia passieren.

*Mit der Vorsilbe "cis" bzw. dem Wort "Cisgender" werden Menschen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität im Gegensatz zu Trans-Menschen mit ihrem körperlichen Geschlecht übereinstimmt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Das Menschliche

Und Sie wissen nicht, mit was Sie es zutun haben! Doch diese bekommen euch, ein Fakt!

Heute in den TV- Medien, die Massen - Vergewaltigung einer 15 jährigen Schülerin, angeblich "Gastarbeiter bzw. FLÜCHTLINGE auch Poliz...