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und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2016
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diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es,
deswegen Spende Blut, denn es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch?
Organspenden können andere zum Leben verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache
Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you have it and need it, so donating blood,
because it is missing in the world!
I
had him, you also? Organ donation can help others to life, be proud of your self
doing Him Get donor card!
Homophobie
ist keine Phobie!
Homophobia is not a phobia!
Chechen
authorities ‘round up’ more than 100 gay men
Three people
have reportedly been killed
Der Blick auf die seelischen Probleme
könne nur ein "Teilaspekt" sein, findet Volker Heins, Professor am Kulturwissenschaftlichen
Institut Essen (KWI): "Alles andere würde bedeuten,
dass man diese Menschen therapieren kann oder ihnen Medikamente gibt."
Damit entziehe man sich aber der politischen Auseinandersetzung mit Homophobie.
Homophobie ist eine Krankheit
Italienische Studie belegt psychische Störung
ine am Dienstag im „Journal of Sexual Medicine” veröffentlichte
Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Homophobie eine psychische Störung ist. Bei
homophoben Menschen wurden allgemeine Gefühlskälte, verstärkte Angstgefühle und
ein Schutzbedürfnis auf dem Niveau von Kindern beobachtet. „Wir konnten einen erstaunlichen
Zusammenhang zwischen Vorstufen von Persönlichkeitsstörungen und Homophobie
beobachten”, schreiben die Forscher.
Männer sind deutlich homophober als Frauen
Die hatten an der Universität Tor Vergata in Rom 551
Universitätsstudenten im Alter zwischen 18 und 30 Jahren gebeten, mehrere
psychometrische Evaluationen zu durchlaufen, um zu messen, wie homophob sie
sind und welche anderen psychologischen Auffälligkeiten damit einhergehen. Die
Ergebnisse belegen nun, das Psychotizismus, eine Vorstufe der Schizophrenie,
eine wichtige Rolle bei homophoben Einstellungen zu spielen scheint.
Aggressivität, Gefühlskälte, Egozentrik, Impulsivität, Kreativität und
Antisozialität sind Grundlagen dieses Persönlichkeitstyps. „Dieser
Persönlichkeitstyp ist deutlich homophober als andere Menschen”, befindet die
Studie. Persönlichkeiten auf dem Depressions-Spektrum sind im Gegensatz dazu,
so gut wie nie homophob.
Nicht Homosexualität, Homophobie ist die Störung
Die Ergebnisse bestätigen frühere Untersuchungen, die zu dem
Ergebnis kamen, dass schlecht entwickelte, psychologische Abwehrmechanismen,
deren Funktionieren für das Selbstbild einer Person wichtig sind, und das
Geschlecht, starken Einfluss auf homophobe Einstellungen haben. Männer sind
deutlich homophober als Frauen. „Nachdem wir Jahrhundertelang diskutiert haben,
ob Homosexualität eine geistige Erkrankung ist, belegen unsere Ergebnisse, dass
es Homophobie ist, die auch von anderen, potentiell gefährlichen
psychopathologischen Problemen begleitet wird”, schreibt Studienleiter
Emmanuale Jannini.
Wer Homophobie bekämpfen will, muss
Schwule und Lesben mit klaren politischen Ansagen und Gesetzen unterstützen,
vor allem aber mit Aufklärung – und mit Allianzen zwischen diskriminierten
Gruppen in den USA und in Europa.
Es kann sein, dass einige Familien ihre schwulen und
lesbischen Verwandten verstoßen, die meisten Familien werden es sich aber umso
genauer überlegen, je mehr Liebe und Respekt herrschen.
Homophobie zieht sich durch die Menschheitsgeschichte. Unter
den IS-Terroristen, unter kommunistischen Diktatoren und unter den Nazis ging
es darum, gleichgeschlechtliche Liebe auszulöschen. Der Umgang mit Homosexualität
ist kein Barometer für die Toleranz einer Religion, sondern für die Toleranz
einer Mehrheit. Homophobie ist ein Indikator dafür, wie gefährlich bestimmte
politische Akteure sind.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Lage von Lesben und
Schwulen in westlichen Ländern deutlich verbessert. Nach und nach wurden die
Rechte für Homosexuelle ausgebaut. In einigen Ländern wie Spanien, Frankreich
und Schweden sind homosexuelle Ehen gleichgestellt.
Auch wenn sich die Uhren in westlichen Ländern unterschiedlich schnell drehen, geht die Entwicklung doch in eine Richtung.
Doch es gibt auch
die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung.
Erst vor Kurzem hat Uganda die Strafen für Homosexualität
deutlich verschärft. Und nicht nur in diesem afrikanischem Land wird
Homosexualität mit drakonischen Strafen bestraft.
Wenn zum Beispiel algerische Zeitungen über Fälle von
Pädophilie berichten, bringen sie das immer mit Homosexualität in Verbindung.
Die Homophobie in unserem Land ist aber auch in einem engen
Zusammenhang mit der Ungleichheit zwischen Mann und Frau zu sehen. Frauen haben
in unserer Gesellschaft einen wesentlich niedrigeren Stand als Männer, aber
Homosexuelle werden noch unter den Frauen gesehen.
Die Karte zeigt eine Trennlinie, die geografisch die Welt in
einen toleranten Norden und einen homophoben Süden einteilen. Wobei die
Einteilung so einfach nicht zu treffen ist, da die meisten Länder in Südamerika
keine Strafen gegen Homosexualität erheben. Besonders dramatisch ist die Lage
in Afrika. In den meiste afrikanischen Ländern werden zum Teil harte Strafen
gegen Homosexualität verhängt, in einigen Ländern auch die Todesstrafe.
In allen Ländern, in denen Homosexualität unter Strafe steht
gibt es strake homophobe Tendenzen in der Bevölkerung. Zudem unterstützen
fanatische religiöse Gruppen die Verfolgung von Lesben und Schwulen. In Afrika
unterstützen vor allem Evangelikale vor allem aus den USA homophobe Tendenzen.
Ein Skandal, der bisher ohne Konsequenzen bleibt. Die Frage für die
Bundesregierung ist es aber, inwieweit sind Länder, die Menschen aufgrund ihrer
Identität verfolgen würdig sind, Entwicklungshilfe zu erhalten.
Der Islam ist die schwulenfeindlichste Weltreligion
Die Terrorakte des Islamismus haben nun auch Europa
erschüttert. Ein bekannter schwuler Comic-Zeichner zieht aus Angst eine
Mohammed-Karikatur zurück. Müssen Homosexuelle Angst vor dem Islam haben?
In unserem Kulturkreis spielen die drei Weltreligionen die
größte Rolle, die ihren gemeinsamen Ursprung bei dem Patriarchen Abraham sehen:
Judentum, Christentum, Islam. Der Islam ist die jüngste dieser Religionen,
sodass man alles, was man im Koran zur Homosexualität findet, in ähnlicher Form
auch in Bibel und Thora entdecken kann.
Allerdings schon in einer Version, die durch die Tradition
und den Kulturkreis geprägt ist, in dem der Islam entstanden ist.
Das zeigt sich schön der Geschichte vonSodom und Gomorrha, nach der Gott diese Städte wegen ihrer
Sündhaftigkeit mit Feuer und Schwefel ausgelöscht hat. Diese Erzählung wird so
interpretiert, dass es sich bei dieser Sünde um den gleichgeschlechtlichen
Sexualverkehr unter Männern gehandelt habe.
Eine Geschichte, die in ähnlicher Form auch im Islam
auftaucht und dort ebenfalls als klares Fundament der Verdammungswürdigkeit
gleichgeschlechtlicher Liebe unter Männern interpretiert wird. Neben der
Sodom-Erzählung spielt die Koran-Sure 26 (Verse 165-166) eine zentrale Rolle:
„Wollt ihr euch denn mit Menschen männlichen Geschlechts
abgeben und (darüber) vernachlässigen, was euer Herr euch in euren Gattinnen
(als Ehepartner) geschaffen hat? Nein, ihr seid verbrecherische Leute."
Wie im Judentum und Christentum auch ist bei der Erwähnung
von Homosexualität in fast allen Fällen immer nur die gleichgeschlechtliche
Sexualität und Männern gemeint. Dass die Sexualität der Frauen in den
allermeisten Fällen nicht einmal der Erwähnung wert scheint, hängt den meisten
Fachleuten zufolge mit einer generellen Minderbewertung der Frau und weiblicher Sexualität zusammen.
Diese ist im Koran weitaus deutlicher ausgeprägt als etwa im Neuen Testament.
Das Problem besteht vor allem in der fundamentalistischen
Interpretation des Koran
Insgesamt wird man aber feststellen können, dass sich Koran
bezüglich homosexuellenfeindlicher Aussagen nicht wesentlich von Bibel und
Thora unterscheidet. Aber der Islam ist eine institutionalisierte Religion. Das
heißt, er besteht nicht nur aus einer Gründungsurkunde.
Entstanden ist er erst durch die machtvollen Institutionen,
die ihn auslegen - durch eine Rezeptionsgeschichte. Unter anderem dadurch, dass
sich der Koran selbst als nicht hinterfragbarer, direkt von Gott diktierter
Text versteht, hat die fundamentalistische Interpretation nach wie vor die
Oberhand in der islamischen Welt.
Die frauenfeindlich motivierte Homosexualität erhält in
dieser fundamentalistischen Interpretation des Islam ihre ganze eigene Nuance.
Nämlich dadurch, dass häufig nur derjenige Partner beim gleichgeschlechtlichen
Sexualverkehr als „wirklich schwul" und damit verwerflich angesehen wird,
der die passive (bzw. in der Sicht der Urteilenden dann auch weibliche) Rolle
einnimmt.
Immer wieder hört man von jungen schwulen Männern mit
muslimischem Religionshintergrund, dass die erste Frage der Eltern bzw. des
Vaters beim Coming-out des Sohnes war, ob dieser beim Sexualakt die Rolle der
Frau oder die des Mannes einnimmt. Ist er nur aktiv, bzw. nimmt die Mann-Rolle
ein, kann man dann in vielen Fällen weiter mit dem Sohn in friedlicher
Koexistenz leben, da er ja eigentlich gar nicht „schwul" sei.
Auspeitschung und Todesstrafe für Homosexuelle
In der vom Islam beeinflussten Rechtssprechung reichen die
Strafen für praktizierte Homosexualität von Auspeitschung bis hin zur
Todesstrafe. Unter den 10 Ländern, in denen bis heute die Todesstrafe für
praktizierte Homosexualität droht, sind fast alle Länder, in denen die
muslimische Scharia gilt bzw. wo die Rechtssprechung von dieser beeinflusst ist
(Iran, Jemen, Mauretanien, Katar, Saudi Arabien, Sudan, Vereinigte Arabische
Emirate).
Daneben gibt es auch Länder wie den Irak, wo das Strafrecht
schwulen Sex nicht ausdrücklich verbietet, wo aber Verdächtige von Milizen
getötet oder von Richtern unter Bezug auf die Scharia zum Tod verurteilt
werden. Dies besonders häufig dann, wenn homosexuelle Männer als Sündenböcke
herhalten müssen.
Seit Jahrhunderten wurden schwule Männer in Judentum,
Christentum und Islam für Naturkatastrophen, Pest und viele andere Übel
verantwortlich gemacht. So kam es in Krisensituationen immer wieder zu
kirchlich motivierten Hexenjagden gegen Schwule, die einmal zu Sündenböcken
erklärt, bei Bedarf immer wieder in diese Funktion gedrängt wurden.
Ein perfides Vorgehen, das auch im Islam heute noch vorkommt
und dort - durch Konstellationen wie im Irak - weitreichende Folgen hat. So
wurde etwa für das Seebeben bzw. den Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004
von einem einflussreichen islamischen Scheich aus Beirut die gleichgeschlechtliche
Unzucht verantwortlich gemacht.
Insgesamt gilt wieder: Generell sind es alle drei großen
Offenbarungsreligionen, deren Positionen bis heute dazu führen, dass
Homosexualität nach wie vor dämonisiert wird. Im Christentum und Judentum spielt
diese Dämonisierung aber lange nicht die Rolle,die sie im Islam nach wie vor innehat.
Dies liegt auch daran, dass sich von einem
wissenschaftlichen Zugang her, die homophoben Aussagen aus den „heiligen
Schriften", die die Diskriminierung grundlegen sollen, leicht als „Kinder
ihrer Zeit" entlarven lassen.
Eine solche Auslegung ist aber nach wie vor bei der großen
Mehrheit islamischer Theologen und Geistlicher eine absolute Seltenheit. Was
auch verständlich ist.
In manchen Ländern riskieren muslimische Schriftausleger,
die diese wissenschaftliche Schriftinterpretation oder den real existierenden Islam anwenden, totgeprügelt zu werden.
Der real existierende Islam ist derzeit die
schwulenfeindlichste Weltreligion
1.) Die Schwulenfeindlichkeit im Islam hat ihre Wurzeln im
fundamentalistisch interpretierten Koran - und dadurch auch im Christentum und
Judentum. Diese Koraninterpretation ist im real existierenden Islam
federführend - sodass dieser derzeit als die schwulenfeindlichste Weltreligion
überhaupt zu gelten hat.
2.) Besonders mitverursacht ist die islamische Homophobie
durch eine Minderbewertung der Frau bzw. des Weiblichen, die im Koran und im
real existierenden Islam weitaus stärker ausgeprägt ist als in Thora und Bibel.
3.) Wem wirklich an der endgültigen Emanzipation der
Homosexuellen gelegen ist, der hat zwei Möglichkeiten:
a) Entweder die wenigen liberalen Kräfte innerhalb des Islam
mit aller Entschiedenheit zu stärken.
Oder
b) Gegen den Einfluss aller real existierenden Religionen
(besonders aber des Islams) überhaupt zu kämpfen, wo er menschenverachtend,
diskriminierend und gegen die Werte einer offenen Gesellschaft gerichtet ist.
In vielen islamischen
Ländern werden Homosexuelle verfolgt, doch im Verborgenen gibt es eine aktive
Szene.
Es begann mal als schüchternes Angebot in einem
Wasserpfeifen-Café, mal als offensive Anmache am Taxi-Stand. Der eine sagte
klar, was er wollte. Der andere flüsterte: "Lass uns einfach schauen, was
passiert." Die Rede ist von Begegnungen mit Männern, die sich mit mir zum
Sex verabreden wollten. Aber nicht in Berlin oder New York, sondern in Aleppo,
Kairo und Amman. Nie habe ich so viele Angebote zum gleichgeschlechtlichen Sex
bekommen wie in islamischen Ländern. Nie habe ich Männerfreundschaften erlebt,
die auch körperlich innig sind, wie unter Muslimen.
Das ist die eine Seite.
Die andere Seite marschierte am Sonntag mit einem
Sturmgewehr bewaffnet in einen queeren Club im amerikanischen Orlando und
erschoss 49 Menschen (bento). Im Iran hängen die Körper von Homosexuellen an
Baukränen, in Saudi-Arabien schlagen Religionswächter Schwulen die Köpfe ab und
in Syrien stürzt der selbsternannte "Islamische Staat" Homosexuelle
von Hochhäusern.
Der Islam ist im Verständnis vieler eine homophobe Religion:
Muslime mögen einfach keine Schwulen. Aber auch wenn Islamisten heute
Homosexualität verteufeln, war gleichgeschlechtliche Liebe in der islamischen
Welt jahrhundertelang selbstverständlich. Und auch wenn Homophobie heute aus
westlicher Sicht als typisch islamisches, als "mittelalterliches"
Problem gilt – in Wahrheit ist es in der Region ein ziemlich modernes Phänomen.
Ein Überblick:
Wie gingen Muslime früher mit Schwulen um?
Körperliche Liebe zwischen Männern war zwischen dem 8. und
18. Jahrhundert in der islamischen Welt so selbstverständlich, dass es das
Label "schwul" eigentlich nicht gab. Die Einteilung von Liebe und Sex
in eine "homosexuelle" und eine "hetereosexuelle" Sphäre
ist ein ziemlich modernes Phänomen – auch im Westen.
Wie im christlichen Europa entschied sich in der islamischen
Welt jahrhundertelang die Sexualmoral eher an einzelnen Sexpraktiken als an der
sexuellen Identität der Menschen. Und ähnlich wie heute gab es deshalb auch im
Europa der Vormoderne allerlei Klischees um das Thema Islam und Homosexualität.
Nur der Unterschied zu heute könnte kaum größer sein:
Massenhaft brachten europäische Orientreisende Geschichten
über sexuelle Lasterhaftigkeit mit zurück ins christlich-verklemmte Abendland.
Haremsgeschichten und -gemälde faszinierten die Europäer. Muslime galten als
freizügig und sexuell enthemmt. Ein Klischee übrigens, das bis heute nachwirkt:
Auch Böhmermanns Stereotyp vom türkischen Ziegenficker geht zurück auf jene
Tage.
Woran zeigte sich der lockere Umgang mit Schwulen?
Wer wissen will, wie unverklemmt Muslime einst mit der Liebe
zum eigenen Geschlecht umgingen, muss Gedichte lesen. Jahrhundertelang brachten
muslimische Lyriker in arabischer, persischer und osmanischer Sprache ihre
homoerotischen Fantasien in Versform. Wahrscheinlich dürfte keine andere Kultur
eine solche Vielfalt an homoerotischer Literatur hervorgebracht haben wie die
islamische.
Die Verse des berühmtestes persischen Dichters überhaupt,
Hafiz, sind voller Homoerotik. Über seine Zuneigung zu gut gebauten türkischen
Sklaven schrieb er:
"Nähm der Schirazer Türke mein Herz in
seine Hand, Für’s Hindumal schenkt’ ich ihm Buchara und Samarkand."
Und wenn
heutige Islamisten vorgeben, sich auf die Zeit der ersten islamische Kalifen zu
berufen, sollten sie vielleicht erst einmal Abu Nuwas lesen. Er gilt als
berühmtester Dichter der arabischen Welt und schwärmte im 9. Jahrhundert über
die Geschlechtsteile seiner Geschlechtsgenossen:
"Im Bade
wird dir das sonst durch die Hosen Verborgene sichtbar. Auf zum Betrachten!
Gucke mit nicht abgelenkten Augen!"
Aber im Koran wird Homosexualität doch verurteilt?
Ja und Nein.
Ein explizites Verbot von Homosexualität findet sich nirgends im Koran. Heutige
Homophobe stützen sich vor allem auf eine Geschichte, die auch Bibelleser
kennen: Sie handelt vom Propheten Lot, der im sündigen Sodom für Ordnung sorgen
soll. Die Bewohner Sodoms – im Koran heißen sie "das Volk Lots" –
werden auch im Koran für ihr Verhalten von Gott vernichtet.
Wogegen sich
der Groll Gottes richtete, haben islamische Gelehrte allerdings zu
unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten immer wieder anders
bewertet: Für die einen verurteilte Gott damit Männer, die miteinander Sex
haben. Für die anderen richtete sich sein Groll gegen Formen sexueller Gewalt.
Die abwertende arabische Bezeichnung "loti", umgangssprachlich für
"schwul", zeugt heute noch von dieser Geschichte.
Und was ist mit Lesben?
Schwierige
Frage. Das patriarchalische Gesellschaftsverständnis der islamischen Welt hat
leider dazu geführt, dass über Liebesbeziehung zwischen Frauen weit weniger
überliefert ist. Vieles deutet allerdings daraufhin, dass es gerade die
Männerfokussierung der islamischen Welt war, die einander liebenden Frauen
große Freiheiten ermöglichte: Denn nicht nur Dichter, sondern auch Richter
interessierten sich kaum dafür, was Frauen untereinander trieben.
Die
islamische Welt ist also ein Paradies für Schwule?
Nein. Die
Zeiten, in denen männerliebende Europäer vor Verfolgung der katholischen Kirche
in den Orient flüchteten, sind lange vorbei. Mit den europäischen
Kolonialarmeen hielt im 19. Jahrhundert auch die homophobe Sexualmoral des
christlich-verklemmten Abendlandes Einzug in die islamische Welt. Islamisten,
die die liberalen Gesellschaftsentwürfe vergangener Tage als Ursache für die
eigene militärische und politische Schwäche ausmachten, erledigten den Rest.
So
selbstverständlich wie islamische Dichter einst die Liebe zum eigenen
Geschlecht zelebrierten, gehört Homophobie heute leider zum Alltag in
islamischen Gesellschaften. In fast allen islamischen Ländern steht
Homosexualität heute unter Strafe. Im Sudan, Jemen, Iran, Saudi-Arabien und den
Vereinigten Arabischen Emiraten droht Homosexuellen sogar der Tod. Von der
sexuellen Vielfalt früherer Tage sind die meisten Muslime heute ebenso
entfremdet wie ihre westlichen Gleichaltrigen.
In fast allen islamischen Ländern steht Homosexualität
heute unter Strafe.
Gibt es auch
heute noch Freiräume für Schwule in der islamischen Welt?
Trotz der
strengen Gesetze – es gibt Schwule und sie führen auch Beziehungen miteinander.
Auch heute verlaufen die Grenzen der Sexualität in islamischen Gesellschaften
immer noch etwas anders als im Westen. Kairo und Beirut kennen "cruising
areas", um die die Polizei einen Bogen macht, in Damaskus gibt es
inoffizielle Badehäuser für Schwule. Betritt man solch ein Hammam, trifft man
junge, kräftige Männer, Familienväter, schüchterne Jünglinge. Per Zeichen
verabreden sich die Männer für Dates, wer Lust hat, zieht sich mit einem Freund
in eine dunkle Ecke zurück ("Süddeutsche Zeitung").
Als eine
ägyptische TV-Show im vergangenen Jahr eine Razzia in einem vermeintlichen
Schwulen-Hammam inszenierte, verklagte das Gericht später die Moderatorin für
die Zurschaustellung – die Männer blieben unbehelligt (Al-Monitor).
Auch erste
sexuelle Erfahrungen sammeln junge Männer und Frauen häufig mit ihren Freunden:
beim "Gruppenwichsen" oder gegenseitigem Oralsex. Auch Händchenhalten
unter Freunden oder gegenseitige Massagen in Badehäusern, auch bei Männern,
sind weit verbreitet. Für viele Heranwachsende in islamischen Ländern ist das
Normalität.
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