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Geschrieben
und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2018
Bitte kopiert den Link und Gebt
diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es,
deswegen Spende Blut, denn es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch?
Organspenden können andere zum Leben verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache
Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you have it and need it, so donating blood,
because it is missing in the world!
I
had him, you also? Organ donation can help others to life, be proud of your self
doing Him Get donor card!
Irgendwo dazwischen
Unser Autor wollte von
der Frau zum Mann werden, stoppte die Umwandlung aber und lebt nun genderlos
Heute Morgen
bin ich aufgestanden, habe einen gelben Minirock und ein bauchfreies Top
angezogen, mich fotografiert und das Bild auf Instagram hochgeladen. Ich poste
oft Selfies im Netz. Heute reichten die Kommentare von „Sexy, Tyler!“ über „Was
zum Teufel! Kerl oder Mädchen?“ bis hin zu „Dir kann echt nur noch eine
Therapie helfen“.
Fünf Jahre
bevor Caitlyn Jenner die ganze Welt an ihrer Geschlechtsumwandlung teilhaben
ließ, bin ich zum ersten Mal auf den Begriff „Transgender“ gestoßen. Ich war 20
und besuchte die Universität in Nashville, Tennessee – sofern es möglich ist,
eine Uni zu besuchen, wenn man so schwere Depressionen hat, dass man überhaupt
nicht aus dem Bett kommt. Dann entdeckte ich das Youtube-Video eines
Transmannes, auf dem dieser das erste Jahr seiner Testosteroneinnahme
dokumentierte. Als ich das Video mit einigen meiner Freunde teilte, war die
Reaktion bei den meisten: „Oh, wow, wie cool!“ Ich wusste aber nicht, wie ich
ihnen sagen sollte, dass dieser Trans-Mann genauso gut auch ich sein könnte.
Anders als
die anderen
Ich wuchs
als einzige Tochter einer alleinerziehenden, berufstätigen Mutter in Florida
auf. Als ich mit 17 in einem Psychologie-Kurs saß, wurde mir plötzlich klar,
dass ich mich in eine der anderen Teilnehmerinnen verguckt hatte. Die
Nachmittage verbrachte ich damit, im Internet zu googeln: „Ich glaube, ich hab
mich in ein Mädchen verliebt. Bin ich lesbisch?“ Während der folgenden zwei
Jahre habe ich begierig alle Folgen von The L Word und South Of Nowhere in mich
aufgesogen (zwei Serien, die sich um lesbische Charaktere drehen). Ich
versuchte herauszufinden, wo ich dazugehöre. Ich meldete mich bei einem
LGBTQ-Onlineforum an. Doch mir war klar, dass irgendetwas nicht stimmte.
Anstatt Erleichterung darüber zu verspüren, dass ich das war, was andere eine
Lesbe nannten, fühlte ich mich wie eine Hochstaplerin. Ich wusste, dass ich
nicht so war wie das Mädchen aus meinem Kurs, für das ich schwärmte. Ich wusste,
dass ich anders war als alle Mädchen, die ich kannte.
Ich
versuchte, mich als Lesbe zu akzeptieren, doch es fühlte sich nicht richtig an.
Ich wusste nicht, wie ich meiner Sexualität eine konkrete Form geben konnte,
wie die Mädchen aus den Serien dies taten, mit denen ich mich zu identifizieren
versuchte. Ich fragte mich, ob ich mit einem Mädchen schlafen musste, um mich
endlich wie eine Lesbe zu fühlen, doch allein die Vorstellung war mir so fremd,
dass ich nicht wusste, wie das gehen sollte und ob ich das wollte.
Als ich an
der Uni von transsexuellen Menschen erfuhr, konnte ich mir zum ersten Mal eine
Zukunft für mich vorstellen. Ich sah mir endlos Videos von Transmännern in
verschiedenen Stadien ihrer Geschlechtsumwandlung an, las Blogs über
Gender-Identität, recherchierte die Auswirkungen einer Hormonbehandlung und
versuchte, mir aus alldem meine Identität und meine Zukunft zusammenzubauen.
Nachdem ich mich acht Monate lang mit dem Thema auseinandergesetzt hatte,
fasste ich den Entschluss, eine Hormontherapie zu beginnen, und outete mich
meiner Familie und Freunden gegenüber als transsexueller Mann.
Ich bat sie,
mich mit einem neuen Namen anzusprechen und sich mit männlichen Pronomen auf
mich zu beziehen. Die meisten zeigten Verständnis. Und ich hatte von Anfang an
die Unterstützung meiner Mutter. Sie half mir bei der Organisation, angefangen
bei den ganzen Anträgen und dem anderen Papierkram bis hin zu den Arztterminen.
Schon nach einem Treffen mit dem Gender-Therapeuten wurde ich als „ausreichend
transsexuell“ eingestuft und bekam Testosteron verschrieben. Die Vorstellung,
Hormone verabreicht zu bekommen, begeisterte mich – ich stellte mir vor, sie
würden den Graben zwischen meinem Körper und meinem wahren Ich schließen.
Das
darauffolgende Jahr war aufregend. Mein Körper veränderte sich, und mein Leben
veränderte sich mit ihm. Ich schmiss das College, erhielt eine Rolle in einer
Reality-Show im Fernsehen, deren Teilnehmer um eine Gastrolle in einer
Musical-Comedy-Serie kämpfte, und zog nach Los Angeles. Jeder Tag brachte neue
Überraschungen. Es war cool, plötzlich mit einer anderen Schuhgröße aufzuwachen.
Ich sang jeden Tag und der Umfang meiner Stimme wurde völlig unvorhersehbar.
Ich trauerte dem Verlust meiner hohen Töne nach, war aber jedes Mal völlig aus
dem Häuschen, wenn sich mein Tonumfang nach unten erweitert hatte. Alles
veränderte sich so schnell, dass ich kaum Schritt halten konnte. Das führte
dazu, dass ich kaum darüber nachdachte, ob meine Entscheidung denn richtig
gewesen war. Als meine Stimme sich festigte und mein Bart voller wurde, verlor
das Mannsein den Reiz des Neuen und ich fiel in die Depression zurück.
Nachdem ich
anderthalb Jahre Hormone genommen hatte, sagte mir eine Stimme in meinem
Hinterkopf, dass ich das Testosteron absetzen sollte. Ich fühlte mich nicht wie
ein Mann. Ich wusste noch nicht einmal, was es bedeutet, sich wie ein Mann zu
fühlen. Eines Abends saß ich zwei Stunden auf dem Klo und redete vor der Kamera
meines Laptops darüber, wie verloren und hilflos ich mich fühlte. Da wurde mir
klar, dass ich mich mit keinem der zwei Geschlechter „männlich“ und „weiblich“
identifiziere.
Nur ein rasiertes
Bein
Ich war kurz
vorher auf Trans-Blogs auf das Konzept nicht-binärer Geschlechtsidentitäten
gestoßen. Fließende Gender-Identitäten und Gender-Neutralität werden in den
klassischen Medien ja kaum diskutiert. Als mir klar wurde, dass ich nicht
länger als Transmann leben konnte, war das beängstigend und befreiend zugleich.
Wie sollte es weitergehen? Was würden die Leute denken? Ich hatte noch nie
gesehen, wie jemand seine Identität von „binär Transgender“ zu „nicht-binär
Transgender“ entwickelte, mir fehlte jeglicher Bezugspunkt. Und ich hatte keine
Ahnung, wie mein Körper auf die Einstellung der Testosteroneinnahme reagieren
würde.
Als ich den
ersten Tag keine Hormone mehr zu mir nahm, rasierte ich mir nur ein Bein. Für
mich symbolisierte das meine Verwirrung, es war ein Statement über den Stand
meiner Gender-Identität: im Fluss. Anstatt zu versuchen, mich in irgendein
Gender-Stereotyp zu pressen, erlaubte ich mir die Freiheit, mit meinem Aussehen
und den Pronomen, die ich für mich verwendete, zu experimentieren. Manchmal
trug ich einen Bart und legte leuchtend roten Lippenstift auf, dann rasierte
ich mich wieder und trug eine Beanie-Mütze mit einem Button-down-Hemd. Ich
hörte auf, mich zu fragen, was es bedeutete, bestimmte Dinge tun zu wollen oder
auf eine bestimmte Art aussehen zu wollen.
Ich lebe
jetzt seit einem Jahr offen als Agender oder genderlose Person. Für mich
bedeutet dies die Freiheit, als Mensch zu existieren, ohne mich von den
Beschränkungen der Geschlechterzweiteilung einengen zu lassen. Ich ziehe an,
was ich will, und mache, wozu ich Lust habe. Wenn sie mich sehen, wissen Leute
oft nicht, was sie von mir halten sollen, wie sie mich einordnen sollen. Für
sie passen die Rundungen meiner Hüften nicht mit dem Bartwuchs zusammen.
Meine
Existenz bringt Menschen dazu, alles infrage zu stellen, was man ihnen über
Gender beigebracht hat. Und das bringt sie dazu, infrage zu stellen, was sie
über sich selbst wissen – das macht ihnen Angst. Fremde wollen oft wissen, ob
ich männliche oder weibliche Genitalien habe. Sie hoffen, mein Körper halte
eine eindeutige Antwort bereit. Doch das tut er nicht. Meine Wahrheit steckt in
dem, was ich sage. Mein Körper ist nur das Vehikel, das es ermöglicht, mich
auszudrücken.
Wenn ich
eine öffentliche Toilette benutze, muss ich jedes Mal dem gleichen geistigen
Drehbuch folgen: „Ja, ich habe gelesen, was draußen an der Tür steht.“ „Ich bin
nur hier, um zu pullern, bitte lassen Sie mich in Ruhe.“ „Ich habe ebenso wenig
Lust darauf, hier zu sein, wie Sie, aber es gibt nun einmal hier in der Gegend
keine geschlechtsneutrale Toilette.“
Hinzu kommt
die Angst, belästigt zu werden. Wenn ich mich morgens anziehe, richtet sich
das, was ich auswähle, nicht immer danach, wie ich empfinde, sondern danach wie
sicher ich mich fühle. Wenn ich abends ausgehe, muss ich den gelben Minirock
oft gegen eine schwarze Skinny Jeans eintauschen: Ich weiß genau, was Leuten
wie mir in der S-Bahn zustoßen kann. Sie werden oft verprügelt, manchmal
totgeschlagen.
Trotzdem: Zum
ersten Mal fühle ich mich mit meinem Körper und meiner Identität im Reinen. Im
Spiegel bin ich einfach nur Tyler – ein wundervoller Mensch mit brauner Haut,
krausem Haar und strahlenden Augen.
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denn Wissen ist Macht!
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