Samstag, 2. Juni 2018

Transgender-Kinder: Mama, ich bin ein Mädchen! /// Transgender kids: Mom, I'm a girl!


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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2018
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Transgender-Kinder: „Mama, ich bin ein Mädchen!“


Im falschen Körper geboren: Wie man Transsexualität bei Kindern erkennen kann, damit umgeht und welche Hilfen es gibt.

Simone war 6 Jahre alt, als sie geboren wurde. Zu diesem Zeitpunkt gaben die Eltern ihrem als Jungen geborenen Sohn die leicht abgeänderte weibliche Version des Namens. „Wir haben uns nicht geschlagen gegeben, sondern die Gefühle unserer neu gewonnenen Tochter akzeptiert. Sie war schon immer anders, aber das haben wir nie negativ beurteilt“.

Was ist Transsexualität bei Kindern?

Trans-Kinder fühlen sich nicht dem Geschlecht zugehörig, welches ihnen aufgrund ihrer Körpermerkmale zugeordnet wurde. Sie ordnen sich ganz klar dem „Gegengeschlecht“ zu. Wie viele Kinder einen inneren Widerspruch bei der Beurteilung ihres Geschlechts empfinden, darüber gibt es in Deutschland keine verlässlichen Zahlen. Seit Anfang des Jahres 2000 berichten Ärzte und Psychologen darüber, dass es eine steigende Anzahl von Kindern gibt, die mit Fragen zu ihrer Geschlechtsidentität die Sprechstunde aufsuchen. Das belegen auch Zahlen aus dem Universitätsklinikum Frankfurt am Main. In den Zeitraum zwischen 1987-2000 suchten dort in der Spezialsprechstunde insgesamt 49 Minderjährige Rat. Die aktuelle Zahl beläuft sich auf 640 Ratsuchende und jede Woche kommen vier neue Kinder dazu. Dass die Zahlen so stark angestiegen sind, lässt sich auch darauf zurückführen, dass in der heutigen Zeit eine öffentliche Thematisierung zugelassen wird.

Woran erkennt man Transgender- Kinder?

Wenn ein Kind geboren wird, verbinden Eltern damit häufig bestimmte Erwartungen. Wird es ein Junge, sieht sich der Vater mit seinem Sohn bei ehrgeizigen Legoprojekten. Bei Mädchen freuen sich viele Eltern darauf, Zöpfe zu flechten und süße Kleidung auszusuchen. Aber nicht immer erfüllen sich diese Erwartungen. Es gibt durchaus „Räubertöchter“, die lieber mit Jeans und lässigen T-Shirts durch die Natur streifen und mit Stöcken spielen. Auch Jungs lassen sich nicht immer mit den klassischen Vorstellungen verknüpfen. Vielleicht hat der eigene Sohn viel mehr Lust auf Dressurreiten als auf Trampeltrecker.

Viele Eltern sehen das locker, denn das klassische Rollenbild wurde in den letzten Jahrzehnten immer stärker aufgeweicht. Die Toleranz und Akzeptanz ist gewachsen, so gibt es viel mehr Platz für Vielfältigkeit. Aber woran erkennt man dann, wenn das eigene Kind transsexuell ist? Psychologen betonen, dass die Wahl des Hobbys oder der Kleidung keine eindeutigen Hinweise sind. Vielmehr muss es einen Leidensdruck geben, verbunden mit dem eigentlichen Geschlecht. Manche Kinder äußern schon mit 5 Jahren, dass sie sich im falschen Körper geboren fühlen. Zwar gibt es verschiedene Fragebögen, aber Experten betonen, dass es keinen Test, keinen Marker und keinen Blutwert gibt, der eine Transidentität bisher zweifelsfrei identifizieren lässt.

Eltern sollten die Wünsche ihres Kindes respektieren

Fühlt sich das eigene Kind im falschen Körper geboren, ist es wichtig, dass Eltern die Gefühlswelt ihres Nachwuchses ernst nehmen und anerkennen. Arbeiten Väter und Mütter mit Druck und versuchen beispielsweise ihre Kinder in geschlechtertypische Muster zu pressen, kann das schwere Folgen haben.
Psychologen betonen, dass Eltern, die ihre Kinder gegen ihren Willen in Kleider oder Hosen zwängen, körperliche Beschwerden bei ihrem Nachwuchs auslösen können. Die betroffenen Kinder klagen dann über Bauchweh oder Kopfschmerzen. Ignoriert die Familie oder das Umfeld die Gefühlswelt des Kindes oder lehnt die Wünsche regelrecht ab, können Depressionen und Selbstverletzungen Reaktionen sein. Eine Studie aus Amerika zeigte, wie sehr transsexuelle Kinder unter ihrer Situation leiden können. Die Studienteilnehmer zeigten vermehrt Übergewicht, Depressionen und Selbstmordgedanken.

Der Wechsel des Geschlechts – ein Befreiungsschlag

Bereits kleine Kinder können einen großen Leidensdruck empfinden. Eltern von Transgender-Kids berichten, dass sich ihre Kinder nach dem „Outing“ stark verändert haben.

„Mein Sohn war immer ein sehr introvertierter Typ, er wirkte stets angespannt. Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem Simon als Simone in den Kindergarten gegangen ist, mit einem pinken T-Shirt – klassisch wie ein Mädchen eben. Auf einmal war er eine „sie“. Sie war glücklich, entspannt und lustig, Simone war ein ganz anderes Kind.“

Viele Eltern machen sich Gedanken darüber, was andere Menschen über ihr Kind oder über sie selbst denken könnten, wenn der eigene Nachwuchs sich gegensätzlich zu dem angeborenen Geschlecht kleidet oder verhält. Tatsächlich ist die Akzeptanz in der Gesellschaft in den meisten Fällen größer als gedacht. Gespräche mit Eltern und Erziehern bzw. Lehrern können auf das „Outing“ vorbereiten.

Welche Hilfe und Anlaufstellen gibt es für Eltern von Transgender- Kindern?

Experten raten dazu, dass betroffene Eltern sich früh Hilfe suchen. Die erste Anlaufstelle ist der Kinderarzt, der Adressen zur weiteren Kontaktaufnahme empfehlen kann. Darüber hinaus verfügen große Städte wie Hamburg, Frankfurt, Münster und München über Universitätskliniken, die spezielle Sprechstunden anbieten. Dort können sich Eltern gemeinsam mit ihrem Kind von erfahrenen Psychologen und Ärzten Rat einholen. Nach einer differenzierten Einschätzung können die Experten den Familien geeignete Therapeuten in der Umgebung empfehlen. Das Netzwerk Trakine e. V. steht Eltern und Kindern begleitend zur Seite, indem es viele Informationen bereithält, Kontakt zu Selbsthilfegruppen pflegt und bei der Expertensuche unterstützt.





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