Dienstag, 12. Juni 2018

Trump schließt Transgender aus dem US-Militär aus /// Thema Transgender: Soldaten wütend auf Trump

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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2018
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Thema Transgender: Soldaten wütend auf Trump
Die Twitter-Verkündung des US-Präsidenten, er werde »nach Rücksprache mit meinen Generälen und Militärexperten« Transgender-Menschen nicht den Militärdienst erlauben, hat die Betroffenen schockiert.

Im Wahlkampf schwenkte Donald Trump einst eine Fahne in Regenbogen-Farben mit seinem Namen und versprach auf der Bühne: Schwule, Lesben und Transgender-Bürger hätten keinen größeren Freund als ihn, den Kandidaten. Die Reaktionen auf seinen jetzt vollzogenen Schwenk reichen von Ungläubigkeit bis hin zu Konfrontationslust.
»Lassen Sie uns von Angesicht zu Angesicht zusammenkommen, dann können Sie mir sagen, dass ich es nicht wert bin zu dienen«, forderte beispielsweise Kristin Beck Trump im Gespräch mit Reportern auf. Die Transgender-Frau diente einst 20 Jahre lang unter ihrem Geburtsnamen Christopher Beck bei den legendären »Navy Seals«, die auch bei der Tötung Osama Bin Ladens tätig waren. 13-mal wurde sie zu Kriegseinsätzen vor allem im Irak und Afghanistan geschickt, wurde verwundet und erhielt sogar den »Bronze Star« für besonderen Mut in kritischen Situationen.

Nicht nur für Beck, die in einem Transgender-Status keinerlei Einfluss auf die Diensttauglichkeit sieht, kam der plötzliche Sinneswandel des Präsidenten, der selbst nie einen Militärdienst geleistet hat, überraschend. Vertreter des Pentagon wiesen in Gesprächen mit US-Medien darauf hin, es habe weder eine Absprache Trumps noch eine vorherige Warnung gegeben. Spekuliert wird, dass die am Mittwochmorgen gegen sieben Uhr Ortszeit abgesetzten Twitter-Botschaften zu diesem Thema eine Art »Impulsentscheidung« Trumps gewesen sind, die zuvor im Beraterkreis nicht diskutiert worden seien.

Der Präsident hatte das Transgender-Verbot damit begründet, das Militär müsse sich darauf konzentrieren, »entscheidend und überwältigend« zu siegen. Trumps Vorgänger Barack Obama hatte erstmals eine Anordnung erlassen, die Transgender-Bürger im Militärdienst zulassen sollte. Völlig unklar ist, ob nun Transgender-Soldaten aus den Streitkräften entfernt werden. Das Pentagon verkündete, es werde »in naher Zukunft« dazu Näheres geben. Für Militärangehörige wie Luftwaffen-Sergeant Logan Ireland, der sich – wie geschätzte rund 5000 bis 6000 andere Soldaten – als Transgender bezeichnet und derzeit aktiven Dienst leistet, ist die Trump-Aussage ein Affront. »Ich möchte sehen, wie sie versuchen, mich aus meinem Militär zu werfen«, sagte Ireland jetzt gegenüber der »Air Force Times«, einer Zeitung für Luftwaffen-Angehörige. »Ich bin voll qualifiziert und bereit, mein Leben für dieses Land zu geben«, so Ireland.

Gerätselt wird in Washington, was den Sinneswandel Trumps bewogen hat, der sich noch vor einem Jahr als überzeugter Sozialliberaler präsentiert hatte und durch seine Annäherung an die Schwulen-, Lesben- und Transgender-Szene die politisch verknöcherten Republikaner nach links orientieren wollte. Heute finden sich allerdings keine Informationen mehr über die Rechte von Lesben, Schwulen und Transgender-Bürgern auf der Internetseite des Weißen Hauses – nach Ansicht von Beobachtern ein weiteres Zugeständnis von Trump an seine erzkonservative Basis mit Blick auf die Kongress-Zwischenwahlen im kommenden Jahr.
Der Begriff »Transgender« bezeichnet Menschen, die sich mit dem ihnen aufgrund körperlicher Merkmale bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht nicht (vollständig) identifizieren können oder beschrieben fühlen.


Trump schließt Transgender aus dem US-Militär aus
US-Präsident Donald Trump macht seine Ankündigung wahr und ordnet an, Transgender vom Militärdienst auszuschließen. Damit wird eine Obama-Entscheidung rückgängig gemacht.

US-Präsident Donald Trump hat Transgender vom Militärdienst ausgeschlossen. Er unterzeichnete am Freitag eine entsprechende Note, in der das Verteidigungsministerium angewiesen wird, eine Entscheidung der Vorgängerregierung von Barack Obama aufzuheben, wie das Weiße Haus mitteilte. Der damalige Verteidigungsminister Ashton Carter hatte im Juni 2016 durchgesetzt, dass Transgender nicht mehr vom Militärdienst ausgeschlossen werden dürfen. Er machte es Mitgliedern der Streitkräfte auch möglich, dass sie ihr Geschlecht angleichen können.
Als Transgender werden Menschen bezeichnet, die sich nicht - oder nicht nur - mit dem Geschlecht identifizieren, das bei ihrer Geburt notiert wurde. Trump sagte, es würden mehr Studien benötigt, um sicherzustellen, dass Transgender nicht die militärische Effektivität hemmten, den Zusammenhalt zerstörten oder die militärischen Ressourcen belasteten.

Trump hatte den Ausschluss bereits angekündigt

Trump hatte bereits vor einem Monat via Twitter angekündigt, Transgender vom Militärdienst ausschließen zu wollen. Das Militär müsse sich auf den „entscheidenden und überwältigenden Sieg“ konzentrieren und könne nicht mit den „enormen medizinischen Kosten“ belastet werden, die mit dem Dienst von Transgendern einhergingen, fügte er hinzu. Seine Entscheidung sorgte für Empörung - auch unter Republikaner.
Auch jetzt protestieren wieder viele gegen Trumps Entscheidung - darunter die frühere Soldatin und Whistleblowerin Chelsea Manning. "Hier geht es nicht um das Militär oder um Transpersonen, sondern darum Hass zu normalisieren", twitterte Manning.
Bisher erschienene Studien zeigen, dass Trumps Behauptungen zu den angeblichen enormen medizinischen Kosten für Transgender im Militär nicht haltbar sind. Schätzungen des Thinks Tanks "Rand Corporation" zufolge kosten diese Behandlungen für Truppen-Mitglieder jährlich zwischen 2,4 und 8,4 Millionen Dollar - ein verschwindend geringer Anteil des Pentagon-Etats. Allein für Viagra und andere Potenzmittel gibt das US-Militär mit jährlich 84 Millionen Dollar mindestens das Zehnfache aus. Auch eine andere Studie war zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine medizinischen Gründe für einen Ausschluss gebe.

Eine bislang nicht eingehaltene Frist zur Umsetzung von Regeln, nach denen Transgender sich ab 1. Juli dem Militär anschließen können, wurde nun bis Januar verlängert. In der Zwischenzeit wird dem Verteidigungsministerium durch die Note verboten, geschlechtsangleichende Verfahren zu bezahlen - abgesehen von Fällen, bei denen die Behandlung bereits begonnen wurde. Offengelassen wurde, wie bereits dienende Transgender-Soldaten behandelt werden.


Offizielle Zahlen, wie viele Transmenschen im US-Militär dienen, gibt es nicht. Schätzungen zufolge sind es einige Tausend der rund 1,3 Millionen aktiven US-Soldatinnen und Soldaten.

Trumps trans- und homofeindliches Kabinett

Im Wahlkampf hatte Trump versprochen die LGBT-Community zu schützen. In seinem Kabinett gibt es jedoch zahlreiche homo- und transfeindlich eingestellte Mitglieder. Vor allem sein Vizepräsident Mike Pence hat sich immer wieder gegen die Gleichstellung von queeren Menschen eingesetzt. So stimmte der einstige Gouverneur von Indiana gegen die Aufhebung von „Don’t Ask, Don’t Tell“. Diese wehrrechtlichen Praxis besagte, dass Homosexuelle zwar im US-Militär dienen durften, ihre sexuelle Orientierung aber weder erwähnen noch ausleben konnten.

Auch gegen eine Initiative von Barack Obama, die es Trans-Schüler*innen erlaubt, die ihrer Genderidentität entsprechende Toilette zu benutzen, machte Pence Stimmung. Diese Richtlinien zum Schutz von Transgender-Jugendlichen hatte die Trump-Regierung bereits im Februar aufgehoben.








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