Dienstag, 21. August 2018

Die Transsexualität als solche ist ein uraltes Phänomen - das Wandeln zwischen den Geschlechtern ist so alt wie die Menschheit. /// Transsexuality as such is an ancient phenomenon - the changing sex is as old as humankind.

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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2018
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Die Transsexualität als solche ist ein uraltes Phänomen - das Wandeln zwischen den Geschlechtern ist so alt wie die Menschheit.

In der Antike und bei den Indianern Amerikas wurden jene, die ihre Geschlechterrolle wechselten, sogar verehrt.

Unsere monochristliche Kultur kennt dagegen — wie die islamische und die jüdische — nur zwei streng definierte Rollenbilder: Mann und Frau.

Alle Erscheinungsformen des Menschen, welche nicht in dieses binäre Schema passen, sind in diesem Eindeutigkeitsdenken suspekt und vor allem änderungsbedürftig: Die soziale Konstruktion des Andersseins ist vorprogrammiert, ein ausgeprägtes „Kästchendenken" (Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität, Transsexualität, Transvestitismus, Androgyn-Status usw.) tut sein Übriges zur entsprechenden Festschreibung.

Die Toleranz gegenüber dem Anderssein ist deswegen nur langsam gewachsen, und besonders die Konstituierung des Transsexuellengesetzes TSG in Deutschland (per 1.1.1981) hat dazu geführt, dass der Umgang mit dem Phänomen Transsexualität — weil die chirurgische Geschlechtsumwandlung als (mögliches) Endziel sich abgekoppelt hat vom Weg des transsexuellen Erlebens — nicht gerade erleichtert worden ist, ja eigentlich für viele Menschen — in ihrem Bemühen um mehr Verständnis — erschwert.

Das individuelle Ausleben des transsexuellen Empfindens über die „Möglichkeit des Andersseins", d. h. der soziale Geschlechtswandel alleine (wie beim indianischen Bedachendem) wird immer mehr ins Abseits gestellt, und was einst als unerlässlicher Weg — als langfristiger „Alltagstest" sozusagen — gedacht war, gerät immer mehr zur Frage der „technischen Machbarkeit":

Die meist unmittelbare, möglichst kurzzeitige Realisierung der technisch-chirurgischen Geschlechtsumwandlung gemäß den entsprechenden TSG-Paragraphen — das „Frau- bzw. Mann-Werden" — wird an den „Goodwill" der Gutachter delegiert.

Dass das spätere soziale »Frau- bzw. Mann-Sein" dann um so schwerer ist (weil die Vorbereitung, das „Vorspiel" sozusagen, nicht erlebt, sondern nur „inszeniert" wird), dürfte verständlich sein. In Verbindung mit den zahllosen, unabsehbaren gesundheitlichen Folgen des GeschlechtsumwandlungsRituals bleibt der transsexuelle Mensch dabei dann (meistens) vollends auf der Strecke, bzw. ist der „Opfer"-Status derart sozusagen bereits automatisch und unwiderruflich vorprogrammiert.

Insofern klaffen die Phänomene der Transsexualität und des chirurgischen Geschlechtswandels als solchen jetzt immer weiter auseinander, und besonders die Medien unterstützen diesen unseligen Prozess nach Kräften. Sie führen uns ununterbrochen transsexuelle Menschen vor, welche sich nur noch als Künstlichkeitskonstrukte und nicht mehr als Wirklichkeitsgegebenheiten offensichtlich verstehen (und meistens durchaus auch so gesehen werden) — Schein und Sein werden verwechselt, Momentaufnahmen statt Entwicklungswege „eingezappt" und individuelle Traumbilder zur kollektiven „Wirklichkeit" umfunktioniert. Die „Schein-Idylle" wird — koste es, was es wolle — hochgehalten, und am Ende der „Besichtigung" sind alle Beteiligten und Betroffenen nahtlos glücklich: 

Das „Glückliche-Kühe-Syndrom" kommt speziell in Fernseh-Talkshows voll zum Tragen... In diesem Sinne müssen wir uns umso mehr bewusst sein, dass — wie es James Brown vorgängig so treffend formuliert hat — wir in einer von Männern beherrschten und in erster Linie auf Männer zugeschnittenen Welt leben — dem Patriarchat eben. Dieses Synonym für Männerherrschaft geht zurück auf das griechische Wort „patriarches" (Sippenoberhaupt), zusammengesetzt aus „Pater" (Vater) und „archein" (der erste sein, Führer sein, herrschen). Die im Alten Testament genannten Stammväter Israels, Abraham, Isaak und Jakob mit ihren Söhnen, werden gemeinhin als Patriarchen (Erzväter) bezeichnet. In der katholischen Kirche werden noch häufig Erzbischöfe derart tituliert, in den orthodoxen Kirchen ist der Titel Patriarch vorgesehen für die obersten Geistlichen bzw. die leitenden Bischöfe (beispielsweise „Patriarch von Konstantinopel"). Das Grab der Patriarchen in der Ibrahim-Moschee in Hebron im israelisch besetzten Westjordanland ist eine heilige Stätte für die drei großen Religionen Islam, Judentum und Christentum. Die Grabstätten von Abraham, Isaak und Jakob und ihren Ehefrauen Sarah, Rebekka sind seit Jahrhunderten Ort der blutigsten Auseinandersetzungen zwischen Christen, Juden und Moslems (Hebron-Massaker 1994). 

Im gesellschaftlichen Verständnis bedeutet das Patriarchat durchweg eine Gesellschaftsordnung, bei der der Mann eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehat und bei der in Erbfolge und sozialer Stellung die männliche Linie ausschlaggebend ist. Das absolute Gegenteil des Patriarchats ist dagegen das Matriarchat — eine Gesellschaftsform, in der die Frauen das Sagen haben. Die matriarchalische Lebensweise ist allerdings im Laufe der Jahrhunderte, in welchen sich das Patriarchat durchgesetzt hat, immer weiter zurückgegangen — wir finden es u. a. heute noch auf Sumatra, welches als Mutterland des Matriarchats gilt, beim Stamme der Minangkabau sowie auf auf der Halbinsel Malakka. Die Konkurrenz des Islam (dem fundamentalistischsten Patriarchat überhaupt) sowie des Kapitalismus haben das dortige Matriarchatssystem jedoch zur eher kulturfolkloristischen Veranstaltung abgleiten lassen. 

Aber noch bis in die sechziger Jahre waren die Frauen der Minangkabau wirtschaftlich unabhängig, und das Eigentum wurde ausschließlich an die Töchter vererbt. (Eigentum schafft Einfluss und Macht.) Die Ehemänner lebten nach der Hochzeit wieder bei der Mutter, arbeite ten für die Frauen auf den Feldern und durften nur ins Haus, wenn es der Ehefrau angenehm war. Diese war die absolute Herrin über ihren Clan („Soku") und die mächtigste Instanz in der Familie. Bezogen auf die westliche Gesellschaftsordnung heißt es im Buch der Matriarchats-Forscherin Sonja Rüttner-Cova, „Der Matriarch" (1988): „Matriarchen sind Männer, die aus Angst vor einer mächtigen inneren Mutter ihre Geschlechtsrolle nicht akzeptieren können. Es fehlen ihnen die Riten der Alten oder fremden Völker, wo Männer zu Männern gemacht werden. Ein Matriarch ist mutteridentifiziert, er liebt, hasst, sucht und flieht die Frau. Er ist an die innere Mutter, an seine innere Mutter ausgeliefert, von der er sich nicht lösen kann.” Bei einem solchem Verständnis einer bestimmten Männlichkeit in unserer Kultur könnten dann die Mann-zu-Frau-Transsexuellen - etwas plakativ formuliert - als die (biologisch-)homosexuellen Matriarchen bezeichnet werden. 

Denn wie die Molekularbiologie inzwischen nachgewiesen hat, sind es die Sexualhormone, die das ursprünglich weibliche Gehirn bei einem Mann vermännlichen. Bei Homosexuellen ist dieser Prozess nicht vollständig abgelaufen oder - wie es der Gehirnforscher Robert Gorsky formulierte -: „Schwule sind schwul, weil ihr Gehirn nicht völlig männlich geworden ist." Deswegen denken Homosexuelle „weiblich", d. h. mehr in Richtung „Mensch` (= Frau) als die heterosexuellen, „gelungenen" Männer, und das bedeutet für die gleichfalls biologisch-homosexuell veranlagten Mann-zu-Frau-Transsexuellen in ihrem Denken gleichfalls ein weiblich-kulturelles Reaktionsmuster. Das Ganze ist immer ein Prozess der Wechselwirkungen, und da mischen die männlichen Transsexuellen nun mal entsprechend mit — wie biologische Frauen, aber mit kräftiger „männlicher" Sozialisation (zumindest bis zur frühen Pubertät). Die Kombination von „weiblichem" Denken und matriarchalem Charakterbild dürfte dann zu einem transsexuellen Verhalten führen. 

Eine transsexuelle Eigenständigkeit gibt es nicht! Von den kommenden Geschlechterverhältnissen sagt die amerikanische Zukunftsforscherin Faith Popcorn (sie erfand den Anfang der achtziger Jahre entstandenen Begriff des „Cocooning): „Die Zeit der Männerherrschaft geht zu Ende. Schon zur Jahrtausendwende wird es zu einem gewaltigen Machtkampf zwischen den Geschlechtern kommen, und die Frauen werden siegreich daraus hervorgehen. Nur die Männer, die sich der weiblichen Denkweise anpassen, haben eine Chance mitzuziehen. Die Frau kommt in den neunziger Jahren nach oben und ergreift die wirtschaftliche Macht. Unternehmen, die von Männern geführt werden, müssen mit Einbußen rechnen, denn das in diesen Betrieben herrschende Macho-Denken hat keine Zukunft mehr.

Karriere wird weniger zählen als Familie oder Glück in einer Beziehung. Frauen werden erfolgreicher sein, weil sie globaler denken und versuchen, Familie und Arbeit zu verbinden. Die Firma der Zukunft ist ein kleinerer Familienbetrieb, in dem die Frau der Boss ist." Eine mutige Aussage, die allerdings offenlässt, ob es sich bei diesem Phänomen um die Rückkehr des Matriarchats oder am Ende doch nur um die Zurückdrängung des Patriarchats handelt. Aber wie gesagt: Der Weg ist wichtiger als das Ziel.

Auch im familiären Bereich müssen die Patriarchen bereits heute große Abstriche ihrer einstigen Macht hinnehmen, jedenfalls im Westen. Die derzeitige Geschlechter- und Familien-Krise ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass das Verlangen nach verlässlichen Beziehungen geblieben ist, aber die Bedingungen, unter denen die Familie sich entfalten kann, in dieser Zeit des Patriarchatszerfalls noch nicht neu konstruiert werden konnten. Das Patriarchat blockt noch immer ab, und dies führt zu solchen gesellschaftlichen Phänomenen wie hohen Scheidungsziffern (jede dritte Ehe scheitert), immer niedrigeren Geburtenraten sowie ständig wachsenden Singlezahlen.

Dennoch ist die Wertschätzung für die herkömmliche Familie geblieben, und nicht umsonst meint die übergroße Mehrzahl aller Menschen, dass die Familie die alleinige Voraussetzung für ein glückliches Lebensbild ist. In einem solchen riesigen Umwälzungsprozeß der Geschlechterbeziehungen müssen — immer bezogen auf die Konstruktion der Familie — die Väter und die dazugehörige Männlichkeit im Grunde neu erfunden werden. Es fällt vielen Männern schwer, sich zu arrangieren, und die französische Philosophin Elisabeth Badinter sagt dazu in ihrer Vision der „Revolution der Väter": „Die Frauen beobachten diese Mutanten voller Zärtlichkeit und halten den Atem an ..." Ob dagegen die „transsexuelle Revolte" (Stefan Hirschauer) in diesem gewaltigen Anpassungsprozess einfach so weitergeführt werden kann, ist allerdings eine andere Frage. Denn ist schon das Phänomen des heutigen Transsexualismus als patriarchalisch initiierte Homosexualitäts-Vermeidungs-Strategie zu werten, so ist die gesetzliche Regelung der Geschlechtswandel-Thematik erst recht eine patriarchalische Angelegenheit: 

Die Konstituierung der geschlechtlichen Eindeutigkeit über den männlichen Machbarkeitswahn („illusio virilis"). Insofern lassen sich die Emanzipation der Frau und die „Künstlichkeit der Geschlechter" nach patriarchalischem Verständnis schlecht miteinander kombinieren — Alice Schwarzers feministischer Zuneigung hin oder her. Es wird also abzusehen sein, dass der Transsexualismus von den geschlechtlichen Umwälzungsprozessen letztendlich nicht unberührt bleiben wird. Besonders das Phänomen der männlichen, medizinischen Transsexualität wird — als patriarchalisches Erbe par excellence — davon betroffen sein: 

Die männliche Homosexualität als „Makel" der Männlichkeit über den Weg des binären Denkens (ja — nein, plus — minus, gut — schlecht, Mann — Frau und dazwischen nichts mehr) passt nicht mehr zum Zeitgeist des nun weithin aufgekündigten Diskurses der Geschlechter. Die Wahrung der geschlechtlichen Gegensätze in der traditionellen Form kann jedenfalls nicht mehr gefragt sein, und insofern glänzen die Transsexuellen in diesem Prozess der Emanzipation, des Freisetzens überholter Rollenklischees, mit einer manchmal bis zur Karikatur gehenden Verinnerlichung derselben (Mimikry-Effekt) als „bunte Vögel". 

Es sollte an dieser Stelle deshalb nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass die Bezeichnung transsexuell in erster Linie für das Hineinwechseln in das gegengeschlechtliche Rollenverständnis angewandt werden sollte und erst in zweiter Linie — und nicht wie üblich ausschließlich — für die Vornahme der chirurgischen Geschlechtskorrektur als kategorisierend angesehen werden darf. In diesem Verständnis ist dann die Mann-zu-Frau-Transsexualität die primäre Folge der kulturellen Verneinung der biologisch-männlichen Homosexualität durch das Manifest- bzw. latent-homosexuelle Patriarchat (Situationsheterosexualität) und die Frau-zu-Mann-Transsexualität die kulturelle Revanche des heterosexuellen Patriarchats (Neigungsheterosexualität) für die Gleichstellungsgelüste der „Emanzipations-Weiber". 

Die Mann-zu-Frau-Transsexuellen als eigene, künstliche „Frauen nach Maß" und die Frau-zu-Mann-Transsexuellen als völlig chancenlose, konkurrenzlose „Pseudo-Männer" (denn das patriarchalische Mann-Sein ist in erster Linie ein Gruppenerlebnis der direkten Konkurrenz) — welch eine (männliche) Hybris liegt dem Ganzen zugrunde. 

Die moderne Gentechnik schließlich hat den Niedergang des Patriarchats auch im wissenschaftlichen Sinne besiegelt — die Molekularbiologie hat endgültig bewiesen, dass die Natur ganz anders aufgebaut ist, als die Kultur des Patriarchats bisher (erfolgreich) suggeriert hat. Nicht „Eva aus Adam" (Bibel-Überlieferung), sondern „Adam aus „Eva" (Natur-Gesetz) lautet die Devise bzw. kann jetzt schwarz auf weiß nachvollzogen werden. Und in diesem Neuen Denken wird es dann auch plötzlich völlig klar, dass die männliche Homosexualität — aus welchen Gründen dann auch — im Werdungsprozeß des Mannes aus der weiblichen Urstruktur heraus bereits einkalkuliert ist. Sie ist also weniger ein „Makel" der (sekundären) Männlichkeit, sondern eher ist die Männlichkeit — zugegebenermaßen etwas plakativ formuliert — als „Makel" der (primären) Weiblichkeit anzusehen. 

Mal was anderes! In diesem natürlichen Entwicklungsschema ist deshalb absolut kein Platz für ein Transsexualitätsdenken, das auf das „Im-falschen Körper"-Konstrukt aufgebaut ist und als Begründung für die moderne Geschlechtschirurgie herhalten muß. Das Phänomen der Transsexualität ist keine eigenständige Sexualität, sondern ist und bleibt der Konflikt zwischen Biologie und Kultur, d. h. zwischen biologischer Veranlagung und kulturellen Normierung, Erbe und Umwelt, dabei eine erhebliche, vom Patriarchat inszenierte Eigendynamik und Gesetzmäßigkeit entwickelnd. Die Mann-zu-Frau-Transsexualität ist in diesem Konzept als Flucht vor der biologischen Homosexualität in die kulturelle „Heterosexualität" (Situationsheterosexualität) zu sehen, die Frau-zu-Mann-Transsexualität dagegen als Flucht vor der biologischen Heterosexualität (als Auflehnung gegen das patriarchalische Besitzdenken über die Schwangerschaft) in eine vermeintliche (kulturelle) Homosexualität. 

Aus dieser wird dann mittels der chirurgischen Geschlechtsumwandlung die erneute Flucht zurück in die biologische Heterosexualität gesucht, allerdings jetzt in einem umgekehrten, patriarchalisch-orientierten Rollenverständnis. Diesbezüglich wird also bei der männlichen Geschlechtsumwandlungsthematik ein Wechsel der sexuellen Orientierung (bewusst) inszeniert, während bei der weiblichen Geschlechtschirurgie (lediglich) die Umkehr der sexuellen Orientierung im heterosexuellen Bereich suggeriert wird. Im biologischen Denken einfach konzipiert, wird das Ganze im patriarchalisch-kulturellen Denkmodell mehr als nur kompliziert... Zu dieser Vernebelungstaktik des Patriarchats hinsichtlich der biologischen Sexualität passt ferner die Tatsache, dass für das Transsexualismus Phänomen eine nahtlose Vermischung auch mit der biologischen Intersexualität (Hermaphroditismus) inszeniert wird. Ebenso gehört die sich immer stärker manifestierende Abspaltung des Faktums der chirurgischen Geschlechtsumwandlung als alleiniges Ziel, ohne das „Er-leben" der Transsexualität als (möglichen) Weg dorthin, zur Strategie des Patriarchats und seinen vielen Helfershelfern (nicht zuletzt der vielen Transsexuellen selbst) — das kulturelle Konstrukt der patriarchalischen Sexualität soll möglichst lange nicht von der biologischen Wahrheit überrollt werden. 

Hierbei ist auch die Funktion der Medien — als überaus mächtiges Patriarchats relikt noch immer umfassend installiert — nicht zu unterschätzen. Die Entlarvung des transsexuellen Märchens „Des Kaisers neue Kleider" (Hans Christian Andersen) mit dem Ausruf: „Aber er hat ja gar nichts an", dürfte deswegen noch wohl einige Zeit auf sich warten lassen — allzu sehr sind bei den Verantwortlichen die patriarchalischen Denkschemen eingeschliffen bzw. die potemkinschen Dörfer der transsexuellen Philosophie mit unsäglichen Klischeefassaden geschmückt. 

Dies alles, obwohl die Grundsätze des sogenannten „unscharfen Denkens" (Fuzzylogic) beispielsweise in der Computerwelt bereits die alte Wahr-falsch-Logik ins Wanken gebracht hat — die neuen, sogenannten „denkenden" Computer beruhen auf diesem „fuzzy-logic"-Prinzip der Abstufung zwischen den Extremen: Das Ziel orientiert sich am Weg und nicht umgekehrt...! Ebenso kann im religiösen Bereich beispielsweise der (derzeitige) Siegeszug des Buddhismus über das christliche Denken in einem solchen Sinne eingeordnet werden. Denn der Buddhismus als solcher (über 400 Millionen Gläubige weltweit) kennt keinen absoluten Gott wie das Christentum und auch kein Paradies. Ist für das Christentum das Paradies etwas sehr Lebendiges (die unsterbliche Seele und der vergängliche Körper werden wiedervereinigt: Auferstehung der Toten), so ist es für den Buddhisten dagegen das höchste Glück, im „Nirwana" aufzugehen: Sein ganzes Wesen und seine Persönlichkeit erlöscht, und er ist befreit von den weltlichen Qualen — er ist im höchsten Zustand ein Nichts. Die buddhistische Philosophie sieht hierzu die vier Weisheiten: Leben ist Leiden, und Ursache für das Leiden ist die Begierde. Die Aufhebung der Begierde führt zur Abwesenheit des Leidens (!)

 Der Weg dahin geht über einen achtteiligen Pfad, und solange der Gläubige nicht die Erleuchtung gefunden hat, bleibt er im Kreislauf der Wiedergeburt, mal als Tier, mal als Pflanze, mal als Mensch (als Teil und nicht als Herrscher der Natur = indianisches Denken!) — als Symbol dazu dient das Rad. Der Buddhismus lehrt: „Wer seinem Herzen freien Lauf lässt, ohne es zu zügeln, wird das Nirwana nicht erreichen; deshalb müssen wir das Herz im Zaume halten, uns von den Aufregungen der Welt fernhalten und die Ruhe des Gemütes suchen." Der Weg zum Ziel ist wichtiger als das Ziel selbst. In einer solchen Religion der Liebe, der Sanftheit, hat ein so völlig künstliches, unnatürliches Konstrukt wie die chirurgische Geschlechtsumwandlung, das den Menschen physisch und psychisch kaputt macht, logischerweise nichts zu suchen. Die Geschlechtschirurgie ist ein christlich-patriarchalisches Erbe, und nur der Weg des transsexuellen („menschlichen") Erlebens kann als Möglichkeit einer persönlichen, individuellen Lebensform akzeptabel sein (und nicht nur das Ziel der chirurgischen Geschlechtsumwandlung als alleinige Voraussetzung).

In diesem Sinne ist das Phänomen der Transsexualität als „besondere Ausprägung einer Persönlichkeit" (Volkmar Sigusch) zu respektieren, und kein medizinisch-chirurgischer Experimentierbereich, schon gar keine Krankheit (wie dies die TSG-Transsexuellen — im Kampf um staatliche Gelder und Pfründen — unbeirrbar, dem homosexuellen Verständnis diametral entgegengesetzt, für sich in Anspruch nehmen). Die Eigendynamik des heutigen Transsexualitätssyndroms und die Suggestivkraft der modernen Medien — das Thema ist „in” — haben allerdings besonders in letzter Zeit dazu geführt, dass eine derart vom Patriarchat inszenierte Störung der Geschlechtsidentität individueller Natur vorwiegend zu einer auf Sex, „Perversitäten", Klischees und Vorurteile reduzierten „Störung der Mediennormalität" auf kollektiver Voyeurismus Grundlage umstrukturiert worden ist — der vorgegebene „Zoo-Effekt" schließt dabei offenbar jegliche Homosexualitätskomponente aus. 

Und um den Unterhaltungswert des Phänomens Transsexualität nochmals ausdrücklich zu illustrieren, tönt es dann aus der Patriarchen-Hochburg des „Stern" (13/93): „Im Salambo ist ein Gutteil der Artistinnen erst durch Operation zur Frau geworden und arbeitet noch die Rechnung des Chirurgen ab. Transvestiten (!), heißt es, könnten auch sechs Nummern am Abend besser wegstecken (!).

" Wie lange muß eine solche Ansammlung von patriarchalischer Hybris, von Sexismus und Zynismus noch hingenommen werden? Ebenso wie in den Medien ist das Patriarchat auch in Medizin und Wissenschaft noch immer überaus stark vertreten — besonders die deutsche Ärzteschaft ist diesbezüglich überaus patriarchalisch organisiert — und hat — aus welchen Gründen dann auch — in der Folge die Konstituierung der medizinischen Transsexualität (in Deutschland vor allem Prof. Eberhard Schorsch) entscheidend beeinflusst. 
Und wie sehr sich die Öffentlichkeit inzwischen dieser patriarchalisch medizinischen Abhängigkeit bewusst wird, zeigen solche Formulierungen wie: »Artisten mit dem Skalpell", »Feudale Strukturen im Gesundheitswesen", „Gesundheitsindustrielle", „Medizinische Experimentier-Künstler" sowie „Patienten als Versuchskaninchen". 

Nicht zuletzt sind solche Verhältnisse in der Realisierung der heutigen Geschlechtschirurgie als festinstitutionalisiertes Ritual gleichfalls immer manifester geworden. Denn oft scheint nur das Resultat zu zählen, die Momentaufnahme wird gezeigt und der Mensch anschließend vergessen. In einem solchen „Fortschritts"-Denken patriarchalischer Natur kommt es dann dazu, dass viele geschlechtswandelnde Operationen an Betroffenen durchgeführt werden, die überhaupt nicht „reif" für einen solchen Lebenseinschnitt sind. Parallel dazu hat sich weiter auch das damit zusammenhängende bzw. extra dazu installierte Gutachtertum zu einem überaus lukrativen „Pfründe"-Phänomen (als Papierkrieg getarnt) entwickelt: Transsexuelle sind eben „pathologisch wertvoll" im Gesundheitswesen geworden. 

Es wird Zeit, die darin innewohnende Diskrepanz aufzuzeigen: Einerseits wird die „Krankheit Transsexualität" über das „Im-falschen-Körper"-Konzept mehr oder weniger wegoperiert und dann nahtlos — und offensichtlich widerspruchslos — durch eine immens lange Liste neuer, echter Krankheiten, als direkte Folgen der Kastration und der Hormonmedikation, ersetzt — welch ein Wahnsinn wird dort eigentlich inszeniert! Das von der Autorin propagierte Neue Denken soll deshalb dazu beitragen, dass die vorgenannten Verhältnisse und Gegebenheiten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit dringen — es ist höchste Zeit dazu. Statt Erbe und Umwelt in biologistisch-fundamentalistischer Absicht auseinanderzudividieren, soll das Zusammengehen beider Einflussbereiche im menschlichen Werdungsprozeß dagegen sichtbar gemacht werden: Nur der (denkende) Mensch ist das Produkt der Wechselwirkung zwischen (biologischem) Erbe und (kultureller) Umwelt. 

Die Zuweisung der beiden Komponenten als jeweils alleinige Ursache für das bisherige Zustandekommen des Homo sapiens ist immer grundsätzlich falsch und das, obwohl die Stimmungsschwankungen zwischen Erbe und Umwelt manchmal rational nicht nachzuvollziehen sind — da schwankt aber dann hauptsächlich der Zeitgeist und nicht die Forschung. Dass diese in den letzten Jahren echte Fortschritte, besonders in der Genetik, gemacht hat, steht dabei außer Frage. Die Gene bilden in dieser Forschungsodyssee das letzte große Rätsel der Menschheit, und dieser Herausforderung nur dem Patriarchat — wie bisher — zu überlassen ist eine überaus riskante Angelegenheit. Es betrifft dies insbesondere das Phänomen der männlichen Homosexualität auf biologischer Grundlage, welches in der Erbforschung — wenn falsch gehandhabt — Anlass zu Besorgnis geben könnte (dies aber nicht muß), während die weibliche Homosexualität davon im biologischen Sinne weniger betroffen sein dürfte (Überraschungen nicht ausgeschlossen!).

In einem Leitartikel der Zeitschrift für Sexualmedizin mit der Überschrift „Das Monster Mensch" (12/1982) wurde eine solche mögliche medizinische Apokalypse der Menschheit aufgezeigt.
Es heißt dort u. a.: „Wer vom Wesen Mensch redet, sollte sein Unwesen nicht verschweigen. Hielt sich der Mensch lange Zeit für die Krone der Schöpfung, so mehren sich heute Stimmen, die ihn eher als Ausgeburt, wenn schon nicht der Hölle, dann wenigstens der Natur bezeichnen würden." Und: „Aber der Mensch schafft sich ja für alles Ersatz: so den Konflikt im Ich. Dann wird der Instinkt zum Trieb, der Zwang zur Motivation, der Drang zum Bedürfnis. Kanalisation ist alles oder Kompensation oder Sublimation. Der Geist, die Psyche bedarf des Konflikts; denn das Tier kennt keine, hat es doch für alles seinen Instinkt."

Sowie: „Doch die Spezie Mensch kennt keine Grenzen, weder nach außen noch nach innen, weder im Makrakosmos noch in der Mikrobiologie, weder psychisch noch somatisch. So schafft er sich selbst zum Monster. Mary Shelley hat es in ihrem Frankenstein-Roman anno 1818 schon vorweggenommen. Inzwischen haben sich in allen Medien Nachahmer gefunden. Heute scheint ihre Schauer-Utopie Wirklichkeit zu werden: Genmanipulation, Embryotransfer, Psychochirurgie und — last not least — `geschlechtsumwandelnde` Operationen noch (!) des äußeren Genitale, das sind nur einzelne Stationen auf einem beängstigenden Weg; aber sie deuten die Richtung an, in der sich der Mensch zu bewegen droht: ins Unberechen — und Unbeherrschbare."

Im letzten Absatz heißt es schließlich: „Sie (die Menschheit!) wird auch die Zukunft meistern können — wenn sie auf ihre mahnenden Rufer und berufenen Mahner hört. Einer hat sich jetzt zu Wort gemeldet: Der Frankfurter Psychoanalytiker Reimut Reiche hat operierte Transsexuelle als von Menschen kreierte Monster bezeichnet. Ihm wurde vielfach widersprochen — widerlegt werden konnte er nicht." Harte Worte — gewiss doch. Aber mit dem gegenwärtigen Beibehalten einer potemkinschen Scheinwirklichkeit auf Kosten der betroffenen Menschen kann dem Geschlechtsumwandlungs-Phänomen auch nicht gedient sein. Ansonsten entstehen Verhältnisse, wie sie leider immer noch beim diffusen Dopingproblem im Sport üblich sind: 

Ausklammern und Ausblenden jeglicher gesundheitlicher Konsequenzen und zu erwartender Spätfolgen, nur der Resultate wegen — das alte Schema patriarchalisch-künstlicher Verdrängungskultur im Sinne der „illusio virilis". Dieses Buch will einen Beitrag zum so dringend erforderlichen Prozess des Umdenkens in der transsexuellen Problematik liefern, die Koordinaten wieder geraderücken und vor allem die Kriterien neu setzen. In diesem Sinne hat sich die Autorin die Mühe gemacht, vor allem die biologischen Fakten und die kulturellen Surrogate (speziell die gesellschaftlichen Scheinwirklichkeiten) akribisch zu untersuchen. Herausgekommen ist wieder ein Netzwerk und vor allem eine Fundgrube homosexueller und transsexueller Gegebenheiten. Eine gute Sache!


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