In einer wegweisenden Entscheidung hat Indiens Oberstes Gericht die Existenz eines dritten Geschlechts anerkannt. Damit bekommen "Hijras", wie die meist Transsexuellen genannt werden, einen eigenen Gender-Status.
Im ansonsten eher als konservativen geltenden Indien werden Transsexuelle als drittes Geschlecht künftig offiziell anerkannt und erhalten damit wichtige Minderheitenrechte. Vertreter der Transgender-Gemeinde bejubelten das Urteil des Obersten Gerichtshofes als historisch. "Heute fühle ich mich zum ersten Mal stolz, ein Inder zu sein", sagte der Eunuch Laxmi Narayan Tripathi, der zu den Initiatoren des Falls zählt.
"Die Anerkennung Transsexueller ist keine soziale oder medizinische Angelegenheit, sondern es geht um Menschenrechte", erklärte Richter K. S. Radhakrishnan in der Urteilsbegründung. Das Gericht trug der Regierung auf, Transsexuelle als neutrales drittes Geschlecht zu identifizieren und ihnen dieselben Rechte wie anderen Minderheiten zu gewähren. "Transsexuelle sind Bürger dieses Landes mit Anspruch auf Bildung und andere Rechte", sagte Radhakrishnan weiter.
Lange Tradition
In Indien leben viele Transsexuelle als sogenannte Hijras in abgeschlossenen Gemeinschaften. Dazu gehören Menschen, die sich einer Kastration unterziehen, beide Geschlechtsmerkmale aufweisen oder sich als phänotypische Männer einer Gruppe anschließen. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt meist mit Singen und Tanzen oder Prostitution. Hijras haben in der stark nach Geschlecht getrennten Gesellschaft Südasiens eine lange Tradition.
Eunuch Tripathi gehört zu einer Gruppe von Aktivisten, die den Antrag vor zwei Jahren einbrachten. Die Transgender-Gemeinde habe sehr lange unter Diskriminierung und Ignoranz gelitten, sagte er. "Meine Schwester und ich fühlen uns heute wie echte Inder. Wir sind stolz auf die Rechte, die uns der Oberste Gerichtshof garantiert hat." Als Eunuchen bezeichnet man kastrierte Männer.
Das Urteil folgt einen Monat auf einen Richterspruch des selben Gerichtes, mit dem Homosexualität wieder verboten wurde. Die Entscheidung hatte zu massiver Kritik und Vorwürfen geführt, die Justiz führe das Land zurück ins 19. Jahrhundert. Erst 2009 war Homosexualität in Indien für legal erklärt worden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen