Donnerstag, 30. November 2023

Persönlich schlicht einfach ehrlich

Möin Nun mal deutlich; zähle zu den Exzentriker! Älteren Menschen wird gerne nachgesagt, dass sie schrullig werden. Vor allem, wenn sie sich nicht mehr so darum scheren, was sie nach allgemeiner Vorstellung zu tun und zu lassen hätten. In so einem Fall befinden sie sich „ex centro“, außerhalb der Mitte. Aus diesem lateinischen Standpunkt ist die Bezeichnung „exzentrisch“ abgeleitet. Doch eine Altersschrulle macht noch lange keinen Exzentriker*. Exzentriker ist man in der Regel von klein auf. Exzentriker ist eine Person, die deutlich von sozialen Normen abweicht. John Stuart Mill betont in seinem Werk On Liberty ‚Über die Freiheit‘ von 1859 die Bedeutung von Exzentrikern für die Fortentwicklung jeder Gesellschaft. Exzentriker sind also Menschen, die die Regeln oder Normen, die in ihrem sozialen Umfeld gelten, sehr gut kennen und bewusst in einem wohl bemessenen Abstand von ihnen abweichen. Exzentrik ist also bewusst und frei gelebte Abweichung vom sozialen Mainstream. Zum Abweichen gehört jedoch ganz am Anfang besonderst die Wahrheit! Antisemitismus-Rassismus-Diskriminierug gerade jetzt in allen Ohren, dabei Vergessen einige den Vorfall: Lüge von Gil Ofarim: CDU-Vizechefin Karin Prien bittet um Entschuldigung Die CDU-Politikerin Karin Prien stellte sich im Oktober 2021 an die Seite von Gil Ofarim, forderte die Entlassung des Hotelmanagers. Das bereut sie jetzt.    All das geschah vor dem Gaza-Krieg, man könnte annehmen die "Opfer-Rolle" guter Grund etwas an Antisemitismus-Rassismus-Diskriminierug aus zu üben wie es "Gilde Ofarim" nun jetzt nachweislich getan hat! Jede Medaille hat seine zweit Seiten, über einige dieser Seiten wird nur Beiläufig dann berichtet! Exzentriker Auf den ersten Blick erscheinen viele Projekte und Tugenden von Exzentrikern als völlig überflüssig und gesellschaftlich unverwertbar. Aber gerade diese Tugenden sind es, die unter Umständen Anstoß zu neuen Erfindungen und Entwicklungen geben. Die Religionsstifter Jesus und Buddha gelten als Exzentriker. Die Wissenschaft verdankt exzentrischem Denken einiges: Vielleicht hätte Alexander Graham Bell nie das Telefon erfunden, wenn er nicht die Obsession gehabt hätte, seinem Hund das Sprechen zu ermöglichen. Und hätte Albert Einstein die Welt als gegeben hingenommen, wäre er womöglich nicht auf die Relativitätstheorie gekommen. Bekennende Exzentriker haben es nicht immer leicht, akzeptiert zu werden, aber sie können ihre ungewöhnlichen Anlagen in vollen Zügen genießen – oder wie es die britische Exzentriker-Chronistin Edith Sitwell (1887-1964) formulierte: "Wenn man ein Windhund ist, sollte man nicht versuchen, als Pekinese durchzugehen.“ Ich weiß,  sehr viele werden sich darüber nie Gedanken gemacht haben. Exzentriker mögen ihren Zeitgenossen verrückt erscheinen, aber sie sind ein Motor des Fortschritts. Und es hat sie offenbar zu allen Zeiten und in allen Kulturen gegeben. Aber nicht jede Gesellschaft duldet Abweichung: Viele Exzentriker sind im Laufe der Geschichte in Gefängnissen und Irrenhäusern oder gar auf dem Scheiterhaufen gelandet. Immer wieder wurde eine physische oder psychische Störung als Grund für exzentrisches Verhalten vermutet. Je starrer die Struktur einer Gesellschaft, desto weniger Raum bietet sie für exzentrische Lebensweisen. Beste Chancen scheint es in der britischen Gesellschaft zu geben: Hier galt ein Spleen schon immer als schick, besonders in den höheren Kreisen. In Deutschland wurden Exzentriker früher wegen der preußischen Tugenden Zucht und Ordnung nicht immer gern gesehen. Heute werden sie von den meisten geduldet. Die Franzosen lieben die Idee vom exzentrischen Leben, haben aber in der Praxis nicht viel für Sonderlinge übrig. Viele Exzentriker haben eine künstlerische Begabung: Maler wie Picasso, Frida Kahlo oder Salvador Dali; Sänger und Musiker wie Helge Schneider, Bob Dylan, Prince, John Lennon, Michael Jackson oder Schauspieler und Regisseure wie Woody Allen, Howard Hughes oder Rainer Werner Fassbinder nutzten ihr exzentrisches Potenzial künstlerisch. Während einer gigantischen Recherche mithilfe der Medien stellte sich heraus, dass nur ein Mensch von zehntausend als echter Exzentriker definiert werden kann. Dabei stellten sich einige weitere Eigenschaften heraus, die den meisten der Sonderlinge gemein sind: Sie sind überdurchschnittlich intelligent.Sie sind ziemlich eigensinnig, um nicht zu sagen stur.Sie leben meist alleine, ohne sich einsam zu fühlen.Sie haben einen spitzbübischen Humor.Sie haben keine Ambitionen, mit anderen in Konkurrenz zu treten und Anerkennung zu erheischen.Sie nehmen Materielles nicht so wichtig.Sie haben ausgerechnet in der Lebensphase mit dem höchsten Verlangen nach Gruppenzugehörigkeit, nämlich Kindheit und Jugend, beschlossen, anders zu sein. Das Motto könnte also lauten: Ich weiche ab, ich kann nicht anders. Der Spruch „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“ trifft es insofern nicht ganz, als der Ruf dem Exzentriker herzlich egal ist. Zentrum, nein danke! Das ist die große Leistung der Exzentriker: Wo sich das Zentrum befindet, definiert die Gesellschaft. Von dort auszuscheren ist extrem anstrengend und kann nur mit einem ebenso ausgeprägten Maß an Selbstbewusstsein und Selbstliebe gut gehen. Als Ur-Exzentrikerin gilt die reiche Amerikanerin Florence Foster Jenkins, die von ihrem Selbstverständnis als begnadete Opernsängerin nicht abzubringen war, auch nicht durch das schallende Gelächter ihrer Zuhörer. Ihre Konzerte „zum Totlachen“ wurden zum Renner und ihre schillernde Persönlichkeit zum Stoff für Theaterstücke und Filme. Aber auch Aspekte der psychologischen Besonderheit sind nicht immer zu verleugnen. So kann Exzentrik nach Expertenmeinung eine Nähe zum Autismus beziehungsweise Asperger-Syndrom zeigen. Vor allem das Desinteresse an der Meinung und dem Feedback der Mitmenschen sowie eine extreme Ordnungsliebe würden in diese Richtung deuten. Exzentrik gilt jedoch ausdrücklich nicht als Krankheit und gehört nicht zu den schweren psychiatrischen Leiden. Insofern darf bezweifelt werden, dass Howard Hughes, der wohl an extremer Angst vor Bakterien litt und sich in seinen bizarren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten immer mehr einengte, ein klassischer glücklicher Exzentriker war. Nicht zu verwechseln sind Exzentriker außerdem mit Fanatikern oder Kriminellen. Exzentrik versus Ego-Show Wenn normal das Einhalten der Norm bedeutet, kann man sich fragen: Warum ist es den meisten Menschen so wichtig, nicht aus dem gesellschaftlich anerkannten Rahmen zu fallen? Die Antwort: Anpassung garantiert Sicherheit und Kontrolle. Einerseits für das Individuum: Der Mensch als soziales Wesen braucht die Gruppenwärme für seine psychische Gesundheit. Die angenehme Empfindung, inmitten von Gleichgesinnten verstanden und aufgehoben zu sein, kann im Fußballstadion zum puren Hochgefühl anwachsen. Natürlich darf man auch mal aus der Rolle fallen, zum Beispiel im Karneval, aber nur, weil das sonderbare Verkleiden und Schunkeln in diesem Zeitraum die gesellschaftliche Norm sind. Andererseits bringt die weitgehende Einhaltung von sozial anerkannten Normen auch dem Gemeinwesen Sicherheit und Kontrolle. Das Gegenteil wären Chaos und Anomie, nicht zu verwechseln mit Anarchie, womit in der Theorie nicht ein unorganisiertes Durcheinander, sondern das Fehlen von Herrschaft gemeint ist. Gegen den Strom kostet Kraft Gerade weil sie so vehement eingefordert wird, kann Anpassung für den einzelnen aber auch enormen Stress bedeuten. Je geringer das Selbstwertgefühl, desto schmerzlicher ist die ständige Frage, ob man richtig liegt und nicht aneckt. Während der Exzentriker mit seiner unkonventionellen Verfassung im Reinen ist, kann sie dem Außenseiter zur Pein werden. Denn nicht jeder kann oder will im Strom mitschwimmen. Individualisten, die psychisch nicht gegen den Anpassungsdruck der Mitmenschen gewappnet sind, leiden sehr an ihrem Anderssein. Ein solider Exzentriker wiederum nimmt sich die Frage, was andere denken, nicht im Geringsten zu Herzen, außer vielleicht, wenn er jemanden von seiner eigenen Meinung überzeugen möchte.

Samstag, 18. November 2023

Donald Trump die billige Kopie von Putin

There are now so many cases underway against former President Trump that the courts are having trouble coordinating the dates. The proceedings revolve around alleged crimes before and after he took office, but also against him as a businessman. Trump is the first former US president to be impeached for alleged crimes while in office. In addition, he has to face several civil proceedings. Paying hush money is not illegal in itself. According to the New York public prosecutor's office, Trump falsified business documents 34 times in order to cover up the payments. He also violated campaign finance laws. Charges were brought against Trump in the spring - the trial is scheduled to begin in May 2024. The allegations made against Trump by author E. Jean Carroll go back even further. She accused him of raping her in a department store in 1996, she accused him in 2019. A jury rejected this account in a civil trial in May 2023, but found him guilty of sexual abuse and defamation and awarded Carroll $5 million in damages and punitive damages. The sequel will also follow in 2024, as D.Trump will also have to answer because Carroll, in turn, has filed another defamation lawsuit against Trump because he insulted her on the TV channel CNN after the first verdict. Trump notoriously exaggerates when it comes to his own actions and just as notoriously understates when it comes to failures. "James lists 200 false or misleading valuations of assets over a period of ten years in her indictment - for which she is seeking fines totaling $250 million." Trump and his family should also be permanently banned from doing business in New York state. An appeals court rejected the allegations against Ivanka Trump in June, saying they were time-barred. Lawyer is blind, they say? Taking secret documents with you When Trump had to leave the White House in Washington in January 2021, he took boxes of secret documents with him and stored them in various places on his private Mar-a-Lago estate in Florida - including a ballroom, a bathroom and a shower. The documents are also said to have been documents relating to the national defense and nuclear capabilities of another country. “Some documents were classified with the highest level of secrecy in the country.” Another accusation: Trump also showed documents to other people. According to special investigator Jack Smith, Trump violated a whole series of US laws - he compiled a total of 40 charges. The second indictment against Trump at the federal level - in addition to the secret documents case - targets the most serious crisis in US democracy in recent memory: the struggle for the recognition of the 2020 presidential election, which culminated in the storming of the Capitol on January 6, 2021. Trump's attempts to deny the victory of his opponent Joe Biden, to make himself the winner of the presidential election and to prevent the recognition of the election results are considered a "conspiracy" on a total of four counts: conspiracy to defraud the United States, conspiracy to obstruct the Certification of President Joe Biden's election victory on January 6, 2021 and conspiracy against voting rights. In addition to Trump, 18 other people are charged with the conspiracy and false statements about the election results, including his former lawyer Rudy Giuliani. If convicted, they could also face several years in prison. And: If Trump returns to the White House in the meantime, he cannot intervene in the process - as he does at the federal level - by appointing a new prosecutor. A self-pardon is also out of the question: this remedy only applies, if at all, to the federal level and not to a state. What remains? Trump has been repeatedly warned by judges in recent weeks not to put pressure on witnesses and not to attack the courts. But that doesn't fit Trump's temperament at all. After the first impeachment hearing on charges of conspiracy to defraud the United States, Trump wrote on his online platform "Truth Social": "If you persecute me, I will persecute you." Special Counsel Smith sees this as a threat to the judiciary and requested an order prohibiting Trump from disclosing sensitive information about the case. Anti-minority headlines from Donald Trump Legal plan in the USA: Trump wants to define transgender people away The US government plans to delete trans people from US federal laws Overall, Trump's Republicans' obsession with denying minorities their rights seems much more pronounced than that of the Democrats! Latest example: Over the weekend, the New York Times published the contents of a memo from Trump's Health Department. This shows that the government is planning to define the approximately 1.4 million trans people in the USA by law. Specifically, the memo states: "The gender recorded on the birth certificate should be the final proof of a person's gender unless this is contradicted by reliable genetic information." In plain language: By penis means man, with a vulva means woman, and that for a lifetime. Many years of experience, scientific research on the topic of gender identities and the fight for recognition and freedom from discrimination for transgender people are to be erased by a federal law. It is the most far-reaching, but by no means the first, measure by the Trump administration against equality for transgender people and all people who do not want to and cannot assign themselves to a gender. This started with Twitter messages from the president, transgender people would no longer be allowed to serve in the US military in the future, to the recognition of religious freedom rights for people who do not want to serve members of the LGBTIQ* community in restaurants, for example. It's a bit like in Germany: Here, too, the conservatives and reactionaries from the CSU to the AfD almost exclusively address the issue of refugees in order to then be able to accuse the other side of not caring at all about the concerns of the German population. US President Donald Trump wants to legitimize discrimination against homosexuals by the state. A combination of sheer anger and fear motivates gays and lesbians to organize politically. Longtime members of the movement, as well as those who have just joined, vehemently reject Trump's ideological embrace of white nationalism as well as the core aspects of his political program: the privatization of American life, including government initiatives such as Obamacare and Medicaid, which are currently the secure health care for millions of Americans. Former US President Donald Trump warned on Sunday at the CPAC conference in Orlando to the cheers of his fans that trans people could destroy women's sports. At the annual event hosted by right-wing Republicans, Trump also hinted that he could run for president again in 2024; he also falsely claimed to have won the last election in November ("I might even decide to beat her a third time"). When it came to the topic of trans identity, the 78-year-old was upset that "biological" women supposedly no longer had a chance against trans women in sports. “Young girls and women are now being forced to fight against biological men,” Trump said. "If this doesn't change, women's sports as we know it will die." That's why those responsible are no longer interested in female athletes. "For example, what coach would recruit a young woman when her record can easily be broken by someone born male," Trump said. Personally, I ask myself as a human being, how stupid do you have to be to want to elect such a man as president! What does Donald Trump and sons do for all those in prison who allowed themselves to be accompanied by the lies of discrimination of right-wing radical hatred, what has He done for their families? Sorry, not understandable, mfg Nikita Noemi Rothenbächer

Donnerstag, 2. November 2023

Warum der offene Geschlechtseintrag die Ausnahme bleibt

Warum der offene Geschlechtseintrag die Ausnahme bleibt Im Jahr 2013 hält der Gesetzgeber mit einer Änderung des Personenstandsrechts Eltern dazu an, den Geschlechtseintrag in der Geburtsurkunde offenzulassen, wenn Kinder nicht eindeutig männlich oder weiblich sind. Zehn Jahre später passiert das immer noch erstaunlich selten. Im Dezember 2010 beauftragen Forschungs- und Gesundheitsministerium den Ethikrat, sich mit der Situation intergeschlechtlicher Menschen in Deutschland zu beschäftigen. Der Ethikrat befragt Hunderte Betroffene, tauscht sich mit Eltern und Fachleuten aus. Auf dieser Grundlage entsteht ein umfassender Bericht über den medizinischen und rechtlichen Umgang mit Menschen, die nicht eindeutig als männlich oder weiblich gelesen werden können - über ihre Lebenswirklichkeit und ihre Leidensgeschichten. Erzählt wird unter anderem die Geschichte eines 1965 mit "uneindeutigem Genitale" geborenen Menschen: Sein Penis ist nur zwei Zentimeter lang, die Hoden liegen im Bauchraum. Wegen eines Herzfehlers wird das Neugeborene im Krankenhaus behalten und dort mit zweieinhalb Monaten kastriert - ohne Einwilligung und Wissen der Eltern. Ein folgenreicher Fehler, wie die Ärzte später laut Krankenakte eingestehen: "Die Situation ist nun jedoch so, dass auf diesem Wege fortgefahren werden muss und aus dem kleinen Patienten ein Mädchen gemacht werden muss." Danach habe sich auch die Erziehung zu richten. Am Ende des 76-seitigen Papiers kommt der Ethikrat zu klaren Schlussfolgerungen: Es braucht demnach weitreichende Bildungsmaßnahmen für Ärztinnen, Hebammen und Psychotherapeuten und hohe Hürden für operative Eingriffe bei Kindern. Neben der Eintragung des Geschlechts als männlich oder weiblich müsse es noch eine dritte Option geben für Menschen, deren Geschlecht nicht eindeutig sei. Der Ethikrat fordert außerdem die Möglichkeit, den Eintrag offenzulassen. Auch solle geprüft werden, "ob eine Eintragung des Geschlechts im Personenstandsregister überhaupt noch notwendig ist". 2013 wird "Minimallösung" beschlossen Die schwarz-gelbe Koalition reagiert auf diese Forderungen gut ein Jahr später mit einer Änderung des Personenstandsrechts. Am ersten November 2013 tritt in Kraft, was die Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte als Minimallösung bezeichnet hatte: Können Neugeborene weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden, ist die Geburt nach der Gesetzesänderung ohne Angabe zum Geschlecht ins Geburtenregister einzutragen. Damit will der Gesetzgeber den tiefgreifenden und langfristigen Folgen Rechnung tragen, die eine verfrühte Entscheidung haben kann. Mit der Geschlechtszuweisung gehen soziale Weichenstellungen einher: Kinder wachsen als Junge oder Mädchen auf, werden von ihren Umfeldern in Rollen gedrängt, in denen sie sich oft genug selbst überhaupt nicht sehen. Der offene Geschlechtseintrag soll zudem Druck vom medizinischen Personal und den Eltern nehmen, er soll intergeschlechtliche Kinder vor nicht zwingend nötigen Eingriffen schützen, bis sie selbst über mögliche Operationen oder Behandlungen entscheiden können.
Infolge der Gesetzesänderung kommt es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, an deren Ende das Bundesverfassungsgericht urteilt: Menschen, "die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen", steht mehr zu, als den Geschlechtseintrag offenzulassen. Das Gericht verpflichtet den Gesetzgeber im Oktober 2017 zur Einführung eines positiven Geschlechtseintrags jenseits von "weiblich" oder "männlich". Das Bundesverfassungsgericht lässt dabei aber eine Hintertür offen: Es weist ausdrücklich darauf hin, der Gesetzgeber könne auf die Geschlechtsangabe im Personenstandsrecht auch komplett verzichten. Die Große Koalition geht darauf nicht ein und erlaubt stattdessen ab 2019 im Geburtenregister zusätzlich die Bezeichnung "divers". "So eine Operation kann lebenslange Beschwerden verursachen" Der erste rechtliche Schritt in Richtung der Anerkennung intergeschlechtlicher Menschen jährt sich nun zum zehnten Mal. Dennoch bezweifeln Betroffenenverbände einen Einfluss auf die medizinische Praxis: Laut Charlotte Wunn von Intergeschlechtliche Menschen e.V. ging die Zahl geschlechtszuweisender Operationen nach der Gesetzesänderung nicht zurück. Der Bundestag beschloss deshalb im März 2021 ein Verbot aufschiebbarer Behandlungen von intergeschlechtlichen Kindern. Petra Weitzel von der deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intergeschlechtlichkeit aber beklagt ntv.de gegenüber, dieses Verbot werde leider immer wieder umgangen. Ihr zufolge nutzen manche Ärzte ein Schlupfloch im Gesetz, indem sie die Intergeschlechtlichkeit der Kinder unterschlagen: "Die sagen dann, das Kind ist nicht intergeschlechtlich und operieren trotzdem, nur weil zum Beispiel die Harnröhre am Penis nicht an der üblichen Stelle endet", klagt Weitzel. "So eine Operation kann lebenslange Beschwerden verursachen". Die im Bericht des Ethikrates zitierte intergeschlechtliche Person etwa berichtet mehr als 40 Jahre nach ihrer Kastration, die durch den Eingriff nötig gewordene Hormonersatztherapie führte vermehrt zu Gelenkschmerzen, Schwindel, Hitzewallungen und Müdigkeit. Dass trotz Verbot operiert wird, erklärt sich Weitzel vor allem mit der fehlenden Schulung des medizinischen Personals. Sie wünscht sich verpflichtende Fortbildungen zum Thema und eine bessere Finanzierung derselben. Aber auch die Eltern seien nach der Geburt oft überfordert oder machten sich die Sache leicht, indem sie einfach ein Geschlecht eintrügen. "Welcher Name, welche Farbe hat der Strampler?" Die studierte Sexualwissenschaftlerin Christiane Kolb erklärt das im Gespräch mit ntv.de so: Der Druck auf die Eltern sei riesig. Die erste Frage sei schließlich immer: Was ist es denn? "Das offenzulassen, scheint schwer und kompliziert", sagt die Mit-Autorin des Ratgebers "Queere Kinder".
Eltern müssten die Uneindeutigkeit ständig verteidigen oder erklären: "Welcher Name, welche Farbe hat der Strampler, was sollen wir schenken, welche Gruppe im Sport?". Das alles seien potenzielle Konfliktthemen. Kolb gesteht ein, wie anstrengend es ist, über die Stereotypen hinauszudenken - sowohl für die Eltern als auch für deren Umfeld: "Wir sind ja alle im zweigeschlechtlichen System aufgewachsen und manche fühlen sich darin komplett wohl." Auch der Hamburger Kinderfacharzt Achim Wüsthof berichtet ntv.de vom Wunsch nach Eindeutigkeit. Die meisten Eltern wollten einen Jungen oder ein Mädchen. Der Hormonspezialist kann das gut verstehen, auch aus Sorge um das Kind: "Denn als divers zu leben, ist wahrscheinlich gar nicht so einfach in unserer Gesellschaft." Christiane Kolb dagegen sieht die Eltern in der Pflicht, die Uneindeutigkeit anzunehmen - zum Wohle des Kindes. Und Kolb macht Mut: "Wenn die meisten Menschen im Umfeld Bescheid wissen, hören die Fragen irgendwann auf. Das Kind ist ein Kind, Punkt." Verletzt und vernarbt Der 1965 als Mensch "mit uneindeutigem Genitale" geborenen Person hätte eine solche Akzeptanz wahrscheinlich viel Leiden erspart. Sie sei weder Mann noch Frau, aber auch nichts dazwischen, schreibt sie Jahrzehnte später: "Ich bleibe Flickwerk, geschaffen von Medizinern, verletzt, vernarbt." Dass es mit der von Kolb geforderten Akzeptanz auch zehn Jahre nach Änderung des Personenstandsrechts nicht allzu weit her ist, darauf deutet die Zahl der Anwendungsfälle hin: Laut Statistischem Bundesamt wurden 2022 nur acht Neugeborene mit unbestimmtem oder "diversem" Geschlecht gemeldet. In den Jahren zuvor lag die Zahl nie über 20. Daten aus deutschen Kinderkliniken und Schätzungen der Bundesärztekammer aber legen nahe, dass in Deutschland pro Jahr rund 280 bis 300 Kinder mit uneindeutigen Genitalien geboren werden. Damit wird in weniger als sechs Prozent aller Fälle die im Gesetz gegebene Möglichkeit genutzt. Charlotte Wunn von Intergeschlechtliche Menschen e. V. weist ntv.de gegenüber darauf hin, dass seit 2018 keine Pflicht mehr besteht, ein intergeschlechtliches Kind ohne Geschlechtseintrag oder als "divers" zu registrieren - auch um Eltern und Kinder vor einem "Zwangsouting" zu bewahren. Die niedrige Zahl Neugeborener mit alternativem Geschlechtseintrag weise aber deutlich auf eines hin: "An der binären Welt, in der die Kinder aufwachsen sollen, hat sich nichts geändert." Nun meine sehr geehrten Damen und Herren wie andere, das geschilderte hat seine Auswirkungen, wenn man bedenkt was Prägung alles anrichten kann! Verbleibe mit der Bitte, seit so nett und Teilt die Beiträge welche "Ihr" für gut haltet, denn "Wissen ist Macht!" Mfg Nikita Noemi Rothenbächer

Neue Analyse von Transgender Europe: „Angriffe auf trans Personen sind Angriffe auf die Demokratie“ // New analysis from Transgender Europe: “Attacks on trans people are attacks on democracy” // Nuevo análisis de Transgender Europe: "Los ataques a las personas trans son ataques a la democracia"

Neue Analyse von Transgender Europe: „Angriffe auf trans Personen sind Angriffe auf die Demokratie“ Am 17. Mai findet der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Trans- und Interfeindlichkeit statt. Die Rechte von trans Personen sind in Europa vielerorts in Gefahr, wie eine Untersuchung zeigt. Es gibt aber auch positive Entwicklungen. Genau 33 Jahre ist es her, dass Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestrichen wurde. Über Jahrzehnte hatten queere Menschen auf der ganzen Welt sich dafür eingesetzt, dass Homosexualität endlich nicht mehr offiziell als Krankheit gilt. Dieser Meilenstein wird seither am 17. Mai gewürdigt, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Trans- und Interfeindlichkeit (Idahobit) gewürdigt. Doch die Errungenschaften der vergangenen Jahre können nicht darüber hinwegtäuschen, dass queere Menschen in zahlreichen Ländern täglich Diskriminierung erleben und auf große Hürden stoßen. Das geht auch aus der „Trans Rights Index & Map 2023“ hervor, die das Netzwerk Transgender Europe veröffentlicht hat. Dabei handelt es sich um eine umfassende Analyse der Situation von trans Person in 54 Ländern in Europa und Zentralasien, bei der verschiedene Faktoren untersucht und in einer Karte zusammengefasst wurden wie die rechtliche Anerkennung des Geschlechts, das Gesundheitssystem und Familie.
Insgesamt zeigt die Analyse, dass die rechtliche Lage von trans Personen sich im vergangenen Jahr vielerorts verbessert hat. Insbesondere Spanien, Moldawien, Andorra, Finnland und Island haben die Rechte von trans Personen gestärkt. „Die Länder, die im vergangenen Jahr den Schutz und die Menschenrechte verbessert haben, taten dies, indem sie den Zugang von trans Personen zur Selbstbestimmung, das Recht auf ein Leben frei von Hass und Diskriminierung und das Recht auf körperliche Autonomie stärkten“, erklärt Freya Watkins, Research Officer bei TGEU. Spaniens Gesetz wird hervorgehoben So ist es in Finnland mittlerweile möglich, relativ unkompliziert den Namen und den Geschlechtseintrag ändern zu lassen. Auch in Spanien wurde im Dezember ein neues Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet, das eine Änderungen des Geschlechtseintrags ohne Gutachten möglich macht. In der Studie wird Spaniens neues Gesetz explizit hervorgehoben, da es zudem weitere Aspekte berücksichtigt wie den Schutz von trans Migrant*innen und deshalb als besonders fortschrittlich eingestuft wird. Auch Andorra hat die Hürden für erwachsene trans Personen gesenkt, die erstmals eigenständig den Namen und den Geschlechtseintrag ändern können. „Entscheidend ist, dass nun vorher keine obligatorischen medizinischen oder chirurgischen Eingriffe erforderlich sind“, sagt Watkins. Auch Moldawien habe neue Gesetze eingeführt zur Bekämpfung von Diskriminierung, Hassverbrechen und Hassreden gegenüber trans Personen. An der Spitze der Rangliste steht Island, das damit Malta überholt hat. „Island hat einen neuen Aktionsplan zur Gleichstellung und verabschiedet und die Gleichstellungsvorschriften geändert, um trans Menschen vor Diskriminierung aufgrund ihrer Geschlechtsidentität in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Wohnen zu schützen“, sagt Watkins. Transfeindliche Backlashes in der Slowakei Gleichzeitig besteht in zahlreichen europäischen und zentralasiataischen Ländern jedoch die Gefahr von Rückschritten und „transfeindlichen Backlashes“, wie aus der Studie hervorgeht. In der Slowakei etwa hat das Parlament einen Gesetzentwurf eingebracht, der die rechtliche Anerkennung des Geschlechts vollständig verbieten würde. Watkins sieht hier Parallelen zu Ungarn, wo die rechtliche Änderung des Geschlechtseintrags bereits 2020 verboten wurde. Demnach darf im standesamtlichen Personenregister das Geschlecht, das nach der Geburt eingetragen wurde, später nicht mehr verändert werden. Dasselbe droht nun trans Personen in der Slowakei. Wir erleben einen Anstieg des Autoritarismus“, sagt Watkins. „Regierungen nutzen Krisen wie die Pandemie und den Krieg in der Ukraine als Vorwand, um marginalisierten Gemeinschaften ihre Rechte zu nehmen.“ Die Anti-Trans-Bewegung, die gut organisiert, finanziert und einflussreich sei, versuche, von dieser Situation zu profitieren. „Das bedeutet, dass wir ständig wachsam sein müssen, wenn es um den Rückschritt bei Trans-Rechten geht.“ Angriffe auf trans Personen seien zudem eng verknüpft mit Angriffen auf die Rechte von Frauen, queere Menschen, Geflüchtete und Sexarbeiter*innen. Auch zahlreiche EU-Mitgliedstaaten kämen ihren Verpflichtungen gegenüber trans Personen nicht nach, heißt es in der Analyse des TGEU. Die Länder Bulgarien, Dänemark, Estland, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechien und Ungarn würden trans Personen weiterhin keinen ausdrücklichen Asylschutz im Gesetz gewähren und damit gegen EU-Recht verstoßen. Außerdem verlangen alle Länder bis auf Malta eine Diagnose der psychischen Gesundheit, um Zugang zur trans-spezifischen Gesundheitsversorgung zu erhalten. Nicht-binäre Personen stehen vor weiteren großen Herausforderungen, denn sie können bislang nur in Island und Deutschland das Geschlecht rechtlich anerkennen lassen. Dänemark und Malta bieten eine teilweise Anerkennung an. Mehr Sensibilisierung im Gesundheitsbereich Insgesamt bestehen weiterhin große Lücken und in vielen der untersuchten Ländern erleben trans Personen Diskriminierung, sowohl auf rechtlicher als auch medizinischer und gesellschaftlicher Ebene. Damit sich das ändert müssten die Trans-Community, Aktivist*innen und andere zivilgesellschaftliche Kräfte besser in die Entscheidungsfindung eingebunden werden, sagt Watkins. „Trans Menschen, insbesondere die am stärksten Marginalisierten, müssen zum Beispiel in Programme zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt einbezogen werden.“ Wir erleben einen Anstieg des Autoritarismus. Zudem bräuchte es mehr Sensibilisierung im Gesundheitsbereich. „Die trans-spezifische Versorgung muss auf Grundlage der freien, vorherigen und informierten Zustimmung erfolgen“, sagt Watkins. Darüber hinaus seien sichere Wege für trans Geflüchtete wichtig und Sexarbeit müsse entkriminalisiert werden. Watkins betont in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung von transnationaler Solidarität. Insbesondere EU-Mitgliedsstaaten sollten dazu verpflichtet werden, trans Geflüchtete zu schützen. „Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass die Rechte von trans Personen nirgendwo selbstverständlich sind“, sagt Watkins. "Unsere Daten aus dem letzten Jahrzehnt zeigen einen alarmierenden Verlust von Trans-Rechten in westlichen Staaten, die einst als ‚fortschrittlich‘ galten, wie das Vereinigte Königreich.“ Die Staaten und internationalen Institutionen sollten Angriffe auf trans Personen deshalb zugleich als Angriffe auf die Demokratie als solche verstehen – und sie entschieden zurückweisen. Erneut ein herzliches Dankeschön für Ihre Aufmerksamkeit, bitte Teilen Sie die Berichte, welche Sie gut finden! Mfg Nikita Noemi Rothenbächer

„Die Eingriffe sind nicht kosmetisch, sie sind lebensnotwendig“: Die Trans-Gesundheitsversorgung steht auf der Kippe

„Die Eingriffe sind nicht kosmetisch, sie sind lebensnotwendig“: Die Trans-Gesundheitsversorgung steht auf der Kippe Ein Urteil des Bundessozialgerichts löst Unsicherheit in der queeren Community aus: Ist die Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Maßnahmen bei trans Personen gefährdet?
Es ist ein Urteil, das bei vielen queeren Personen Sorgen auslöst: Künftig könnten die gesetzlichen Krankenkassen die Übernahme der Kosten für geschlechtsangleichende Maßnahmen bei trans Personen aussetzen. Das geht aus einem Urteil des Bundessozialgerichts hervor. Geklagt hatte die nicht-binäre Person Robin Nobicht – in der Hoffnung, dass nicht-binäre Personen künftig mit trans Personen gleichgestellt und ebenfalls die Kosten für geschlechtsangleichende Maßnahmen erstattet bekommen. Dazu zählt, wie im Fall von Nobicht, etwa die Mastektomie, also die Entfernung der Brüste. Doch aus der mündlichen Urteilsverkündigung geht nun hervor, dass die Mastektomie „zur Behandlung eines durch eine Geschlechtsinkongruenz verursachten Leidensdrucks“ insgesamt in Frage gestellt wird, nicht nur bei nicht-binären, sondern ebenfalls bei binären trans Personen. Eine Mastektomie kann den Leidensdruck senken Ein Anspruch auf Kostenerstattung bestehe erst dann, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss, also Vertreter*innen der Ärzteschaft, Krankenkassen und Krankenhäuser, eine entsprechende Empfehlung abgegeben hätte. Dem Urteil zufolge sollen die Kosten für Behandlungen von trans Personen, die bereits begonnen haben, „aus Gründen des Vertrauensschutzes“ weiterhin übernommen werden. Wann eine Entscheidung des Ausschusses fällt, ist nicht abzusehen. "Nach dem Urteil des Bundessozialgerichts steht die Befürchtung im Raum, dass auch bei binären trans Personen bis zum Inkrafttreten einer neuen Richtlinie keine Kostenübernahmen für geschlechtsangleichende Maßnahmen bewilligt werden“, sagt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans*. „Damit würde die Trans-Gesundheitsversorgung eingefroren. Das hätte schwerwiegende Folgen für die psychische Gesundheit der Betroffenen, denn geschlechtsangleichende Operationen sind keine kosmetischen Eingriffe. Sie sind lebensnotwendig.“ Robin Nobicht berichtet, dass es einen „extremen Leidensdruck“ auslöse, „wenn die Geschlechtsmerkmale am Körper nicht mit der eigenen Wahrnehmung übereinstimmen.“ Nobicht selbst habe immer schon das tief verankerte Gefühl gehabt, einen flachen Oberkörper zu haben. „Es war verstörend, wieder und wieder festzustellen, dass dem nicht so ist. Zumal eine Brust als weibliches Merkmal gilt und ich oft als Frau wahrgenommen und angesprochen wurde.“ Nobicht begann schließlich einen Binder zu tragen, der den Oberkörper flacher wirken lässt. Dieser schränkte Nobicht allerdings im Alltag ein, beispielsweise beim Sporttreiben. „Ich habe mich in dieser Zeit immer weiter zurückgezogen.“ In der Therapie setzte Nobicht sich intensiv mit der Frage auseinander, was operative Maßnahmen bedeuten. Dabei habe sich herausgestellt, dass eine Mastektomie mit hoher Wahrscheinlichkeit den Leidensdruck senken könne, so Nobicht. Daher stellte Nobicht einen Antrag zur Kostenübernahme für die Operation – allerdings ohne Erfolg. Die Kosten von über 5300 Euro musste Nobicht selbst tragen. „Von der Gutachterin beim Medizinischen Dienst wurde mir mitgeteilt, dass ich als nicht-binäre Person keinen Zugriff auf diese OP habe.“ Deshalb entschied Nobicht sich dazu zu klagen. „Ich konnte es nicht auf mir sitzen lassen, dass ich die medizinisch notwendige Leistung selbst zahlen muss. Außerdem hoffte ich auf ein wegweisendes Urteil für andere nicht-binäre Personen.“ Langwieriges Verfahren bei der Kostenübernahme Aktuell ist es in Deutschland so, dass geschlechtsangleichende Operationen bei gesetzlichen Krankenkassen beantragt werden müssen. Wird ein Antrag abgelehnt, ist es möglich, Widerspruch zu erheben. In der Regel bezahlen die Kassen das aber – zumindest für trans Personen, auch wenn sich die Bewilligung ziehen kann. Der Bundesverband-Trans kritisiert die Regelungen für die Kostenübernahme schon seit längeren. Das Verfahren sei langwierig und betroffene Menschen müssten viele Unterlagen bei den Krankenkassen einreichen, so Hümpfner. „Über jeden Antrag wird einzeln entschieden. Obwohl Transgeschlechtlichkeit mittlerweile nicht mehr als psychische Erkrankung gilt, wird bei jedem Antrag geprüft, ob die Möglichkeiten von psychotherapeutischen Maßnahmen ausgeschöpft wurden.“ Dahinter stehe die Idee, dass Psychotherapie den Leidensdruck von Geschlechtsinkongruenz senken könne und geschlechtsangleichende Maßnahmen dadurch nicht mehr nötig seien. „Dabei zeigt die Empirie, dass vor allem geschlechtsangleichende Maßnahmen zuverlässig gegen das Unwohlsein mit dem eigenen Körper helfen.“ Bei nicht-binären Personen wie Robin Nobicht sah es bisher anders aus. Zwar ist es seit der Einführung der dritten Option im Jahr 2018 so, dass sie zwar den Geschlechtseintrag divers angeben oder den Geschlechtseintrag streichen lassen können. In den Regelungen für die Kostenübernahme von geschlechtsangleichenden Maßnahmen werden sie bislang allerdings nicht berücksichtigt.
Robin Nobicht klagte deshalb gegen die Krankenkasse, nachdem diese den Antrag für die Kostenübernahme abgelehnt hatte. In erster Instanz ging der Fall vor das Sozialgericht Mannheim, das die Krankenkasse zur Kostenerstattung verurteilte. Dagegen legte die Krankenkasse allerdings Berufung ein, sodass das Landessozialgericht Baden-Württemberg in zweiter Instanz zu Gunsten der Krankenkasse entschied. Auch das Bundessozialgericht lehnte Nobichts Antrag ab. Es räumte in der mündlichen Urteilsbegründung zwar ein, dass nicht-binäre Personen den gleichen Anspruch auf Behandlungen haben müssten wie binäre trans Personen. Betroffen von dem Urteil sind auch trans Personen Dennoch lehnte es den konkreten Antrag von Nobicht ab und begründete das damit, dass die Mastektomie Bestandteil einer „neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethode“ sei. Dabei stufte es die „partizipative Entscheidungsfindung“, also die gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Betroffenen und Behandelnden, als „neuen Ansatz“ ein. Das Gericht bezieht sich dabei auf die S3-Richtlinie „Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung“, die 2018 eingeführt wurde und im Zuge derer sozusagen eine neue Grundlage für geschlechtsangleichende Operationen entstanden sei. Der Gemeinsame Bundesausschuss müsse den therapeutischen Nutzen dieser neuen Methode erst anerkennen, um betroffene Personen „vor irreversiblen Fehlentscheidungen“ zu schützen. Davon betroffen sind folglich nicht nur nicht-binäre Personen, sondern auch trans Personen, die bislang auf Grundlage der Richtlinie die Kostenerstattung beantragt haben. Ausgenommen sind aller Voraussicht nach Behandlungen, die bereits begonnen wurden. Die schriftliche Urteilsbegründung steht noch aus „Das Urteil des Bundessozialgerichts fühlt sich wie eine reflexartige Reaktion auf die steigende Selbstbestimmung von trans Personen an“, so Nobicht. „Ich hoffe sehr, dass die Notwendigkeit der Operationen endlich anerkannt wird. Häufig wird damit argumentiert, dass die Maßnahmen irreversibel seien, dabei sind die Folgen uns allen bewusst. Es ist bevormundend und paternalistisch, trans Personen vor sich selbst schützen zu wollen.“ Bei der mündlichen Urteilsbegründung seien noch viele Fragen offen, so Nobicht. „Das löst Angst und Verunsicherung in der Community, aber auch bei Behandler*innen aus. Viele Therapeut*innen wissen gerade nicht, wie sie ihre Patient*innen sinnvoll behandeln sollen.“ Die schriftliche Urteilsbegründung ist voraussichtlich in einigen Wochen zu erwarten. Mehr Texte zu queeren Themen lesen Sie hier:Neue Analyse von Transgender Europe „Angriffe auf trans Personen sind Angriffe auf die Demokratie“Nicht-binär und Elternteil Während der Schwangerschaft versteckte Mino seinen KörperTendenziöse Beratung von trans Kindern und Jugendlichen Das steckt hinter der Initiative „Kein Mädchen“ Sollte es ähnlich ausfallen, wäre theoretisch auch eine Verfassungsbeschwerde denkbar. Dafür stünden allerdings gerade einmal vier Wochen zur Verfügung – ein enges Zeitfenster angesichts der Komplexität einer solchen Klage. „In jedem Fall werden wir aber weitermachen und Druck auf den Gesetzgeber ausüben, damit die Notwendigkeit der Operationen endlich rechtlich anerkannt wird“, so Nobicht. Hümpfner betont, dass auch die Bundesregierung sich dafür einsetzen könnte, die Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Maßnahmen insgesamt zu verbessern und zu vereinfachen, etwa durch Änderungen im Sozialgesetzbuch. Damit würde sie auch ihre Versprechen im Koalitionsvertrag umsetzen. Darin ist festgelegt, dass die Kosten für geschlechtsangleichende Behandlungen vollständig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden sollen. Die schriftliche Urteilsbegründung steht noch aus „Das Urteil des Bundessozialgerichts fühlt sich wie eine reflexartige Reaktion auf die steigende Selbstbestimmung von trans Personen an“, so Nobicht. „Ich hoffe sehr, dass die Notwendigkeit der Operationen endlich anerkannt wird. Häufig wird damit argumentiert, dass die Maßnahmen irreversibel seien, dabei sind die Folgen uns allen bewusst. Es ist bevormundend und paternalistisch, trans Personen vor sich selbst schützen zu wollen.“ Bei der mündlichen Urteilsbegründung seien noch viele Fragen offen, so Nobicht. „Das löst Angst und Verunsicherung in der Community, aber auch bei Behandler*innen aus. Viele Therapeut*innen wissen gerade nicht, wie sie ihre Patient*innen sinnvoll behandeln sollen.“ Die schriftliche Urteilsbegründung ist voraussichtlich in einigen Wochen zu erwarten. Vielen "Dank für die Aufmerksamkeit", bitte Teilt die Beiträge mfg Nikita Noemi Rothenbächer

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