Dienstag, 6. Februar 2024

Tag gegen GenitalverstümmelungIn vielen Ländern immer noch Tradition/ Weibliche Beschneidung in Kenia: "Die Schmerzen waren unerträglich"

Tag gegen GenitalverstümmelungIn vielen Ländern immer noch Tradition
Tag gegen GenitalverstümmelungIn vielen Ländern immer noch Tradition Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung hat mehr Engagement im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung angemahnt. Die schädliche Praxis sei inzwischen zwar in fast allen Ländern gesetzlich verboten, werde aber trotzdem vielfach praktiziert, teilte die stellvertretende Geschäftsführerin Bähr anlässlich des heutigen internationalen Aktionstags mit. Es handele sich um eine tief verwurzelte Tradition. Dagegen müsse mehr getan werden – vor allem mittels Aufklärung und mittels Kooperation aller gesellschaftlicher Sektoren. Genitalverstümmelung gelte in vielen Regionen immer noch als Voraussetzung für Eheschließungen. Laut Bähr gibt es nur wenige positive Entwicklungen. Sie verwies auf Kenia. Dort sei der Anteil der 15- bis 49-Jährigen, die eine Genitalverstümmelung erleiden mussten, von 38 Prozent im Jahr 1998 auf 15 Prozent 2022 gesunken sei. Gegenwärtig sind den Angaben zufolge mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen an ihren Genitalien verstümmelt. 12.000 drohten pro Tag Opfer der gewaltsamen Prozedur zu werden. Weibliche Beschneidung in Kenia: "Die Schmerzen waren unerträglich" Susan Muita war 15 Jahre alt, als sie von ihrer Familie dazu gezwungen wurde, sich einer Frauenbeschneidung (Female Genital Mutilation, FGM) zu unterziehen. "Eine Prozedur, die mir sehr viel Schmerz und Leid zugefügt hat", sagt die heute 53-Jährige. Niemand hatte sie auf diese Tortur vorbereitet. Nun ist sie selbst Mutter von drei Kindern und wünscht keinem Mädchen eine Beschneidung. Susan stammt aus Meru im Osten Kenias. Dort ist die weibliche Beschneidung seit vielen Jahren eine tief verwurzelte Tradition. Sie gilt als ein Übergangsritual vom Kind zum Erwachsenen. Als Susan jünger war, ist es für jedes Mädchen obligatorisch gewesen, beschnitten zu werden, wenn sie nicht als gesellschaftliche Außenseiter verstoßen werden wollten. Also ließ  sie mit 15 Jahren die Tortur über sich ergehen, die sie folgendermaßen erinnert: "Die Schreie der anderen Mädchen waren ohrenbetäubend." "Eines Tages schickte mich meine Mutter los, um nach meiner Oma zu sehen. Sie sagte, dort würde ich erwachsen werden und dass ich während der Zeremonie von meiner Großmutter mehr erfahren würde – aber niemand hat mir wirklich etwas gesagt. Um vier Uhr morgens wurde ich dann zu einem Fluss gebracht, wo ich auf andere Mädchen traf. Ich hatte wahnsinnige Angst und blieb nach dem Ritual traumatisiert zurück. Wenn das frühmorgendliche Frieren und das kalte Bad dazu hätten dienen sollen, meinen Körper zu betäuben und mir den Schmerz  zu ersparen, hat es nicht funktioniert – die Qualen waren unerträglich, die Schreie der anderen Mädchen ohrenbetäubend." Der Beginn einer lebenslangen Leidensgeschichte Susan atmet tief durch. Noch immer lassen die schmerzhaften Erinnerungen sie nicht los: "Nach dem Eingriff litt ich an einer schweren Infektion. Die alte Frau, die mich beschnitten hat, verwendete nur ein paar Kräuter zur Behandlung und reinigte meine Wunden. Abgesehen davon bereitete mir auch das Urinieren große Probleme – es waren wochenlang reinste Höllenqualen," sagt sie. Während der Genesungsphase wurde Susan darin unterrichtet, wie sich eine Frau, Mutter und Ehefrau zu verhalten hatte. Kurz nach Abschluss des Heilungsprozesses wurde sie verheiratet. "Der Geschlechtsverkehr mit meinem Mann war eine weitere Leidensgeschichte", erklärt sie. "Ich konnte diese Erfahrung nie genießen. Es war qualvoll." Auch während der Entbindung gab es Probleme: "Aufgrund der Narbe war es schwierig, das Baby zu gebären. Ich riss und litt unter starkem Blutverlust. Damit die Wunde richtig heilen konnte, musste ich mehrfach genäht werden. Mit jeder Geburt wurde es schlimmer, da die Narbe jedes Mal aufriss," fügt Susan hinzu. Nicht nur Susan berichtet uns von den schlimmen gesundheitlichen Folgen der Beschneidung. In einem Interview mit den SOS-Kinderdörfern bestätigt Gynäkologe Professor Guyo Jaldesa die grausamen Konsequenzen der Prozedur aus medizinischer Sicht.  Mädchenbeschneidung: noch immer eine schmerzhafte Tradition in Kenia Zwei Generationen später erwartete die 15-jährige Sarahani* das gleiche, grausame Schicksal einer Beschneidung. Sie wurde letztes Jahr beschnitten: "Meine Mutter stellte mich einer kulturellen Tanzgruppe vor und ermutigte mich, mich ihnen anzuschließen," erzählt Sarahani. "Die Tänzerinnen sagten mir, dass ich mich beschneiden lassen müsste, wenn ich eine angesehene Frau werden wollte. Ich dachte, es wäre das Richtige. Also willigte ich ein und wurde zu einer alten Frau gebracht, die den Eingriff mit einer Rasierklinge durchführte. Der Schmerz, den ich empfunden habe, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Ich blutete so stark, dass ich das Bewusstsein verlor." Doch danach überzeugte sie sich selbst: "Jetzt bin ich eine erwachsene Frau. Ich verkehre nicht mehr mit Mädchen meines Alters, sondern nur noch mit reifen Frauen. Ich werde die Schule bald verlassen und heiraten." Nicht jedes Mädchen kann gerettet werden Sarahani wird nächstes Jahr nicht die High School besuchen; es ist das Ende ihrer Ausbildung. Eine traurige Geschichte für so viele Mädchen aus Meru, die nicht das Glück haben werden, rechtzeitig von NGOs wie den SOS-Kinderdörfern oder deren Partnern vor der Beschneidung gerettet zu werden. Die Hilfsorganisationen setzen sich dafür ein, Gemeinden über den Schaden, den FGM anrichtet, aufzuklären. Obwohl die Tradition von der kenianischen Regierung verboten wurde, gibt es sie noch immer! Beschneidung wird im Verborgenen praktiziert. So wurde auch Sarahani heimlich beschnitten. Die Behörden nahmen den Kampf gegen Genitalverstümmelung auf, nachdem sie 2013 ein Anti-FGM-Board gegründet hatten. Das FGM-Gesetz erklärt, dass jeder, der dagegen verstößt, mit einer Haftstrafe von mindestens drei Jahren zu rechnen hat und im Todesfall eines Mädchens sogar eine lebenslängliche Gefängnisstrafe verbüßen muss. Aber nur wenige Fälle kommen tatsächlich vor Gericht. Geplatzte Träume: Eine Beschneidung bringt nur Schaden, keinen Nutzen! Vor dem Eingriff hatte die kleine Sarahani noch große Träume. Sie wollte Karriere machen, aber das änderte sich plötzlich. Jetzt will sie nur noch Mutter und Ehefrau sein. Sarahani verlässt sich darauf, dass ihr Ehemann sie versorgen wird. Susan wiederum möchte nicht, dass ihren Töchtern der Horror einer Beschneidung widerfährt. Sie wird sie diesen Schmerzen nicht aussetzen: "Ich werde es nie zulassen, dass meine Mädchen das durchmachen," sagt sie. "Keine von ihnen wird die alte Frau mit der Rasierklinge kennenlernen. Aus meiner Erfahrung habe ich gelernt, dass an einer Beschneidung nichts Gutes ist. In Wirklichkeit schadet es den Mädchen nur, weil es ihre Zukunft, ihren Körper und ihre Seele ruiniert." Unsere Solidarität mit all diesen welches furchtbares Leid erlitten haben, mfg Nikita Noemi Rothenbächer

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