Mittwoch, 16. Mai 2012

Fremd im eigenen Körper

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Fremd im eigenen Körper

Transexuelle leben mit dem Gefühl, dass sie mit dem falschen Geschlecht zur Welt gekommen sind. Manche entscheiden sich für geschlechtsangleichende Operationen. Aber der Weg dahin ist beschwerlich - nicht zuletzt aufgrund der Bürokratie

Transsexuelle haben das sichere Gefühl, im falschen Körper gefangen zu sein. Sie sehnen sich nach einem Leben im anderen Geschlecht und versuchen, sich auch äußerlich diesem so weit wie möglich anzugleichen. Das hat nichts mit der Lust an Verkleidung zu tun. Ebenso wenig heißt das, dass sie lesbisch oder schwul sind. Transsexuelle scheinen zwar nach biologischen Kriterien Mann oder Frau zu sein - ihr Erbgut und ihre Hormone sind eindeutig. So einfach ist es aber nicht: Tatsächlich stimmt ihr Geschlecht nicht mit diesen sicht- und messbaren Geschlechtsmerkmalen überein. Diese innere Gewissheit ist dauerhaft und lässt sich auch nicht wegtherapieren. Dabei erweckt der Begriff Transsexualität den Anschein, es handele sich um ein sexuelles Problem. Das ist falsch. Es geht den Betroffenen nicht um Sex, sondern um Identität. Deshalb bezeichnen sie sich selbst lieber als "Transidente".

Transsexualität ist keine Krankheit, auch wenn sie nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation und nach dem medizinischen Diagnose-Katalog ICD-10 noch immer zu den "Störungen der Geschlechtsidentität" zählt. Dennoch geraten viele Betroffene wegen des falschen Geschlechts in eine seelische Krise, deshalb suchen sie therapeutische Hilfe. Sie fühlen sich beschämt und hilflos zugleich, ihre Familie und ihre Freunde reagieren merkwürdig - das alles lässt sie leiden und an sich sowie ihrem Anderssein verzweifeln. Sie werden häufig depressiv, quälen sich mit Selbstmordgedanken und nehmen Drogen, um die Realität zu vergessen.

Mann-zu-Frau-Transsexuelle (Transfrauen) haben es in ihrer neuen Rolle schwerer als Transmänner. Wenn sich männlich aussehende Transfrauen schminken oder Röcke tragen, wird daran schnell Anstoß genommen - auch, weil sie häufig als biologische Männer zu erkennen sind. Frauen in Hosen und mit eher männlichem Verhalten fallen einfach weniger auf.

Unterschiedliche transsexuelle Entwicklungen

Die Ursachen für Transsexualität liegen noch immer im Dunkeln. Klar ist nur: Es gibt nicht den typischen Transsexuellen oder die typische Transsexuelle. Die Betroffenen können heterosexuell, bisexuell, lesbisch oder schwul sein. Doch viele haben schon als Kind das Gefühl, kein richtiges Mädchen oder kein echter Junge zu sein. Andere entdecken erst in der Pubertät ihr Unbehagen am körperlichen Geschlecht. Einige ekeln sich richtig vor ihrer Vulva oder ihrem Penis. Sie wollen sich deshalb so schnell wie möglich operieren lassen. Anderen gelingt es, sich eine Zeit lang mit ihrem angeborenen Geschlecht zu arrangieren. Das betrifft vor allem biologische Männer, die ohnehin Frauen als Partnerinnen bevorzugen. Sie heiraten, bekommen vielleicht Kinder, bis sie später doch ihrem inneren Drang folgen und sich öffentlich zu ihrem Anderssein bekennen.

Wie viele Transsexuelle es in Deutschland gibt, ist ebenfalls nicht sicher. In den meisten Fachaufzsätzen ist die Rede von 6000 bis 7000 Menschen, die einen Geschlechtswechsel wünschen und deshalb ärztlich behandelt werden. Organisationen von Betroffenen gehen dagegen davon aus, dass die Zahl zehnmal größer ist. Denn es gibt eine hohe Dunkelziffer, längst nicht alle Transidente entscheiden sich für eine Hormontherapie oder geschlechtsangleichende Operation. Laut Transsexuellengesetz ist eine chirurgische Umwandlung zwar Bedingung für die rechtliche Anerkennung des gefühlten Geschlechts. Doch auch ohne diesen Eingriff können Betroffene zumindest ihren Vornamen und den Geschlechtseintrag im Reisepass ändern.
mfg Nikita Noemi

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