Samstag, 16. Juni 2012

Feminisierung

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Feminisierung:

Feminisierung, Feminierung, Verweiblichung, das Auftreten weiblicher Geschlechtsmerkmale bei chromosomal (und gonadal) männlichem Geschlecht, gekennzeichnet durch ein Nachlassen von sexuellem Verlangen und Potenz, Verkleinerung der Hoden, Zunahme von Brustdrüsengewebe und Veränderung der Schambehaarung. Vorkommen z. B. nach Kastration, bei Funktionsverlust der männlichen Keimdrüsen oder Erkrankungen der Nebennierenrinde, Hypogonadismus, Östrogen bildenden Tumoren oder kontrahormonaler Therapie. Die Entwicklung weiblicher Geschlechtsorgane bei chromosomal männlichem Geschlecht während der intrauterinen Entwicklung wird ebenfalls als Feminisierung bezeichnet. Ursache ist eine Unempfindlichkeit gegenüber männlichen Sexualhormonen, während die weiblichen Sexualhormone wirksam sind!

Praxis der Hormonbehandlung bei Frau-zu-Mann-Transsexuellen


Um einen männlichen Werten entsprechenden Testosteronspiegel im Blut zu erreichen und über 2 bis 3 Wochen aufrechtzuerhalten, verabreichen wir in diesem Intervall 250 mg Testoviron-Depot i.m. (Testosteronenantat in öliger Lösung). Eine schnellere Vermännlichung wird durch höhere Dosen nicht erreicht, da die Wirkung durch die Zahl der Androgenrezeptoren bestimmt wird. Höhere Dosen führen lediglich zur Leberbelastung. Als Komplikation wird die Verstärkung oder Ausprägung einer Akne beobachtet, die so ausgedehnt und störend sein kann, daß die Hormontherapie abgesetzt und die Dosierung wesentlich reduziert werden muß. In solchen Fällen verordnen wir zusätzlich ein Breitbandantibiotikum (Vibramycin, anfangs 200, dann 100 mg täglich). Weiter kann es in seltenen Fällen zur Wasserretention und Ödembildung kommen. Durch das Testosteron kommt es zum Sistieren der monatlichen Blutungen, zur Amenorrhoe. Die Ovarien werden ruhiggestellt. Nach einigen Wochen, manchmal aber auch erst nach Monaten, wird der Patient heiser, und es kommt zum Stimmbruch. Die diesbezügliche Ansprechbarkeit ist individuell äußerst unterschiedlich. In der Regel kommt es zu einer Hypertrophie der Stimmbänder. Kurz nach Beginn der Therapie tritt eine generell vermehrte Behaarung im Sinne eines Hirsutismus auf. Das Intervall bis zum kräftigen Bartwuchs ist wiederum individuell sehr unterschiedlich. Es stellt sich ein typisches männliches Behaarungsmuster mit Übergang des T-förmigen Schamhaarabschlusses in einen Rhombus mit Behaarung bis zum Nabel und eine Behaarung der Brust ein. Außerdem kommt es zu einer deutlichen Zunahme der Muskulatur. Psychologisch wirkt die Testosteronbehandlung tonisierend. Das Auftreten wird optimistischer, aber auch fordernder und gelegentlich aggressiver. In der Regel kommt es zu einer Vergrößerung der Klitoris durch die Androgentherapie. Die Klitorishypertrophie bleibt aber in der Regel hinter der Hoffnung der Betroffenen zurück. In der Mehrzahl bleibt sie bei 1 bis 2 cm, selten erreicht sie 3 bis 4 cm. Alternativ ist eine orale Behandlung möglich mit Andriol (Testosteronundecanoat). Wir beginnen in der Regel mit 4 Kapseln täglich (2 x 2). Hiermit läßt sich in der Mehrzahl der Fälle, jedoch nicht bei allen, ein ausreichend hoher Wirkspiegel und die erwünschte Vermännlichung sowie die Aufrechterhaltung der notwendigen Dauersubstitution in ausreichender Höhe erreichen.



Praxis der Hormonbehandlung bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen


Wir haben die Mann-zu-Frau-Transsexuellen Jahrzehnte mit einem Überschuß an Östradiol durch Östrogeninjektionen intramuskulär erfolgreich und nebenwirkungsarm behandelt. Es handelte sich um das Präparat 100 mg Progynon Depot (Östradiol in öliger Lösung), welches in 2wöchentlichem Abstand gespritzt wurde. Das Präparat ist in Deutschland aus dem Handel, wohl aber noch über das Ausland (Griechenland) über Apotheken zu beziehen. Hierbei wird bewußt Östrogen im Überschuß gegeben, da eine möglichst schnelle Verweiblichung von der Patientin erwünscht wird. Eine schnelle Reduzierung der Dosis auf die Hälfte, was zur Verweiblichung immer noch ausreichende Hormonspiegel bewirken würde, wurde in den meisten Fällen als unangenehm empfunden, da schnell eine Gewöhnung erfolgte. Die Blutspiegel unter der Dosierung von 100 mg Progynon Depot liegen über 500 bis über 1000 pg. Nachdem das Präparat in Deutschland nicht mehr direkt verfügbar war, wurde es mancherorts durch Estradurin 80 mg 2wöchentlich ersetzt. Die Injektionen wurden von manchen Betroffenen als schmerzhaft und teuer abgelehnt.
Eine Verweiblichung kann jedoch durchaus auch durch 2wöchentliche Injektionen mit Estradiol-Depot Jenapharm 20 mg (2 Amp. Estradiolvalerat) erzielt werden. Auch in wesentlich niedriger Dosierung kann mit etwas Geduld eine eindeutige Verweiblichung erreicht werden, z. B. mit 3 x 1 Tbl. Progynon C oder Estrifam forte 2 Tbl. täglich. Neuerdings besteht auch die Möglichkeit, das Östrogen durch das sogenannte Östrogenpflaster Estraderm TTS zuzuführen. Wir empfehlen in dem Fall das Estraderm TTS 100 2 x wöchentlich. Damit soll im speziellen das Thromboembolierisiko deutlich abgesenkt werden. Außerdem kommt es zu einer geringeren Leberbelastung.
In einigen Fällen wird auch die Pille Diane benutzt, die als Gestagen Cyproteronacetat enthält. Sie ist als alleinige Medikation häufig nicht ausreichend hoch dosiert.
Als eleganteste Methode betrachten wir zur Zeit die Implantation eines Östrogenstylus unter die Haut, welcher dort über ein halbes Jahr einen ausreichend hohen Wirkspiegel im Gesamtorganismus aufrechterhält. Das Präparat heißt Östradiol implant (Organon, Cambridge) und ist über die internationale Apotheke zu beziehen. Nach unserer Erfahrung ist die Implantation eines 25-mg- und 50-mg-Stylus, also insgesamt 75 mg, geeignet, um einen Wirkspiegel zwischen 500 und 200 pg über ein halbes Jahr aufrecht zuerhalten. Die Implantation eines l00-mg-Stylus ist nicht notwendig. Leider gibt es keinen 75-mg-Stylus. Es erfolgt eine lokale Injektion eines Anästhetikums (Scandicain 1 % ig unter die Bauchhaut), eine 4 mm lange Stichinzision und das Einführen eines Trokars, durch den das Implantat geschoben wird. Die Inzision kann mit einem Spannpflaster oder mit einem Stich verschlossen werden.
Zur Reduktion der männlichen Behaarung wird ein Antiandrogen, Cyproteronacetat (Präparat Androcur), zum Teil in hohen Dosen eingesetzt, zusätzlich zum Ostrogen 50 mg. 10 mg sind nach unseren Erfahrungen völlig ausreichend und genauso wirksam. Eine wirklich durchschlagende Reduzierung der Behaarung läßt sich jedoch mit Cyproteronacetat überhaupt nicht erreichen. Die Wirkung besteht nur in einer relativen Verminderung und macht eine Epilation nicht überflüssig. Als Gestagen wirkt es zusätzlich positiv auf die Brustentwicklung, d.h., es fördert die Gynäkomastie.
Die durch die Hormonbehandlung entstehende Gynäkomastie hängt individuell vom Rezeptorgehalt in der Brust ab und weniger von der Höhe der Dosis. In vielen Fällen reicht allein die Hormonbehandlung aus, um schöne weibliche Brüste zu bekommen, ohne daß eine chirurgische Augmentation notwendig wird. Die chirurgische Augmentation der Brust wird bei unseren Patienten nur in 30 bis 40% der Fälle durchgeführt.
Durch die Hormonbehandlung kommt es zu einer Reduktion der Libido, zur Verminderung der Erektion und zum Ejakulationsverlust, was von dem Transsexuellen als angenehm empfunden wird. Die Haut am Körper ändert sich durch den Einfluß des Östrogens. Das Unterhautfettgewebe wird aufgelockert, und es kommt zu einer weiblichen Fettverteilung und Zunahme des Fettpolsters im Hüftbereich. Durch die gegengeschlechtliche Hormontherapie atrophieren die Hoden, und die Prostata wird deutlich kleiner. In einigen Fällen, durchaus aber nicht in der Regel, kommt es auch durch Langzeitbehandlung zu einer Verkleinerung des Penis. Im Lauf der Behandlung wird die Stimme weicher, was jedoch nicht nur mit der Hormonapplikation, sondern mehr mit dein Verhalten des Patienten zu tun hat, der sich der weiblichen Rolle angleicht. Wichtig ist eine psychische Stabilisierung durch die Hormonbehandlung. Die Risiken der Hormonbehandlung bestehen in der Leberbelastung und im gesteigerten Thromboembolierisiko, welches nach neueren holländischen Untersuchungen um 6 % liegt. Nach unseren Erfahrungen ist das Risiko niedriger.



Notwendigkeit lebenslanger Substitution


Postoperativ ist eine Hormonbehandlung lebenslang erforderlich, da in beiden Fällen bei der Operation die Keimdrüsen entfernt werden. Bei fehlender Hormonsubstitution kommt es zur Osteoporose und zum Frakturrisiko sowie zu hormonellen Ausfallserscheinungen, wie sie im Klimakterium üblich sind. Ohne Hormone kommt es zur vorzeitigen Alterung, einer Zunahme kardiovaskulärer Erkrankungen und einer verminderten Lebenserwartung.

Es gibt leider zu wenige auf Transsexualität spezialisierte Endokrinologen mit Kassenverträgen.
Aber Gynäkologen, Hausärzte oder Urologen tun dies auch.Grundsätzlich besteht freien Arztwahl. Konsultieren sie den Arzt ihres Vertrauens ! Ärzte, die Hormone ohne vorausgehende Untersuchungen (großes Blutbild, Hormonspiegel, Knochendichtemessung) verschreiben, stellen jedoch ein Gesundheitsrisiko dar.

Die Entwicklung der Hormontherapie und Forschung hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, ist noch nicht ausgereift. In jedem Fall tragen sie die Verantwortung von Risiken oder Behandlungsfehler. Verantwortungsbewusste Transsexuelle achten selbst auf die Bekömmlichkeit, senken bei Unbehagen die Dosierung unter das vom Arzt verschriebene Niveau und verlangen regelmäßige ärztliche Untersuchungen.
Das Wichtigste über Hormone:

Zur Ermittlung des Hormonstatus werden folgende Werte bestimmt:

Thyreotropin (TSH)

Hormon des Hypophysenvorderlappens, regt die Schilddrüse zu vermehrter Hormonproduktion an

Freies Thyroxin (T4)

Hormon der Schilddrüse, regelt die Produktion der Schilddrüsenhormone und beeiflusst die Entwicklung von Muskeln, Knochen und Gehirn.

Cortisol (CORTS)

Hormon der Nebennierenrinde, regelt den Blutzuckerspiegel, beeinflusst Knochenbildung, Fettgewebe, Eiweißstoffwechsel und die Produktion von Leukozyten, Erythrozyten und Blutplättchen. Wichtiges Stresshormon, und wird in Stressituationen verstärkt gebildet.

Androstendion (ASON)

Hormon der Nebenniere und der Gonaden. Schwach wirksames Androgen. Vorstufe für Testosteron und Estron.

Dehydroepiandrosteron (DHEAS)

Hormon der Nebenniere. Schwach wirksames Androgen. Vorstufe für Testosteron und Androstendion

17-Hydroxy-Progesteron (17-OHP)

Nebennierenhormon, Ausgangsstoff für die Androgensynthese.

Luteotrophes Hormon (LH)

Hormon des Hypophysenvorderlappens. Fördert das Wachstum der männlichen und weiblichen Keimdrüsen und steuert deren Funktion.

Follikelstimulierendes Hormon (FSH)

Hormon des Hypophysenvorderlappens. Fördert das Wachstum der männlichen und weiblichen Keimdrüsen steuert deren Funktion.

Prolaktin (PRL)

Hormon der Hypophyse. Kontrolliert die Entwicklung und Differenzierung der Milchdrüse der Brust und stimuliert die Milchproduktion.

Somatotropes Hormon (STH)

Hormon des Hypophysenvorderlappens. Wachstumshormon, steuert das Körperwachstum von Kindern.

Östradiol (E2N)

Hormon der Eierstöcke. Ist das biologisch aktivste Östrogen. Verantwortlich für die Entwicklung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale und, zusammen mit Progesteron, für die Steuerung des Zyklus. Sie wirken stärkend auf das Knochenwachstum und das Herz. Erhöhte Werte führen bei Männern zur Feminisierung (Brustentwicklung, Erhöhung der Hautelastizität, weibliches Haarwachstum, weibliche Fettverteilung)

Progesteron (PROG)

Gelbkörperhormon. Hormon der Eierstöcke und der Nebennierenrinde. Vorstufe für Östrogene und Testosteron.

Testosteron (T)

Hormon der Keimdrüsen und der Nebennierenrinde. Fördert beim Mann die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale. Verantwortlich für die Spermienproduktion, fördert die Fettverbrennung und den Muskelaufbau. Erhöhte Werte führen bei Frauen zu Virilisierung.

Sexualhormon bindendes Globulin (SHBN)

Wird in der Leber gebildet. Verantwortlich für den Transport der Androgene, vor allem des Testosterons, im Blut und hemmt dadurch ihre biologische Aktivität. Die Produktionsrate wird durch Östrogene weiter gesteigert und durch Androgene gesenkt.

Homocystein (HCYS)

Entsteht im Körper beim Abbau von Eiweiß. Erhöhte Werte können zu Gefäßverengung, Gefäßverschlüssen, Impotenz, Grünem Star, Demenz, Fertilitätsstörungen und Missbildungen in der Schwangerschaft führen.


Pflaster und Gels,
Die wohl schonendste Möglichkeit Hormone zuzuführen. Die Aufnahme erfolgt direkt über die Haut in das Blutsystem und schont dadurch die Leber und den Verdauungstrakt.

Tabletten
Wohl die praktischste Art, dem Körper Hormone zuzuführen. Belastet aber den Verdauungstrakt und alle Ausscheidungsorgane die Nieren und vor allem die Leber. Ein sofortiges Absetzen ist nicht mehr möglich. Es können einige Tage vergehen, bis alles ausgeschieden ist.

Depotpräparate (Spritzampullen)
Depotpräparate sind zwar recht bequem, da sie nur in größeren Abständen injiziert werden und man wenig Aufwand mit ihnen hat, aber es gibt einige Gründe die dagegen sprechen.

Bei Unverträglichkeit gibt es kein Mittel, das Zeug relativ rasch wieder aus dem Körper zu bekommen.
Diese unausgeglichene Aufnahme belastet den Körper weit mehr als eine regelmäßige Aufnahme kleinerer Dosen.
An der Einstichstelle können sich Entzündungen und Abszesse bilden.

Die Pubertät ist auch nicht in einem halben Jahr abgeschlossen. Man sollte zunächst damit beginnen, die eigene Hormonproduktion abzusenken. Dazu reichen etwa bei MzF 25-100 mg Androcur pro Tag bei weitem aus. Bitte eher vorsichtig beginnen und nicht überdosieren.

Durch den Einsatz von Testosteron- bzw. Östrogenblockern, sollte nach 2 bis 3 Monaten eine leichte Verweiblichung bzw. Vermännlichung eintreten.

Sobald der Testosteron- bzw. Östrogenwert gesenkt sind, werden gegengeschlechtliche Hormone verabreicht, die nun in geringerer Dosierung eine bessere Wirkung entfalten. Auch hier heißt es wieder einmal "Allzu viel ist ungesund". Ein Zuviel kann die Hormonrezeptoren schädigen und dadurch die Hormonzufuhr wirkungslos machen


 

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