Dienstag, 19. Juni 2012

Transsexuelle werden Gegenstand der Wissenschaft!

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Transsexuelle werden Gegenstand der




           Wissenschaft!



Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer

 

"Man sitzt in einem dunklen Raum, über Jahre hinweg. Dann geht plötzlich irgendwo eine Tür auf und Licht fällt herein." So beschreibt Tina Adamo ihr Leben als Transsexueller - als Junge vor einer Geschlechtsumwandlung. "Mit 16 Jahren konnte ich meine Transsexualität beim Namen nennen", erzählt die heute 29jährige. Tina Adamo hat einen langen Weg hinter sich. Viele Operationen, Jahre der Psychotherapie, ein Leben im steten Kampf um die eigene und gesellschaftliche Akzeptanz. "Heute bin ich endlich glücklich und frei", erzählt sie.
Wie Tina Adamo geht es in Deutschland vielen Menschen. 17000 Transsexuelle in Deutschland haben diese oder eine sehr ähnliche Prozedur schon durchlaufen. Die Dunkelziffer liegt um ein Vielfaches höher.
Der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechts zu leben und anerkannt zu werden, wird den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen zugeordnet. Es ist eine Krankheit, die allerdings viele Betroffene nicht als solche verstanden wissen wollen. Führt eine Einordnung der Transsexualität als Krankheit zu einer Stigmatisierung? Wird das Persönlichkeitsrecht der Transsexuellen in der medizinischen und rechtlichen Praxis angemessen berücksichtigt?
Mit diesen und anderen Fragen setzt sich jetzt ein neues Forschungsprojekt der Medizinischen Fakultät der Rheinisch-westfälisch technischen Hochschule Aachen auseinander.
Es trägt den Titel "Medizinethische Aspekte in der Behandlung Transsexueller".
Professor Dominik Groß, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin: "Wir wollen die vielen Unstimmigkeiten im Umgang mit Transsexualität aufgreifen. Das fängt schon bei dem Begriff "Transsexualität" an. Er reduziert nach Ansicht vieler Betroffener alles auf Sex und Sexualität. Das ist diskriminierend. Auch wurde Kritik am Transsexuellengesetz laut."
Der ethische Klärungsbedarf betreffe sowohl die Einordnung der Transsexualität als Krankheit als auch das derzeitige Behandlungsregime, das eine therapeutische Weichenstellung schon in jungen Jahren möglich macht. Auch welche Kosten der Behandlung durch die Krankenkassen übernommen werden, ist nicht abschließend geregelt. Mal werden Behandlungen, wie zum Beispiel die Haar-Epilation oder bestimmte Operationen, erstattet, in einem anderen Fall dann wieder nicht.
Ziel ist es, die im Umgang mit Transsexualität berührten Konfliktfelder herauszuarbeiten, zu definieren und zu analysieren. "Wir wollen Leitlinien unter Einbeziehung von Betroffenen etablieren, um den Umgang mit Transsexuellen zu verbessern. Wir wollen das nicht allein der Medizin überlassen, sondern die Gesellschaft mit in die Pflicht nehmen", sagt Groß.
Das Forschungsprojekt soll zwei Jahre dauern, 50 000 Euro stehen zur Verfügung. Auch die Klinik für Phoniatrie in Aachen beteiligt sich an dem Projekt, hier werden Therapien für die Stimme nach der Geschlechtsumwandlung entwickelt. "Nach den zwei Jahren ist eine breitere Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Endokrinologie, Psychologie, Psychotherapie und Chirurgie geplant", so Groß.
Die Wissenschaftler gehen in zwei Schritten vor:
Zunächst wird internationale Literatur untersucht. Darunter fallen auch die Literatur Betroffener und die Laienpresse. Danach werden persönliche Erfahrungen in standardisierten Gesprächen mit Betroffenen erfaßt. Nach Abschluß des Projektes sollen neue und grundlegende Publikationen über die medizinischen Aspekte der Behandlung von Transsexuellen entstehen. Es solle als Kristallisationskern für ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben dienen, so die Wissenschaftler, in dem umfassende Leitlinien entwickelt werden. Es gilt, die gesellschaftliche Akzeptanz, die Diagnostik und Therapie und die juristische Begleitung zu verbessern.

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