Montag, 30. Juli 2012

Androgynie und Varianten von Androgynie

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Meine Damen und Herren

Vor einigen Tagen stellte ich schon einmal einen Wissenschaftlichen-Bericht über Androgyn in diesem Blog einigen von euch zur Verfügung, auf Anfrage von mehreren Lesern weite ich diesen Bericht aus, um einigen unterschiedliche Typen der Androgynie Vorzustellen!
Hoffe somit noch mehr Klarheit in dieses Phänomen der Menschlichkeit voran zu treiben und das einige etwas mehr Gewissheit erhalten über das was hier beschrieben wird!
Es gibt noch Unmengen von Symptomatiken  von welchen ich etwas Abstand genommen habe, jedoch hoffe das diese Ergänzung euch Hilfreich sein kann
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Bearbeitet und Geschrieben von Nikita Noemi Rothenbächer 2012

Androgynie und Varianten von Androgynie

Das Androgynie- Konzept besagt, dass die Geschlechtsrollen auf zwei unabhängigen Dimensionen betrachtet werden sollen, der männlichen und der weiblichen. Demnach kann eine Person sowohl männliche wie auch weibliche Eigenschaften haben. In diesem psychologischen Ansatz wird angenommen, dass eine Person, die sowohl männliche wie auch weibliche Eigenschaften in hohem Maße besitzt, d.h. androgyn ist, psychisch gesünder ist als Personen, die fast nur typische Eigenschaften eines Geschlechts aufweisen. Dies gilt in unserer Gesellschaft v.a. für Frauen. Männer die, männliche und weibliche Eigenschaften besitzen werden, dafür nicht unbedingt positiver beurteilt.


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Androgenresistenz (auch: Androgeninsensitivität, Abk. AIS; engl. androgen insensitivity; dt. auch Testikuläre Feminisierung)

AIS bezeichnet eine verminderte oder fehlende Wirkung männlicher Geschlechtshormone (Androgene) bei Personen mit 46, XY Chromosomensatz; auch Testikuläre Feminisierung genannt. Testikuläre Feminisierung wird häufig als Synonym für die komplette Androgenresistenz (CAIS) verwendet. Der Begriff (1953 von Morris geprägt) beschreibt die Beobachtung, dass sich bei Androgenresistenz trotz der im Hoden (Testis) gebildeten männlichen Sexualhormone (Testosteron) äußerlich weibliche Körperformen entwickeln (Feminisierung). Dies geschieht durch die Umwandlung des Testosterons im Fettgewebe zum weiblichen Sexualhormon Östradiol, dessen Wirkung im Gegensatz zu Testosteron unbeeinträchtigt ist.

Man unterscheidet:

1. CAIS (vom englischen "complete androgen insensitivity syndrome, auch "komplette testikuläre Feminisierung")
Eine komplette Testikuläre Feminisierung liegt vor, wenn männliche Sexualhormone (Androgene: Testosteron und Dihydrotestosteron) im Körper keinerlei Wirkungen entfalten können. Da die männliche Genitalentwicklung eine normale Wirkung der Androgene in der frühen Embryonalzeit voraussetzt (wichtig vor allem in der 7.-12. Schwangerschaftswoche), entsteht trotz männlichem Chromosomensatz ein Kind mit einem komplett weiblichen äußeren Genitale. Eine sekundäre Geschlechtsbehaarung ist in der Regel nicht vorhanden. In der Pubertät kommt es nicht zur Bildung der sekundären Geschlechtsmerkmale.

2. PAIS (vom englischen "partial androgen insensitivity syndrome", auch "teilweise testikuläre Feminisierung")
Bei einer teilweisen testikulären Feminisierung ist die Wirkung der männlichen Sexualhormone nur teilweise beeinträchtigt. Das Spektrum des äußeren Erscheinungsbildes kann dabei sehr variieren und reicht von sehr diskreten Androgenwirkungen bei fast komplett weiblichem äußerem Erscheinungsbild bis hin zum äußeren Erscheinungsbild des Mannes mit nur geringem Vermännlichungsdefizit. Dieses äußert sich immer mit einer genitalen Fehlbildung (Hypospadie, Mikropenis)
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3. MAIS (vom englischen "minimal androgen insensitivity syndrome": minimale Androgenresistenz)
Bei männlichen Patienten ohne genitale Fehlbildung, aber geringem Defizit der Vermännlichung bei hohen oder hochnormalen Androgenspiegeln im Blut spricht man von minimaler Androgeninsensitivität.

Drittes Geschlecht

Die Bezeichnung das "dritte Geschlecht" wird heute hauptsächlich von Personen verwendet, die deutlich machen wollen, dass für sie eine Kategorisierung nur in weiblich (Frau) und männlich (Mann), aber auch in homo- und heterosexuell nicht länger sinnvoll erscheint. Der Arzt und Wissenschaftler Magnus Hirschfeld veröffentlichte im Jahre 1904 das Buch "Berlins drittes Geschlecht". Er meinte, die Bezeichnung "drittes Geschlecht" sei für homosexuelle Frauen und Männer Berlins nicht so verächtlich und entwertend. Heute wird der Begriff nicht nur verwendet, um eine Form der sexuellen Orientierung zu beschreiben. Auch Personen, die sich in Ihrem Körper und der zugeschriebenen Rolle als Frau oder Mann nicht zugehörig fühlen, erleben sich als "drittes Geschlecht". In einigen Kulturen (z.B. bei bestimmten Indianern) werden neben der Unterscheidung Frau und Mann weitere Geschlechtskategorien beschrieben. Die Frage nach einem dritten biologischen Geschlecht erscheint so alt wie die Menschheit. Dass sowohl das biologische (Sex) als auch das psychologische (Gender) Geschlecht eines Menschen nicht immer eindeutig ist, ist heute Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und öffentlicher Diskussion (Intersexualität). Kritiker der biologischen zwei-Geschlechter-Gesellschaft nutzen die Bezeichnung "drittes Geschlecht" um die Unstimmigkeit dieser Kategorisierung des biologischen Geschlechts (Sex) in männlich und weiblich aufzuzeigen. Die aktuelle Diskussion schließt den Vorschlag einer Gesetzesänderung des Personenstandsgesetzes, das bislang nur zwei Kategorien für das Geschlecht (weiblich und männlich) vorsieht, mit ein.

Feminisierung

Verweiblichung des Körpers (Brustwachstum, weibliche Körperformen). Bei Störungen der Androgenproduktion oder -wirkung kann diese auch bei Personen mit XY, Karyotyp auftreten.

Geschlechtsdifferenzierendes Verhalten (engl. sex differences)

Unter geschlechtsdifferenzierendem Verhalten versteht man Verhaltensweisen und Eigenschaften, die Mädchen/Frauen und Jungen/Männer im statistischen Sinne voneinander unterscheiden. Bei Frauen wurden im Vergleich zu Männern folgende Verhaltensmerkmale und Fähigkeiten festgestellt: geringere Aggression, prosoziales Verhalten, bessere sprachliche Fähigkeiten, geringere räumliche Fähigkeiten, weniger Wechsel der Sexualpartner und weniger Interesse an homosexuellen Kontakten. Allerdings zeigen diese Verhalts Merkmale eine breite Streuung, so dass es sich hier nicht um Merkmale handelt, die Frauen und Männer eindeutig unterscheiden, sondern die in der jeweiligen Gruppe mit einer höheren oder niedrigeren Wahrscheinlichkeit anzutreffen sind. Als Erklärungsmodell für diese Verhaltensunterschiede wurde lange Zeit der lernpsychologische Ansatz herangezogen. Heute werden biologische Faktoren als wesentliche Determinanten von Verhalten stärker diskutiert. Einige Studien sprechen dafür, dass prä- und postnatale Hormoneinwirkungen das spätere geschlechtstypische Verhalten von Kindern mit beeinflussen.

Geschlechtsidentität (engl. gender identity)

Geschlechtsidentität ist das subjektive Gefühl eines Menschen, sich als Mann oder Frau (oder dazwischen) zu erleben. Dieses Gefühl findet man zu allen Zeiten und in allen Kulturen. Der Begriff wurde jedoch erst in den 50er Jahren durch Money im englischen Sprachraum eingeführt.
Die Geschlechtsidentität bildet sich aus durch Selbst- und Fremdkategorisierungen sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung. Dabei sind folgende Aspekte von grundlegender Bedeutung:
- Geschlechtszuweisung nach der Geburt (sex assignment)
- Körperliche und psychische Prädispositionen und Entwicklungen
- Elterliche und gesellschaftliche Einstellungen
- Körpergefühl
- Interaktionen mit Gleichaltrigen (Peers)
Stoller führte den Begriff in der Psychoanalyse ein. Er beschrieb das Konzept der Kerngeschlechtsidentität (core gender identity), dass die erste Stufe der Entwicklung von Männlichkeit und Weiblichkeit meint und die sich schon präödipal entwickelt.

Geschlechtsidentitätsstörung (engl. gender identity disorder)

Unter Geschlechtsidentitätsstörung versteht man das subjektive Leiden, in der Zugehörigkeit zu seinem Geschlecht verunsichert zu sein, nicht zu wissen, welchem Geschlecht man angehört, bzw. das Gefühl zu haben, im falschen Körper zu stecken (Transsexualität).

Geschlechtsidentitätsstörung im Kindesalter (engl. gender identity disorder in childhood)
Von einer Störung der Geschlechtsidentität im Kindesalter spricht man, wenn ein Kind über einen längeren Zeitraum Erlebens- und Verhaltensweisen zeigt, die für das andere Geschlecht charakteristisch sind. Das Kind behauptet oft dem anderen Geschlecht anzugehören. Um von einer Störung der GI zu sprechen, werden folgende Aspekte berücksichtigt:
- Aussagen über die eigene Person
- Verkleidungsspiele
- Spielzeug
- Rollenspiele
- Beziehungen zu Gleichaltrigen
- Motorische und sprachliche Ausdrucksformen
- Äußerungen zum körperlichen Aussehen bezogen auf die Geschlechtsmerkmale
- Beteiligung an Kampf und Raufspielen
Diese Auffälligkeiten im Kindesalter müssen nicht unbedingt zu einer homosexuellen oder transsexuellen Entwicklung führen, wenngleich sie von erwachsenen Homosexuellen und Transsexuellen vermehrt bezüglich ihrer Kindheit geschildert werden.

Geschlechtsrollenwechsel (engl. gender transposition)

Personen, die sich ihrer (zugewiesenen) Geschlechtsrolle nicht zugehörig fühlen und den starken Wunsch haben, in der jeweils anderen Geschlechtsrolle zu leben, können dies sozial und juristisch realisieren. Diesen Wunsch haben Personen mit einer Geschlechtsidentitätsstörung (Transsexualität), deren biologische Geschlechtsmerkmale eindeutig weiblich oder männlich sind, die jedoch das Gefühl haben im falschen Körper zu stecken, oder Personen mit Intersexualität. Bei den verschiedenen Diagnosen die unter dem Begriff Intersexualität zusammengefasst sind tritt der Wunsch nach einem Geschlechtsrollenwechsel sehr unterschiedlich häufig auf. In jedem Fall sollten erste Erfahrungen in der neuen sozialen Rolle hormonellen und chirurgischen Behandlungsschritten vorausgehen und auch psychotherapeutisch begleitet werden, da Nebenwirkungen und weitreichende Konsequenzen auftreten können. Der Wechsel des Namens und des Personenstandes ist seit 1981 durch ein Gesetz über die Änderung der Vornamen und der Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen (Transsexuellen Gesetz) juristisch geregelt. Dieses Gesetz sieht eine so genannte "kleine Lösung" mit Änderung des Vornamens und die "große Lösung" mit Änderung des Personenstands vor.

Hermaphroditismus - echter bzw. verus (engl. hermaphroditism)

Eine Person mit Hermaphroditismus besitzt Keimdrüsengewebe beider Geschlechter (im Volksmund früher auch als Zwitter bezeichnet). Es liegt also sowohl ovarielles als auch testikuläres Gewebe vor. Dabei können die Keimdrüsenanlagen getrennt sein, auf der einen Seite ein Ovar, auf der anderen Seite Hoden, oder aber es besteht auf jeder Seite ein Mischgewebe mit ovariellen und testikulären Anteilen. Der Chromosomensatz kann variabel sein und sowohl ein männliches oder weibliches chromosomales Geschlecht aufweisen. Häufig wird auch ein abweichender chromosomaler Status erhoben (Chimäre, Mosaik). Auch das äußere Erscheinungsbild Betroffener ist variabel und kann sowohl männlich als auch weiblich oder nicht zuordbar sein (nichteindeutiges Genitale).

Intersexualität (engl. intersexuality, somato-sexual differentiation disorder)

Als Intersexualität wird die fehlende Übereinstimmung der körperlichen Geschlechtsmerkmale (Chromosomen, Gene, Hormone, Gonaden (Keimdrüsen), äußere Geschlechtsorgane) eines Menschen verstanden. Dies bedeutet, dass bei Personen mit Intersexualität gleichzeitig (vollständig oder teilweise) Geschlechtsmerkmale vorkommen, die sich typischerweise entweder bei Frauen oder bei Männern finden lassen (Intersexualität ließe sich übersetzen mit "zwischen den Geschlechtern"). Unter den Begriff Intersexualität werden viele sehr unterschiedliche Phänomene mit jeweils sehr speziellen Ursachen subsummiert. Zusammenfassend kann aber gesagt werden, dass es bei all diesen Phänomenen während der pränatalen Differenzierung des Körpergeschlechts zu einer untypischen Entwicklung gekommen ist. Während das chromosomale Geschlecht (Karyotyp XX oder XY) im Augenblick der Befruchtung der Eizelle durch die Samenzelle festgelegt wird, vollzieht sich die Entwicklung der Keimdrüsen (=Gonaden; Gonadales Geschlecht) über verschiedene Entwicklungsschritte hin entweder zur typisch weiblichen (Eierstöcke) oder typisch männlichen Form (Hoden). Die Entwicklung zum äußeren Erscheinungsbild der primären Geschlechtsmerkmale (Penis, Hodensack bzw. Scheidenvorhof, Klitoris, Schamlippen) wird über komplizierte Mechanismen hormonell gesteuert. Bei jedem einzelnen Entwicklungsschritt kann es zu Abweichungen vom typischen Verlauf kommen, woraus sich dann jeweils sehr unterschiedliche Ausprägungen der Geschlechtsorgane ergeben können. Es kann also vorkommen, dass Neugeborene hinsichtlich ihrer äußeren Geschlechtsorgane eindeutig männlich oder eindeutig weiblich erscheinen, während sie einen davon abweichenden Chromosomensatz aufweisen. In anderen Fällen kommt es zur Herausbildung eines nichteindeutigen Genitales (= ambiguous genitalia). Oftmals, insbesondere bei einem nichteindeutigen Genitale, wird die Intersexualität gleich nach der Geburt festgestellt. In manchen Fällen (beispielsweise beim Vorliegen einer kompletten Androgenresistenz , bei 5 Reduktase Mangel oder bei 17ß -Hydroxysteroid Dehydrogenase Mangel) wird die untypische Geschlechtsentwicklung erst im Laufe der Kindheit oder in der Pubertät festgestellt (z. B. bei einer Leistenbruchoperation), wenn die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale ausbleibt oder untypisch verläuft (z.B. starke Virilisierung, Amenorrhoe und Stimmbruch bei einer vorher äußerlich eindeutig weiblich erscheinenden Person). Die Häufigkeit ist wegen der großen klinischen Heterogenität, der Vielfalt ätiologischer Ursachen und der Betreuung durch verschiedene Fachdisziplinen weitgehend unbekannt. Erschwerend kommt hinzu, dass im Umlauf befindliche Zahlen zur Inzidenz aufgrund definitorischer Unklarheiten und Unterschiede sehr differieren. Während in der von unserer Arbeitsgruppe angewandten Definition das Phänomen "Intersexualität" strikt auf der Diskrepanz zwischen Chromosomensatz und äußerem Erscheinungsbild des Genitales basiert, fassen andere Autorinnen und Autoren die Definition weiter und zählen auch das Turner Syndrom, Klinefelter Syndrom oder die Fehlanlage der Scheide (Rokitansky Küster Syndrom) zu Formen der Intersexualität. Abhängig von der jeweiligen zugrunde liegenden Definition kommen also verschiedene AutorInnen zu sehr unterschiedlichen Zahlen über die Verbreitung von Intersexualität.

Mikropenis

Allgemeiner Begriff, der lediglich auf einen rein äußeren Aspekt hinweist: der Penis ist (gemäß Definition und Vergleich mit Normwerten) zu klein. Auf mögliche Ursachen oder die Funktionsfähigkeit weist der Begriff an sich nicht hin. Von einem Mikropenis wird aus medizinischer Perspektive gesprochen, wenn der Penis eines Neugeborenen weniger als 2,4-2,5 cm lang ist - betroffen sind davon lediglich 0,6% aller männlichen Neugeborenen. Die Ursachen eines Mikropenis können verschiedener Art sein. Allgemein gesagt handelt es sich um eine Wachstumsstörung des Penis während der beiden letzten Drittel der Schwangerschaft. Eine mögliche Ursache einer solchen Wachstumsstörung kann eine genetische Abweichung sein (beispielsweise eine Mutation auf dem Y-Chromosom), die bewirkt, dass entweder keine oder nur wenige männliche Hormone (= Androgene) produziert werden. Möglich ist auch, dass zwar genügend männliche Hormone produziert werden, sie allerdings nicht wirken können (Androgenresistenz).
Die Frage nach einer sinnvollen Therapie lässt sich nicht pauschal beantworten, da je nach zugrunde liegender Ursache differenziert werden muss. Während bei einem Mangel an männlichen Hormonen eine Hormonersatzbehandlung wirkungsvoll sein kann, wird sie bei einer Androgenrezeptorstörung (Androgenresistenz) wenig oder gar keine Wirkung zeigen. In früheren Zeiten wurde meistens der Rat gegeben, Jungen mit Mikropenis als Mädchen aufzuziehen und das Genitale operativ dem eines Mädchens anzugleichen. Mittlerweile erscheint diese Vorgehensweise zunehmend kritikwürdig, da solch radikale Maßnahmen eventuell zu Geschlechtsidentitätsstörungen führen könnten und das Recht des Säuglings auf Unversehrbarkeit des Körpers und auf sexuelle Selbstbestimmung verletze. Darüber hinaus widersprechen neuere Studien der Vorstellung, dass ein Mikropenis mit einem positiven männlichen Selbstbild und einer befriedigenden Sexualität in der männlichen Rolle nicht vereinbar sei.

Nichteindeutiges Genitale (engl. ambiguous genitalia)

Von einem nichteindeutigen Genitale wird dann gesprochen, wenn aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes der Geschlechtsorgane nicht eindeutig festgestellt werden kann, ob es sich um einen Jungen/einen Mann oder um ein Mädchen/ eine Frau handelt. Das Aussehen der Geschlechtsorgane kann auf vielerlei Arten von einem typisch männlichen oder typisch weiblichen Aussehen abweichen (abnormal genitalia). Sie können auf einer 5 stufigen Skala (Prader Stadien) klassifiziert werden. Bei Personen mit chromosomal weiblichem Genotyp (XX-Karyotyp) findet sich beispielsweise eine vergrößerte, penisähnliche Klitoris; die Harnröhrenöffnung kann sich dabei entweder entlang, an der Spitze oder am Grund der Klitoris befinden. Die Schamlippen können zusammengewachsen sein und einem Hodensack ähneln. Bei Personen mit chromosomal männlichem Genotyp (XY-Karyotyp) findet sich beispielsweise ein kleiner Penis (weniger als 2-3 cm), der an eine vergrößerte Klitoris erinnert. Die Öffnung der Harnröhre kann sich überall entlang des Penis, an dessen Spitze oder am Penisgrund befinden (Hypospadie). Manchmal ist ein verkleinerter Hodensack vorhanden, der verschiedene Grade einer Spaltung aufweisen und dadurch weiblichen Schamlippen ähneln kann. Das untypische äußere Erscheinungsbild des Genitales sagt nichts über das Vorhandensein innerer Geschlechtsorgane und deren Funktionsfähigkeit aus. Um prognostische Aussagen über die voraussichtliche Pubertätsentwicklung und eine etwaige Fortpflanzungsfähigkeit machen zu können, ist eine differenzierte Diagnostik notwendig. Die Entstehung uneindeutiger äußerer Geschlechtsorgane kann vielfältige Ursachen haben. Allgemein kann gesagt werden, dass die Ursachen in einer untypischen Entwicklung der hoch komplizierten vorgeburtlichen Geschlechtsdifferenzierung zu suchen sind (Somatosexuelle Differenzierungsstörung).

Pseudohermaphroditismus

Ein etwas veralteter Begriff, der bei Vorliegen einer Geschlechtsentwicklungsstörung eine Abgrenzung vom echten Hermaphroditismus erlauben soll. Beim echten Hermaphroditismus liegt männliches und weibliches Keimdrüsengewebe vor. Beim Pseudohermaphroditismus hingegen liegt in einer Person nur entweder männliches (beim Pseudohermaphroditismus masculinus) oder weibliches Keimdrüsengewebe (beim Pseudohermaphroditismus femininus) vor. Das gonadale Geschlecht lässt sich hierbei also eindeutig zuordnen. Das äußere (morphologische) Geschlecht weicht beim Pseudohermaphroditismus aber vom gonadalen Geschlecht ab. Unter Pseudohermaphroditismus fallen z. B. folgende Diagnosen: Leydig-Zell-Hypoplasie, Testosteronbiosynthesedefekt, 5a Reduktase Mangel, oder Androgenresistenz (allesamt Beispiele für männlichen P.) sowie CAH als ein Beispiel für weiblichen P. Die Gonadendysgenesien fallen nicht unter Pseudohermaphroditismus, da das Keimdrüsengewebe hierbei entweder ganz fehlt oder unvollständig ausgebildet ist.

Queer

Der Begriff Queer (im Deutschen mit eigenartig, komisch, seltsam, schwul oder verrückt übersetzt), bezeichnet heute mehr als die Abweichung von einer Norm. Ende der 80er Jahre wurde der Begriff von Lesben und Schwulen an amerikanischen Universitäten aufgegriffen und zur Aufklärung über Vorurteile und Verfolgung gegenüber (ursprünglich männlicher) Homosexualität verwendet. Heute bezeichnet er nicht nur eine gesellschaftliche Bewegung, sondern auch eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Normanspruch der Heterosexualität (queer theory) sowie eine begleitende universitäre Entwicklung im Rahmen der Queer-Studien (queer studies). Obwohl in der Forschung die Kategorie Geschlecht zunehmend Berücksichtigung findet, blieb Heterosexualität weiterhin als selbstverständliches Merkmal einer Person stillschweigend vorausgesetzt. Innerhalb der Queer-Studien wird Homosexualität als "normale", gleichwertige Lebens- und Sexualitätsform definiert und der Umgang mit Homosexualität in den etablierten Wissenschaften diskutiert und in Frage gestellt. In der Zwischenzeit wurden nicht nur lesbische, feministische Themen, sondern auch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung der geschlechtlichen und sexuellen Identitäten als gleichzeitig erzwungene, aber auch veränderbare Effekte gesellschaftlicher Machtverhältnisse integriert. Somit stellt der Begriff queer ein Konstrukt dar, welches sich aus Aspekten von Geschichte, Politik, Medizin, Psychologie, Soziologie und Gesellschaft zusammensetzt.

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