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Bearbeitet von Nikita Noemi
Rothenbächer 2012
Leitfaden für Medien
Dies ist ein
Leitfaden für Presse, Funk und Fernsehen.
Was ist
Transsexualität?
Transsexualität
ist eine natürliche geschlechtliche Variation. Es ist bewiesen, dass das
biologische Geschlecht eines Menschen nicht ausschliesslich an den Genitalien
abgelesen werden kann. So ist es dem aktuellen Wissensstand nach
wahrscheinlich, dass es Menschen gibt, die zwar mit Penis und Hoden geboren
werden, aber in Wirklichkeit Mädchen sind, oder dass auch Jungs existieren, die
mit Vagina und Gebärmutter geboren werden. Auf Grund der Zuordnung bei der
Geburt werden diese Kinder dem falschen Geschlecht zugeordnet, wissen aber
später, dass diese Zuordnung falsch war und äussern dies meist.
Das Wort
"Transsexualität" wurde erstmals vom Sexualwissenschaftler Magnus
Hirschfeld im Jahr 1923 (im "Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen")
verwendet und meint "Entgegengeschlechtlichkeit" und nicht etwa
"Geschlechtsumwandlung", wie irrtümlicherweise oft behauptet. Damit
sah Hirschfeld transsexuelle Menschen als geschlechtliche Variation an, die per
se existiert.
Was sind
"Geschlechtsumwandlungen"?
Genauso wie
es keine "Geschlechtsidentitätsstörungen" gibt, so gibt es auch keine
"Geschlechtsumwandlungen". Da aber viele geschlechtliche Merkmale bei
jedem Menschen zwittrig angelegt sind (bis zur 7. Schwangerschaftswoche),
können diese Merkmale nahezu so verändert werden, dass sie nach Anpassung dann
dem eigentliche Geschlecht eines transsexuellen Menschen entsprechen. Da das
Geschlecht eines Menschen aus vielen Merkmalen besteht, kann auch nicht ein
Merkmal herausgegriffen werden, um von einer "Geschlechtsumwandlung"
zu sprechen. Das eigentliche Geschlecht eines transsexuellen Menschen ändert
sich nicht. So bleibt eine transsexuelle Frau, die mit Penis und Hoden geboren
wurde, beispielsweise auch nach einer genitalen Operation eine Frau. Mit einer
genitalen Operation ändert sich das Geschlecht eines Menschen nicht - deswegen
kann man auch durch genitale Operationen das Geschlecht eines Menschen nicht
"von aussen zuweisen".
Wie erkennt
man Transsexualität?
Transsexualität
kann man nicht diagnostizieren. Ob ein Mensch transsexuell ist, oder nicht,
kann nur der jeweilige Mensch selbst wissen.
Was ist
"Geschlechtsidentität"?
Eine
"Geschlechtsidentität", englisch "gender identity", im
eigentlichen Sinne gibt es nicht bzw. Beschreibt lediglich den Glauben an
Geschlechtsrollenstereotype. Der Begriff wurde 1966 von John Money, einem
Sexologen an der Johns-Hopkins-Universität (Balimore, USA) eingeführt, um damit
u.a. die Phänomene geschlechtlicher Abweichungen besser erklären zu können. So
ging er davon aus, dass beispielsweise transsexuelle Menschen sich - auf Grund
einer "gender identity disorder" mit der entgegengesetzten
"Geschlechtsrolle" (gender role) identifizieren. Er nahm dabei an,
dass es etwas wie eine "typische" und "atypische
Geschlechtsidentität" gibt. Da die Unterscheidung zwischen einer typischen
und atypischen Geschlechtsrolle aber lediglich auf Stereotypen basiert und
nicht berücksichtigt, dass in Wirklichkeit alle Menschen von diesen
(gesellschaftlich gemachten) Stereotypen abweichen, darf dieser
Erklärungsversuch von Transsexualität heute als gescheitert gelten.
Was sind
"Geschlechtsidentitätsstörungen"?
"Geschlechtsidentitätsstörungen"
gibt es nicht. Zwar gibt es Bücher, in denen von "gender identity
disorders" die Rede ist, wie z.B. den DSM, das Manual der psychischen
Störungen - die Existenz von Geschlechtsidentitätsstörungen ist aber nicht wissenschaftlich
bewiesen. Ähnlich wie einst Homosexualität als psychische Störung
("sexuelle Orientierungsstörung") angesehen wurde, dient der Begriff
"Geschlechtsidentitätsstörung" lediglich dazu, transsexuelle Menschen
als "psychisch gestört" zu erachten, obwohl sie es in Wirklichkeit
nicht sind. Grundlage für die Idee der
"Geschlechtsidentitätsstörungen" ist ein Weltbild, in dem davon
ausgegangen wird, dass es so etwas gibt, wie ein angeborenes, dem angeblich
"biologischen Geschlecht" innewohnenden und damit geschlechtstypisches
Geschlechtsrollenverhalten. Geschlechtsuntypisches Verhalten sei an der Wahl
der Kleidung, der Wahl des Spielzeugs oder der Wahl der Spielkameraden
abzulesen. Kinder die sich "geschlechtsatypisch" verhalten, seien
dieser Ideologie nach "geschlechtsidentitätsgestört" und würden
später "homosexuell" oder "transsexuell" werden. Diese
geschlechtsstereotypen Vorstellungen werden mittlerweile von vielen
Menschenrechtsorganisationen kritisiert.
Was ist
"Gender Disphorie"?
Der Begriff
"gender dysphoria syndrome" wurde Anfang der 70er Jahre von Norman M.
Fisk, einem US-amerikanischen Mediziner in den medizinischen Diskurs
eingeführt. Fisk verstand transsexuelle Menschen als nicht-existent, sondern
verstand ihre geschlechtlichen Selbstäusserungen (beispielsweise die Äusserung
"ich bin eine Frau" von einer transsexuellen Frau) als Wunsch, eine
andere geschlechtliche Rolle wahrzunehmen. Dieser Wunsch, so Fisk, drücke sich
beispielsweise durch Kleidungsvorlieben und Verhalten aus. Zu den Menschen mit
"gender dysphoria" zählte Fisk nicht nur transsexuelle Menschen,
sondern auch effeminierte (also sich "weiblich" verhaltende)
Homosexuelle, aber auch Transvestiten.
Transsexualität
hat mit "Gender Disphorie" nichts zu tun. Transsexualität ist eine in
der Natur vorkommende geschlechtliche Abweichung und wäre selbst ohne
"Identität" vorhanden. Die Vermischung und Verwechselung des
Begriffes "gender identity" (Geschlechtsidentität), den John Money
eingeführt hatte, mit einer Selbstaussage eines Menschen über sein eigentliches
Selbst führt bis heute zu massiven Menschenrechtsverletzungen an Menschen, die
von geschlechtlichen Abweichungen betroffen sind. Der Begriff "Gender
Disphorie", unter dessen Etikett transsexuelle Menschen bis heute als
nicht-existent erachtet werden, ist Teil und Basis dieser
Menschenrechtsverletzungen.
Der Begriff
wird in jüngster Zeit als Werbemassnahme einer psychopathologisierenden
Sexologie verwendet, um von den Menschenrechtsverletzungen an Menschen mit
geschlechtlichen Abweichungen wie transsexuellen Menschen abzulenken. Da die
Sexologie Pläne hat, den Bereich des DSM, dem Buch der psychischen Störungen,
in welchem es um geschlechtliche Besonderheiten geht, wieder zu erweitern
(Homosexualität wurde in den 70er-Jahren ursprünglich aus diesem Buch
gestrichen) ist diese Werbemassnahme, die der Erweiterung der
Psychopathologisierung dient, als transsexuellenfeindlich und homophob
anzusehen.
Was ist ein
"psychisches Geschlecht"?
Die
Formulierung "psychisches Geschlecht" stammt aus der Psychologie und
dient Menschen, die geschlechtliche Abweichungen wie Transsexualität als
nicht-existent erachten, bis heute als Legitimation der geschlechtlichen
Fremdbestimmung. "Psychisches Geschlecht" ist im Zusammenhang mit dem
psychopathologisierenden Begriff "Gender Dysphorie" zu sehen, der
ähnlich gemeint ist. So behaupten heteronormative Sexologen bis heute, ein
transsexueller Mensch sei "biologisch eindeutig" und "fühle sich
wie" das eine oder andere (oder ein drittes) Geschlecht. Dieses Gefühl
beschreiben diese Personen als "psychisches Geschlecht" um
transsexuelle Menschen als nicht-existent zu definieren.
Richtig ist,
dass Transsexualität eine in der Natur vorkommende geschlechtliche Abweichung
darstellt und mit so etwas wie einem "psychischen Geschlecht" wenig
zu tun hat. Zwar spielt die Psyche eine Rolle beim Coming Out eines
transsexuellen Menschen - dieses Sich-Selbst-Erkennen bzw. dieser
Entfaltungsprozess ist aber vielmehr das Entdecken eines geschlechtlichen
IST-Zustandes, der vorher bereits vorhanden war und den sich ein transsexueller
Mensch während des Coming-Outes eingesteht.
Ist
Transsexualität eine Frage der Identität?
Transsexualität
ist primär keine Frage der "Identität", sondern eine geschlechtliche
Variation. Ein transsexueller Mensch kann sich seiner
"Entgegengeschlechtlichkeit" (Übersetzung des Wortes
"Transsexualität") bewusst sein, oder nicht. Während des Coming-Outes
wird sich ein transsexueller Mensch über sich Selbst bewusst.
Ist der
Begriff "Transgender" nicht ein Oberbegriff der auch transsexuelle
Menschen beinhaltet?
Nein. Der
Begriff "Transgender" wurde in den 70er-Jahren von einem
Vollzeit-Transvestiten eingeführt, um sich vor transsexuellen Menschen
abgrenzen zu können. "Trangender" bezieht sich auf die
geschlechtliche Rolle, die ein Mensch wahrnimmt. So definieren sich
"Transgender-Personen" vorwiegend über das soziale Geschlecht und den
geschlechtlichen Ausdruck. Viele transsexuelle (also entgegengeschlechtliche)
Menschen legen dagegen keinen Wert darauf, eine bestimmte geschlechtliche Rolle
wahrzunehmen, sondern wollen vorallem ihren Körper spüren können und streben
daher in erster Linie körperliche Korrekturen an. Dennoch gibt es
Schnittmengen, besonders dann, wenn transsexuelle Menschen mit Bereichen
konfrontiert werden, in denen Geschlechtsrollen gesellschaftlich hoch gehalten
werden, beispielsweise dort, wo es um die Änderung von Geschlechtseinträgen
geht. In Gesellschaften, in denen stereotype Geschlechterklischees existieren
leiden sowohl Transgender als auch transsexuelle Menschen unter
Diskriminierungen (wenn auch unterschiedlicher Form von Diskriminierung). Die
deutsche Übersetzung von "Transgender" ist
"Transidentität".
Ist eine
transsexuelle Frau "biologisch als Mann geboren" und ein
transsexueller Mann "biologisch als Frau geboren"?
Nein. Es ist
bewiesen, dass das biologische Geschlecht eines Menschen nicht nur an den
Genitalien (und strenggenommen noch nicht einmal an xx- oder xy-Chromosomen)
abgelesen werden kann. Geschlechtliche Abweichungen sind vielfältig und es kann
jeder der unterschiedlichsten geschlechtlichen Faktoren unabhängig voneinander
von dem abweichen, was in Gesellschaften als "normal" erachtet wird.
Es ist daher im Augenblick nicht möglich, zu behaupten, eine transsexuelle Frau
wäre "als Mann geboren" oder ein transsexueller Mann wäre "als
Frau geboren". Was lediglich gesagt werden kann, dass ein transsexueller
Mensch als "Kind" geboren wurde. Richtig ist auch, zu sagen, dass
dieses Kind auf Grund der äusseren Geschlechtsmerkmale dem "männlichen
Geschlecht" oder dem "weiblichen Geschlecht" zugeordnet(!)
wurde. In den meisten aller Fälle ist diese Zuordnung zwar richtig - welchem
Geschlecht ein Mensch aber tatsächlich zugehört, stellt sich unter Umständen
aber erst später heraus - eben beispielsweise wenn das Kind transsexuell sein
sollte.
Was hat
Transsexualität mit Intersexualität zu tun?
Der
Unterschied zwischen Trans- und Intersexualität liegt vorallem in der
behaupteten Messbarkeit geschlechtlicher Abweichungen. Während Intersexualität
als sichtbare körperliche Abweichung zu einem Norm-Geschlecht (Adam und Eva?)
verstanden wird, wird Transsexualität von Gesellschaften, in denen
geschlechtliche Abweichungen abgelehnt werden, als nicht-existent, da nicht
messbar angesehen. Sowohl die Schubladen Intersexualität, als auch
Transsexualität dienen in der Regel dazu, Menschen mit geschlechtlichen
Abweichungen von Aussen fremdzubestimmen.
Trennlinien
zwischen den verschiedenen geschlechtlichen Besonderheiten, dienen bis heute
als Regelwerk in Gesellschaften, die nicht anerkennen wollen, dass
geschlechtliche Abweichungen von einem geschlechtlichen Ideal-Bild eher die
Regel (und keinesfalls die Ausnahme) darstellen und dass Geschlecht zwar von
Aussen deutbar, aber nicht bestimmbar ist. In Wirklichkeit ist Geschlecht weder
bestimm- noch messbar, und - daraus folgernd - auch keine geschlechtlichen
Abweichungen.
Die
Behauptung, Menschen, die nicht als geschlechtlich abweichend messbar seien,
seien psychisch krank ("Gender Dysphorie"), dient bis heute als
Mittel um sowohl diese Menschen als nicht-existent zu definieren, als auch
einen medizinischen Fremdzugriff auf Menschen sicherzustellen, bei denen die
geschlechtlichen Abweichungen als messbar behauptet werden.
Es gibt
sowohl Organisationen intersexueller, als auch transsexueller Menschen, welche
diese Fremdzugriffe unterstützen, indem sie Begriffsdefinitionen (wie z.B. die
Idee einer "Gender Dysphorie") aus der Medizin unkritisiert
übernehmen. ATME dagegen setzt sich für ein uneingeschränktes geschlechtliches
Selbstbestimmungsrecht von Menschen ein.
Welche
Begriffe sind zu vermeiden?
"Biologischer
Mann" (für eine transsexuelle Frau), "Biologische Frau" (für
einen transsexuellen Mann) sind falsche Begriffe. Ebenso wie Sätze, in denen
durch Aussagen wie "wurde biologisch als Mädchen/Junge geboren"
behauptet wird, transsexuelle Menschen wären widernatürlich.
Was ist
Transphobie/Transsexuellenfeindlichkeit?
Transphobie
bzw. Transsexuellenfeindlichkeit ist das Aberkennen der "Echtheit"
der Geschlechtszugehörigkeit eines transsexuellen Menschen. Die Merkmale von
Transphobie sind mit den Merkmalen von Homophobie vergleichbar. Ähnlich wie bei
Homophobie die Ablehnung von Lesben und Schwulen auf eine angeblich
"angeborene Heterosexualität" zurückgeführt wird, um die sexuelle
Orientierung von homosexuellen Menschen als "widernatürlich"
bezeichnen zu können, gibt es auch bei Transphobie eine vergleichbare
Argumentationslinie. So gehört zu den Hauptmerkmalen von Transphobie die
Behauptung, ein transsexueller Mann wäre "als biologische Frau geboren
worden", oder eine transsexuelle Frau wäre "als biologischer Mann auf
die Welt gekommen".
Wie erkennt
man reparative Therapien an transsexuellen Menschen?
Alle
reparativen Therapien haben gemein, transsexuelle Menschen mit einem von
Therapeuten, die diese Therapien durchführen als "biologisches
Geburtsgeschlecht" bezeichneten Zustand zu versöhnen. Dies kann auf
unterschiedliche Art und Weise erfolgen. In manchen dieser Therapien, die in
erster Linie an Kindern durchgeführt werden, wird offen versucht,
"geschlechtskonforme Verhaltensweisen" zu belohnen und
"geschlechtsatypische Verhaltensweisen [...] beiläufig" zu
unterbinden (Beier, Klaus M., Hartmut A. G. Bosinski, und Kurt Loewit:
Sexualmedizin. Elsevier, München (2005), Seite 411).
Andere
Formen der reparativen Therapie an transsexuellen Menschen verlaufen
indirekter, haben aber das gleiche Ziel. So ist bereits der Versuch,
beispielsweise einem transsexuellen Mädchen, nur dann (medizinisch,
beispielsweise durch die Möglichkeit einer Hormonbehandlung) zu helfen, wenn
dieses Mädchen, die Haltung einnimmt, eigentlich "ein biologischer
Junge" zu sein, auch eine Form geschlechts-fremdbestimmender Umerziehungsversuche.
Bereits die
Diagnosestellung "Geschlechtsidentitätsstörung" bzw. "Gender
Dysphorie" ist daher bereits der Versuch einer Umpolung, da diese einem
transsexuellen Menschen unterstellt, sein Wissen über sein Geschlecht sei eine
Phantasie oder Einbildung. Das Ergebnis von Umpolungstherapien, die man an der
Diagnosestellung "Geschlechtsidentitätsstörung" oder "Gender
Dysphorie" erkennen kann, ist also immer, dass ein behandelter Mensch dazu
gebracht wird, sein Wissen über sein (Geburts-)Geschlecht als psychische
Störung zu akzeptieren und sein Geschlecht als widernatürlich zu erachten.
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„Wenn man den Geist nicht so verändern kann, dass er zum
Körper passt, dann sollten wir uns vielleicht dazu
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den Körper so zu verändern, dass er dem Geist entspricht.“
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