Freitag, 20. Juli 2012

Transgender - noch immer ein Tabu


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Überarbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2012


Transgender - noch immer ein Tabu


Noch immer ist dieser Themenbereich ein Tabu für die Betroffenen. Sie haben Angst davor, von ihrer Umwelt ausgeschlossen zu werden. In der Tat werden heutzutage viele Crossdresser misstrauisch beäugt. Für ihre Mitmenschen ist diese Eigenschaft pervers und schwul. Diese Auffassung ist ein Missverständnis. Es gilt diese Vorurteile aus der Gesellschaft zu verbannen.

Tatsächlich kann es für die Partnerin eines Crossdressers schwierig werden, wenn sie von dem Bedürfnis erfährt. Schließlich hatte sie sich für einen Mann entschieden und nicht dafür, mit einem Mann und einer Frau zusammenzuleben. Klar ist, dass dieses Bedürfnis nicht wegtherapiert werden kann und beide Anteile für den Crossdresser von immenser Bedeutung sind.

In allen Kulturen weltweit gibt es dieses Phänomen seitdem die Menschen existieren. Crossdressing ist in allen Gesellschaftsschichten vorhanden. Fakt ist: Unsere Geschlechtsidentität wird nicht frei gewählt. Alle Menschen sind Mischwesen. Jeder Mensch hat eine Menge männlicher und weiblicher Identifikationen.

Der Kommissar für Menschenrechte des Europarats forderte, dass die Rechte aller Transgender-Menschen gewahrt werden. Auf der internationalen Konferenz über Menschenrechte von Homo-, Bi- und Transgender wurde 2009 ein Themenpapier entworfen, in dem betont wird, dass internationale Menschenrechtsnormen – wie das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit und Gesundheitsfürsorge sowie auf Schutz vor Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt – für alle Menschen gleichermaßen gelten, Transgender eingeschlossen.

Der Weg für Dietmar öffentlich seine weibliche und männliche Seite auszuleben war steinig und lang. Doch er hat es geschafft und fühlt sich heute freier. Es hat ihm einiges abverlangt, seinen Tagesablauf abhängig von beiden Geschlechtern so zu gestalten, dass er sich wohl fühlt. Dietmar hat es geschafft, sich nicht weiterhin von seiner Angst bestimmen zu lassen und geht heute offensiv mit seiner Veranlagung um. Schließlich ist dieses Bedürfnis weder pervers oder krank, sondern Bestandteil seiner Persönlichkeit. Heute lebt er wieder in einer neuen Partnerschaft, in der sie offen über sein Bedürfnis sprechen. Beide sind glücklich, dass es so ist, wie es ist.
Ein Mann lebt seine weibliche Seite

Ein Mann, der in regelmäßigen Abständen in der Öffentlichkeit seine männliche und seine weibliche Seite lebt. Bis das kein Geheimnis mehr ist, keine Scham mehr empfunden wird, ist es für die meisten Crossdresser ein langer Weg. Die Angst, als pervers abgestempelt zu werden, nur weil man als Mann genauso gerne Frauenkleider trägt wie Männerkleidung, ist groß. Dietmar hat es geschafft, sich von seinen Ängsten vor Diskriminierungen zu befreien und lebt heute öffentlich seine weiblichen und männlichen Anteile aus. Aber sein Weg dahin war lang und steinig. Heute lebt er sogar wieder mit einer Partnerin zusammen, die ihn als Mann und Frau gleichermaßen akzeptiert.

Dietmar und Liliane ergänzen sich perfekt

Dietmar hat zwei Kinder, war lange verheiratet und ist ein bekennender Crossdresser.Es ist nicht immer einfach, mit seinen weiblichen und männlichen Anteilen umzugehen. Schon gar nicht, wenn man an als Mann den Drang verspürt, Frauenkleider zu tragen. Er ist 56 Jahre alt. Er hat zwei erwachsene Kinder. Mit der Mutter seiner Kinder lebte er über zwanzig Jahre in einer Partnerschaft. Vor einigen Jahren teilte er ihr mit, dass er zwei Seelen in seiner Brust hat. Er ist ein bekennender Crossdresser und lebt seine männlichen und seine weiblichen Anteile öffentlich aus: In unregelmäßigen Abständen wird aus Dietmar Liliane. Dann zieht er Frauenkleider an, schminkt sich, trägt Frauenparfüm und ist ganz einfach Frau.

In welchem Umfang und in welcher Form er seine weiblichen Aspekte lebt, ist unterschiedlich. Vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren gab es im Wesentlichen bei ihm nur ein diffuses, schwammiges Gefühl, dass da noch etwas ist in ihm, was er zwar bemerkte, aber nicht richtig einordnen konnte. Es war eine gewisse Zuneigung zu femininen Kleidungsstücken. Damals hatte er mal das eine oder andere anprobiert. Aber das war für ihn immer mit Scham besetzt. Er wusste, dass das, was er empfand, in der Familie, in der Umgebung, bei den Freunden gegen deren Moralvorstellungen verstieß. Trotzdem trug er hin und wieder Frauenkleider. Er fühlte sich schlecht dabei. Dieses Bedürfnis löste in ihm eine innere Zerrissenheit aus. Als Jugendlicher konnte er es nicht richtig akzeptieren.

Vor wenigen Jahren merkte er, dass er immer häufiger in die Rolle von Liliane schlüpfte und entschied sich dazu, zu seinem Verlangen zu stehen. Ab dem Moment, in dem er erkannte, dass er dieses Bedürfnis nicht länger verleugnen konnte und er sich bewusst machte, dass er keine schlimmen Konsequenzen zu befürchten hatte, entschied er öffentlich zu seinem Bedürfnis zu stehen. Viele Jahre hatte er sich ausgemalt, dass sein soziales Umfeld negativ auf ihn reagieren könnte. Er offenbarte sich seiner Umwelt. Nach seinem Coming-out hat sich in seinem Leben eine Wende vollzogen. Seitdem fühlt er sich wie befreit.

Auch seiner damaligen Partnerin erzählte er von seiner Vorliebe. Zunächst war seine Partnerin beruhigt und meinte zu ihm, dass man darüber reden könne und dass er eine Therapie machen sollte. Vielleicht könnte man das „Problem“ wegtherapieren. Doch es war klar: Dieses Bedürfnis lässt sich weder wegtherapieren noch unterdrücken. Seine Partnerin und er einigten sich darauf, dieses Thema ganz aus ihrer Beziehung heraus zu lassen. Inzwischen haben die Beiden sich getrennt.

Seine Freunde und Bekannten haben sein Coming-out sehr positiv aufgefasst, ebenso sein langjähriger Arbeitskollege. Mit zunehmender Zeit stellte Dietmar sich die Frage, ob er transsexuell sei, um das herauszufinden ging er für sechs Monate nach Australien. Dort lebte er ausschließlich als Liliane.
Liliane arbeitete als Gastwissenschaftlerin an der Universität. Lernte neue Menschen kennen, die sie als Frau akzeptierten und schätzten. Für Liliane war es positiv von morgens bis abends als Frau herumzulaufen. Sie machte sich viele Gedanken darüber, wie sie leben wollte, sobald sie zurück in Deutschland ist. Schließlich stand fest: Sie wird ihr Leben weiterhin in einer Doppelrolle leben. Die geschlechtliche Identität ist gefunden: als Mann und Frau.

Transgender, Crossdresser oder Transvestiten sind Pendler zwischen den Geschlechtern

Für Liliane steht fest, dass sie beides leben möchte: den Mann und die Frau.
Nicht jeder Crossdresser ist so mutig wie Dietmar, denn viele haben Angst vor Diskriminierungen in der Öffentlichkeit und Angst davor, dass sich die Partnerin abwenden könnte. Erfahrungen zeigen: Es gibt viele Vorurteile. Aus diesem Grund ist die Dunkelziffer von Menschen hoch, die eine von ihrem körperlichen Geschlecht abweichende Geschlechtsidentität haben, was von der Gesellschaft weithin unbemerkt bleibt. Dazu zählen Transsexuelle, Crossdresser und Transvestiten. Das sind biologische Männer aber auch Frauen, die sich vorübergehend oder dauerhaft mental als Frau/Mann fühlen und gelegentlich frauen-/manntypische Kleidung tragen, um ihre Weiblichkeit bzw. Männlichkeit auszuleben. Die Ausprägungen sind vielfältig. Zum besseren Verständnis werden die Lebensformen in unterschiedliche Begrifflichkeiten eingeteilt.

Der Oberbegriff für Crossdresser, Transsexuelle, Transvestiten heißt Transgender. Die Gemeinsamkeiten der Transgender sind: Die Personen haben immer oder zumindest manchmal das Bedürfnis ganz oder teilweise in eine Geschlechtsrolle zu schlüpfen, die nicht ihrem Geschlecht entspricht. Dieser Begriff meint sowohl alle Personen, die nur gelegentlich einzelne Kleidungsstücke des anderen Geschlechts tragen als auch Menschen, die dauerhaft den Wechsel in das andere Geschlecht vollziehen. Zwischen den Begrifflichkeiten ist es wichtig zu differenzieren.


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„Wenn man den Geist nicht so verändern kann, dass er zum
Körper passt, dann sollten wir uns vielleicht dazu
entschliessen,
den Körper so zu verändern, dass er dem Geist entspricht.“




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