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Bearbeitet von Nikita Noemi
Rothenbächer 2012
Auch dieser Bericht wurde auf Anfrage neu Überarbeitet und Recherchiert, es ist nicht immer Einfach die Wünsche der Leser zu Erfüllen, jedoch ist die Bemühung groß den Wünschen zu entsprechen!
Hijras (Transsexuelle)
in Indien
Hijras -
Transsexuelle
Eine
besondere Rolle haben Hijras (Transsexuelle). Hijras sind Männer, die sich wie
Frauen geben. Unter Hijras sind keine Frauen, die sich als Männer fühlen. Die
Hijras sind entweder Hermaphroditen oder Männer, die sich mit einer männlichen
Geschlechtsposition nicht identifizieren können. Sie präsentieren sich
weiblich, tragen Saris und nehmen Frauennamen an. Viele sind operiert. Hijras
sind in der Regel nicht schwul. Von vielen Außenstehenden, und in jedem Fall
von anderen Hijras, werden sie mit weiblichen Vornamen angesprochen. Ehen
zwischen Hijras und Männern sind sozial akzeptiert, sexuelle Beziehungen zu
Frauen dagegen sind verpönt. Hijras beanspruchen das Privileg, bei Hochzeiten
und Geburten zu tanzen (Badhai-Feste) und zu betteln. In Indien gibt es schätzungsweise
1.5 Mio Hijras, in Mumbai allein 50 000 - 100 000. Offizielle Zahlen gibt es
nicht, weil man sich nach indischer Gesetzgebung entweder als Mann oder als
Frau zu registrieren hat.
Das Dritte
Geschlecht
Nach einigen
Überlieferungen wird das „dritte Geschlecht“ (Tritiya Prakriti) als für das
Gleichgewicht der Welt notwendig gehalten. Transsexuelle galten hierbei
aufgrund ihrer Ambiguität als Mittler zwischen der Macht der Götter und den
Menschen. Sie standen zwar außerhalb der traditionellen Ordnung, doch verfügten
sie über Mächte, die Normalsterblichen versagt waren. Weder Mann noch Frau,
sind sie auf spiritueller Ebene Mann plus Frau, ein alternatives Geschlecht.
Geschichte:
Im Ramayana
wird schon das dritte Geschlecht erwähnt. Rama trifft eine Gruppe von ihnen
nach seiner Rückkehr nach Ayodhya. Er segnet sie und sagt, daß sie Könige der
Welt werden würden. Hijras werden im 4. Jh. erstmalig erwähnt. Doch ihre große
Zeit kommt später, zur Zeit der muslimischen Moghulherrscher, wo sie als Eunuchen
eine wichtige Rolle als Hofbedienstete innehatten und z. T. sehr einflußreich
wurden. In den Dörfern hatten Hijras verbriefte Rechte, unter anderem auf
eigenes Land. Erst unter der britischen Besatzung kam es zu einer Beschneidung
ihrer Rechte. 1852 wurde von den Engländern ein Gesetz erlassen, nach dem nur
leibliche Söhne erben durften. Damit fiel das sog. Inam-Land der Hijras an die
Engländer, riesige Territorien wurden so eingezogen. Das Ziel war ein klares
politisches: Hijras waren den Engländern weit mehr ein "moralisches
Ärgernis" als den Indern, sie sollten durch die Enteignung wirtschaftlich
geschwächt und unterdrückt werden.
Eine eigene
Göttin für Transvestiten
Ihre Göttin
ist Bahuchara. Sie stammt aus der Botenkaste Charan und wurde zur Dämonin. Ihr
Haupttempel liegt bei Ahmedabad in Gujarat. Ihr Reittier ist der Hahn (keine
äußeren Genitalien). Sie ruft nicht nur Männer dazu auf, als Transvestiten zu
leben, sondern sie ist auch die kinderlose Muttergöttin (Bahuchara Mata),
welche die lüsternen und räuberischen Übergriffe der Männer mit brutaler Magie
und Kastrationen zurückgeschlagen hat. Auch ein impotenter Mann ist automatisch
ein Anhänger dieser Göttin.
Warum wird
man Hijra?
Hijras
kommen mehr oder weniger freiwillig zu der Gemeinschaft. Durch die
andersartigen Gefühle leiden sie nicht nur selber unter großem sozialen Druck
in den Dörfern, sondern auch ihre Familien stehen dadurch außerhalb der Norm,
was nachteilige Folgen für das Ansehen der Eltern und die Heiratschancen der
Geschwister haben kann. Aus diesen Gründen hilft häufig auch die Familie eines
Hijra nach, sprich: Wirft ihn hinaus, um nicht die Familie "zu
verderben". Nur manchmal spielen homoerotische Gefühle eine Rolle.
Die
Organisation der Hijras!
Hijras sind
eigentlich keine Kaste, weil es im Wesen einer Kaste liegt, daß man in sie
hineingeboren wird. Andererseits treffen viele Merkmale einer Kaste wie das
Vorhandensein eines Ältestenrates und eigene Rituale auf die Gemeinschaft der
Hijras zu. Manchmal werden sie als "halbe Kaste" gezählt.
Die Hijras
sind eine indienweite Organisation, die in 15-18 "Königreiche" und 7
"Häuser " eingeteilt ist. Dabei sind "Königreiche"
geographische Gebiete und "Häuser" eine Art Clans mit eigenem Namen.
Jedem Haus steht eine Rani (ein Nayak) vor, sie ist quasi die Jurisdiktion des
Gemeinwesens, sie hat das Recht über Leben und Tod und hat eine Art interne
Gerichtsbarkeit inne. Dazu hat jedes Haus einen Panchajat oder Panyajat, einen
Ältestenrat nach Kastenvorbild. Er berät die Rani und ist die Legislative des
Gemeinwesens. Es verstößt gegen den Kodex, Probleme mit der Polizei zu regeln,
alles wird über den Ältestenrat abgewickelt.
Wie wird man
Hijra?
Um in die
Gemeinschaft eintreten zu können, schließt man sich als Chela (Schülerin) einem
Guru an. Ein Guru hat meist mehrere Schülerinnen. Die Annahme eines neuen
Mitlieds als Schülerin muß durch den Ältestenrat genehmigt werden. Wenn das
geschehen ist, gelobt er/sie dem Guru Gehorsam. Der Guru wird Verwalter ihres
Besitzes. Die Hijras fühlen sich wie eine Familie, wobei der Guru die Rolle der
Mutter spielt und die anderen Chelas wie Schwestern für die neue Chela sind.
Während einer Probezeit erlernen die Schülerinnen Tanz und Gesänge und werden
in das Leben als Transvestit eingeführt. Nach der Probezeit erfolgt oft die
Operation, die Nirvan genannt wird und als Wiedergeburt gesehen wird, in der
eine Frau mit der Kraft der Göttin entsteht.
Vorbild
Arjuna
Für Hijras
ist Arjuna eine Identifikationsgestalt, weil er auf dem Weg zur himmlischen
Stadt Amravati von der Nymphe Urvanshi begehrt wird, sich ihr aber verweigert,
weil sie schon Geliebte seines Vaters Indra war, woraufhin die gekränkte Nymphe
ihn zu einem Eunuchendasein verflucht.
Wie sehen
die Inder die Hijras?
Inder sehen
Hijras gemeinhin als schmutzig an, als Drop-outs der Gesellschaft. Sie wissen,
daß Hijras zu Hochzeiten und Geburtsfeierlichkeiten kommen und tanzen und das
Recht haben, dort bettelnd aufzutreten. Mehr nolens als volens gibt man ihnen
Spenden, weil man Angst davor hat, daß die Hijras ihren Sari heben könnten und
den Blick auf verstümmelte Geschechtsorgane freigeben könnten, wenn man ihnen
zu wenig Geld gibt, was Unglück bringen soll und sich negativ auf die eigene
Fruchtbarkeit auswirken soll. Das Auftreten von Hijras anläßlich von solchen
Familienfeiern wird heute von wohlhabenderen Schichten eher abgelehnt.
Wovon leben
die Hijras?
Drei
Einkommensquellen sichern das Überleben der Hijra-Gemeinschaft: Singen und
Tanzen bei Hochzeiten und Geburtsfeiern (Badhai), Betteln (Basti) und Prostitution
(Pun).
Viele Namen
für die Hijras:
Alternative
Bezeichnungen sind: Khwaja Sara, Mukkanuath (Eunuch, offizielle Bezeichnung),
Kinnata, Moorath, Zenara (die, die zu den Frauengeächern Zugang hatten), Khansa
(wörtlich aus dem Arabischen "dazwischen"), Pavaijo, Khusra (in
Pakistan), Fatade, Bhand, Chakka u.v.a.m.
Weitere
Transgender-Varianten
Auch Jogdas
sind eine Form des Transgender-Lebens in Indien. Es gibt Jogappa und Jogamma.
Jogappa sind Männer mit starker Weiblichkeit. Sie tragen Frauenkleider und
nehmen weibliche Namen an. Im Gegensatz zu Hijras sind sie untereinander
sexuell aktiv. Sie dürfen sich nicht rasieren, sondern den Bart nur auszupfen.
An den Ghats haben sie eigene Badeplätze, weder bei den Männern noch bei den
Frauen. Jogappas kommen auch zu Hochzeiten und Geburtsfeierlichkeiten zum
Tanzen und Betteln. Jogammas sind Frauen mit starker Männlichkeit, sie leben
sexuell enthaltsam. Sie ziehen umher und singen zu Ehren Jellammas. Ihrer
beider Göttin ist Jellamma (auch: Renuka). Ihr Haupttempel ist in Saundatta in
Karnataka. Alis sind eine weitere südindische Transgender-Gruppe in der Region
Madras. Sadhins sind weibliche, aber asketische und asexuelle Wesen, die
männliche Tätigkeiten ausführen können.
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„Wenn man den Geist nicht so verändern kann, dass er zum
Körper passt, dann sollten wir uns vielleicht dazu
entschliessen,
den Körper so zu verändern, dass er dem Geist entspricht.“
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