Copyright © 2011-2021 Nikita Noemi Rothenbächer- Alle
Rechte vorbehalten!
Bearbeitet von Nikita Noemi
Rothenbächer 2012
Bitte kopiert den Link und gebt
diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Ein Leben zwischen Mann
und Frau
Kaum eine Unterscheidung wird als so selbstverständlich und
deutlich akzeptiert, als jene zwischen Mann und Frau. Dabei ist diese scheinbar
klare Linienziehung für viele Menschen reine Ansichtssache. Nicht Körper,
sondern Geist entscheidet über die Geschlechtsidentität von
Transgendermenschen.
„Man stelle sich vor,
man lebe in einer Gesellschaft, die darüber bestimmt, welches soziale
Geschlecht man ist. Wie würde sich unser jetziges Leben ändern, wenn wir auf
einmal die einzigen wären, die unsere echte Geschlechtsidentität kennen?“ So
wird in einem Internetforum angeregt, sich den Alltag von Menschen
vorzustellen, die offiziell als „krank“ gelten, weil sie sich nicht, oder nicht
nur, mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren.
Kein Entweder-Oder
Die binäre Unterscheidung zwischen Mann und Frau, auf der
dieses Spannungsverhältnis zu Transgendermenschen beruht, wird längst nicht in
allen Kulturen als selbstverständlich gesehen. Noch immer gibt es Kulturkreise
in Mexiko, Nordamerika, oder auch Südostasien, die ebenso selbstverständlich
zwischen drei, oder mehreren Geschlechtsidentitäten unterscheiden.
Im westlichen Kulturraum ist Geschlechtsidentität
traditionellerweise an Körpermerkmale gebunden, der Geist hingegen spielt keine
Rolle. Das ist naheliegend und wird als „normal“ akzeptiert. Doch „Identität“
ist nicht zwangsweise an Gene gekoppelt. Ist der Körper nicht mehr
ausschlaggebend, kann die Gegenüberstellung Mann – Frau auch als Skala gesehen
werden. Manche Menschen identifizieren sich selbst mit dem „gegenüberliegenden“
Geschlecht, sehen sich als Mann und Frau gleichzeitig, oder sogar als keines
von beidem – die Kombinationsmöglichkeiten laufen ins Unüberschaubare. Als
Sammelbegriff hat sich der Ausdruck „Transgender“ durchgesetzt, der übrigens
weder Homosexualität, noch Geschlechtsumwandlungen voraussetzt.
Transgender ist an sich kein neues Phänomen. Ein allgemeines
Bewusstsein über dessen Existenz begann sich vor allem in den 60er- und 70er
Jahren herauszubilden. Im Unterhaltungsmainstream ist Transgender inzwischen
längst angekommen. Der Oskar-nominierte Kinofilm „Transamerica“ (2006) mit
Desperate Housewives Star Felicity Huffman, zum Beispiel, bietet schon eine
weit tiefreichendere Behandlungen mit dem Thema, als dies in Hollywood lange
Zeit Usus war. Dazu gibt es neben elektronischen Medien auch eine Menge an
Erfahrungsliteratur, wie zum Beispiel Helen Boyds „She's not the man i married“
(„Sie ist nicht der Mann, den ich geheiratet habe“) über Boyds Leben mit ihrem
Ehemann, der plötzlich Frau sein wollte.
Schwieriger Status
Kommen wir aber noch einmal auf die Statusfrage zurück.
Transgender gilt aus medizinischer Sicht als „Störung der
Geschlechtsidentität“. Ausgrenzung oder sogar Gewalt begegnen Transgendermenschen
praktisch täglich. Kleinigkeiten werden im Alltag oft zur Gedulds- oder
Bewährungsprobe. Spricht man sie endlich mit dem gewünschten Pronomen an,
werden sie als Mann oder Frau bezeichnet? Selbst ein simpler Toilettengang kann
zum firmeninternen Skandal, bis hin zu beruflichen Konsequenzen führen, allein
dadurch, dass „aufs falsche Töpfchen“ gegangen wird.
Die Hysterie um Transgendermenschen wirkt oft ebenso
reflexartig wie überzogen. Ob es sich nun tatsächlich um eine „Störung“
handelt, oder ob diese, von Mitgliedern der Transgender Community teils heftig
angefochtene Bezeichnung eine ungerechtfertigte Herabsetzung eines völlig
natürlichen Phänomens ist, sei vorerst dahin gestellt. Doch „krank“ oder nicht,
ansteckend ist es bekannter Weise nicht. Gerade deswegen erwarten sich
Mitglieder der Community, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, wenigstens ein
bisschen mehr Gelassenheit von konservativer Seite.
Die Welt der Ladyboys
Ladyboys oder Kathoeys sind das dritte Geschlecht in
Thailand – Frauen in Männerkörpern. Sie sind nicht nur im Rotlichtmilieu
anzutreffen, sondern Bestandteil der toleranten thailändischen Gesellschaft.
Das dritte Geschlecht hat in Thailand ein lange Tradition,
länger jedenfalls, als bei uns im Westen die Diskussion um die Transgender-Thematik
währt, und vor allem wird in der buddhistischen Gesellschaft Thailands nicht
darüber diskutiert – sondern toleriert.
Allein in Bangkok leben tausende Kathoeys. Es sind Männer,
die sich mittels Hormonen und kosmetischen Operationen äußerlich in eine Frau
verwandelt haben, wenngleich ihnen das männliche Geschlecht geblieben ist.
Diese Maßnahmen werden in der Regel freiwillig gesetzt, will heißen, dass sich
thailändische Jugendliche sehr früh einer solchen Behandlung unterziehen.
Wenngleich das „natürliche“ Reservoir eines Kathoeys das
Rotlichtmilieu ist, sind viele von ihnen auch in alltäglichen Berufen
anzutreffen, als Kellner, Supermarktkassierer, Lehrer, Rezeptionisten oder
Bankangestellte. Sie sind in der Gesellschaft auch nicht schlechter gestellt
oder gar ausgestoßen, sondern leben mitten in ihr.
In einschlägigen Bezirken von Bangkok wie Patpong oder in
Pattaya kann man zum Beispiel Ladyboys beim Kickboxen sehen: Ein ästhetischen
Erlebnis, wie sich weibliche Eleganz und Schönheit mit männlicher Kraft
verbindet. Es gibt in Thailand sogar eine Volleyballmannschaft, die vollständig
aus Kathoeys besteht und einen passablen Platz in der Landesliga besetzt.
Niemand weiß genau, wie viele Kathoeys es insgesamt in
Thailand gibt, doch sind sich Experten sicher, dass es jedenfalls „sehr viele“
sind. Schätzungen liegen bei 0,75 Prozent der Bevölkerung, das wären dann mehr
als 500.000. Dies sorgt auch für komplizierte Probleme: Bevölkerungsstatistisch
gelten die Kathoeys als Männer, und deshalb werden sie auch mit 21 wie jeder
andere Thai-Bursche zur Wehrpflicht einberufen. Mit ihren langen Haaren und
geschminkten Gesichtern, den Brüsten und den parfümierten Körpern sorgen sie
bei der Stellungskommission regelmäßig für Verwirrung. Meist werden sie dann
auch untauglich erklärt, wegen „mentaler Probleme“ oder wegen „Verformung des
Brustbereiches“.
Der Wechsel des Geschlechts beginnt früh in der Pubertät mit
der Einnahme von Hormonen, was das Wachstum von Brüsten und die Formung
weiblicher Figur Merkmale begünstigt. Körperhaare und Bartwuchs werden mittels
Elektrolyse entfernt, die Brüste anschließend mit Implantaten vergrößert. Die
Kosten für die Umwandlung betragen einige tausend Dollar.
Beziehungen von Kathoeys sind meist homosexueller Natur und
wenig dauerhaft, es werden aber auch quasi „normale“ Ehen geführt. Beziehungen
von thailändischen Kathoeys zu Ausländern sind nicht selten.
Da sich die Kathoeys ausgiebig ihrem äußeren
Erscheinungsbild, der Kleidung und dem Make-up widmen, sind viele von ihnen
außerordentlich attraktiv und aufreizend. Wenig erfahrene Trawler lassen sich
dadurch häufig täuschen und entdecken zu spät, dass sie es mit einem Ladyboy zu
tun haben. Dabei gibt es bei näherer Betrachtung Merkmale, die auf eine Kathoey
schließen lassen. Diese sind die Größe der Hände und Füße, die Stimme und nicht
zuletzt das Vorhandensein eines Adamsapfels. Katheoys sind nicht verlegen, wenn
man sie als solche enttarnt, sondern stolz darauf.
Thailand ist die Hochburg der Ladyboys, doch auch in anderen
Ländern ist das Phänomen anzutreffen. In Indien heißen sie Hirja (meistens
Kastraten), in Mexiko Vestidas.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen