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Rothenbächer 2012
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ATME
engagiert sich politisch für die
Menschenrechte transsexueller Menschen
ATME engagiert sich
politisch für die Menschenrechte transsexueller Menschen und ist
Bestandteil eines weltumspannenden internationalen Movements, das unter anderem
für die Vereinten Nationen arbeitet.
Die Aktivitäten von ATME sind sehr vielfältig und reichen
von der Unterstützung einzelner transsexueller Menschen bei erlittenen
Menschenrechtsverletzungen bis hin zur Erstattung regelmässiger
Menschenrechtsberichte an die UNO.
Ich halte es für sehr wichtig, solche Movements zu
unterstützen und habe daher sehr gerne dieses Interview gegeben.
ATME: Herr Haupt, Sie sprechen Menschenrechtsverletzungen an
transsexuellen Menschen an, die ein medizinisches System erst mit ermöglicht.
Nun sind Sie ja selbst Mediziner. Warum engagieren Sie sich für transsexuelle
Menschen?
Antwort: Das Thema Menschenrechtsverletzungen hat mich Zeit
meines Lebens tief bewegt. Vor allem die Auseinandersetzung mit der Nazizeit
und dem Holocaust in meiner Jugend hat mich stark politisiert.
Mein Engagement
als Psychiater ging deshalb immer auch in Richtung Menschenrechte. Für mich ist
– ich formuliere das ganz bewusst so – die „Sonderbehandlung“ transsexueller
Menschen durch ein perfides, ausgeklügeltes und zynisches
medizinisch-juristisches System, ein Skandal ersten Ranges.
Ich verstehe mich (eher) als wissenschaftlichen
„Querdenker“, der nicht nachbetet, was die Angepassten des Mainstreams
predigen. Wissenschaft war und ist immer auch parteilich: So oder so. Ich
vertrete das Konzept einer engagierten, demokratischen und emanzipatorischen
Wissenschaft.
Ich bin Psychiater und Wissenschaftler aus Leidenschaft, aber
keiner, der sich stromlinienförmig anpasst. Ich war in meinem bisherigen
Berufsleben zumeist dann erfolgreich, wenn ich kritisch gedacht und
entsprechend gehandelt habe. Ohne Angst, etwas Unpassendes zu sagen oder gegen
irgendwelche Mainstream-Normen zu verstossen. Eher erfüllt es mich mit
(stiller) Freude und Befriedigung, die Dinge mal gegen den Strich zu bürsten
und das „Unsagbare“ (Foucault) zu sagen.
ATME: Was sollte Ihrer Ansicht nach getan werden, um die
Missstände in Sachen Behandlung transsexueller Menschen zu beenden?
Antwort: Es gab in den 1970er Jahren einen Spruch: „Wer sich
nicht wehrt, lebt verkehrt!“.
Ich glaube, das ist es. Die beste Reform des
Transsexuellengesetzes ist seine „Abschaffung“.
Damit meine ich natürlich die
Abschaffung seiner entwürdigenden, entmündigenden und transsexuelle Menschen
pathologisierenden Regelungen. Gar keine gesetzliche Regelung – das würde noch
mehr Rechtsunsicherheit in einer ohnehin extrem transsexuellenfeindlichen
Gesellschaft bedeuten.
Und ich denke, es lohnt für das Recht auf körperliche
Selbstbestimmung usw. „auf die Barrikaden zu steigen“.
ATME: Sie sind ja einer der wenigen Mediziner, die
anerkennen, dass eine transsexuelle Frau eine Frau und ein transsexueller Mann
ein Mann ist. Wie begründen Sie ihre Konsequenz?
Antwort: Wenn ich Ihre Frage richtig verstanden habe, dann
wollen Sie wissen, wieso ich als Wissenschaftler eine andere Sicht als der
sexologische Mainstream habe, welcher nämlich die einfache Formel vertritt:
"Penis=Mann, kein Penis=Frau". Damit fällt man auf das
wissenschaftliche Niveau der Zeit um 1900 bis 1905 zurück, als Freud seine
„Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ formulierte. 100 Jahre später – im
Zeitalter der Neurowissenschaft, der Molekulargenetik und einer
sozialwissenschaftlich geprägten Psychologie und Medizin – muten solche
Auffassungen reichlich überholt an; als Verhaltenstherapeut und Kritischer
Psychologe gehe ich davon aus: entscheidend ist letztlich, was Menschen tun.
Wie sie handeln. Und transsexuelle Menschen tendieren auf der Handlungsebene
grundsätzlich in gleiche Richtung, nämlich – dabei individuell unterschiedlich
– bestimmte Körpermerkmale ihrem Gehirngeschlecht anzugleichen – mit
beeindruckender Konsequenz und Hartnäckigkeit.
Neben dem Spitzer'schen „Sie
sind Ihr Gehirn!“ gibt es für mich deshalb noch ein „Du bist in der Tat!“ bzw.
„Du bist, was Du tust!“. Und für die Verrücktheit/Krankheit des „transsexuellen
Tuns“ existieren keine wissenschaftlich fundierten Belege.
Bestimmte „Sexologen“
glauben und verbreiten dennoch, transsexuelle Menschen seien psychisch gestört.
Dieser Glaube scheint nicht erschütterbar, obwohl die
Neurowissenschaften und die Genetik in den letzten 10 Jahren klare Hinweise
dafür gefunden haben, dass Transsexualität auf einer besonderen, angeborenen,
körperlichen „Ausstattung“ beruht – und zwar des Gehirns.
Aus
neurowissenschaftlich-genetischer Sicht ist Transexualität eine – gar nicht so
selten vorkommende – körperliche Normvariante.
Jedoch sollte man sich auf diese neurowissenschaftlich-genetischen
Sichtweisen nicht beschränken, denn es gibt beim Menschen keine Natur „an
sich“. Es gibt die Gesellschaft – und die individuelle Psyche, quasi als
Vermittlungsinstanz zwischen „Körper“ und „Gesellschaft“. Der einzelne Mensch
hat zu seinem Körper ein subjektives Verhältnis und handelt entsprechend in der
Gesellschaft.
Das bedeutet: Ein transsexueller Mensch muss seine
angeborene Geschlechtsidentität und die Transfeindlichkeit (der Gesellschaft)
subjektiv „unter einen Hut“ bringen.
Deswegen kann man Transsexualität wissenschaftlich besser
begreifen, wenn man sich ihr sowohl Kritisch-psychologisch-psychiatrisch als
auch neurowissenschaftlich nähert. Die Transfeindlichkeit und ihre Auswirkungen
kann die Kritische Psychologie/Psychiatrie analysieren, die „Natürlichkeit“ von
Transsexualität hingegen die Neurowissenschaft und Genetik.
Dies scheint mir ein sinnvollerer Weg zu sein, als weiterhin
sexologische Spekulationen zu vertreten.
ATME: Es gibt die Behauptung, wenn Transsexualität nicht
mehr als Identitätsstörung definiert wäre, dass die Krankenkassen sich aus
ihrer Verantwortung ziehen würden, wenn es um die - für die meisten
transsexuellen Menschen lebensnotwendigen - operativen Massnahmen geht. Was
sagen Sie dazu?
Antwort: Es gibt ganz klare Gründe, warum Kassen zahlen
müssten. Die von Ihnen angesprochene Argumentation geht vom Denkansatz aus,
dass Krankenkassen lediglich bei bestehenden, diagnostizierten Krankheiten
zahlen müssen, Mann/Frau daher unbedingt eine „Krankheitsdiagnose“
Transsexualität oder GID brauchen würde, um diesbezügliche Leistungen erhalten
„zu dürfen“.
Man bedenke: für medizinische Massnahmen, wie z.B. bei
Schwangerschaft und Geburt, zahlen die Kassen ja auch, denn da gibt es
erhebliche gesundheitliche Risiken.
Und eine Schwangerschaft/Geburt ist – wie
wir alle wissen – keine Krankheit. Man kann das, um beim Beispiel zu bleiben,
noch verstärkend auf den Punkt bringen: in der Schweiz zahlen die Kassen auch
Schwangerschaftsunterbrechungen, gerade wegen der Risiken.
Entsprechend kann man argumentieren: Transsexualität ist
eine Normvariante. Der Prozess der operativen und hormonellen Angleichung
hingegen ist extrem risikobehaftet. Die Transfeindlichkeit der Gesellschaft
induziert ausserdem gar nicht selten vielerlei Krisen und entsprechende
Suizidraten usw. Diese Argumentation hat die internationale Rechtssprechung
„beflügelt“ und aufgrund der heute bestehenden internationalen Rechtsnormen
(Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte) sind die Kassen
„eigentlich verpflichtet“, die Angleichung und auch begleitende Psychotherapien
zu finanzieren. Prinzipiell besteht „natürlich immer“ die Möglichkeit, ein
Gerichtsverfahren über alle Instanzen bis vor das Strassburger Gericht zu
ziehen, um letztlich dann Recht zu bekommen.
Das alles klingt zunächst ganz einfach, jedoch kosten solche
Gerichtsverfahren viel Geld und dauern einige Jahre. Die diesbezüglichen
Menschenrechtsverletzungen der Kassen und ihrer medizinischen Dienste sowie der
nationalen Gerichte sind zahlreich und treffen eher die wenig begüterten
transsexuellen Menschen. Denn Betroffene, die es sich leisten können,
finanzieren sich die Angleichung oft selbst, um den diskriminierenden Praktiken
zu entkommen.
Insofern macht man es sich etwas leicht zu sagen: „Dann
klagt doch einfach!“. Dahinter steht eher das politische Problem
grundsätzlicher gesellschaftlicher Diskriminierung transsexueller Menschen, und
ich meine, das kann nur auf dieser Ebene erfolgreich angegangen werden. Leider
gibt es noch viel zu wenig AktivistInnen, die für Menschenrechte wirklich
kämpfen.
Aktivistin wie Nikita Noemi Rothenbächer mit Ihrem Blog Tans-Weib was ist Trans, sind Aktivisten welche die Konfrontation nicht scheuen!
ATME: Was wären die nächsten wichtigen Schritte, um eine
menschenrechtskonforme medizinische Behandlung transsexueller Menschen zu
ermöglichen? Gehört dazu auch eine Umklassifizierung in den Diagnosesystemen?
Antwort: Grundsätzlich: das Recht auf körperliche
Selbstbestimmung ist durchzusetzen. Das bedeutet: Weg mit den
Gutachterverfahren, denn transsexuelle Menschen selbst sind die ExpertInnen.
Weg mit Zwangsmassnahmen, allem voran die Zwangskastration und die
Zwangs“psychotherapie“.
Keine obligatorischen entwürdigenden Zwangs-Alltags-Tests
mehr! Wenn transsexuelle Menschen sich ausprobieren und erleben wollen, ob z.B.
ihr Passing ausreichend ist, so ist das deren Angelegenheit und Bedürfnis.
Es
ist einfach zwingend, dass sie selbst entscheiden sollten, was sie in Anspruch
nehmen wollen und es dann auch sehr niederschwellig bekommen; die
Leistungskataloge gehören entsprechend ausgeweitet.
Um die Souveränität ihrer
Entscheidungen ernst zu nehmen, ist es wichtig, dass im Zuge des „Outings“ eine
rasche Änderung des Geschlechtseintrages/Namens ohne bürokratische Hürden
möglich ist.
Nur: dafür müssen auch die transsexuellen Menschen selbst
kämpfen.
Aus politisch-ideologischen Gründen mischen sich Staat und Kirchen ja
gerne ein, wenn es um die Verfügung über den eigenen Körper geht.
Das ging der
Frauenbewegung in den 1970er Jahren auch nicht anders, die musste sich damals
das Recht zum Schwangerschaftsabbruch auch hart erkämpfen: „Mein Bauch gehört
mir!“. Heute genügen Beratungen und Konsultationen. Keine Frau, die einen
Schwangerschaftsabbruch plant, muss auch nur ein psychiatrisches Gutachten
einholen. Und man bedenke, ein Schwangerschaftsabbruch ist ebenfalls etwas
„Irreversibles“, um mal das Standardargument der Befürworter von
Transsexuellen-“Gutachten“ und „Standards“ in die Diskussion zu bringen.
Zur Umklassifizierung: Ich halte jegliche Klassifikation von
Transsexualität als Krankheit, Störung oder Syndrom für komplett überflüssig.
Warum sollte man eine körperliche Normvariante als Krankheit, Störung oder
Syndrom etikettieren? Es ist unnötig (s. Frage zu Krankenkassen) und ausserdem
schädlich, denn es leistet der Pathologisierung transsexueller Menschen
Vorschub. Eine nicht-pathologisierende, spezifische Klassifikation der
medizinischen Risiken – ähnlich wie beim Kapitel 15 des ICD zu „Schwangerschaft,
Geburt und Wochenbett“ – wäre möglicherweise sinnvoll. In diesem ICD-Kapitel
werden unter den Codenummern O00 bis O99 lediglich die medizinischen Risiken
aufgelistet, die während einer Schwangerschaft, Geburt usw. vorkommen können.
ATME: Nun gibt es ja immer noch Menschen, die glauben, es
gäbe "Geschlechtsidentitätsstörungen", obwohl diese These bis heute
nicht wissenschaftlich untermauert wurde. Wie einfach wäre es Ihrer Ansicht
nach, beispielsweise ein wissenschaftliches Papier zu erarbeiten, in dem
aufgeführt wird, dass der Beweis für die Existenz von
"Geschlechtsidentitätsstörungen" bis heute nicht erbracht wurde?
Welche positiven Auswirkungen könnte so ein Papier auf die rechtliche und
medizinische Situation transsexueller Menschen haben?
Antwort: Für mich ist die Frage wesentlich: „Wie hilfreich
wäre es, in der aktuellen Situation solch ein Paper zusammenzustellen?“. Das
müsste schon von „Peers“ der Wissenschaft verfasst und publiziert werden.
Das
Sexologen-Netzwerk ist international gut organisiert, besetzt alle wichtigen
internationalen Ausschüsse, bei denen Standards und Diagnosesysteme festgelegt
werden; bei politischen Entscheidungen bezüglich Transsexualität werden sie von
Ministerien angefragt, sie stehen an vorderster Stelle auf den Gutachterlisten
der Gerichte. Das Netzwerk verfügt über starke Machtpositionen.
Theoretisch könnten sich natürlich ein paar MedizinerInnen
und PsychologInnen zusammensetzen und ein solches Paper ausarbeiten. Ich
fürchte nur, dass das Paper dann als „wissenschaftlich nicht relevant“
eingestuft würde.
Man würde das Paper nicht in Journals platzieren können, da
das Sexologen-Netzwerk auch die Peer-Reviews sicher im Griff hat.
Angesichts der politischen Dominanz der sexologischen
Befürworter von „Geschlechtsidentitätsdiagnosen“ gibt es für mich nur ein
erfolgversprechendes Rezept: das politische Movement gegen
Trans-Menschenrechtsverletzungen muss an Gewicht gewinnen.
Es ist wichtig, dass
mehr Betroffene aktiv werden, es muss begonnen werden, Netzwerke unterstützender
Mediziner, Psychologen usw. aufzubauen und starke politische Bündnispartner zu
gewinnen.
Plattformen bzw Blogsport wie dieser von Nikita Noemi Rothenbächer "Trans-Weib was ist Trans, sind Information pur und kommen nicht nur im Deutschprachigen Raum an, sondern sind Welt weit!
Es gibt ja im Bereich auch grosser Gewerkschaften durchaus
Interessierte. Wenn dann eine Gewerkschaft wie z.B. ver.di kritische
Wissenschaftler mit der Ausarbeitung eines solchen Papers beauftragen und es im
Rahmen einer Kampagne verwenden würde, könnte das möglicherweise nützlich sein.
ATME: Oft werden in der Öffentlichkeit, gerade auch in den
Medien, transsexuelle Frauen als "Männer, die sich wie Frauen fühlen"
und transsexuelle Männer als "Frauen, die sich wie Männer fühlen"
bezeichnet. Was sagen Sie dazu?
Antwort: Die Medien geben weiter, was von den
diskursbestimmenden SexologInnen vertreten wird: es gebe biologische Männer
(Frauen), die sich wie Frauen (Männer) fühlen und daher letzteres über eine
Geschlechtsumwandlung werden wollen. Dies – so die SexologInnen-Ansicht – sei
Ausdruck einer unheilbaren (=therapieresistenten) psychischen Störung. In
nahezu jeder Sendung oder Talk-Show zum Thema können SexologInnen-“Experten“
diese Stereotypen öffentlich verbreiten.
Mein Blog „www.trans-health.info“ beschäftigt sich bewusst
mit dem Thema „Transsexualität als gesunde Normvariante“, da die
Pathologisierung eine Hauptursache und ein wichtiger „geistiger“ Wegbereiter von
massiven Menschenrechtsverletzungen darstellt. Und ich damit aus der Sicht der
Kritischen Wissenschaft einen Gegendiskurs initiieren möchte.
ATME: Was sollten Ihrer Meinung nach transsexuelle Menschen
selbst tun, wenn sie nicht mehr geschlechtlich fehl zugeordnet werden wollen,
wie das ja heute noch der Fall ist (siehe Frage davor)?
Antwort: Wie schon gesagt, es bedarf eines breiten starken
Movements transsexueller Menschen, das für die Einhaltung der Menschenrechte
politisch kämpft.
Ich erlebe allerdings auch, dass viele sich eher arrangieren,
ja sogar noch auf ihr cleveres Selbstmanagement stolz sind, und sehr viele
resignieren.
Durch das Movement können sie stärker und selbstbewusster werden,
TransPride als Movement-Kultur entwickeln, um sich nicht länger als defizitär,
gestört oder abweichend zu begreifen. Voraussetzung ist ein geschärftes
Bewusstsein für Menschenrechtsverletzungen, Mobbing, Diskriminierung, sexuelle
Belästigung usw. und eine entsprechende echte kollektive Handlungsbereitschaft.
Frei nach Kurt Tucholsky: „Wer seine Träume verwirklichen
will, muss erst mal aufwachen!“.
ATME: Sie sind ja selbst Neurowissenschaftler. Was würden
Sie sagen ist das wichtigste Geschlechtsorgan?
Antwort: Es gibt viele Hinweise, dass Transsexualität eine
biologisch fundierte Variation des Gehirns, d.h. gesunde Normvariante ist und
dass genetische, hormonelle und anatomische angeborene Besonderheiten des
Gehirns die Basis von Transsexualität darstellen.
Das „Ich bin Mann/Frau“, also
die Geschlechtsidentität, ist primär angeboren und dies ist
funktionell-strukturell im Gehirn fix verankert.
Gemäss dem Satz von Manfred Spitzer „Sie sind Ihr Gehirn“
ist das Gehirn also das entscheidende Geschlechtsorgan. Diese Aussage hat viel
mehr Tiefe, als sie zunächst vermuten lässt. Das Gehirn ist der biologische
Träger des „Selbst“, also jener Tiefenschicht unserer Subjektivität, wo die
ganz persönlichen, „festen“ Vorstellungen „von mir“ angeboren, verwurzelt und verankert
sind, also auch der tiefen inneren Gewissheit, wessen Geschlechts „ich bin“.
Dass Teile des Selbst angeboren sind, wird heute auch von der Mehrzahl der
PsychoanalytikerInnen akzeptiert.
Hinzu kommt aber noch: Das Gehirn besitzt auch im „Konzert
der Organe“ eine alles überragende Bedeutung. Es gibt keinen Körperteil, den
das Gehirn nicht steuert.
Das Gehirn ist der grosse Dirigent. Das Gehirn
besitzt sogar die unglaubliche Fähigkeit, sich selbst zu dirigieren, bei der
Neurofeedback-Behandlung macht man sich das zu Nutze.
Und daher ist es gesund,
dass transsexuelle Menschen die Angleichung von der Logik ihres
„Gehirn-Dirigenten“ her begreifen und bestimmte Körpermerkmale ihren
Gehirnfunktionen und -strukturen anpassen.
Im Penis bzw. der Vagina gibt es nun
mal kein „Selbst“. Es sei denn, man geheimnisst in diese Organe etwas hinein.
Penis und Vagina werden vom Gehirn aus „dirigiert“ und erst die biologisch
angelegten geschlechtlichen Selbst-„Bilder“ im Gehirn geben Penis und Vagina
eine tiefe persönliche Bedeutung.
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