Samstag, 12. Januar 2013

Geschlechterrollen in der Gesellschaft


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Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013

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Geschlechterrollen in der Gesellschaft

Männer sind angeblich stark und Frauen das "schwache Geschlecht". Frauen reden den ganzen Tag, Männer können nicht zuhören. Mädchen tragen rosa Kleidchen und spielen mit Puppen, Jungen prügeln sich gern und lieben Autos. Die meisten Menschen haben bestimmte Vorstellungen davon, welche Verhaltensweisen typisch für Männer sind und welche Eigenschaften besonders Frauen auszeichnen. Es gibt viele Vorurteile und Verallgemeinerungen, aber man kann im täglichen Leben tatsächlich viele Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen entdecken. Woher kommt das? Sind Männer und Frauen oder Jungen und Mädchen wirklich so verschieden?

Die Verständigungsschwierigkeiten zwischen Männern und Frauen sind ein beliebtes Thema. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist ein beliebtes Thema. Es gibt viele Bücher, die nur davon handeln, dass sich Frauen und Männer einfach nicht verstehen und auch viele Liebesfilme oder Komödien bauen auf Konflikten und Missverständnissen zwischen Mann und Frau auf. Ebenso in Talkshows oder Comedy-Sendungen im Fernsehen begegnet man ständig diesem Thema - besonders gefragt sind Witze, die mit typischen Klischees (das sind eingefahrene Denkmuster oder verallgemeinerte Zuschreibungen von Eigenschaften) über Männer oder Frauen spielen.

Das funktioniert deshalb so gut, weil jeder von uns aus dem täglichen Leben Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht mitbringt und deshalb seine eigenen Vorstellungen hat. In der Kindheit geht es bereits los: Von Mädchen wird meistens erwartet, dass sie gern mit Puppen oder Plüschtieren spielen, während für viele Menschen ein typischer Junge Fußball spielt und oft mit aufgeschlagenen Knien nach Hause kommt. Doch tatsächlich gibt es nicht wenige Mädchen, die viel lieber auf Bäume klettern, als sich Zöpfe flechten zu lassen, und viele Jungen interessieren sich nicht so sehr für Autos, sondern malen zum Beispiel gern.

Die Macht der Rollenbilder

Raufereien gelten als typisch für Jungen.
Früher wurden die Rollenbilder für Mann und Frau als Vorgabe gesehen, wie die Geschlechter sein mussten - und wer nicht in dieses Bild passte, musste sich ändern. Vor rund 100 Jahren war es zum Beispiel für die meisten Menschen ganz selbstverständlich, dass die Interessen einer Frau sich ausschließlich auf die Familie und den Ehemann richten mussten - es war Mädchen und Frauen schlichtweg lange nicht möglich, andere Interessen auszuleben als diejenigen, die von der Gesellschaft vorgegeben waren. Und auch Jungen und Männer hatten es schwer, wenn sie nicht den Rollenvorstellungen der Gesellschaft entsprachen.

Heute trifft das so nicht mehr zu. Frauen und Männer sind laut Gesetz gleichberechtigt und die meisten Frauen wollen sich ebenso wie Männer nach ihren persönlichen Interessen und Fähigkeiten entfalten. Wir sind uns heutzutage mehr darüber bewusst, dass beide Geschlechter viele Seiten haben. Vor nicht allzu langer Zeit war es noch verpönt, wenn ein Mann Gefühle zeigte, heute finden es zum Glück immer mehr Männer ganz normal. Auf der anderen Seite ist es für uns heute nichts Außergewöhnliches mehr, wenn Frauen privat und im Beruf "ihren Mann stehen" (hier sieht man, dass auch in Sprichwörtern und Redewendungen noch bestimmte Rollenvorstellungen stecken). Aber trotzdem gibt es noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern und nach wie vor gibt es Dinge, die viele von uns als "typisch Mann" oder "typisch Frau" ansehen.

Ist alles nur anerzogen?

Nicht nur Jungen spielen gern mit Bauklötzen.
Die Frage ist nun, ob dieses "typische" Verhalten von Mädchen und Jungen und Männern und Frauen angeboren oder anerzogen beziehungsweise vorgelebt ist. Es ist erwiesen, dass Kinder das verinnerlichen, was sie in ihrer Umwelt wahrnehmen und auch, dass sie oft ihre Eltern nachahmen. Genau aus diesem Grund geben sich viele Eltern Mühe, ihren Kindern "gute Vorbilder" zu sein, auch in Hinblick auf die Rollen der Geschlechter.
Bei einigen Menschen sind die traditionellen Geschlechterrollen noch immer fest verankert und dies vermitteln sie auch an ihre Kinder weiter. Viele Eltern wollen aber heutzutage, dass ihr Kind es zum Beispiel ganz normal findet, dass Papa den Abwasch macht, während Mama das Auto repariert und es weiß, dass es nicht nur eine Art gibt, eine "richtige Frau" oder ein "richtiger Mann" zu sein. Damit keine Vorurteile entwickelt werden, bemühen sich etwa immer mehr Mütter und Väter zu zeigen, dass Mädchen nicht immer lieb und brav sein müssen und dass Jungen auch ruhig Gefühle zeigen dürfen.
Viele Dinge geschehen aber auch unbewusst und natürlich wird eine Person im Laufe ihres Lebens nicht nur von den Eltern, sondern von dem gesamten Umfeld beeinflusst - von Freunden, Bekannten, Lehrern, aber auch Medien wie Filme, Fernsehen, Zeitschriften oder Bücher.

… oder doch angeboren?

Es gilt als typisch für Mädchen, dass sie ständig tuscheln und viel Zeit mit ihrer besten Freundin verbringen.
Häufig hört man, dass Mädchen und Frauen durchschnittlich mehr Begabung in sprachlichen und künstlerischen Bereichen aufweisen, Jungen dagegen stärker in naturwissenschaftlichen und technischen Feldern. Einige Wissenschaftler gehen noch immer davon aus, dass solche Unterschiede tatsächlich angeboren sind. Laut bestimmter Untersuchungen wollen schon viele Jungen im Säuglingsalter alles anfassen und sind besonders aktiv, während Mädchen hingegen stärker auf die Stimme der Mutter reagieren und sich durch Worte beruhigen lassen. Im Kindergartenalter fechten viele kleine Jungen schon Kämpfe um die Rangordnung aus, Mädchen beschäftigen sich dagegen gerne mit Rollenspielen.
Im Schulalter setzen sich die Unterschiede oft fort. Einige Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass Mädchen höhere sprachliche Fähigkeiten haben und Jungen sich leichter im räumlichen Denken tun, weil die Gehirne unterschiedlich beschaffen sind. Die linke Gehirnhälfte gilt als die "rationale" - also "sachliche" und "vernunftbetonte" - Hälfte, die rechte steht eher für Gefühlsbedingtes. Bei Frauen sollen die beiden Gehirnhälften stärker miteinander vernetzt sein, wodurch sich einige Unterschiede zwischen Mann und Frau erklären würden - zum Beispiel, dass Frauen deshalb eine bessere "Antenne" für Gefühle haben und sie problemlos überdenken können, während Männer eher dazu neigen, Verstand und Gefühle voneinander zu trennen.
Aber stimmt das auch? Die Forschungslage ist längst nicht so eindeutig, wie oft behauptet wird. Immer mehr Geschlechter- und Gehirnforscher gehen davon aus, dass tatsächlich die wenigsten Unterschiede zwischen Männern und Frauen angeboren und unveränderlich sind. Sie sind also überzeugt davon, dass die Abweichungen zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen zu großen Teilen nicht von der Natur vorgegeben sind, sondern auf Entwicklungen im Laufe des Lebens zurückgehen. "Innerhalb der Geschlechter gibt es weit größere Unterschiede als zwischen den Geschlechtern", sagt zum Beispiel der Biopsychologe Markus Hausmann, der an der Universität Bochum Forschungen zu den beiden Geschlechtern betreibt.

Etwas von beidem?

...während Jungen im Jugendalter den Ruf haben, ständig vor dem Computer zu sitzen und zu "zocken".
Es ist also naheliegend, dass die Interessen, Denk- und Verhaltensweisen von Jungen und Mädchen zum großen Teil auf Rollenbilder und Prägungen durch die Gesellschaft zurückzuführen sind. Neueren Studien zufolge sind Mädchen überhaupt nicht von Natur aus schlechter in Mathematik, aber sie zweifeln häufiger an ihren mathematischen Fähigkeiten als Jungen. Doch nicht nur schneiden Schülerinnen in technischen und mathematischen Fächern zunehmend besser ab, die neue Tendenz zeigt sich auch im Berufsleben. So hat sich der Frauenanteil im Studiengang Mathematik deutlich erhöht - mittlerweile beginnen fast so viele weibliche wie männliche Studenten ein Mathestudium. Auch in anderen "männertypischen" Studiengängen wie Ingenieurswesen und technischen Berufen haben junge Frauen in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt.
Ein paar biologische Unterschiede gibt es durchaus - so sind die meisten Forscher weiterhin davon überzeugt, dass Männer naturbedingt stärker zu Gewalt und Aggression neigen als Frauen. Gewisse Verhaltensunterschiede bei den Geschlechtern werden auch auf das unterschiedliche Zusammenspiel von "männlichen" und "weiblichen" Hormonen zurückgeführt. Fest steht aber: Die genetischen Unterschiede dürfen nicht überbewertet werden, denn es handelt sich höchstens um bestimmte biologische Voraussetzungen. Die Annahme, dass das männliche Gehirn Verstand und Gefühle stärker trennt, heißt auch noch lange nicht, dass jeder Mann das tut und es bedeutet schon gar nicht, dass Frauen nicht gut darin sind, "rationale" Entscheidungen zu treffen.
Die Persönlichkeit eines jeden Menschen ist unsagbar vielseitig und die geschlechtsspezifischen Unterschiede machen nur einen gewissen Teil davon aus. Jeder Mensch ist einzigartig mit seinen Stärken und Schwächen - manche davon sind erblich bedingt, viele werden aber stark von außen beeinflusst. Neigungen und Talente können sich nämlich nur dann richtig entfalten, wenn sie auch gefördert werden und Kindern nicht von vorneherein vermittelt wird, dass sie das nicht könnten. Es stimmt also, dass die Gesellschaft und unsere Erziehung einen großen Einfluss auf unsere Entwicklung haben und das gilt auch für das Verhalten, was wir als typisch weiblich oder typisch männlich erachten.

Hormone - Wie wirken sie? Woher kommen unsere Gefühle?

Sie lassen uns wachsen, machen uns glücklich oder traurig, beeinflussen unseren Kontakt zu anderen Menschen und der Umwelt, aber sie können uns auch krank machen: die Hormone. Doch wie schaffen diese winzigen Teilchen das alles und was bewirken sie genau? Um das zu verstehen, müssen wir uns auf eine Reise ins Innerste unseres Körpers begeben. Dort entdecken wir eine faszinierende eigene Welt.

Hormone steuern Empfindungen und Funktionen unseres Körpers - auch das Gefühl des Verliebtseins wird von Hormonen beeinflusst.

Jeder hat wohl schon einmal den Begriff "Hormon" gehört, zum Beispiel im Zusammenhang mit unseren Gefühlen. Redewendungen wie: "bei dir spielen die Hormone verrückt" hört man, wenn jemand frisch verliebt ist, Glücksgefühle empfindet und verrückte Dinge tut, um seiner oder seinem Angebeteten zu gefallen. Diese winzigen Moleküle (aus Eiweiß bestehende Teilchen) haben also unter anderem auf das Gefühlsleben Einfluss. Doch Hormone regulieren weit mehr als Gefühle und Sexualverhalten des Menschen.

Vom Wachstum über Verdauung bis hin zum Denken und Fühlen werden Körperfunktionen von Hormonen und so genannten Neurotransmittern (Überträgerstoffen von Nervenimpulsen) gesteuert oder beeinflusst, ohne dass man bewusst etwas davon mitbekommt. Hormone steuern nicht nur unser Verhalten, sie haben auch Einfluss auf unser Aussehen. So wird bekanntermaßen im Profi-Bodybuilding mit muskelaufbauenden (anabolen) Hormonen gedopt. Diese Hormone tragen zum Aufbau von Muskelzellen bei.

Eine große Muskelmasse kann nur mit Hilfe der männlichen Sexualhormone wie Testosteron aufgebaut werden. Das ist auch der Grund, warum Frauen weniger Muskeln als Männer haben - sie produzieren von Natur aus weniger dieser Sexualhormone im Körper. Frauen dagegen bilden größere Mengen an Östrogen, einem weiblichen Sexualhormon. Würde ein Mann diese Hormone regelmäßig einnehmen, würde sein Körperbau dem weiblichen ähnlicher werden - würde eine Frau dagegen Testosteron einnehmen, würde sie männliche Merkmale ausbilden. Sexualhormone bewirken, dass sich der Körper während der Pubertät verändert und die typisch weiblichen oder männlichen Merkmale ausgebildet werden. Die Körperbehaarung wird stärker, Jungen bekommen ein Bart und ihre Stimme wird tiefer, bei Mädchen wächst die weibliche Brust und das Becken wird breiter. Auch der weibliche Zyklus, der auf eine mögliche Empfängnis vorbereitet, wird von Sexualhormonen gesteuert.

Was sind Hormone und wie arbeiten sie?

Der im Bild orangefarbene Teil des Gehirns ist die Hypophyse, eine Hormondrüse. Darüber liegt der Hypothalamus, der die Hypophyse und deren Hormonbildung steuert. (Quelle: Wikipedia)
Sie haben also einen großen Einfluss auf uns, doch wie funktionieren Hormone genau? Der Begriff "Hormon" wurde 1905 von E.H. Starling eingeführt und ist vom griechischen Wort "hormao" abgeleitet, was so viel wie "ich treibe an" oder "ich bewege" bedeutet. Dieses Wort deutet schon an, was Hormone eigentlich bewirken.
Seine Tätigkeit übt das Hormonsystem durch über 30 verschiedene Hormone aus, die in mehreren Hormondrüsen (Organe, die Hormone herstellen) gebildet werden - zum Beispiel in der Schilddrüse oder der Bauchspeicheldrüse. Auch in bestimmten Geweben werden Hormone gebildet. Die Grundaufgaben des Hormonsystems kann man sich zunächst bildlich vorstellen: als eine Art "Regierung" des Körpers. Zusammen mit dem Nervensystem reguliert und lenkt es die vielen verschiedenen Organe und Einzelfunktionen des Körpers - und stimmt sie aufeinander ab.

Überlebenskampf: Angriff oder Flucht

Hier sieht man den Spalt zwischen zwei Nervenzellen. Die Pünktchen stellen Neurotransmitter dar, die ausgeschüttet werden und eine "Information" an die nächste Nerven- oder eine Muskelzelle weitergeben. (Quelle: Wikipedia)
In einer bedrohlichen Lage muss der Körper zum Beispiel blitzschnell auf die Situation reagieren, denn sein Überleben kann davon abhängen. Würden wir auf einem Spaziergang plötzlich überfallen werden, müsste der Körper von "Entspannung" sofort auf "Alarm" umschalten. Folgendes spielt sich in einer solchen Situation im Körper ab: Wir nehmen die Gefahr mit den Augen wahr. Über den Sehnerv (ein Leiter, der Sinneseindrücke weitergibt) gelangt diese Information zum Gehirn. Dieses gibt über den Hypothalamus (eine Schaltstelle unseres Gehirns, in der Sinneseindrücke verarbeitet werden) den Befehl an das Nebennierenmark (eine Hormondrüse), die "Stresshormone" Adrenalin und Noradrenalin auszuschütten. Diese Hormone werden über das Blut transportiert und docken in den Körperzellen an so genannte Hormonrezeptoren an. Das sind "Anlegestellen" für Hormone, an denen sie ihre Information abliefern können

Für viele Hormone gibt es eigene Rezeptoren, an denen nur ein ganz bestimmtes Hormon andocken kann, um seine Information an eine andere Nervenzelle weiterzuleiten. Deshalb spricht man auch vom Schlüssel-Schloss-Prinzip, nach dem das Hormonsystem arbeitet. Die Rezeptoren funktionieren dabei wie ein Schloss, das Hormon wie der passende Schlüssel dazu. Ist das Hormon einmal an den Rezeptor angedockt, löst es eine Reaktion in dieser Zelle aus - in unserem Fall wird der Körper durch das Noradrenalin und Adrenalin innerhalb von Sekunden in Alarmbereitschaft versetzt. Energiereserven werden mobilisiert, das Herz schlägt schneller, die Konzentration wird erhöht und die Muskeln stärker durchblutet. Der Organismus bereitet sich damit auf eine körperliche und geistige Höchstleistung in Form eines Kampfes oder einer Flucht vor. Kurz: ein "Überlebensprogramm" wird im Körper abgespielt, das ohne die Hormone nicht funktionieren könnte und im Laufe der Evolution schon unzählige Leben gerettet hat.

Sind wir innerlich noch Urmenschen?

Das Hormonsystem des heutigen Menschen ist dem der Urzeitmenschen noch sehr ähnlich. Die kulturelle Evolution ist in einem viel rascheren Tempo vorangeschritten. (Quelle: Wikipedia)
Hormone steuern und beeinflussen also unser Verhalten und helfen uns dabei, in den unterschiedlichsten Situationen das Richtige zu tun. In unserer modernen Welt mit ihren Reizüberflutungen durch Fernsehen, Handy, Computer und unserer hektischen Lebensart ist das natürliche Gleichgewicht der Hormone aber oft gestört. Dies liegt zum großen Teil daran, dass unser Hormonsystem schon sehr alt ist. Denn schon unsere Vorfahren, die Urmenschen, hatten ein ganz ähnliches Hormonsystem wie wir heute. Es war spezialisiert auf das Überleben in der Wildnis, aber nicht auf den "täglichen Kampf" in der Schule, am Arbeitsplatz oder um den Sitzplatz im Bus - und auch nicht auf die Dauerberieselung durch den Fernseher.
Grund dafür ist, dass die biologische Evolution (Entwicklung des Menschen) viel langsamer voranschreitet als die "kulturelle Evolution" (Entwicklung der Gesellschaft und der Lebensbedingungen des Menschen). Unser Körper hat sich den ständig wechselnden Anforderungen der hektischen Umwelt also noch nicht optimal anpassen können. Die Folge dieser ständigen Reize kann Dauerstress - verursacht durch Hormone wie Cortisol - sein. Dieser Stress kann wiederum zu Panikattacken, Depressionen oder dem so genannten "Burn-out-Syndrom" - einem anhaltenden Zustand völliger körperlicher und seelischer Erschöpfung - führen. Der oben beschriebene Mechanismus, der eigentlich unser Überleben sichern soll, verselbstständigt sich und macht uns dann krank, anstatt uns zu nützen.

Gerade bei Depressionen hat die Wissenschaft den Einfluss der Hormone recht gut belegen können und herausgefunden, dass in vielen Fällen der Serotoninhaushalt (ein Hormon, das unter anderem Einfluss auf unsere Stimmung hat) im Gehirn gestört ist. Durch Medikamente, die den Serotoninspiegel erhöhen, ist man heute in der Lage, vielen Menschen zu helfen, die die Macht der Hormone durch ständige Niedergeschlagenheit an sich selbst erfahren müssen. In vielen Fällen muss es aber erst gar nicht so weit kommen, denn man kann die Hormone auch auf natürliche Art beeinflussen. Wer leicht in Stress gerät, kann sich meist mit vorbeugenden Maßnahmen helfen. Dazu gehören ausreichend Schlaf, tägliche Bewegung, ausgewogene, gesunde Ernährung, aber auch Entspannungstechniken wie Yoga und Autogenes Training.

Der Rausch und die Sucht

Veränderte Wahrnehmung: Drogen wirken auf das Hormonsystem unseres Körpers und täuschen ein verändertes Bild der Wirklichkeit vor.
Dass Drogen eine berauschende Wirkung haben, ist vielen bekannt, aber woher diese Wirkung genau kommt, leider nicht. Denn auch der rauschhafte Zustand der Drogen ist auf Hormone und Neurotransmitter zurückzuführen. Der Grund dafür ist, dass viele Drogen und ihre Wirkstoffe bestimmten Hormonen im Gehirn derart ähnlich in ihrem Aufbau sind, dass sie an den Hormon-Rezeptoren ihre Wirkung entfalten können. Bezogen auf das Schlüssel-Schloss-Prinzip der Hormone könnte man zur Veranschaulichung sagen, dass solche Drogen - wie ein Einbrecher - einen "Nachschlüssel" zu unserem Hormonsystem darstellen und mit diesem in unser Nervensystem eindringen.

Andere Drogen wiederum verhindern, dass die Hormone in ihr Depot zurückgelangen (dort werden Hormone so lange gelagert, bis sie wieder gebraucht werden) und deshalb ohne Pause im Einsatz sind. Dies führt dazu, dass das extrem empfindliche Gleichgewicht dieses Systems gestört wird. Die meisten Drogen wirken auf unser "Belohnungsystem" und auf das Hormon Dopamin, welches im Normalfall ausgeschüttet wird, wenn wir etwas Schönes erleben - zum Beispiel, wenn wir uns über eine gute Note freuen, gerade Spaß mit Freunden haben, gute Musik hören oder ein leckeres Essen zu uns nehmen. Dann wird dieses Gebiet in unserem Gehirn aktiv, das man als unser Belohnungssystem bezeichnet. Wenn jemand nun ständig Drogen zu sich nimmt, gewöhnt sich das Gehirn an den Suchtstoff. Der Süchtige braucht nun immer mehr von der Droge, um sein Belohnungssystem zu reizen.

Nimmt er das Rauschmittel dann nicht mehr, fehlt dieser Reiz und die Folge sind Entzugserscheinungen (körperliche und geistige Störungen bei Suchtkranken) wie Depressionen, Aggressionen und Angstzustände, die sich so sehr steigern können, dass der Betroffene sogar an Selbstmord denkt. Diese Symptome dauern so lange an, bis der Süchtige wieder die Droge zu sich nimmt und damit den hormonellen Zustand, an den sein Körper gewöhnt ist, wieder herstellt. Ein Teufelkreis entsteht, aus dem bei schwerer Sucht nur ein qualvoller Entzug hilft. Selbst bei legalen (also "erlaubten") Drogen wie Alkohol oder einigen Medikamenten kann es bei Missbrauch zur schweren Sucht kommen.

Doch auch ein einmaliger Gebrauch von Drogen kann gerade bei noch heranwachsenden Menschen Schäden herbeiführen. Dies liegt daran, dass sich während und nach der Pubertät das Gehirn noch stark verändert. Ein Eingriff durch Drogen in den hochempfindlichen Hormonhaushalt von Jugendlichen kann diesen derart durcheinander bringen, dass es noch lange nach der Einnahme der Droge zu Störungen kommt. Dazu zählen vor allem Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, aber auch Angstattacken und Depressionen. Gerade deshalb sollte man sich bewusst machen, welches Risiko man dabei eingeht.

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