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Rothenbächer 2013
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Geschlechterrollen
in der Gesellschaft
Männer sind angeblich stark und Frauen das "schwache
Geschlecht". Frauen reden den ganzen Tag, Männer können nicht zuhören.
Mädchen tragen rosa Kleidchen und spielen mit Puppen, Jungen prügeln sich gern
und lieben Autos. Die meisten Menschen haben bestimmte Vorstellungen davon,
welche Verhaltensweisen typisch für Männer sind und welche Eigenschaften
besonders Frauen auszeichnen. Es gibt viele Vorurteile und Verallgemeinerungen,
aber man kann im täglichen Leben tatsächlich viele Verhaltensunterschiede
zwischen Männern und Frauen entdecken. Woher kommt das? Sind Männer und Frauen
oder Jungen und Mädchen wirklich so verschieden?
Die Verständigungsschwierigkeiten zwischen Männern und
Frauen sind ein beliebtes Thema. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist
ein beliebtes Thema. Es gibt viele Bücher, die nur davon handeln, dass sich
Frauen und Männer einfach nicht verstehen und auch viele Liebesfilme oder
Komödien bauen auf Konflikten und Missverständnissen zwischen Mann und Frau
auf. Ebenso in Talkshows oder Comedy-Sendungen im Fernsehen begegnet man
ständig diesem Thema - besonders gefragt sind Witze, die mit typischen
Klischees (das sind eingefahrene Denkmuster oder verallgemeinerte
Zuschreibungen von Eigenschaften) über Männer oder Frauen spielen.
Das funktioniert deshalb so gut, weil jeder von uns aus dem
täglichen Leben Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht mitbringt und deshalb
seine eigenen Vorstellungen hat. In der Kindheit geht es bereits los: Von
Mädchen wird meistens erwartet, dass sie gern mit Puppen oder Plüschtieren
spielen, während für viele Menschen ein typischer Junge Fußball spielt und oft
mit aufgeschlagenen Knien nach Hause kommt. Doch tatsächlich gibt es nicht
wenige Mädchen, die viel lieber auf Bäume klettern, als sich Zöpfe flechten zu
lassen, und viele Jungen interessieren sich nicht so sehr für Autos, sondern
malen zum Beispiel gern.
Die Macht der
Rollenbilder
Raufereien gelten als typisch für Jungen.
Früher wurden die Rollenbilder für Mann und Frau als Vorgabe
gesehen, wie die Geschlechter sein mussten - und wer nicht in dieses Bild
passte, musste sich ändern. Vor rund 100 Jahren war es zum Beispiel für die
meisten Menschen ganz selbstverständlich, dass die Interessen einer Frau sich
ausschließlich auf die Familie und den Ehemann richten mussten - es war Mädchen
und Frauen schlichtweg lange nicht möglich, andere Interessen auszuleben als
diejenigen, die von der Gesellschaft vorgegeben waren. Und auch Jungen und
Männer hatten es schwer, wenn sie nicht den Rollenvorstellungen der
Gesellschaft entsprachen.
Heute trifft das so nicht mehr zu. Frauen und Männer sind
laut Gesetz gleichberechtigt und die meisten Frauen wollen sich ebenso wie
Männer nach ihren persönlichen Interessen und Fähigkeiten entfalten. Wir sind
uns heutzutage mehr darüber bewusst, dass beide Geschlechter viele Seiten
haben. Vor nicht allzu langer Zeit war es noch verpönt, wenn ein Mann Gefühle
zeigte, heute finden es zum Glück immer mehr Männer ganz normal. Auf der
anderen Seite ist es für uns heute nichts Außergewöhnliches mehr, wenn Frauen
privat und im Beruf "ihren Mann stehen" (hier sieht man, dass auch in
Sprichwörtern und Redewendungen noch bestimmte Rollenvorstellungen stecken).
Aber trotzdem gibt es noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern und nach wie
vor gibt es Dinge, die viele von uns als "typisch Mann" oder
"typisch Frau" ansehen.
Ist alles nur
anerzogen?
Nicht nur Jungen spielen gern mit Bauklötzen.
Die Frage ist nun, ob dieses "typische" Verhalten
von Mädchen und Jungen und Männern und Frauen angeboren oder anerzogen
beziehungsweise vorgelebt ist. Es ist erwiesen, dass Kinder das verinnerlichen,
was sie in ihrer Umwelt wahrnehmen und auch, dass sie oft ihre Eltern
nachahmen. Genau aus diesem Grund geben sich viele Eltern Mühe, ihren Kindern
"gute Vorbilder" zu sein, auch in Hinblick auf die Rollen der
Geschlechter.
Bei einigen Menschen sind die traditionellen Geschlechterrollen
noch immer fest verankert und dies vermitteln sie auch an ihre Kinder weiter.
Viele Eltern wollen aber heutzutage, dass ihr Kind es zum Beispiel ganz normal
findet, dass Papa den Abwasch macht, während Mama das Auto repariert und es
weiß, dass es nicht nur eine Art gibt, eine "richtige Frau" oder ein
"richtiger Mann" zu sein. Damit keine Vorurteile entwickelt werden,
bemühen sich etwa immer mehr Mütter und Väter zu zeigen, dass Mädchen nicht
immer lieb und brav sein müssen und dass Jungen auch ruhig Gefühle zeigen
dürfen.
Viele Dinge geschehen aber auch unbewusst und natürlich wird
eine Person im Laufe ihres Lebens nicht nur von den Eltern, sondern von dem
gesamten Umfeld beeinflusst - von Freunden, Bekannten, Lehrern, aber auch
Medien wie Filme, Fernsehen, Zeitschriften oder Bücher.
… oder doch
angeboren?
Es gilt als typisch für Mädchen, dass sie ständig tuscheln
und viel Zeit mit ihrer besten Freundin verbringen.
Häufig hört man, dass Mädchen und Frauen durchschnittlich
mehr Begabung in sprachlichen und künstlerischen Bereichen aufweisen, Jungen
dagegen stärker in naturwissenschaftlichen und technischen Feldern. Einige
Wissenschaftler gehen noch immer davon aus, dass solche Unterschiede
tatsächlich angeboren sind. Laut bestimmter Untersuchungen wollen schon viele
Jungen im Säuglingsalter alles anfassen und sind besonders aktiv, während
Mädchen hingegen stärker auf die Stimme der Mutter reagieren und sich durch
Worte beruhigen lassen. Im Kindergartenalter fechten viele kleine Jungen schon
Kämpfe um die Rangordnung aus, Mädchen beschäftigen sich dagegen gerne mit
Rollenspielen.
Im Schulalter setzen sich die Unterschiede oft fort. Einige
Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass Mädchen höhere sprachliche
Fähigkeiten haben und Jungen sich leichter im räumlichen Denken tun, weil die
Gehirne unterschiedlich beschaffen sind. Die linke Gehirnhälfte gilt als die
"rationale" - also "sachliche" und
"vernunftbetonte" - Hälfte, die rechte steht eher für
Gefühlsbedingtes. Bei Frauen sollen die beiden Gehirnhälften stärker
miteinander vernetzt sein, wodurch sich einige Unterschiede zwischen Mann und
Frau erklären würden - zum Beispiel, dass Frauen deshalb eine bessere
"Antenne" für Gefühle haben und sie problemlos überdenken können,
während Männer eher dazu neigen, Verstand und Gefühle voneinander zu trennen.
Aber stimmt das auch? Die Forschungslage ist längst nicht so
eindeutig, wie oft behauptet wird. Immer mehr Geschlechter- und Gehirnforscher
gehen davon aus, dass tatsächlich die wenigsten Unterschiede zwischen Männern
und Frauen angeboren und unveränderlich sind. Sie sind also überzeugt davon,
dass die Abweichungen zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen zu großen
Teilen nicht von der Natur vorgegeben sind, sondern auf Entwicklungen im Laufe
des Lebens zurückgehen. "Innerhalb der Geschlechter gibt es weit größere
Unterschiede als zwischen den Geschlechtern", sagt zum Beispiel der
Biopsychologe Markus Hausmann, der an der Universität Bochum Forschungen zu den
beiden Geschlechtern betreibt.
Etwas von beidem?
...während Jungen im Jugendalter den Ruf haben, ständig vor
dem Computer zu sitzen und zu "zocken".
Es ist also naheliegend, dass die Interessen, Denk- und
Verhaltensweisen von Jungen und Mädchen zum großen Teil auf Rollenbilder und
Prägungen durch die Gesellschaft zurückzuführen sind. Neueren Studien zufolge
sind Mädchen überhaupt nicht von Natur aus schlechter in Mathematik, aber sie
zweifeln häufiger an ihren mathematischen Fähigkeiten als Jungen. Doch nicht
nur schneiden Schülerinnen in technischen und mathematischen Fächern zunehmend
besser ab, die neue Tendenz zeigt sich auch im Berufsleben. So hat sich der
Frauenanteil im Studiengang Mathematik deutlich erhöht - mittlerweile beginnen
fast so viele weibliche wie männliche Studenten ein Mathestudium. Auch in
anderen "männertypischen" Studiengängen wie Ingenieurswesen und
technischen Berufen haben junge Frauen in den vergangenen Jahren deutlich
zugelegt.
Ein paar biologische Unterschiede gibt es durchaus - so sind
die meisten Forscher weiterhin davon überzeugt, dass Männer naturbedingt
stärker zu Gewalt und Aggression neigen als Frauen. Gewisse
Verhaltensunterschiede bei den Geschlechtern werden auch auf das
unterschiedliche Zusammenspiel von "männlichen" und
"weiblichen" Hormonen zurückgeführt. Fest steht aber: Die genetischen
Unterschiede dürfen nicht überbewertet werden, denn es handelt sich höchstens
um bestimmte biologische Voraussetzungen. Die Annahme, dass das männliche
Gehirn Verstand und Gefühle stärker trennt, heißt auch noch lange nicht, dass
jeder Mann das tut und es bedeutet schon gar nicht, dass Frauen nicht gut darin
sind, "rationale" Entscheidungen zu treffen.
Die Persönlichkeit eines jeden Menschen ist unsagbar
vielseitig und die geschlechtsspezifischen Unterschiede machen nur einen
gewissen Teil davon aus. Jeder Mensch ist einzigartig mit seinen Stärken und
Schwächen - manche davon sind erblich bedingt, viele werden aber stark von
außen beeinflusst. Neigungen und Talente können sich nämlich nur dann richtig
entfalten, wenn sie auch gefördert werden und Kindern nicht von vorneherein
vermittelt wird, dass sie das nicht könnten. Es stimmt also, dass die
Gesellschaft und unsere Erziehung einen großen Einfluss auf unsere Entwicklung
haben und das gilt auch für das Verhalten, was wir als typisch weiblich oder
typisch männlich erachten.
Hormone - Wie wirken sie? Woher
kommen unsere Gefühle?
Sie lassen uns wachsen, machen uns glücklich oder traurig,
beeinflussen unseren Kontakt zu anderen Menschen und der Umwelt, aber sie
können uns auch krank machen: die Hormone. Doch wie schaffen diese winzigen
Teilchen das alles und was bewirken sie genau? Um das zu verstehen, müssen wir
uns auf eine Reise ins Innerste unseres Körpers begeben. Dort entdecken wir
eine faszinierende eigene Welt.
Hormone steuern Empfindungen und Funktionen unseres Körpers
- auch das Gefühl des Verliebtseins wird von Hormonen beeinflusst.
Jeder hat wohl schon einmal den Begriff "Hormon"
gehört, zum Beispiel im Zusammenhang mit unseren Gefühlen. Redewendungen wie:
"bei dir spielen die Hormone verrückt" hört man, wenn jemand frisch
verliebt ist, Glücksgefühle empfindet und verrückte Dinge tut, um seiner oder
seinem Angebeteten zu gefallen. Diese winzigen Moleküle (aus Eiweiß bestehende
Teilchen) haben also unter anderem auf das Gefühlsleben Einfluss. Doch Hormone
regulieren weit mehr als Gefühle und Sexualverhalten des Menschen.
Vom Wachstum über Verdauung bis hin zum Denken und Fühlen
werden Körperfunktionen von Hormonen und so genannten Neurotransmittern
(Überträgerstoffen von Nervenimpulsen) gesteuert oder beeinflusst, ohne dass
man bewusst etwas davon mitbekommt. Hormone steuern nicht nur unser Verhalten,
sie haben auch Einfluss auf unser Aussehen. So wird bekanntermaßen im
Profi-Bodybuilding mit muskelaufbauenden (anabolen) Hormonen gedopt. Diese
Hormone tragen zum Aufbau von Muskelzellen bei.
Eine große Muskelmasse kann nur mit Hilfe der männlichen
Sexualhormone wie Testosteron aufgebaut werden. Das ist auch der Grund, warum
Frauen weniger Muskeln als Männer haben - sie produzieren von Natur aus weniger
dieser Sexualhormone im Körper. Frauen dagegen bilden größere Mengen an
Östrogen, einem weiblichen Sexualhormon. Würde ein Mann diese Hormone regelmäßig
einnehmen, würde sein Körperbau dem weiblichen ähnlicher werden - würde eine
Frau dagegen Testosteron einnehmen, würde sie männliche Merkmale ausbilden.
Sexualhormone bewirken, dass sich der Körper während der Pubertät verändert und
die typisch weiblichen oder männlichen Merkmale ausgebildet werden. Die
Körperbehaarung wird stärker, Jungen bekommen ein Bart und ihre Stimme wird
tiefer, bei Mädchen wächst die weibliche Brust und das Becken wird breiter.
Auch der weibliche Zyklus, der auf eine mögliche Empfängnis vorbereitet, wird
von Sexualhormonen gesteuert.
Was sind Hormone und
wie arbeiten sie?
Der im Bild orangefarbene Teil des Gehirns ist die
Hypophyse, eine Hormondrüse. Darüber liegt der Hypothalamus, der die Hypophyse
und deren Hormonbildung steuert. (Quelle: Wikipedia)
Sie haben also einen großen Einfluss auf uns, doch wie
funktionieren Hormone genau? Der Begriff "Hormon" wurde 1905 von E.H.
Starling eingeführt und ist vom griechischen Wort "hormao"
abgeleitet, was so viel wie "ich treibe an" oder "ich
bewege" bedeutet. Dieses Wort deutet schon an, was Hormone eigentlich
bewirken.
Seine Tätigkeit übt das Hormonsystem durch über 30
verschiedene Hormone aus, die in mehreren Hormondrüsen (Organe, die Hormone
herstellen) gebildet werden - zum Beispiel in der Schilddrüse oder der
Bauchspeicheldrüse. Auch in bestimmten Geweben werden Hormone gebildet. Die
Grundaufgaben des Hormonsystems kann man sich zunächst bildlich vorstellen: als
eine Art "Regierung" des Körpers. Zusammen mit dem Nervensystem
reguliert und lenkt es die vielen verschiedenen Organe und Einzelfunktionen des
Körpers - und stimmt sie aufeinander ab.
Überlebenskampf:
Angriff oder Flucht
Hier sieht man den Spalt zwischen zwei Nervenzellen. Die
Pünktchen stellen Neurotransmitter dar, die ausgeschüttet werden und eine
"Information" an die nächste Nerven- oder eine Muskelzelle
weitergeben. (Quelle: Wikipedia)
In einer bedrohlichen Lage muss der Körper zum Beispiel
blitzschnell auf die Situation reagieren, denn sein Überleben kann davon
abhängen. Würden wir auf einem Spaziergang plötzlich überfallen werden, müsste
der Körper von "Entspannung" sofort auf "Alarm" umschalten.
Folgendes spielt sich in einer solchen Situation im Körper ab: Wir nehmen die
Gefahr mit den Augen wahr. Über den Sehnerv (ein Leiter, der Sinneseindrücke
weitergibt) gelangt diese Information zum Gehirn. Dieses gibt über den
Hypothalamus (eine Schaltstelle unseres Gehirns, in der Sinneseindrücke
verarbeitet werden) den Befehl an das Nebennierenmark (eine Hormondrüse), die "Stresshormone"
Adrenalin und Noradrenalin auszuschütten. Diese Hormone werden über das Blut
transportiert und docken in den Körperzellen an so genannte Hormonrezeptoren
an. Das sind "Anlegestellen" für Hormone, an denen sie ihre
Information abliefern können
Für viele Hormone gibt es eigene Rezeptoren, an denen nur
ein ganz bestimmtes Hormon andocken kann, um seine Information an eine andere
Nervenzelle weiterzuleiten. Deshalb spricht man auch vom
Schlüssel-Schloss-Prinzip, nach dem das Hormonsystem arbeitet. Die Rezeptoren
funktionieren dabei wie ein Schloss, das Hormon wie der passende Schlüssel
dazu. Ist das Hormon einmal an den Rezeptor angedockt, löst es eine Reaktion in
dieser Zelle aus - in unserem Fall wird der Körper durch das Noradrenalin und
Adrenalin innerhalb von Sekunden in Alarmbereitschaft versetzt. Energiereserven
werden mobilisiert, das Herz schlägt schneller, die Konzentration wird erhöht
und die Muskeln stärker durchblutet. Der Organismus bereitet sich damit auf
eine körperliche und geistige Höchstleistung in Form eines Kampfes oder einer
Flucht vor. Kurz: ein "Überlebensprogramm" wird im Körper abgespielt,
das ohne die Hormone nicht funktionieren könnte und im Laufe der Evolution
schon unzählige Leben gerettet hat.
Sind wir innerlich
noch Urmenschen?
Das Hormonsystem des heutigen Menschen ist dem der
Urzeitmenschen noch sehr ähnlich. Die kulturelle Evolution ist in einem viel
rascheren Tempo vorangeschritten. (Quelle: Wikipedia)
Hormone steuern und beeinflussen also unser Verhalten und
helfen uns dabei, in den unterschiedlichsten Situationen das Richtige zu tun.
In unserer modernen Welt mit ihren Reizüberflutungen durch Fernsehen, Handy,
Computer und unserer hektischen Lebensart ist das natürliche Gleichgewicht der
Hormone aber oft gestört. Dies liegt zum großen Teil daran, dass unser
Hormonsystem schon sehr alt ist. Denn schon unsere Vorfahren, die Urmenschen,
hatten ein ganz ähnliches Hormonsystem wie wir heute. Es war spezialisiert auf
das Überleben in der Wildnis, aber nicht auf den "täglichen Kampf" in
der Schule, am Arbeitsplatz oder um den Sitzplatz im Bus - und auch nicht auf
die Dauerberieselung durch den Fernseher.
Grund dafür ist, dass die biologische Evolution (Entwicklung
des Menschen) viel langsamer voranschreitet als die "kulturelle Evolution"
(Entwicklung der Gesellschaft und der Lebensbedingungen des Menschen). Unser
Körper hat sich den ständig wechselnden Anforderungen der hektischen Umwelt
also noch nicht optimal anpassen können. Die Folge dieser ständigen Reize kann
Dauerstress - verursacht durch Hormone wie Cortisol - sein. Dieser Stress kann
wiederum zu Panikattacken, Depressionen oder dem so genannten
"Burn-out-Syndrom" - einem anhaltenden Zustand völliger körperlicher
und seelischer Erschöpfung - führen. Der oben beschriebene Mechanismus, der
eigentlich unser Überleben sichern soll, verselbstständigt sich und macht uns
dann krank, anstatt uns zu nützen.
Gerade bei Depressionen hat die Wissenschaft den Einfluss
der Hormone recht gut belegen können und herausgefunden, dass in vielen Fällen
der Serotoninhaushalt (ein Hormon, das unter anderem Einfluss auf unsere
Stimmung hat) im Gehirn gestört ist. Durch Medikamente, die den
Serotoninspiegel erhöhen, ist man heute in der Lage, vielen Menschen zu helfen,
die die Macht der Hormone durch ständige Niedergeschlagenheit an sich selbst
erfahren müssen. In vielen Fällen muss es aber erst gar nicht so weit kommen,
denn man kann die Hormone auch auf natürliche Art beeinflussen. Wer leicht in
Stress gerät, kann sich meist mit vorbeugenden Maßnahmen helfen. Dazu gehören
ausreichend Schlaf, tägliche Bewegung, ausgewogene, gesunde Ernährung, aber
auch Entspannungstechniken wie Yoga und Autogenes Training.
Der Rausch und die
Sucht
Veränderte Wahrnehmung: Drogen wirken auf das Hormonsystem
unseres Körpers und täuschen ein verändertes Bild der Wirklichkeit vor.
Dass Drogen eine berauschende Wirkung haben, ist vielen
bekannt, aber woher diese Wirkung genau kommt, leider nicht. Denn auch der
rauschhafte Zustand der Drogen ist auf Hormone und Neurotransmitter
zurückzuführen. Der Grund dafür ist, dass viele Drogen und ihre Wirkstoffe
bestimmten Hormonen im Gehirn derart ähnlich in ihrem Aufbau sind, dass sie an
den Hormon-Rezeptoren ihre Wirkung entfalten können. Bezogen auf das
Schlüssel-Schloss-Prinzip der Hormone könnte man zur Veranschaulichung sagen,
dass solche Drogen - wie ein Einbrecher - einen "Nachschlüssel" zu
unserem Hormonsystem darstellen und mit diesem in unser Nervensystem
eindringen.
Andere Drogen wiederum verhindern, dass die Hormone in ihr
Depot zurückgelangen (dort werden Hormone so lange gelagert, bis sie wieder
gebraucht werden) und deshalb ohne Pause im Einsatz sind. Dies führt dazu, dass
das extrem empfindliche Gleichgewicht dieses Systems gestört wird. Die meisten
Drogen wirken auf unser "Belohnungsystem" und auf das Hormon Dopamin,
welches im Normalfall ausgeschüttet wird, wenn wir etwas Schönes erleben - zum
Beispiel, wenn wir uns über eine gute Note freuen, gerade Spaß mit Freunden
haben, gute Musik hören oder ein leckeres Essen zu uns nehmen. Dann wird dieses
Gebiet in unserem Gehirn aktiv, das man als unser Belohnungssystem bezeichnet.
Wenn jemand nun ständig Drogen zu sich nimmt, gewöhnt sich das Gehirn an den
Suchtstoff. Der Süchtige braucht nun immer mehr von der Droge, um sein
Belohnungssystem zu reizen.
Nimmt er das Rauschmittel dann nicht mehr, fehlt dieser Reiz
und die Folge sind Entzugserscheinungen (körperliche und geistige Störungen bei
Suchtkranken) wie Depressionen, Aggressionen und Angstzustände, die sich so
sehr steigern können, dass der Betroffene sogar an Selbstmord denkt. Diese
Symptome dauern so lange an, bis der Süchtige wieder die Droge zu sich nimmt
und damit den hormonellen Zustand, an den sein Körper gewöhnt ist, wieder
herstellt. Ein Teufelkreis entsteht, aus dem bei schwerer Sucht nur ein
qualvoller Entzug hilft. Selbst bei legalen (also "erlaubten") Drogen
wie Alkohol oder einigen Medikamenten kann es bei Missbrauch zur schweren Sucht
kommen.
Doch auch ein einmaliger Gebrauch von Drogen kann gerade bei
noch heranwachsenden Menschen Schäden herbeiführen. Dies liegt daran, dass sich
während und nach der Pubertät das Gehirn noch stark verändert. Ein Eingriff
durch Drogen in den hochempfindlichen Hormonhaushalt von Jugendlichen kann
diesen derart durcheinander bringen, dass es noch lange nach der Einnahme der
Droge zu Störungen kommt. Dazu zählen vor allem Gedächtnis- und
Konzentrationsstörungen, aber auch Angstattacken und Depressionen. Gerade
deshalb sollte man sich bewusst machen, welches Risiko man dabei eingeht.
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