Dienstag, 30. Juli 2013

Transsexualität ist keine psychische Störung - Hirngeschlecht und falscher Geschlechtskörper


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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013


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Transsexualität ist keine psychische
Störung - Hirngeschlecht und falscher Geschlechtskörper

Am Beispiel der Transsexualität lässt sich zeigen, dass die überkommene, von der neueren, in erster Linie psychologisch orientierten Gesundheitswissenschaft längst in Frage gestellten Vorstellung von Gesundheit-Krankheit viel zu kurz greift und der Komplexität von Transsexualität in keiner Weise mehr Rechnung trägt.

Der Senat führt aus:

„Setzt die Krankenbehandlung entgegen der Regel nicht unmittelbar an der Krankheit bzw. am erkrankten Organ selbst an, soll der Behandlungserfolg vielmehr mittelbar durch einen Eingriff an einem an sich gesunden Organ erreicht werden, bedarf die Notwendigkeit der Krankenbehandlung einer besonderen Rechtfertigung im Rahmen einer umfassenden Abwägung zwischen dem voraussichtlichen medizinischen Nutzen und den möglichen gesundheitlichen Schäden.“

Traditionelle Auffassungen von Gesundheit-Krankheit beschreiben beide in proportionalem Verhältnis:

• je weniger krank ein Individuum ist, desto gesünder ist es
• je kränker ein Individuum ist, desto weniger gesund ist es.

Dahinter steht die Vorstellung, Gesundheit-Krankheit seien auf einer Kontinuum-Skala angeordnet („ je mehr von dem einen, desto weniger von dem anderen!“). Das bekannteste derartige Modell stammt von Antonowsky.

Dieses Modell wird in der Medizin vor allem im Zusammenhang mit klassischen Themen wie Akuterkrankungen oder Infektionskrankheiten diskutiert, wird aber leider auch in komplizierteren Zusammenhängen vereinfachend angewendet. Bei vielen Fragestellungen der Medizin führt dieses Modell nicht weiter: weder bei chronisch-degenerativen Erkrankungen, noch bei den meisten psychischen Erkrankungen und auch nicht – hier in diesem Zusammenhang besonders wichtig – bei genetischen Variationen.

Sinnvoller ist hier die Anwendung eines zweidimensionalen Modells: Hier werden Gesundheit und Krankheit als zwei relativ voneinander unabhängige Dimensionen verstanden, d.h. ein Individuum kann in gleichem Ausmaß und zugleich krank und gesund sein.

Vier typische Konstellationen sind so unterscheidbar:

• ein Individuum kann zugleich sehr krank und sehr gesund sein (z.B. kann es an Multipler Sklerose leiden, querschnittgelähmt sein und trotzdem ein zufriedenes, erfülltes, glückliches Leben führen, sein Leben erfolgreich meistern und bewältigen)
• es kann weder gesund noch krank sein (z.B. ständig freudlos, aber auch nicht krank)
• es kann sehr gesund sein und etwas krank (z.B. Unpässlichkeiten wie leichter Schnupfen bei sonst blendender Gesundheit)
• es kann sehr krank sein und wenig gesund (z.B. chronifizierte schwergradige Dauerdepression).
Dieses Modell führt zu einer Reihe bedeutsamer Konsequenzen und zu veränderten Sichtweisen.

Es fokussiert die Bedeutung von Ressourcen:

indem ich Gesundheitsfaktoren, Gesundheitsbewusstsein und -handeln als relativ eigengewichtig gegenüber dem Krankheitszustand begreife, kommt dem (gesunden) Bewältigungshandeln eine besondere Rolle zu.
Gesundheit ist nicht weiter an Krankheit „gekettet“ (wie beim Kontinuum-Modell), sondern wird zum eigenständigen Gesundheitspotenzial.
Gesundheit und Krankheit determinieren zwar einander – Gesundheitspotenziale, Gesundheitsbwusstsein und –handeln werden jedoch zum Movens und Agens.

Gesundheit wird zur eigenen Qualität und ist nicht mehr bloßes Resultat des „Weniger an Krankheit“.

Diese Denkweise hat in vielen Gebieten der Medizin zu einer Neuorientierung am Gesundheitsparadigma geführt:

Unabhängig von bestehenden oder auch nicht bestehenden, diagnostizierbaren oder auch nicht definierten bzw. definierbaren „Krankheiten“ ist Gesundheit per se individuell erfassbar, beschreibbar und förderbar.

Ein Beispiel:

Gesundheitsverhalten kann beispielsweise eine neuropsychologische Symptomatik direkt lindern helfen. Bei Konzentrationsproblemen kann ein Individuum z.B. sein Freizeitverhalten dahingehend ändern, dass es sich vermehrt konzentrativen Dingen z.B. Spielen zuwendet.
Konzentrationsverbesserungen sind aber auch „indirekt“ möglich, etwa durch Gesundheitshandeln wie ausgiebigen Langstrecken- und Ausdauerläufer.

Entsprechend dieser Logik wird in den Altdorfer Empfehlungen die zentrale Bedeutung von Gesundheitsaspekten und Gesundheitspotenzialen für den Entfaltungsprozess
transsexueller Menschen herausgearbeitet:

• die Entfaltung der je eigenen Gesundheitspotenziale stellt eine Art genereller Schrittmacher und „Motor“ des Angleichungs- und Adaptionsprozesses dar

• der mit dem Gesundheitsentfaltungsprozess in Konkordanz stehende Prozess der körperlichen Angleichung besitzt passagere Bedeutung

• nach Abschluss der körperlichen Angleichung kommt es oft zu einem gesundheitlichen Quantensprung: es scheint, dass jetzt für Jahrzehnte das Tor für weitere gesundheitliche Quantensprünge geöffnet wird („Synthese“).

Daher sind salutogenetische Aspekte bezüglich Transsexualität essentiell, d.h. richtungsweisend für den Entfaltungsprozess.

Transsexualität ist mit Gesundheitsaspekten untrennbar verbunden.

Eine zweite wichtige Konsequenz der zweidimensionalen Sicht von Gesundheit-Krankheit besteht darin, dass zur Gesundung und Gesundheitsförderung nicht unbedingt eine Krankheit (bzw. ein Krankheitskonzept) als konditionale Voraussetzung definiert sein muss.

In den Neurowissenschaften ist es durchaus nicht selten, dass man nur eine Symptomatik beschreiben kann, aber keine zugrunde liegende Krankheit.

Diese Eigentümlichkeit hängt damit zusammen, dass die Neurowissenschaften, insbesondere die Neuropsychologie, den Zusammenhang zwischen neuropsychologischer Funktionsbesonderheit und entsprechenden Besonderheiten neuronaler Strukturen/Prozesse erforscht und erfasst.
Diese Zusammenhänge sind spezifisch.

Ob dabei eine Krankheit als grundlegende Ursache in Betracht kommt oder etwa eine genetische Variation, ist relativ unerheblich:

bestimmte, besondere neuronale Prozesse und Strukturen bedingen bestimmte neuropsychologische Funktionsbesonderheiten, auf welcher Grundlage auch immer.
Die Ursachen – ob Krankheit oder Variation – sind für die Funktionsbesonderheit und die ihr entsprechende Hirn-Anatomie/Physiologie unspezifisch.

Die neuropsychologische Funktionsbesonderheit kann Störungscharakter aufweisen oder lediglich eine besondere Variante im Rahmen der neurobiologischen Vielfalt darstellen.
Funktionsbesonderheiten können eine Symptomatik und eventuell Leiden an dieser Symptomatik bedingen. Ähnlich wie beim Gesundheitsbegriff ist auch der Begriff Symptom keineswegs unabdingbar im Zusammenhang mit Krankheit zu konnotieren, auch hier ist in den letzten Jahrzehnten ein Bedeutungswandel erfolgt.

Symptom und Symptomatik werden auch in einem allgemeineren Sinne begriffen, nämlich als Erscheinungen wie Verhaltensweisen und Ausdrucksvorgänge, von denen aus auf etwas anderes geschlosssen werden kann, etwa auf psychische Merkmale oder Vorgänge.

In der Neurowissenschaft kennen wir eine Reihe von Leiden verursachender Symptomatiken, denen keine Krankheit zugrunde liegt, sondern beispielsweise eine genetische Variation (Beispiele s.u.).

Mit der Feststellung „Krankheit ... ist ein regelwidriger, vom Leitbild des gesunden Menschen abweichender Körper- oder Geisteszustand, der ärztlicher Behandlung bedarf oder den Betroffenen arbeitsunfähig macht“ bleibt der Senat dem starren Kontinuitätsmodell von Gesundheit~Krankheit verhaftet und vermag dadurch die spezifische und wesentliche Rolle von Gesundheitspotenzialen bei der Bewältigung von Symptomatik und Leiden im Entfaltungsprozess transsexueller Menschen nicht adäquat zu erfassen.

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