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Nikita Noemi Rothenbächer 2014
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vor, einer Minderheit anzugehören!
Diskriminierung im Berufsleben
Transsexuellen droht häufiger
Arbeitslosigkeit
Im Rahmen der Hirschfeld-Tage 2014 wurde eine von der
Landesregierung in Auftrag gegebene "Studie zur Lebenssituation von
Transsexuellen in Nordrhein-Westfalen" vorgestellt.
Das Erinnern ist bei den diesjährigen Hirschfeld-Tagen NRW
ein zentrales Thema – in jeder Hinsicht. Der LSVD nutzte diese Gelegenheit, um
in der vergangenen Woche die kaum bekannte "Studie zur Lebenssituation von
Transsexuellen in Nordrhein-Westfalen" vorzustellen, die auf den Tag genau
vor zwei Jahren veröffentlicht wurde. Die Rechtsanwältin und Mitautorin der
Studie Deborah Reinert referierte vor zehn Interessierten über ihre Ergebnisse
der ersten empirischen Studie über Transsexuelle in Deutschland.
In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung vom
nordrhein-westfälischen Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und
Alter (MGEPA). Emanzipationsministerin Barbara Steffens (Grüne) erhoffte sich
von der Veröffentlichung, dass die Studie zu "mehr Sensibilität, Offenheit
und Akzeptanz beiträgt – damit Transsexuelle als Teil der bereichernden
Vielfalt unseres Landes überall dazu gehören und sich zugehörig fühlen
können". So heißt es im Vorwort.
Befragt wurden insgesamt 98 Personen. Davon 30 in Interviews
(jeweils 15 Transmänner und -frauen) und weitere 27 Transmänner und 41
Transfrauen per Fragebogen. Der Katalog umfasste stolze 89 Fragen. Nach
Schätzungen Reinerts stellt die Anzahl der Befragten mindestens drei Prozent
der transsexuellen Menschen in NRW dar.
Nur eine Minderheit hat keine
Diskriminierungserfahrungen
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die meisten
Transsexuelle in verschiedenen Lebensbereichen mit "multiplen
Belastungssituationen" konfrontiert werden. Nur jeder vierte befragte
Transmann und etwa jede siebte Transfrau kennen Diskriminierungserfahrungen
nicht aus eigener Hand. In den meisten Fällen fühlten sich die Befragten
aufgrund ihres Geschlechts bzw. ihrer sexuellen Identität diskriminiert.
Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung spielte lediglich bei vier
Prozent der Transmänner und neun Prozent der Transfrauen eine Rolle.
Wie Transsexuelle mit Diskriminierungen umgehen, ist von
Person zu Person unterschiedlich. Für fast alle Betroffenen ist die Stärkung
des Selbstbewusstseins durch Kontakt mit anderen von großer Bedeutung. Dies
geschieht etwa in Selbsthilfegruppen, durch Psychotherapien oder über die
Aneignung von Wissen über rechtliche und medizinische Maßnahmen. Andere
Strategien zum Umgang mit Diskriminierungserfahrungen sind eher defensiv – wie
das Meiden von Menschen, Verdrängung oder der Umdeutung negativer Erfahrungen.
Doch auch der offensive und aufklärerische Umgang ist für
viele eine wichtige Möglichkeit. Ein Transmann berichtete im Interview von
einer Situation in einer Kantine: Neben ihm saß eine Gruppe von Auszubildenden,
die sich abfällig über eine Transfrau aus ihrer Berufsschulklasse unterhielten.
Begriffe wie "Mann im Rock" oder "blöde Transe" fielen.
"Und da habe ich mich eingemischt und habe gesagt: 'Entschuldigung, dass
ich mich da einmischen muss, aber ihr sitzt gerade auch an einem Tisch mit
einer blöden Transe.' […] Die waren dann auch ganz neugierig und haben gefragt
und ich habe dann halt, wie ich das so wollte, geantwortet."
Probleme im Berufsleben besonders signifikant
Ein weiteres auffälliges Ergebnis der Studie zeichnete sich
im Bereich des Berufslebens ab. Trotz überdurchschnittlich guter
Bildungsabschlüsse gaben 26 Prozent der Transmänner und 19 Prozent der
Transfrauen an, zum Zeitpunkt der Befragung ALG II erhalten zu haben. Im
Vergleich zum Landesdurchschnitt, der zum damaligen Zeitpunkt bei knapp über 11
Prozent lag, waren die Ergebnisse unter Transsexuellen ungewöhnlich hoch. Hinzu
kommt, dass nach einem Arbeitsplatzverlust viele Transsexuelle Schwierigkeiten
haben, eine neue Anstellung zu finden. Die Folgeprobleme sind offensichtlich:
Mangel an effektiver Altersvorsoge, sozialer Abstieg, Verarmung.
Zumindest in einem Punkt zeigte sich in der Untersuchung ein
durchweg positives Zeichen. Alle Befragten, egal ob sie noch am Anfang ihrer
Transition standen oder sie bereits abgeschlossen haben, gaben an, dass sich
ihre Lebenssituation nachhaltig verbessert hat und den Schritt wieder gehen
würden.
Um die Situation von Transsexuellen zu verbessern, schlugen
die Autoren der Studie konkrete Schritte vor. Von zentraler Bedeutung sei dabei
die Aufklärung. Transsexualität müsse sowohl in der Schule als
Querschnittsthema eingeführt werden, ebenso müssen aber konkrete Leitfäden für
Behörden erstellt und Anpassungen von Verwaltungsvorgängen eingeleitet werden.
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