Dienstag, 10. Juni 2014

Diskriminierung im Berufsleben Transsexuellen droht häufiger Arbeitslosigkeit


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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2014

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Diskriminierung im Berufsleben
Transsexuellen droht häufiger Arbeitslosigkeit

Im Rahmen der Hirschfeld-Tage 2014 wurde eine von der Landesregierung in Auftrag gegebene "Studie zur Lebenssituation von Transsexuellen in Nordrhein-Westfalen" vorgestellt.

Das Erinnern ist bei den diesjährigen Hirschfeld-Tagen NRW ein zentrales Thema – in jeder Hinsicht. Der LSVD nutzte diese Gelegenheit, um in der vergangenen Woche die kaum bekannte "Studie zur Lebenssituation von Transsexuellen in Nordrhein-Westfalen" vorzustellen, die auf den Tag genau vor zwei Jahren veröffentlicht wurde. Die Rechtsanwältin und Mitautorin der Studie Deborah Reinert referierte vor zehn Interessierten über ihre Ergebnisse der ersten empirischen Studie über Transsexuelle in Deutschland.

In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA). Emanzipationsministerin Barbara Steffens (Grüne) erhoffte sich von der Veröffentlichung, dass die Studie zu "mehr Sensibilität, Offenheit und Akzeptanz beiträgt – damit Transsexuelle als Teil der bereichernden Vielfalt unseres Landes überall dazu gehören und sich zugehörig fühlen können". So heißt es im Vorwort.

Befragt wurden insgesamt 98 Personen. Davon 30 in Interviews (jeweils 15 Transmänner und -frauen) und weitere 27 Transmänner und 41 Transfrauen per Fragebogen. Der Katalog umfasste stolze 89 Fragen. Nach Schätzungen Reinerts stellt die Anzahl der Befragten mindestens drei Prozent der transsexuellen Menschen in NRW dar.

Nur eine Minderheit hat keine Diskriminierungserfahrungen

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die meisten Transsexuelle in verschiedenen Lebensbereichen mit "multiplen Belastungssituationen" konfrontiert werden. Nur jeder vierte befragte Transmann und etwa jede siebte Transfrau kennen Diskriminierungserfahrungen nicht aus eigener Hand. In den meisten Fällen fühlten sich die Befragten aufgrund ihres Geschlechts bzw. ihrer sexuellen Identität diskriminiert. Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung spielte lediglich bei vier Prozent der Transmänner und neun Prozent der Transfrauen eine Rolle.

Wie Transsexuelle mit Diskriminierungen umgehen, ist von Person zu Person unterschiedlich. Für fast alle Betroffenen ist die Stärkung des Selbstbewusstseins durch Kontakt mit anderen von großer Bedeutung. Dies geschieht etwa in Selbsthilfegruppen, durch Psychotherapien oder über die Aneignung von Wissen über rechtliche und medizinische Maßnahmen. Andere Strategien zum Umgang mit Diskriminierungserfahrungen sind eher defensiv – wie das Meiden von Menschen, Verdrängung oder der Umdeutung negativer Erfahrungen.
Doch auch der offensive und aufklärerische Umgang ist für viele eine wichtige Möglichkeit. Ein Transmann berichtete im Interview von einer Situation in einer Kantine: Neben ihm saß eine Gruppe von Auszubildenden, die sich abfällig über eine Transfrau aus ihrer Berufsschulklasse unterhielten. Begriffe wie "Mann im Rock" oder "blöde Transe" fielen. "Und da habe ich mich eingemischt und habe gesagt: 'Entschuldigung, dass ich mich da einmischen muss, aber ihr sitzt gerade auch an einem Tisch mit einer blöden Transe.' […] Die waren dann auch ganz neugierig und haben gefragt und ich habe dann halt, wie ich das so wollte, geantwortet."

Probleme im Berufsleben besonders signifikant

Ein weiteres auffälliges Ergebnis der Studie zeichnete sich im Bereich des Berufslebens ab. Trotz überdurchschnittlich guter Bildungsabschlüsse gaben 26 Prozent der Transmänner und 19 Prozent der Transfrauen an, zum Zeitpunkt der Befragung ALG II erhalten zu haben. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt, der zum damaligen Zeitpunkt bei knapp über 11 Prozent lag, waren die Ergebnisse unter Transsexuellen ungewöhnlich hoch. Hinzu kommt, dass nach einem Arbeitsplatzverlust viele Transsexuelle Schwierigkeiten haben, eine neue Anstellung zu finden. Die Folgeprobleme sind offensichtlich: Mangel an effektiver Altersvorsoge, sozialer Abstieg, Verarmung.

Zumindest in einem Punkt zeigte sich in der Untersuchung ein durchweg positives Zeichen. Alle Befragten, egal ob sie noch am Anfang ihrer Transition standen oder sie bereits abgeschlossen haben, gaben an, dass sich ihre Lebenssituation nachhaltig verbessert hat und den Schritt wieder gehen würden.

Um die Situation von Transsexuellen zu verbessern, schlugen die Autoren der Studie konkrete Schritte vor. Von zentraler Bedeutung sei dabei die Aufklärung. Transsexualität müsse sowohl in der Schule als Querschnittsthema eingeführt werden, ebenso müssen aber konkrete Leitfäden für Behörden erstellt und Anpassungen von Verwaltungsvorgängen eingeleitet werden.


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