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Nikita Noemi Rothenbächer 2014
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In Zusammenarbeit mit der Antidiskriminierungsstelle des
Bundes
Neues Transgendergesetz in den
Niederlanden
1. Juli
2014.
Transgender
Neues
Transgendergesetz ermöglicht einfachere Änderung der Geschlechtsangabe.
Heute ist in
den Niederlanden ein neues Transgendergesetz in Kraft getreten. Nun ist es
einfacher für Menschen, die sich mit ihrer zugewiesenen Geschlechterrolle nicht
identifizieren können, die Geschlechtsangabe in ihrer Geburtsurkunde ändern zu
lassen. Anschließend können sie bei ihrer Gemeinde neue Ausweispapiere
beantragen. In den Niederlanden leben nach Schätzungen des Transgender Netwerk
Nederland ca. 390.000 Transsexuelle.
Bisher
mussten Transsexuelle drei Bedingungen erfüllen, um die Angabe ihres
Geschlechts im Pass ändern zu können. So mussten sie durch einen medizinischen
Eingriff dauerhalft unfruchtbar gemacht werden und es musste eine körperliche
Anpassung stattfinden, beispielsweise durch eine Hormonbehandlung oder das
Tragen von Brustprothesen. Anschließend musste ein Richter der Eintragung
zustimmen.
Mit der
Gesetzesänderung reicht nun eine Erklärung eines medizinischen Gutachters, dass
der Betroffene ernsthaft und dauerhaft seine Identität ändern will. Die
Änderung der Geburtsurkunde kann dann beim Standesamt durchgeführt werden.
Äußere Veränderungen, Operationen oder Sterilisationen sind nun nicht mehr
notwendig.
Der
Gesetzentwurf stammt bereits aus dem Jahr 2012 und wartete seitdem auf die
Zustimmung der Eerste Kamer. Für Diskussionen sorgte vor allem die Altersgrenze,
ab wann eine solche Änderung vorgenommen werden kann. Interessenvereine wie
Transgender Netwerk Nederland oder COC vertreten den Standpunkt, dass jeder –
unabhängig vom Alter – sein offizielles Geschlecht ändern können müsse. Einige
Parteien, wie der CDA hatten große Schwierigkeiten mit der Frage, ob Kinder
nicht zu jung sind, um solch einschneidende Entscheidungen treffen zu können.
Der Kompromiss liegt nun bei einer Altersgrenze von 16 Jahren.
Die
Niederlande sind nicht das erste Land, das sein Transsexuellengesetz ändert.
Auch in Österreich, Deutschland, Portugal, Spanien und dem Vereinigten
Königreich sind ähnliche Gesetze in Kraft. In Dänemark ist sogar eine Änderung
ohne medizinisches Gutachten möglich. Betroffene müssen lediglich zweimal im
Abstand von sechs Monaten zum Standesamt gehen, damit gewährleistet wird, dass
der Wunsch dauerhaft ist. Vorreiter in dieser Frage ist Argentinien. Hier ist
eine Eintragung des anderen Geschlechts durch einen einfachen Gang zum
Standesamt möglich.
In
Deutschland hatte das Bundesverfassungsgericht die bis dahin gültige
Gesetzgebung 2011 für verfassungswidrig erklärt. Seitdem muss ein Mann oder
eine Frau sich nicht mehr die Geschlechtsteile entfernen lassen, um die
„personenstandsrechtliche Anerkennung im empfundenen Geschlecht zu erhalten“,
so die Richter. Bis dahin sah das „Gesetz über die Änderung der Vornamen und
die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen“ von 1981
eine große und eine kleine Lösung vor. Bei der großen Lösung wurde die
Eintragung im Personenstandsregister geändert, bei der kleinen Lösung nur der
Vorname der Person. Die Bedingungen für die große Lösung –
geschlechtsumwandelnde Operationen und Sterilisation - empfand das
Bundesverfassungsgericht als unzumutbar und setzte sie außer Kraft. Eine Reform
des deutschen Gesetzes steht bisher noch aus.
Quelltext: http://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/aktuelles/archiv/2014/juli/0701transgenderwet.html
Artikel zum Schlagwort "Transgender"
X nun auch
in Formularen: Australisches Gericht erlaubt dritte Geschlechtsangabe
Urteil gibt
Kläger Recht, der weder als Mann noch als Frau leben will: Geschlecht ist keine
binäre Angelegenheit
Sydney
(dpa/nd). Ein australisches Gericht hat erstmals entschieden, dass ein Menschen
in amtlichen Formularen etwa von Standesämtern nicht als männlich oder weiblich
eingeordnet werden muss. Wie die Zeitung „Sydney Morning Herald“ am Samstag
berichtete, kassierte das Berufungsgericht des Bundesstaates New South Wales am
Freitag eine anderslautende Entscheidung. Norrie May-Welby hatte gegen das
Urteil eines Verwaltungsgerichts geklagt. Norrie wurde als Mann geboren,
unterzog sich aber 1983 einer Operation und beschloss, weder als Mann noch als
Frau zu leben.
Das
Richtergremium erklärte in dem am Freitag abgeschlossenen Verfahren, das Wort
Geschlecht habe nicht die binäre Bedeutung „männlich“ oder „weiblich“. In
Pässen können Australier bereits seit Jahren ein drittes Geschlecht angeben.
Die Richtlinien des Außenministeriums erlauben ein X für „intersexuell“ neben
dem herkömmlichen M („männlich“) und F („weiblich“) in den Pässen. Bei
intersexuellen Menschen sind nicht alle geschlechtsbestimmenden Merkmale wie
Chromosomen, Hormone, Keimdrüsen oder äußere Geschlechtsorgane eindeutig einem
Geschlecht zuzuordnen.
»Persönlich fühle ich mich nicht als Transsexuelle«
»Von der Gesellschaft
verlange ich nur, dass sie transsexuelle Werdegänge akzeptiert«
Aus persönlichen
Gründen war eure Bloggerin kurz in Paris unterwegs. Wer traf sie aber am
Flughafen Schönefeld? »Bambi«, eine 77-Jährige strahlende Frau geboren als Mann
und Hauptdarstellerin des gleichnamigen Films. Eine tolle spontane Begegnung.
2007 ist
Ihre Autobiographie erschienen. Im Dokumentarfilm „Bambi“ von Sébastien
Lifshitz erzählen Sie erneut von Ihrem Werdegang. Was liegt der Unterschied?
Schreiben
fiel mir nie schwer, es gehörte zu meinem Beruf als Französisch-Lehrerin. Bei
einem Dokumentarfilm läuft es anders: Der Regisseur schreibt, nicht die
Darstellerin. Sébastien hat meine Wörter inszeniert. Und ich, ich bin einfach hautnah
zu sehen. Auch eine Erfahrung!
Bei der
Premiere von »Bambi« konnte ich eine große Komplizenschaft zwischen Ihnen und
dem Regisseur bemerken...
Tatsächlich.
Sébastien wollte immer mit mir reden bzw. mich zuhören. Ich habe ihm Sachen
erzählt, die ich eigentlich niemandem niemals sagen wollte. Insgesamt habe ich
um die 30 Stunden mit ihm gesprochen. Alles hat er auf eine Stunde für den Film
reduziert. Dafür hat er mich manchmal darum gebeten, die Sachen erneut zu
erklären. Ich habe es einfach gemacht.
Sie erzählen
von Ihrer Zeit in »Carroussel de Paris«, als Sie mit Hormonen experimentiert
haben. Ganz anders als die jungen Leute von heute?
Damals waren
wir Pioniere mit dem Experimentieren von Hormonen. Alles lief auf unsere
eigenen Kosten. Wir hatten einfach von diesem und jenem erfahren, es in der
Apotheke besorgt und uns selbst damit gespritzt, manchmal ein bisschen,
manchmal mehr. Mit dem Operieren lief es ähnlich: Wenn eine Operation schief
ging, war es einfach Pech. Unter der Motto »c›est la vie!‹« Heutzutage läuft
alles ganz anders. Alles ist sehr reglementiert worden. Bestimmte Sachen werden
rückerstattet, dafür muss man aber von einem Psychologen betreut werden. Auch
nicht ganz einfach! Persönlich fühle ich mich nicht als Transsexuelle. Ich bin
mit der jungen Generation solidarisch, weil ich ganz genau weiß, wie schwer es
sich anfühlt.
Und wie
sieht es mit den Gesetzen aus? Ganz anders als damals?
Ach die
Gesetze, sie ändern sich nur unter Druck der Gesellschaft. Von der Gesellschaft
fordere ich nur, dass sie transsexuelle Werdegänge akzeptiert, selbst wenn nur
mit Widerwillen. Eins ist mir auch sehr wichtig und zwar, dass Prostitution
legal wird, auch in Frankreich. Damals gab es nicht viele Möglichkeiten für die
Arbeit und das tägliche Brot: Die Spektakel waren eine Möglichkeit, die
Prostitution eine andere. Viele Transsexuelle haben es dank der Prostitution
geschafft.
Tolle Doku! Könnte
ruhig länger sein.
Dokumentarstreifen
von Sébastien Liftshitz schildert das Leben von »Bambi«
»Ich habe
aufgehört, mich anzuschauen, wie die anderen mich angeschaut haben und ich habe
mich mit meinen eigenen Augen angeschaut. So beginnt die große Aufbauarbeit -
bzw Wiederaufbauarbeit.«
So schildert
die Hauptdarstellerin ihre Rolle in »Bambi«. Der Dokumentarfilm von Sébastien
Lifshitz wird wie ein Concerto gespielt: In drei Teilen.
Mit großer
Lebensfreude erzählt uns die 77-jährige Marie-Pierre Pruvot ihren Werdegang vor
der Kamera. Archivbilder begleiten ihre sehr schöne Stimme.
Wir laufen
erstens mit der eleganten Darstellerin in den Straßen eines Dorfs in Algerien.
Dort ist sie geboren, als Jean-Pierre Pruvot. »Ich wollte diesen Vornamen nicht
habewn«. Von langem Haaren und Anziehen von Kleidern war mit dem Schulbeginn
vorbei. Und als Jean-Pierre als Teenager einen Freund nach Hause brachte, gab
es einen Skandal: Er sei homosexuell. Keiner wollte seinen Wunsch, Frau zu
sein, wahrnehmen. »Was für mich so wichtig war, war für meine Familie ein
Capriccio.«
Die
Vorstellung des Cabarets »Carrousel de Paris« 1952 in Algier war mit ihren
Travesti-Shows ein Angelpunkt: »Mein Traum könnte doch gelebte Realität
werden«. Mit 17 Jahren und vieler Entschlossenheit ging Jean-Pierre nach Paris
und machte die ersten Schritte auf den Music-Hall-Bühnen.
Unter dem
Künstlernamen »Bambi« begann Teil zwei des Lebens von Marie-Pierre Pruvot. Wir
sehen eine wunderbare Frau singen und posen. Ihre persönlichen Super8-Bilder
zeigen uns die Stimmung in den Logen des berühmten Pariser Cabarets.
»Es sind
Amateur-Videos mit vielen Selbstporträts«, erzählte nach der Premiere der
Regisseur Sébastien Liftshitz. »Ich hatte den Eindruck, es gab eine Art
Bedürfnis, die Transition zu dokumentieren.« Bambi nahm Hormone, manchmal eine
halbe Packung am Tag. »Wir gingen einfach zur Apotheke und spritzten uns dann
selbst«. Damals war alles neu. Die Konflikte in Staff des Carroussels zwischen
Transvestiten und Transsexuellen waren brutal. Eine Passage aus dem
umstrittenen Film von Claude Lelouch »La femme spectacle« gibt den Blick der
Gesellschaft auf die Szene in den sechzigern Jahren wieder. Der Speaker sprach
von »Verführerisches Bild der Frau« zum »pervertierten Traum«.
Dennoch
hatte damals Bambi ihre Mutter in Paris zurückgewonnen und lebte ihre erste
Liebe mit ihrem Freund aus. Sie führte ein ausgeglichenes Leben und ihr war
bewusst, sie sollte langsam über einen Ausgang nach den Bühnenauftritten
nachdenken. Mit 33 Jahren holte sie ihr Abitur nach und ging zur Sorbonne. Wie
ihre Künstlerkollegin Coccinelle ließ sie sich operieren und dann wurde sie als
Französisch-Lehrerin eingestellt.
Marie-Pierre
Pruvot unterrichtete 25 Jahren lang Französisch. Sie verliebte sich auch
überraschend in eine Frau, was für sie erst verwirrend war: »Ich habe damals
gedacht, es sei das Letzte was mir geschehen könnte, ich vernichte damit meine
Identität«.
Es war aber
ihre große Liebe. So lautet Teil drei ihres Lebens.
Bei der
Premiere begrüßte Marie-Pierre Pruvot alias Bambi alias Jean-Pierre ein
begeisterstes Publikum mit strahlenden Augen. Der Dokumentarfilm von Sébastien
Liftshitz könnte ruhig länger als eine Stunde dauern.
Quelltext: http://www.neues-deutschland.de/artikel/813188.tolle-doku-koennte-ruhig-laenger-sein.html
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