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Nikita Noemi Rothenbächer 2015
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Eine Frage der Identität
Die Herren vom Olymp waren mit dem Thema leicht überfordert.
"Entschuldigen Sie, wenn ich rückblickend lachen muss", sagte Jacques
Rogge nach der heiklen Besprechung. "Aber meine Kollegen haben nicht
wirklich verstanden, worum es ging, das ist nachvollziehbar, da sie ja nicht
wie ich Medizin studiert haben", erklärte Rogge.
Der Belgier ist
Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Er hat als Arzt
gearbeitet, in der Chirurgie und als Klinikchef in Gent.
Er kennt sich aus mit
dem menschlichen Körper, seinen Defekten und Verstecken, hormonellen Wirrungen
und dem mysteriösen Spiel der Säfte.
"Wir müssen
jetzt einen noch besseren Job machen, erklären, was dem Ganzen zu Grunde liegt
- und wir müssen vor allem Ängste abbauen", forderte Rogge. Medizinischer
Rat Was Rogge und seine Kollegen vom Exekutivkomitee im Februar in Athen
besprochen hatten, galt einer neuen Regel im olympischen Sport:
Es ging um die Zulassung von Transsexuellen zu den Spielen.
Vor allem die Athletenkommission des IOC stellte sich gegen
die revolutionäre Novelle, die nichts anderes besagt, als dass Athleten, die
früher Männer waren, nun im Wettbewerb der Frauen starten dürfen, weil sie sich
als solche fühlen. Und dass Männer, die früher Frauen waren, beim starken
Geschlecht mitmischen können, das für gewöhnlich ein X- und ein Y-Chromosom
trägt und nicht zwei X-Chromosomen wie Frauen, üblicherweise. Das IOC musste
die Frage beantworten, wann ein Mann als Frau anzuerkennen ist - und umgekehrt.
Aber kann man überhaupt klare
Regeln dafür formulieren?
Um das zu klären, wurde im Herbst des vergangenen Jahres
eine Expertenrunde gebildet. Den Vorsitz übernahm der Chef der medizinischen
Kommission des IOC, Arne Ljungqvist aus Schweden. Er hatte schon dafür gesorgt,
dass vor den Olympischen Spielen in Sydney der so genannte Sextest für
Athletinnen abgeschafft worden war, sodass sie nicht mehr den Nachweis
erbringen mussten, eine "normale" Frau zu sein. Ljungqvist musste nun
untersuchen, "wie lange eine Behandlung mit weiblichen Hormonen dauern
muss, bis sie als erfolgreich anzusehen ist". Oder: "Wie man
sicherstellen kann, dass die Behandlung mit weiblichen Hormonen auch wirklich
stattfindet.
" Im Mai dieses Jahres war es dann soweit.
Ljungqvist hatte seine Arbeit vollendet, das IOC verkündete
die Zulassung von Transsexuellen zu den Spielen.
Drei Punkte sind künftig zu beachten:
Die
Geschlechtsumwandlung muss abgeschlossen sein; sie muss von der zuständigen
Behörde des Landes anerkannt sein; und die Transsexuellen müssen sich einer
zweijährigen Hormonbehandlung nach der Operation unterzogen haben.
Es ist nicht bekannt, ob transsexuelle Athleten in Athen an
den Start gehen.
Das IOC hält sich bedeckt.
Auf Anfrage dieser Zeitung schreibt es:
"Um die Privatsphäre der Athleten zu schützen, fühlt
sich das IOC nicht verpflichtet, bekannt zu geben, ob Sportler, die sich einer
Geschlechtsumwandlung unterzogen haben, in Athen teilnehmen."
Michelle Dumaresq (34), früher Michael Dumaresq, sagt, sie
stehe in Kontakt mit mindestens zwei Sportlerinnen, die Chancen bei Olympia
hätten.
Viele transsexuelle Sportlerinnen wenden sich an die
kanadische Mountainbike-Meisterin, die in diesem Jahr den Downhill-Wettbewerb
gewonnen hat.
Sie weiß, was es heißt, um Akzeptanz in der Sportszene zu kämpfen.
Ihre Mitfahrerinnen feindeten sie lange Zeit an, versuchten,
ihr das Startrecht zu verbauen. Die Argumentation:
Sie verfüge über einen
Wettbewerbsvorteil; einen stärkeren Körperbau, mehr Hämoglobin im Blut, eine
bessere Herzleistung, sie hätte eine größere Lunge und mehr Muskeln. Doch
Dumaresq verweist darauf, dass nach der Östrogenbehandlung 30 Prozent ihrer
Muskelmasse verloren gegangen sei. "Östrogen ist eine leistungsmildernde
Droge", sagt sie, "ich habe zwar noch große Knochen, aber nicht mehr
die Muskeln, sie effektiv zu bewegen." Auch Mianne Bagger (37) hält den
Einwand, transsexuelle Frauen seien stärker, für Unfug.
Die australische Golferin sagt: "Ich kann die Bedenken
der Leute verstehen, aber wenn sie Zweifel haben, dann sollen sie herkommen und
mir beim Golfen zusehen. Ich weiß, dass ich den Ball nicht mehr so weit
schlagen kann wie früher." Bei den Australian Open 2004 produzierten ihre
Kolleginnen viel weitere Abschläge als Bagger, die zudem vom Rummel um ihre
Person schier überrollt wurde.
Es gilt als Sensation, wenn sich ein
Sportler zur neuen Identität bekennt.
In das Sensationelle der Nachricht mischt sich gleichzeitig
die Angst vor Mannweibern und vor der Auflösung von Geschlechternormen. Zu
Beginn der neuzeitlichen olympischen Bewegung war die Rollenverteilung im
Zeichen der fünf Ringe noch klar formuliert. Baron Pierre de Coubertin meinte:
"Olympische Spiele sind ein Ausbund männlicher Athletik, und der Beifall
der Frauen ist deren Lohn." Der Satz fiel vor 108 Jahren. ------------------------------
Geschlechtliche Transformation // Mann zu Frau: Die US-Amerikanerin Renee
Richards (vormals Richard Raskin) bekannte sich als erste Sportlerin zu ihrer
Transsexualität. Sie nahm Ende der Siebzigerjahre an Tennisturnieren teil. Frau
zu Mann: Kugelstoßerin Heidi Krieger, Europameisterin 1986, ließ sich nach
hohen Steroidgaben im Zuge des DDR-Dopings operieren.
Sein neuer Vorname:
Andreas.
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