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Nikita Noemi Rothenbächer 2015
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Zentrale
Konzepte und Begriffe
Neben Homo- und Transphobie, gibt es auch Biphobie. Als
(noch) nicht gängiges Konzept beschreibt Biphobie die Angst vor Bisexuellen,
basierend auf spezifischen Stereotypen und Vorurteilen gegen diese, was zu
Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung führen kann.
Bisexuelle
Als Bisexuelle werden Männer und Frauen bezeichnet, die sich
emotional und/oder sexuell sowohl zu Männern als auch zu Frauen hingezogen
fühlen. Sie können mit den beiden Geschlechtern sexuelle und/oder
nicht-sexuelle Beziehungen eingehen oder sich dies wünschen.
Cisgender/Cissexismus
Cissexismus beschreibt die Ablehnung, Ausgrenzung und
Diskriminierung von Trans*Menschen durch Menschen, deren Geschlechtsidentität
mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht in Einklang steht bzw. noch nie
hinterfragt wurde (auch cisgender oder cisgeschlechtliche Menschen genannt).
Cissexismus resultiert in Abwertungsstrategien, der Aufrechterhaltung von
zweigeschlechtlichen Überlegenheitssystemen und oft in Gewalt gegen
Trans*Personen. Das lateinische Präfix “cis-” (auf dieser Seite, diesseits,
binnen, innerhalb) bildet das Antonym von trans- (über-, hinüber-, durch-,
hindurch-). Cis- und Begriffe wie cisgender, wurden von der Trans*Bewegung
eingeführt, um Trans* nicht immer als Abweichung von der Norm zu definieren.
Cissexismus soll im Unterschied zu Transphobie außerdem die Gewaltförmigkeit
und systemische Verankerung des Zweigeschlechtersystems betonen und auch die
Spezifika der Ablehnung von Trans* im Vergleich zu Sexismus deutlich machen.
of Color,
People / Queers (PoC, QPoC)
Die Bezeichnung People of Color ist eine Selbstbezeichnung
von Menschen mit Rassismuserfahrungen in weißen Mehrheitsgesellschaften. Der
Begriff ist nicht ins Deutsche übersetzbar und wird von PoC selbst auf Englisch
verwendet. Er verbindet Menschen, die aufgrund phänotypischer Eigenschaften wie
Haut-, Augen- und/oder Haarfarbe, Haarstruktur sowie unterstellter,
angenommener oder tatsächlicher Migrationsgeschichte nicht als Zugehörige der
weißen Mehrheitsgesellschaften identifiziert und anerkannt werden.
Queers of Color beziehen sich auf die Bezeichnung PoC. Sie
grenzen sich damit nicht nur von der weißen Mehrheitsgesellschaft ab, sondern
auch von den rassifizierten Dominanzverhältnissen innerhalb von
LSBTI-Bewegungen.
Drag King
Drag Kings sind – meist, nicht immer – Personen, denen bei
der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde, und die u.a. im Rahmen
von Performances Männlichkeiten darstellen bzw. parodieren. Beim gezielten
Einsatz von Geschlechter-Zeichen (z.B. Bärte, Körpersprache, Kleidung) geht es
dabei z.T. um das Aufzeigen der Konstruiertheit von Geschlecht, aber auch
teilweise um den Ausdruck eigener Identitäten.
Drag Queen
Drag Queens sind – meist, nicht immer – Personen mit
männlichem Geburtsgeschlecht, die u.a. im Rahmen von Performances
Weiblichkeiten darstellen bzw. parodieren. Beim gezielten Einsatz von
Geschlechter-Zeichen geht es dabei z.T. um das Aufzeigen der Konstruiertheit
von Geschlecht, aber auch teilweise um den Ausdruck eigener Identitäten.
Frau/Mann mit transsexueller/transidentischer Vergangenheit
Diese Bezeichnung wählen manche Menschen, für die Trans*
keine Identität und kein Lebenskonzept, sondern ein Durchgangsstadium auf dem
Weg in ihr Identitätsgeschlecht als Frau oder Mann ist.
Geschlechtsidentität
Unter Geschlechtsidentität versteht man das tief empfundene
innere und persönliche Gefühl der Zugehörigkeit zu einem Geschlecht, das mit
dem Geschlecht, das einem Menschen bei seiner Geburt zugewiesen wurde,
übereinstimmen kann, jedoch nicht muss, und außerdem nicht zeitlich stringent
erfahren werden muss. Geschlechtsidentität manifestiert sich u.a. in der
Wahrnehmung des eigenen Körpers und seiner Repräsentanz nach außen.
Homonationalismus
Der Begriff Homonationalismus wurde von Jasbir Puar
geprägt.4 Er verweist auf die Vereinnahmung von LSBTI-Emanzipationsforderungen
für nationalistische Ziele. Prominente Beispiele für Homonationalismus sind die
Legitimation von restriktiven Einwanderungspolitiken oder Kriegen, die im Namen
des Schutzes von „sexuellen Minderheiten“ geführt werden. Dazu gehören auch
Formen des anti-muslimischen Rassismus und Ausgrenzung queerer Migrant_innen in
LSBTI-Communities.
Homophobie
Homophobie beschreibt die Angst und Ablehnung von
gleichgeschlechtlich lebenden und liebenden Männern und Frauen, die zu
Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt führen kann. Homophobie beruht auf
einer systemisch abgesicherten, zwangsförmigen Zweigeschlechtlichkeit, in der
sexuelles und emotionales Begehren nur zwischen Frau und Mann gedacht werden
kann, was als Heteronormativität bezeichnet wird.
Inter*
Inter* ist ein Begriff, der sich aus der Community
entwickelt hat, und der als ein emanzipatorischer und identitärer Überbegriff
die Vielfalt intergeschlechtlicher Realitäten und Körperlichkeiten bezeichnet.
Inter* fungiert damit vermehrt als deutscher Oberbegriff für Intersexuelle,
Intersex, Hermaphroditen, Zwitter, Intergender sowie inter- oder zwischengeschlechtliche
Menschen, die mit einem Körper geboren sind, der den typischen geschlechtlichen
Standards und Normen von Mann und Frau nicht entspricht. Intersexualität wird
als pathologisierende Diagnose auf diese Personen verwandt, weil deren körperlichen
Merkmale medizinisch nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht
zugeordnet werden können. Viele Inter* lehnen sie daher als Selbstbezeichnung
ab. Neuerdings wird von medizinischer Seite zunehmend die Bezeichnung “DSD”
(engl. „Disorders of Sexual Development“; dt. „Geschlechtsentwicklungsstörung“)
verwendet. Diese Bezeichnung wird jedoch aufgrund des Störungsbegriffes von
vielen inter* Menschen noch stärker abgelehnt. Inter* kann eine
Geschlechtsidentität sein im Sinne der Selbstdefinition als Zwitter,
Hermaphrodit, Intergender etc sein. Inter*Menschen können sich aber auch als
Männer, Frauen oder je nach Kontext anders definieren.
Intergeschlechtliche Menschen
Intergeschlechtliche Menschen (auch: Intersexuelle,
Inter*Personen, Zwitter, Hermaphroditen) werden mit körperlichen Merkmalen
geboren, die medizinisch als „geschlechtlich uneindeutig“ gelten.
Intergeschlechtliche Kinder sind immer noch sehr oft normierenden medizinischen
(operativen und anderen) Eingriffen mit dem Ziel der Herstellung
geschlechtlicher Eindeutigkeit ausgesetzt. Diese Praktiken werden von
Intersex-Organisationen als Menschenrechtsverletzungen kritisiert.5
Zwischen den Diskriminierungs- sowie
Menschenrechtssituationen intergeschlechtlicher und trans* Menschen, ihren
Anliegen sowie der unterschiedlichen Positionierung in den Feldern Recht und
Medizin ist sorgfältig zu unterscheiden (vgl. Kromminga 2005; Klöppel 2010).
Manche Menschen verorten ihre Erfahrungen sowohl im Bereich
der Intergeschlechtlichkeit als auch in dem der Trans*Lebensweisen.6
Interphobie
Neben Homo- und Transphobie, spielt auch Interphobie eine
spezifische Rolle. Als (noch) nicht gängiges Konzept beschreibt Interphobie die
Angst vor zwischengeschlechtlichen Lebens- und Ausdrucksweisen sowie vor
körperlich-geschlechtlicher Vielfalt, die zu Gewalt, Diskriminierung,
Ausgrenzung und v.a. der medizinisch-gesellschaftlich-rechtlichen
Verunmöglichung von Inter* Identitäten und Körperlichkeiten führt.7 Es besteht
gleichzeitig Kritik an der Verharmlosung der Gewaltsamkeit der
Inter*Vernichtung durch den Phobie-Begriff. Andererseits wurde er geschaffen,
um Inter* und die spezifischen Formen ihrer Diskriminierung sichtbar zu machen.
LSBTI
Die Abkürzung LSBTI für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*
und Inter*. An dieser Stelle sei auf einige Probleme verwiesen, die mit dem
Akronym verknüpft sind. Erstens bleibt festzuhalten, dass – auch wenn in der
Abkürzung das „I“ und „T“ enthalten sind – insbesondere Inter*-, aber auch
Trans*Aktivist_innen und deren Anliegen in der LSBTI-Bewegung kaum vertreten sind.
Zu berücksichtigen ist zweitens, dass sich nicht alle Inter* oder
Trans*Menschen als Teil einer sexualitätsbasierten LSB-Emanzipationsbewegung
verstehen. Drittens ist herauszustellen, dass LSBTI westliche Definitionen
zusammenfasst, die einen einschränkenden, uniformierenden und hegemonialen
Charakter haben. Im Rahmen der vorliegenden Studie sollen diese Bezeichnungen
nicht suggerieren, dass es sich hierbei um lebenslang und universell gültige
Identitätsformen handelt. Sie werden in der Studie strategisch benutzt, um über
die unterschiedlichsten sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten
über alle kulturellen, geographischen, sprachlichen und zeitlichen Grenzen
hinweg sprechen zu können. Andere lokale und indigene Selbstdefinitionen wie
z.B. Lesbi (Indonesien), Shamakhami (Bangladesch), Hijra (Indien/Pakistan),
Jota (Mexiko), Two Spirit (USA/Kanada) etc. sind notwendigerweise darin nicht
repräsentiert. Viertens produzieren Aufzählungen immer Ausschlüsse.
Phobie
Das Wort Phobie ist altgriechischen Ursprungs und bedeutet
Angst oder Furcht. In Verbindung mit Trans-, Inter-, Homo- oder Biphobie wird
daher oft befürchtet, dass durch die Betonung der individuellen Furcht vor
Trans*, Inter*, Homo- und Bisexuellen deren systemische Diskriminierung aus dem
Blick gerät.
Queer/queer lebende Menschen
Queer fungiert nicht als Identitätsbegriff, sondern verweist
u.a. auf Praktiken und gesellschaftliche Positionen, die zweigeschlechtliche
und heterosexuelle Normen in Frage stellen.
Rassismus
Als Rassismus wird nach John Stuart Hall9 eine soziale
Praxis bezeichnet, die eine Gesellschaft nach Hautfarben unterteilt. In
rassistischen Diskursen fungieren körperliche Merkmale als Bedeutungsträger
innerhalb eines Systems der Differenz und Macht. Es entsteht ein rassistisches
Klassifikationssystem, welches auf „rassischen“ Charakteristika beruht. Dient
dieses Klassifikationssystem dazu soziale, politische und ökonomische Praxen zu
begründen, die bestimmten Gruppen den Zugang zu materiellen oder symbolischen
Ressourcen verwehren, so handelt es sich um rassistische Praxen. Rassistische
Praxen beziehen sich auf Rassen, obwohl es nachgewiesenermaßen keine Rassen
gibt. Diese Paradoxie ist nach Hall bestimmend für den ideologischen Diskurs.
Die Verknüpfung von Ausgrenzung und Macht bildet die rassistische Ideologie
welche dazu dient, bestimmte Gruppen vom Zugang zu materiellen, kulturellen und
symbolischen Ressourcen auszuschließen.
Trans*
Trans* ist ein recht junger, im deutschsprachigen Raum
inzwischen verbreiteter, weit gefasster Oberbegriff für eine Vielfalt von
Identitäten und Lebensweisen. Dabei dient der Stern * als Platzhalter für
diverse Komposita. Trans* findet Verwendung in einem Spektrum von trans*, LSBT-
und queer-feministischen Kontexten, die von Selbsthilfe- bis hin zu
aktivistischen Gruppen reichen.
Aufgrund dieser Verbreitung und Inklusivität verwenden wir
Trans* als Oberbegriff, um ein breites Spektrum von Identitäten, -Lebensweisen
und -Konzepten zu bezeichnen, auch solche, die sich geschlechtlich nicht verorten
(lassen) möchten. Gleichzeitig ist es uns ein Anliegen, die jeweils
spezifischen Erfahrungen, Positionen und Selbstbezeichnungen zu differenzieren
und zu bennenen, die im Folgenden vorgestellt werden. Die Schwierigkeiten und
Grenzen eines Oberbegriffs sind uns bewusst.
Trans
Trans (ohne *) wird seit Ende der 1990er Jahre insbesondere
im englischen Sprachraum als möglichst inklusiver Oberbegriff verwendet (vgl.
Whittle 2006).11 Jedoch problematisieren einige Autor_innen die Weiße und
westliche Prägung von Begriffen für Menschen, die Geschlechtergrenzen
überschreiten, und plädieren für eine differenzierte Bezeichnungspraxis, die
Selbstbezeichnungen von People of Color zur Sprache bringt.
Transe
Manche Trans*Personen/Gruppen eignen sich den ursprünglich
pejorativen Begriff „Transe“ als Selbstbezeichnung an, andere empfinden ihn
jedoch weiterhin als abwertend und lehnen ihn ab.
Transfrau
Transfrauen leben im selbstgewählten weiblichen Geschlecht
(bei vormals zugewiesenem männlichen Geschlecht). Je nach eigener Perspektive
und/oder Verortung im Spektrum von transsexuell, transgender, trans* etc.
verstehen sich Transfrauen z.T. auch als Transweiblichkeiten,
Mann-zu-Frau-Transsexuelle (MzF – bzw. aus dem Englischen MtF oder M2F für
„male to female“) oder Mann-zu Frau-Transidenten.
Transmann
Transmänner leben im selbstgewählten männlichen Geschlecht
(bei vormals zugewiesenem weiblichen Geschlecht). Je nach eigener Perspektive
und/oder Verortung im Spektrum von transsexuell, transgender, trans* etc.
verstehen sich Transmänner z.T. auch als Transmännlichkeiten,
Frau-zu-Mann-Transsexuelle (FzM – bzw. aus dem Englischen FtM oder F2M für
„female to male“), Frau-zu-Mann-Transidenten. „Transmann“ wird im
deutschsprachigen Raum auch als weit gefasster Begriff verwendet für alle Menschen,
die sich mit ihrem ehemals weiblichen Geburtsgeschlecht nicht oder nur
teilweise identifizieren können.
Transgender
Virginia Prince (1912-2009) prägte den Transgender-Begriff
in den 1970er Jahren in den USA. Sie lebte als Frau, ohne ihren ‚männlichen’
Körper operativ verändern zu lassen, und fand ihre Lebensweise weder mit dem
Begriff „Transvestit“ noch mit dem der „präoperativen Transsexuellen“
repräsentiert. Mit der Selbstbezeichnung „Transgenderist“ grenzte sie sich von
der Pathologisierung durch den medizinisch-psychiatrischen Diskurs ab: “We
ain’t broken – so stop trying to fix us!“
Im Laufe der 1990er Jahre wurde der Transgender-Begriff
ausgeweitet und wird u.a. verwendet
für andere Weisen von Geschlechtswechsel bzw. –veränderung,
als es das medizinische Transsexualitätsmodell vorsieht
als politischer Begriff für Identitäten und Lebensweisen,
die das Zwei-Geschlechter-Modell in Frage stellen
als Oberbegriff für vielfältige Weisen von Trans*
Die Verwendung als Oberbegriff ist verbreitet, stößt jedoch
auch auf Kritik: So lehnen es transsexuelle Menschen z.T. ab, sich unter der
Kategorie Transgender subsumieren zu lassen, vor allem wenn sie ihren
Geschlechtswechsel innerhalb einer Zwei-Geschlechter-Struktur verorten und sich
klar von geschlechtlicher Uneindeutigkeit unterschieden wissen möchten.
Transgeschlechtlichkeit
„Transgeschlechtlich“ beschreibt eine Vielzahl
geschlechtlicher Identitäten und Ausdrucksweisen jenseits der
Zwei-Geschlechter-Norm, ohne auf das medizinische Vokabular zurückzugreifen.
Transidentität
Diese Wortschöpfung aus dem deutschen Sprachraum verzichtet
auf den irritierenden Sexualitätsbegriff in „transsexuell“ und betont
stattdessen den geschlechtlichen Identitätsaspekt. So definieren sich manche
Trans*Menschen als transidentisch oder Transident.
Transphobie
Transphobie beschreibt die Angst und Ablehnung von
Trans*Menschen, die zu Gewalt, Diskriminierung, Ausgrenzung führen kann. Wie
Homophobie, beruht auch Transphobie auf einer systemisch abgesicherten,
zwangsförmigen Zweigeschlechtlichkeit, die auf der Permanenzannahme und
Fremdzuweisung von Geschlecht aufgebaut ist. Um die Gewaltförmigkeit des
Zweigeschlechtersystems zu betonen werden auch oft alternative Begriffe wie
Cissexismus oder Trans*Misogynie als die auf Frauenfeindlichkeit beruhende
Angst vor Transfrauen benutzt. Viele Trans*Menschen erfahren auch Homophobie,
wenn ihre in dem Fall nicht sichtbare oder wahrgenommene Geschlechtsidentität
als Homosexualität ausgelegt wird.
Transsexuell/Transsexualität
Als Transsexuelle bezeichnen sich Menschen, die sich mit dem
‚Gegengeschlecht’ des ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlechts
identifizieren. Oft ist ihnen die Veränderung ihres Körpers mittels Hormonen,
sogenannten geschlechtsangleichenden Operationen und anderen Schritten ein
starkes Bedürfnis, weil sie ihren Körper (in individuell unterschiedlichem
Ausmaß) als nicht stimmig empfinden und dies als leidvoll erleben.
Transsexualität ist eine medizinisch-psychologische
Kategorie und in ihrer heutigen Form in den 1950er Jahren geprägt worden. Der
Begriff umschreibt das andauernde, starke Bedürfnis, dem ‚Gegengeschlecht’
anzugehören und den Körper diesem angleichen zu wollen.
Manche sich als transsexuell identifizierende Menschen
füllen den Begriff in Anlehnung an das medizinische Konzept, andere auf
individuelle Weise. So können sich durchaus auch Personen selbst als
transsexuell definieren, die keine, nur manche oder andere als dem
medizinischen Standard entsprechende Körperveränderungen anstreben.
Transvestit/Transvestitismus
Auch diese Begriffe entstammen der medizinisch-psychologischen
Diagnostik. Sie bezeichnen das Tragen ‚gegengeschlechtlicher’ Kleidung (engl.
Cross-Dressing), um zeitweilige Zugehörigkeit zum ‚anderen Geschlecht’ zu
erleben, ohne den Wunsch nach dauerhaftem Geschlechtswechsel oder chirurgischen
Eingriffen. Meist sind dabei Personen im Blick, deren zugewiesenes Geschlecht
männlich ist. Jedoch gibt es auch selbstidentifizierte Transvestitinnen bzw.
Cross-Dresser, deren zugewiesenes Geschlecht „weiblich“ lautet (vgl. Sullivan
2006).
Der Begriff des „fetischistischen Transvestitismus“
verbindet das Tragen ‚gegengeschlechtlicher’ Kleidung mit sexueller Motivation.
Manche Trans*Menschen identifizieren sich selbst als
Transvestiten oder Cross-Dresser23, grenzen sie sich jedoch von der
verbreiteten pejorativen Bedeutung des Begriffs bzw. der negativen Besetzung
einer Verbindung der Geschlechtsveränderung mit sexueller Stimulation ab (vgl.
Prince 1997).
Tunte
„Tunte“ ist ein deutschsprachiger Begriff für Personen –
meist, nicht immer – männlichen Geburtsgeschlechts, die Weiblichkeiten
darstellen und parodieren, z.T. als Kritik an herrschenden Geschlechter- und
Sexualitätsnormen oder als bewegungspolitische Gesellschaftskritik.24
Zwischengeschlechtliche Menschen
Zwischengeschlechtlichkeit umfasst verschiedenene
Selbstdefinitionen und Lebensweisen zwischen den üblichen zwei Geschlechtern
bzw. jenseits davon. Dies kann sich sowohl auf trans* als auch auf intergeschlechtliche
Menschen beziehen.25 In dieser Expertise ist in der Regel von
zwischengeschlechtlichen Selbstdefinitionen und Lebensweisen im trans* Kontext
die Rede, u.a. von Menschen, die sich als dazwischen/inbetween, als weder*noch*
oder sowohl-als-auch verstehen und dies auf unterschiedliche Weise ausdrücken,
mit und ohne Körperveränderungen.26 Weitere Alternativen zu
zweigeschlechtlichen Konstrukten, oft aus dem englischen Sprachraum, finden
gelegentlich Verwendung in hiesigen Trans*Kontexten, z.B. genderqueer,
polygender, gender bender, pangender, no gender, gender variant, gender
non-conforming, cross-gender.
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