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Nikita Noemi Rothenbächer 2015
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Nepal schreibt LGBT-Geschichte
Nach Südafrika und Fidschi ist Nepal das dritte Land weltweit, das den
Schutz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender in seiner Verfassung
festschreibt. Die wenig sichtbare Community des konservativen Himalaya-Staats
ist vorsichtig optimistisch.
29.9.2015 - Nepal hat eine neue Verfassung. Das Dokument ist
jedoch auch nach seiner feierlichen Verkündung durch Präsident Ram Baran Yadav
sehr umstritten. Rundum zufrieden ist lediglich die LGBT-Community des
Himalaya-Staates: Die Verfassung garantiert jetzt Lesben, Schwulen, Bisexuellen
und Transgendern Gleichheit und Schutz vor Diskriminierungen.
Mit dieser historischen Entscheidung ist Nepal nach
Südafrika und Fidschi weltweit das erst dritte Land, dessen Verfassung LGBT als
gleichwertige Bürgerinnen und Bürger anerkennt - die Krönung der langjährigen
Lobbyarbeit der LGBT-Organisation Blue Diamond Society (BDS) in Kathmandu. Die
BDS weiß bei aller Freude aber auch, dass Papier geduldig ist. Parsu Rais von
der BDS betont gegenüber L-MAG: „Wir täuschen uns nicht darüber hinweg, dass
das erst der Anfang des langen Wegs hin zu vollständiger Gleichheit, Würde und
Rechten ist.“
Vor allem Lesben sind in Nepal kaum sichtbar
Nepal ist ein konservatives und religiöses Land. Es
existiert zwar ein weites Netzwerk von BDS-Gruppen, und die Community ist zudem
in den sozialen Netzwerken sehr aktiv. Fehlanzeige aber herrscht bei analogen
Treffpunkten wie Cafés. „Mädchen dürfen oft nicht einmal alleine ausgehen. Für
lesbische Mädchen ist es so gut wie unmöglich, über ihr Lesbischsein auch nur
zu sprechen“, sagt die nepalesische Lesbe Gauri Nepali, die wir in der nächsten
Ausgabe der L-MAG vorstellen (ab Ende Oktober erhältlich).
Die neue Verfassung war eine Forderung der Maoisten, die in
Nepal einen zehnjährigen Bürgerkrieg führten, der 2006 mit einem
Friedensabkommen endete. Per Übergangsverfassung schafften die Maoisten zwei
Jahre später die Monarchie ab, wegen allerlei Querelen konnte sich die
Versammlung jedoch acht Jahre lang nicht auf eine endgültige Neuversion einigen.
Die Verfassung in ihrer jetzigen Form wird von ethnischen
Gruppen abgelehnt, die sich benachteiligt fühlen. Zudem sind Nepals Frauen enttäuscht
über die Festschreibung der patriarchalen Strukturen. So erhält ein Kind aus
einer Ehe zwischen Nepalesen und Ausländern nur dann die Staatsbürgerschaft,
wenn der Vater Nepalese ist.
Homophobie ist eine Persönlichkeitsstörung
Lesben- und schwulenfeindliche Menschen leiden häufig an psychischen
Auffälligkeiten wie Aggressivität und Gefühlskälte. Das fanden jetzt
Wissenschaftler in Italien heraus.
Aggressive, emotionslose, egozentrische und antisoziale
Menschen sind überdurchschnittlich homophob. Das ergab eine Studie in Italien,
die letzte Woche im „Journal of Sexual Medicine” veröffentlicht wurde. Die
Forscher_innen der Universität Rom untersuchten 551 Studierende (davon 97%
heterosexuell), die mehrere psychologische Tests durchliefen und zu ihren
Einstellungen gegenüber Lesben und Schwulen befragt wurden.
Dabei stellten sie einen Zusammenhang zwischen Homophobie
und Persönlichkeitensstörungen fest. Konkret bringen sie Lesben- und
Schwulenfeindlichkeit mit den oben genannten Charaktereigenschaften, die als
„Psychotizismus“ bezeichnet werden, in Verbindung.
Auch Menschen mit unreifen Abwehrmechanismen - das heißt:
der Umgang mit Stress und unangenehmen Situationen verläuft auf dem Niveau
eines Kindes - lehnen Homosexuelle stärker ab als andere.
Unterdurchschnittlich homophob waren hingegen Personen mit
depressiven Symptomen.
Nebenbei wurde auch die These belegt, dass das Geschlecht
einen Einfluss hat: Männer sind deutlich homophober als Frauen.
“Nachdem wir jahrhundertelang diskutiert haben, ob
Homosexualität eine Krankheit ist, haben wir erstmals bewiesen, dass die wahre
Krankheit, die geheilt werden muss, die Homophobie ist, die mit potenziell ernsthaften
psychischen Problemen einhergeht“, sagte Studienleiter Emmanuele Jannini der
Webseite Medical Daily.
Wie die Krankheit Homophobie geheilt werden kann, war nicht
Teil der Studie. Sichtbarkeit und ein selbstverständlicher öffentlicher Umgang
mit Homosexualität gehören aber sicherlich dazu.
Transgender in Indien -
Sehnsucht nach Akzeptanz
Transsexuelle sind in Indien ganz
offiziell akzeptiert, sie haben seit letztem Jahr auch die Möglichkeit, sich in
ihrem Ausweis als 3. Geschlecht eintragen zu lassen. Das bieten nur wenige
Länder an: Australien, Neuseeland, Pakistan, Bangladesh und Nepal. Trotzdem
kämpfen sie im täglichen Leben um Anerkennung.
Padmini Prakash hat es geschafft: sie ist
Nachrichtenmoderatorin bei einem privaten Fernsehsender. Bis zu ihrem 16.
Lebensjahr war sie ein Junge, dann hat sie sich operieren lassen. Viele der
Transgender Frauen müssen aber betteln und sich an Männer prostituieren, um zu
überleben. Auch wenn manche Inder glauben, dass sie mystische Kräfte haben,
fristen viele ein trauriges Leben am Rande der Gesellschaft.
Der Ehe-Gleichstellung einen Schritt näher
Irland, Grönland und die USA haben in diesem Jahr vorgelegt und die Ehe für
alle geöffnet – ist nun Deutschland dran? Heute beschloss der rot-grün
dominierte Bundesrat einen entsprechenden Gesetzesentwurf und setzt damit die
CDU/ CSU unter Druck.
Der Bundesrat verabschiedete auf seiner heutigen Sitzung
einen Gesetzesentwurf, der die Ergänzung vom §1353 des Bürgerlichen
Gesetzbuches vorsieht. Das würde die vollständige Gleichstellung der
eingetragenen Lebenspartnerschaft mit der traditionellen Ehe bedeuten. Jetzt
muss sich der Bundestag mit dem Gesetzesentwurf befassen, einen Termin gibt es
dafür aber noch nicht.
Mit dem Beschluss sei ein wichtiges Zeichen „zur endgültigen
Beendigung der Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren in Deutschland
gesetzt“, so Axel Hochrein vom Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands
(LSVD).
14 Jahre lang gibt es das Lebenspartnerschaftsgesetz nun
schon, und von Anfang an gab es immer wieder Kritik daran, dass die Hetero-Ehe
und die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft eben nicht dasselbe Paar
Schuhe sind. Bei bisherigen Diskussionen und Abstimmungen zur Ehe-Öffnung
standen oft der Fraktionszwang und das berühmte Bauchgefühl von Angela Merkel
im Weg. „Ich bin mir da nicht ganz sicher“ stammelte die Bundeskanzlerin im
Jahr 2013 in der ARD-Wahlarena, und auch sonst war das Thema bisher meist mit
schwammigen Aussagen gefüllt, argumentiert wurde dabei oft mit den
einhergehenden Adoptionsrechten und dem Kindeswohl.
Fakt ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung für die
Ehe-Öffnung ist - und jetzt auch der Bundesrat, der die Regierung damit unter
Zugzwang setzt. Während die SPD in der Großen Koalition eine Gleichstellung
befürwortet, geraten Merkel und die CDU/CSU immer stärker unter Druck. Wie
lange "Bauchgefühle" noch als Argumente gelten, wird sich bald
zeigen.
Nepal macht
drittes Geschlecht offiziell
Der erste Pass mit dem "O" geht an Monica Shahi
- sie ist damit offiziell Transgender. "Other" können ab sofort alle
Nepalesen in ihren Pass schreiben lassen, die sich weder dem weiblichen noch
dem männlichen Geschlecht zuordnen.
Nepalesen können in ihren Pässen künftig statt männlich oder
weiblich ein drittes Geschlecht angeben. In dem Dokument steht dann
"O" für "other", also "andere". Ähnliche Regeln
gibt es in Australien und Neuseeland, wo ein "X" für
"intersexuell" gesetzt werden kann.
Der erste nepalesische Reisepass mit einem "O"
ging am heutigen Montag an Monica Shahi, die in ihrem Pass noch mit ihrem
männlichen Namen Manoj identifiziert wird. "Ich hoffe, dass wir eine
Botschaft aussenden, die (sexuelle) Minderheiten überall auf der Welt
unterstützt", sagte Shahi bei der Pass-Übergabe im Außenministerium in Kathmandu.
Shahi forderte, nun solle die nepalesische Regierung auch Ehen zwischen
gleichgeschlechtlichen Partnern erlauben.
Nepal ist in Asien Vorreiter bei der Anerkennung von Rechten
sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. Geschlechtliche Identität hat
viele Formen: Transsexuelle zum Beispiel sind Menschen, die bei der Geburt
einem biologischen Geschlecht zugewiesen wurden, welches nicht mit der eigenen
Identität übereinstimmt.
Bei intersexuellen Menschen sind nicht alle Merkmale - wie
Chromosome, Hormone, Keimdrüsen oder äußere Geschlechtsorgane - eindeutig einem
Geschlecht zuzuordnen.
Quelltext: http://www.n-tv.de/panorama/Nepal-macht-drittes-Geschlecht-offiziell-article15692261.html
Transgender gesetzlich anerkannt
In Indien können sich Menschen künftig
offiziell als transgender ausweisen. Transgender-Gemeinschaften sollen wie auch
niedere Kasten staatliche Hilfen erhalten.
Indiens Oberstes Gericht hat am Dienstag erstmals explizit
eine dritte Geschlechtskategorie anerkannt. Alle Menschen, die sich als
Transgender definieren, sollen dies künftig in offiziellen Dokumenten angeben
können. Bislang musste sich, wer sich weder als Mann noch als Frau fühlte, für
eine der beiden Kategorien entscheiden.
„Die Anerkennung der Transgender als drittes Geschlecht ist
keine soziale oder medizinische Frage, sondern eine der Menschenrechte“,
erklärte der Vorsitzende Richter K. S. Radhakrishnan bei der Urteilsverkündung.
Transgender seien auch Bürger Indiens und müssten deshalb die gleichen Rechte
erhalten. Sie hätten Anspruch auf Quoten und Sozialprogramme, wie es sie für niedere
Kasten und andere benachteiligte Minderheiten gebe, erklärte das Gericht.
Die Entscheidung widerspricht auf den ersten Blick einem
Urteil desselben Gerichts vom Dezember 2013. Damals erklärten die Richter
Homosexualität wieder für illegal, nachdem ein niederes Gericht in Delhi
gleichgeschlechtlichen Sexualverkehr erstmals 2009 legalisiert hatte. Nur das
Parlament könne dies tun, lautete das Berufungsurteil.
Jetzt erklärten die Richter, die Anerkennung von Transgender
gelte nicht für Schwule, Lesben und Bisexuelle. Doch lassen sich die Kategorien
überhaupt alle klar voneinander trennen oder sind die Grenzen nicht zum Teil
fließend, wie der Begriff queer zu berücksichtigen versucht? Die in Indien als
Hijra bezeichneten Personen, die neben Transgender auch Transsexuelle, Eunuchen
und Transvestiten einschließt, wird auf bis zu 4 Millionen geschätzt.
Geduldet, aber diskriminiert
Das jetzige Urteil geht auf eine Klage von Hijras um die
Schauspielerin und Aktivistin Laxmi Narayan Tripathi von 2012 zurück. „Heute
bin ich zum ersten Mal stolz, eine Inderin zu sein“, erklärte sie nach dem
Urteil.
Es ist in der Tat für das moralisch konservative Indien ein
großer Fortschritt. Dabei hatte die Wahlkommission schon bei der Registrierung
2009 wie für die jetzt laufende Parlamentswahl die Möglichkeit angeboten, beim
Geschlecht statt „männlich“ oder „weiblich“ die Kategorie „anderes“ anzugeben.
Das machten 28.000 Personen.
Hijras sind fast ausschließlich Personen, die bei der Geburt
männliche Geschlechtsmerkmale hatten, zum Teil kastriert sind und sämtlich
Frauenkleider und weibliche Frisuren tragen. Hijras sind geduldet, werden aber
diskriminiert. Schon altindische Texte erwähnten ein drittes Geschlecht. Hijra
leben in eigenen Gemeinschaften um eine Meisterin (Guru) und sind öffentlich
präsent. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt meist durch Tanz, Segnungen und
Prostitution. Hijra wurden in Nepal schon 2007 und in Pakistan 2011 als drittes
Geschlecht anerkannt.
Quelltext: http://www.taz.de/!5044201/