Sonntag, 29. Oktober 2017

The struggle for the sex 2.5 million Germans convert man and woman into Niemandsland. And from this Niemandsland they want to get out. They want recognition. This is about the importance of interpretation, language regulation and truth. They fight with astonishing brutality, with hostilities, extermination campaigns, and Shitstorms.

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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2017
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Der Kampf um das Geschlecht

2,5 Millionen Deutsche wandeln im Niemandsland zwischen Mann- und Frausein. Und aus diesem Niemandsland wollen sie raus. Sie wollen Anerkennung. Dabei geht es um Deutungshoheit, Sprachregelungen und um Wahrheit. Gekämpft wird mit erstaunlicher Brutalität, mit Anfeindungen, Vernichtungsfeldzügen und Shitstorms. 

The struggle for the sex
2.5 million Germans convert man and woman into Niemandsland. And from this Niemandsland they want to get out. They want recognition. This is about the importance of interpretation, language regulation and truth. They fight with astonishing brutality, with hostilities, extermination campaigns, and Shitstorms.

Die Signale in der angesagten Bar Silver Future in Berlin-Kreuzberg sind klar: An der einen Wand ein Porträt von Audrey Hepburn – mit Schnauzbart. An der anderen ein Bild von Superman – mit voluminösen Brüsten. Hinter dem Tresen das Schild: "Congratulations. You are leaving the heteronormative Sector." Man verlässt hier also den heteronormativen Sektor und wird dazu beglückwünscht.


"Heteronormativ", das lernt schnell, wer in die Szene eintaucht, ist ein Kampfbegriff. "Heteronormativ" ist ein permanenter Vorwurf an die Welt jenseits von Orten wie Silver Future, an jene überkommene Gesellschaft da draußen, die die Menschheit noch in Mann und Frau einteilt und zur Norm erklärt, dass Männlein sich mit Weiblein paart. Ihr gegenüber stehen die, die anders leben wollen. Sie fassen sich im sperrigen Akronym LGBTIQ zusammen: also Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queere. Lange Zeit forderten sie vor allem die Akzeptanz der homosexuellen Liebe. Nun – nachdem dieses Ziel so wie gut erreicht ist – hat sich ihr Streben weiterentwickelt: Sie bestehen auf dem Recht, sich gar nicht mehr auf ein Geschlecht festlegen lassen zu müssen.

Laut der groß angelegten ZEIT- Vermächtnis-Studie von 2016 wandeln 3,3 Prozent der deutschen Bevölkerung in einem Niemandsland zwischen Mann- und Frausein. Entweder weil sie heute ein anderes Geschlecht haben als bei ihrer Geburt oder weil sie sich weder mit dem Attribut weiblich noch männlich identifizieren. 3,3 Prozent der Deutschen: Das sind knapp 2,5 Millionen, so viel wie alle Einwohner der Großstädte München und Köln zusammen. Menschen, die die Öffentlichkeit lange kaum wahrnahm, drängen nun mit aller Macht auf Anerkennung. Nicht nur hierzulande, sondern in allen Ländern der westlichen Welt.
Erhebliches Aufsehen erregten sie vor allem mit der Toilettenproblematik oder dem bathroom war, wie die Debatte in den USA mittlerweile genannt wird. Dabei geht es – für Einsteiger ins Thema – darum, ob in öffentlichen Gebäuden Toiletten für Menschen vorgehalten werden sollten, die sich weder als Mann noch als Frau fühlen. Oder ob man nur noch "Unisex-Klos" für alle Geschlechter braucht.
Berlin, dessen rot-rot-grüne Regierung im Koalitionsvertrag verspricht, die Stadt zur Regenbogenhauptstadt zu machen, prüft gerade die Einrichtung solcher Toiletten. Die Gegner des Plans greifen sich an den Kopf: Hat die Hauptstadt keine anderen Probleme? Als eine seiner letzten Amtshandlungen verschickte Präsident Barack Obama die Anordnung an alle Schulen, jedes Kind dürfe von nun an die Toilette seiner Wahl benutzen, auch wenn Pass oder Körperbeschaffenheit ein anderes Geschlecht nahelegten. Dies war eine der ersten Regelungen, die Donald Trump kippte. Er ist ein heteronormativer Politiker, keine Frage.

Der Toilettenstreit wirkt bizarr, ist aber Symptom einer weitaus grundsätzlicheren Auseinandersetzung. Wer die Frontlinien abschreitet, merkt: Es geht um die Frage, ob die Zweiteilung in die ewigen Menschheitskategorien Mann und Frau künftig obsolet wird. Aber wer befindet über deren Abschaffung? Die Minderheit, die sich diskriminiert fühlt? Oder die Mehrheit, die darauf beharrt, dass das Schema für die allermeisten Menschen immer noch passt?

Es geht um Deutungshoheit, um Sprachregelungen, um Wahrheit. Gekämpft wird mit erstaunlicher Brutalität, mit Anfeindungen, Vernichtungsfeldzügen und Shitstorms. Die Sache mit dem Geschlecht ist womöglich eins der am verbissensten geführten ideologischen Gefechte der Gegenwart.

Beginnen wir mit der biologischen Grundlage, am besten an der Hochschule Merseburg, in einem Wissenschaftlerbüro, 20 Gehminuten von der Innenstadt, aber deutlich weiter vom gesellschaftlichen Konsens entfernt. Professor Heinz-Jürgen Voss, Ende 30, schwul, schwarzes Shirt, schwarze Wolljacke, hat sich Zeit genommen, um seine Botschaft zu erläutern. Das ist auch notwendig. Denn Voss verkündet Ungewöhnliches: "Die Einteilung in Männer und Frauen hat mit biologischen Eigenschaften wenig zu tun." Unser Sortieren in zwei Geschlechter sei vereinfachend und werde der Komplexität der menschlichen Biologie nicht gerecht. Voss ist ein fachlicher Zwitter. Er hat Biologie mit Schwerpunkt Genetik studiert, aber auch Sozialpolitik und Geschlechterforschung. Heute ist er Professor für Sexualwissenschaft, und als solcher hat er ein Ziel. Er will, dass Geschlecht als etwas Fließendes begriffen wird. "Es ist eine extreme Zuspitzung, zu behaupten, dass es nur zwei Entwicklungsmöglichkeiten gibt", sagt er.

In der Tat: Am Anfang sind wir alle geschlechtslose Urwesen. Bis zur sechsten Schwangerschaftswoche haben Embryonen äußerlich noch kein unterscheidbares Geschlecht. Die Organe wachsen erst später, männliche bei den Embryonen, die ein Y-Chromosom tragen. In der Regel.

Aber eben nur in der Regel. Bei etwa jedem 500. Neugeborenen bricht die Natur mit diesem Prinzip und erschafft Zwischengeschlechter, das ist ungefähr ein Kind in jeder größeren Schule. Deren Schicksal nehmen wir aber kaum wahr, denn noch immer formen Mediziner intersexuelle Babys mithilfe von Skalpell und Hormonen entweder zu Jungs oder zu Mädchen. Dabei ist es inzwischen gesellschaftlicher Konsens, dass Entscheidungen von derartiger Tragweite eigentlich jeder selbst treffen sollte, vor der Pubertät zum Beispiel.

Für Heinz-Jürgen Voss sind solche geschlechtlich unbestimmten Kinder der Beweis, dass es zwischen der männlichen und der weiblichen Hemisphäre ganze Welten gibt, die wir nicht länger ignorieren dürfen. Und vielleicht, sagt er, sei unsere Geschlechtersortierung nach Chromosomensätzen sowieso willkürlich. Das lehre doch schon ein Blick ins Tierreich. "Es gibt Säugetiere, bei denen wir keinen Chromosomen-Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren erkennen", sagt er. Welche? "Japanische Landratten und Mull-Lemminge."
In den nächsten zwei Stunden dekliniert er alle messbaren Unterschiede zwischen den Geschlechtern durch, erst Gehirn, dann Körper. In einem Punkt hat Voss fraglos recht: Viele der neurologischen "Warum Frauen nicht einparken und Männer nicht zuhören können"-Studien stehen auf extrem dünnen Daten-Beinchen. Da wird von minimalen Fallzahlen hochgerechnet, da werden statistische Unschärfen aufgeblasen, und es wird sehr munter verallgemeinert. Die amerikanische Psychologin Janet Hyde hat 7.000 Einzeluntersuchungen zu Geschlechterunterschieden ausgewertet. Ihre Liste der glasklaren Mann-Frau-Eigenschaften ist kurz: Frauen werfen nicht so weit, sie lehnen Gelegenheitssex tendenziell eher ab, sind weniger aggressiv und masturbieren seltener. Etliche Untersuchungen legen zudem nahe, dass Männer ein besseres Raumverständnis haben. Eine überschaubare Liste.

Betrachtet man aber die menschlichen Körper, sieht alles schon anders aus. Und da, so scheint es, greift Voss in dieselbe Trickkiste wie die "Der Mann stammt vom Mars"-Prediger. Er räumt ein, dass es im Durchschnitt Geschlechterunterschiede bei der Muskelmasse, dem Fettgehalt, der Hormonverteilung gibt. Allerdings nie ohne ein angehängtes Aber. Sind Männer nicht größer, haben sie kein schmaleres Becken, sind sie nicht muskulöser, und ist nicht der Testosterongehalt in ihrem Blut höher? Doch, das mag "im Schnitt" so sein, sagt Voss, aber es gibt Frauen, die diese Werte ebenfalls erreichen.

Er denkt etwa an Caster Semenya, die 800-Meter-Läuferin mit dem kantigen Körper, die als Teenager vor fast zehn Jahren bei der Leichtathletik-WM in Berlin all ihren Konkurrentinnen spielend davonlief und an der nachher die Sportfunktionärswelt verzweifelte, weil ihr weiblicher Körper die hormonelle Ausstattung eines Mannes aufwies, wie der Dopingtest ergab. Ein Jahr lang brüteten die Experten darüber, ob Semenya nun ein Mann sei oder eine Frau. Sie durfte als Frau starten, musste aber zunächst Testosteronsenker nehmen. 2015 fiel diese Regel, Semenya lief ohne medikamentöse Bremse gegen andere Frauen und gewann das 800-Meter-Rennen bei den Olympischen Spielen in Rio. Ihr Fall zeigt, wie schwer wir uns, auf Schwarz und Weiß getrimmt, mit dem Grau zwischen den Geschlechtern tun.
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Aber ignoriert der Vorschlag des Geschlechterforschers Voss, auf Geschlechtereinteilungen im Sport künftig ganz zu verzichten, nicht die Tatsache, dass es im Durchschnitt eben doch Schattierungen gibt? (Und was würden die Frauen sagen, die bei den Wettkämpfen dann meistens verlören?)

Das alles könnte diskutiert werden. Langsam, vorsichtig und abwägend. Wenn es denn möglich wäre. Aber so kompliziert männliche und weibliche Gehirne auch sein mögen, eines scheint moderne Menschen unisex zu einen: Sobald die Sprache auf das Thema Geschlecht kommt, brennen alle Sicherungen durch.

Gender-Gaga heißt das Buch der Publizistin Birgit Kelle, für die jedes Nachdenken über die Beschaffenheit des Geschlechts ein Angriff auf die naturgegebene Weiblichkeit ist. Und natürlich der Schriftsteller Akif Pirinçci, der in seinem wirren Buch Die große Verschwulung eine Entmännlichung des gemeinen Mitteleuropäers herbeifantasiert. "Gender-Mainstreaming ist ein von geisteskranken und faulen Lesben, die komplett vom Staat alimentiert werden, erfundener Scheißdreck", zetert er in einem Interview. Heinz-Jürgen Voss beleidigt er sogar als "geisteskranken Schwulen mit Dachschaden". Und auch die AfD nimmt sich der Gender-Diskussion mit besonderer Leidenschaft an. Wer bei AfD-Veranstaltungen zugegen ist, weiß, dass oft schon eine Bemerkung zu zusätzlichen Toiletten für Transleute genügt, um den Raum in hämisches Gelächter zu versetzen.

Auch die Industrie besteht auf zwei Geschlechtern, denn Ordnung muss sein. Kinder werden mit Produkten in Blau und Rosa zugeschüttet, als führten sämtliche Hersteller den finalen Kampf zur Verteidigung von Geschlechterklischees. Das ist auch die Weltsicht weiter Teile des Bürgertums. Als mein kleiner Sohn kürzlich bloß mit rosafarbenem Jäckchen bekleidet am Strand entlanglief, schrie ein Kind entsetzt: "Mama, warum hat das Mädchen einen Puller?" Doch anstatt dem Kind zu antworten: "Weil es ein Junge mit rosafarbener Jacke ist", zischte die Mutter mich an: "Ist doch krank, was manche Leute ihren Kindern anziehen." Das ist die eine Seite. Die Eindeutigkeit des Geschlechts wird mit Inbrunst verteidigt, als sei sie eine der letzten Wahrheiten in unserer Welt.
Im jungen, urbanen Milieu, das die Individualität zum allerhöchsten Gut erkoren hat, gehört es hingegen mittlerweile dazu, sich in Geschlechterfragen uneindeutig zu geben. Dem Time Magazine zufolge lehnen in den USA zwölf Prozent der Millennials, also der um die Jahrtausendwende Geborenen, die Kategorien Mann und Frau für sich selber ab. Facebook hat zuletzt einen PR-Erfolg gefeiert, als das Unternehmen verkündete, die User nicht mehr auf zwei Geschlechter festzulegen, sondern sie selbst aus 60 verschiedenen Angeboten wählen zu lassen, genderfluid zum Beispiel oder weder-noch oder gendervariabel. Alle drei Begriffe bezeichnen Menschen, die sich irgendwo zwischen Mann und Frau verorten. Das Angebot passt. Soziale Netzwerke dienen dem Zelebrieren der eigenen Besonderheit – jetzt eben auch beim Thema Geschlecht.

In Berlin ist es mancherorts inzwischen üblich, genderneutral zu formulieren. Auch ich selbst, wohnhaft in Kreuzberg, wurde schon mehrmals gemahnt, nicht zu sagen: "Der Letzte macht das Licht aus." Sondern korrekt: "Die Person, welche zuletzt den Raum verlässt, lösche das Licht." Und gerade hat mir mein Bezirk mitgeteilt, man suche noch "Wahlhelfende". Wer das nicht besonders gelungen findet – weil es, wie Max Goldt schrieb, dann seltsame Wesen gäbe, wie "biertrinkende Studierende" oder "sterbende Lehrende" –, gilt als das Allerletzte und reaktionär. So sieht die andere Seite aus.

Überhaupt, Berlin: Die Bezirksverordnetenversammlung in Friedrichshain-Kreuzberg akzeptiert, genau wie in anderen Teilen der Stadt, ohnehin nur noch Anträge, die geschlechtsneutral formuliert sind. An vielen deutschen Universitäten wird Studenten heute mit Punktabzug gedroht, sollten sie ihre Hausarbeiten rein männlich formulieren. Die vermeintliche Minderheit macht sich also immer deutlicher bemerkbar im Alltag der Mehrheit. Und als mein kleiner Sohn eine Kindergärtnerin bekam, die früher ein Mann war, herrschte Konsens, dass darüber nicht gesprochen würde. Als mein größerer Sohn, gerade Grundschüler, den Kleineren dann mit abholte und als Erstes laut rief: "Hey, wieso spricht denn die neue Erzieherin wie ein Mann?", ignorierten alle peinlich berührt das fragende Kind, als gäbe es da nichts zu erklären, als könnte man dem Menschen verbieten zu staunen. Als könnte Akzeptanz gelingen durch Totschweigen.

René_Hornstein (der Unterstrich im Namen ist Absicht) kommt mir am Berliner Nordbahnhof entgegen. Groß und schlank und optisch zweigeteilt: unten Jeans, oben Bluse, links rasiert, rechts mit Bart, auf der einen Seite das blonde Haar lang und wellig, auf der anderen kurz geschoren. Hornstein sieht sich als "nicht binär", als Person jenseits der zwei Geschlechter. In Briefen soll keine Anrede "liebe" oder "lieber" die Höflichkeit wahren, und in diesem Text für das ZEITmagazin sollen kein er und kein sie auftauchen. Folgende Formulierungen sind erwünscht: Hat René_Hornstein gesagt, hat die Person gesagt, hat der Mensch gesagt, oder neu ersonnene, uneindeutige Pronomen wie "hen" oder "sier" oder "per" sollen die Person bezeichnen. Hornstein ist Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung der Transmenschen namens Trans* und Dauererklärende(r) – in Ministerien, bei Verwaltungen, auf der Straße. "Wenn ich mich in der Öffentlichkeit bewege, wie ich möchte, also auch geschminkt, mit Absätzen, im Rock, ist das gefährlich. Denn das heißt für mich: ausgelacht, beschimpft und angespuckt zu werden, eigentlich bei jeder U-Bahn-Fahrt", sagt Hornstein. In Berlin hat die Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transpersonen nach deren eigenen Angaben im vergangenen Jahr massiv zugenommen. Junge Transmenschen nehmen sich häufiger das Leben als andere Jugendliche. "Wir haben das Selbstbild einer liberalen Gesellschaft, in der Personen so leben können, wie sie wollen. Beides ist falsch." Argentinien, Malta oder Irland seien in der Gesetzgebung viel moderner. Jedes Geburtsregister, das in Jungen und Mädchen einteilt, jedes Formular, das eine Entscheidung zwischen Frau und Mann verlangt, jede Verwaltung, die das Geschlecht nach Aktenlage kategorisiert, so Hornsteins Eindruck, stempelten nicht binäre Menschen als abnorm ab. Erst im Jahr 2011 kippte das Bundesverfassungsgericht die Regelung, wonach sich Personen, die ihr Geschlecht ändern, sterilisieren lassen müssen. Seitdem können auch Menschen, die der Erscheinung nach männlich sind, gebären. "Meine Utopie ist es, irgendwann so, wie ich bin, nicht mehr aufzufallen", sagt René_Hornstein, "und die Rolle als special snowflake, die nicht in der Masse der anderen Schneeflocken verschwinden kann, hinter mir zu lassen."

Wie lange könnte das dauern? Hornstein zuckt mit den Schultern. "Wir haben viel erreicht in den letzten Jahren. Aber wenn ich mir den Populismus ansehe, in den USA, in Polen, auch in Deutschland, fürchte ich mich davor, dass all das wieder verloren gehen könnte." Mit "all das" meint Hornstein zum Beispiel, dass auch Menschen, die in der Grauzone zwischen Mann und Frau wandeln, präsent sind. Die amerikanische Whistleblowerin Chelsea Manning – als Mann geboren, als Soldat namens Bradley berühmt geworden – schickte nach ihrer Haftentlassung Mitte Mai das Foto ihres neuen, weiblichen Ichs um die Welt. Sängerin Miley Cyrus bezeichnet sich als genderfluid, Conchita Wurst siegte beim Eurovision Song Contest. In Transparent erzählt Hollywood im Rahmen einer Familienserie die Wandlung eines Menschen von Papa Mort zu Mama Maura, der von seiner Tochter dann zärtlich Mapa genannt wird. Und der Jugendroman George schließlich ist die klassische Coming-of-Age-Geschichte, allerdings aus der Perspektive eines Transkindes. Erste zaghafte Schritte in Richtung Normalität.

Dann muss Hornstein los, "sier", "hen" oder "per" sind die drei geschlechtslosen Pronomen, die ich nutzen soll. Wenn ich später anderen von dieser Begegnung erzähle, gelingt es mir nie, männliche und weibliche Pronomen ganz zu meiden.

"Wie reagieren Sie, wenn jemandem ein er oder sie rausrutscht?", hatte ich Hornstein gefragt. Antwort: "Das ist schwierig für mich, es ist eine schmerzhafte Situation, eine verletzende Handlung, und ich wünsche mir, dass die Person sich entschuldigt."

Gern. Damit sind wir endgültig an der Hauptfront des Gender-Gefechts angelangt: dem Kampf um die politisch korrekte Sprache. Man muss dem Deutschen nämlich ziemlich Gewalt antun, um ihm die Zweigeschlechtlichkeit auszutreiben. Manche sagen, Sprache sei durabel und dehnbar, andere befürchten, sie könnte unter der Last dieser Anforderung brechen, reißen, zerstört werden. Auf jeden Fall aber wird Sprache unter den Anforderungen vom Werkzeug, das Menschen verbindet, zum Code, der die Zugehörigkeit zum richtigen Milieu bescheinigt. Eine Person, die * (Sternchen) oder _ (Unterstrich) benutzt, die nie stolpert, wenn sie die Buchstabenkombination LGBTIQ aufsagt, und Menschen in Verlaufsformen zwängt, sie zu Radfahrenden und Arbeitenden und Steuerzahlenden macht, gilt also als fortschrittlich. Alle anderen eben nicht. "Kann es denn nicht sein, dass jemand Ihnen zugewandt ist und trotzdem nicht genderneutral spricht?", hatte ich Hornstein gefragt. Die Antwort: Das sei schwer vorstellbar. "Wenn jemand sagt: Liebe Studenten ..., finde ich es ganz schwierig. Dann weiß ich: Die Person hat mich nicht mitgedacht und ist vielleicht sogar eine problematische Person."

Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt, soll Wittgenstein gesagt haben. Andere Länder zeigen sich in Sachen geschlechtsneutraler Sprache flexibler als wir. England zum Beispiel hat die Anrede Mx. (gesprochen Mix oder Max) ersonnen, tauglich für Männer, Frauen und alle dazwischen, und gerade ins Oxford English Dictionary aufgenommen. In Schweden ist hen, als drittes, geschlechtsloses Pronomen, seit zwei Jahren offiziell in den Sprachschatz integriert.
"Alle politische Veränderung funktioniert über Sprache", so formuliert es Lann Hornscheidt, groß, blondes kurzes Haar, Jeans und Kapuzenpulli. Hornscheidt sitzt in der Teeküche des kleinen Berliner Verlages w_orten & meer, der eine Sprache jenseits der Zweigeschlechtlichkeit erschaffen will und manchmal in Happenings alles Männliche und Weibliche aus Büchern und Gedichten tilgt. Auch Hornscheidt will weder als Mann noch als Frau wahrgenommen werden, "ich verstehe mich als entzweigendernd".


Gut 30 Jahre lang hieß Hornscheidt Antje. "Aber ich konnte mich mit den Stereotypen davon, was Weiblichkeit ist, nicht identifizieren. Wusste aber auch: Männlichkeit ist für mich keine Option. Und dann habe ich gedacht: Vielleicht stimmt die Kategorie Geschlecht für mich generell nicht."

Hornscheidt nennt sich nun also Lann und bittet das Gegenüber um "respektvolle Anreden, die nicht Zweigeschlechtlichkeit aufrufen". Dafür schlägt Lann gleich selbst neue Wortformen vor. Vor drei Jahren zum Beispiel lehrte Lann Hornscheidt noch an der Humboldt-Uni und bat, nicht als Professor oder Professorin tituliert zu werden, sondern als Professx. Und peng, brannten wieder tausend Sicherungen durch. Und rauchen noch heute. Journalisten posteten Hornscheidts Foto, versehen mit Altherrenwitzen, im Internet. Kaum ein Kommentar zum vermeintlichen Gender-Wahnsinn kommt ohne das Professx-Beispiel aus. Und seither erhält Hornscheidt Hassmails und hat für all die Beschimpfungen, Morddrohungen und Vergewaltigungsfantasien sogar ein eigenes Postfach eingerichtet. "Manchmal schreiben mir Leute: Ist das schon eine Hassmail? Oder kann ich das noch an Ihre normale Adresse senden?" Hornscheidt lacht, wirkt überhaupt wenig verbittert. "Das wollen sie vielleicht, dass ich frustriert bin und aufgebe. Dafür ist mir mein politisches Ziel aber zu wichtig."

Hornscheidt empfindet die Tatsache, dass sich Menschen ständig einem Geschlecht zuordnen, als Zwang, als Diskriminierung, als Genderismus, vergleichbar mit anderen -ismen wie Sexismus oder Rassismus. "Meine Vision ist, dass wir eine neue Sprache finden. Dass wir Kindern nicht mehr bei Geburt ein Geschlecht zuweisen, sondern sie mit 18 wählen lassen: Möchte ich als Frau oder als Mann wahrgenommen werden oder weder noch? Dann wird das Geschlecht vielleicht zu einer Art Hobby, aber wäre nicht mehr die bestimmende zweite Haut, die Menschen übergestülpt wird."
Das ist das Ziel der Anstrengung? "Ja, und ich glaube, ich werde es noch erleben, dass Geschlecht als Eintrag in den Pass wegfallen wird, dass es nicht mehr bei Geburt zwangszugeschrieben wird." Hornscheidt lehnt sich zurück und sagt: Eigentlich zeige der Hass auf den Professx-Vorschlag, dass die Gegenseite begriffen habe, es wird ernst. "Eine Veränderung hat begonnen und ist nicht mehr aufhaltbar."

Hornscheidt selbst hat mit der Professx-Phase übrigens abgeschlossen und nennt sich jetzt: Prof.ecs – die Schlusssilbe steht für exit gender, "Geschlecht verlassen". Auf der Homepage veröffentlicht Hornscheidt Sprachbeispiele: "Lann ist Lesecs von vielen Romanen. Lann und ecs Freundecs haben ecs Rad bunt angestrichen." (Lann ist Leser/in von vielen Romanen. Lann und ihre/seine Freunde haben ihr/sein Rad bunt angestrichen.) Klingt wie Satire. Ist aber ernst.

Bereits vergangenen Juli persiflierte Steffen Königer, Brandenburger AfD-Landtagsabgeordneter, die geschlechtssensible neue Sprache, als er unter den irritierten Blicken des Präsidiums bei seiner Begrüßung im Plenum 60 Anreden aneinanderreihte: "Sehr geehrte Androgyne, sehr geehrte Bi-Gender, sehr geehrte Frau-zu-Mann" und so weiter – zweieinhalb Minuten lang. 100 000 Menschen haben sich das Video auf YouTube bislang angeschaut. Sehen öffentliche Auftritte in Zukunft so aus? Warum braucht es ein derart gewaltiges Umerziehungsexperiment? Was soll es bringen? Lann Hornscheidt verspricht sich davon ein Mehr an Freiheit: Wir würden uns wieder als Menschen wahrnehmen, so ecs Utopie, nicht als männliche und weibliche Abziehbilder absurder Idealvorstellungen. Klingt wie ein apartes Gedankenexperiment. Aber die meisten Menschen scheinen von dieser Utopie nichts wissen zu wollen. Sie rufen unbeirrt bei Geburt: "Es ist ein Junge!", und herzen das Schwesterchen als Prinzessin.

Darf ich offen sprechen? Auch mir gelingt es bei aller Mühe nicht, Menschen weder als Frau noch als Mann "einzulesen", obwohl Hornscheidt mir das im Gender-Jargon ans Herz legt.

Ich lese zum Beispiel Sphinx, den in den 1980er Jahren erschienenen Roman der Französin Anne Garétta. Es ist die Geschichte zweier Liebender: das lyrische Ich, Anfang 20, am Beginn einer Karriere an der Universität, und A***, zehn Jahre älter, aus New York, Star einer Cabaret-Revue, eine klassische Lovestory von Begehren und Verlust. Allerdings erwähnt Garréta das Geschlecht der Liebenden nie. Sofort versuche ich diesen Leerraum zu füllen, sammle Indizien dafür, dass die beiden ein schwules Paar sind. Viele Rezensenten, so lese ich später, sind sich sicher, es handle sich um zwei Lesben. So treiben die Menschen das Spiel mit den ewigen Kategorien Mann und Frau eben weiter. Ganz reizlos ist das nicht.

Vielleicht wird eines Tages tatsächlich die Prophezeiung der New York Times wahr werden: "In einer Generation", heißt es dort, "wird uns die Einteilung in Geschlechter vielleicht so seltsam vorkommen, wie uns die Rassensegregation von einst heute erscheint." Es würde passen als letzte Evolutionsstufe des hyperindividuellen Menschen. Vielleicht aber auch nicht. Und dabei könnte man es eigentlich belassen.

"Das wäre schön", sagt Patsy auf dem plüschigen Sessel in ihrem Berliner WG-Zimmer. Aber viele in der Szene könnten nicht ertragen, dass die Menschen nicht so weit sind und vielleicht nie sein werden. "Ihre Reaktion ist dann: Wir müssen mit aller Härte gegen diese Menschen vorgehen."

Patsy l’Amour laLove, so ihr vollständiger Name, nennt sich Polittunte. Abends trägt sie ein schwarzes Paillettenkleid, Perücke und rosa Haarreif. Jetzt, an diesem Morgen, erinnern nur die lackierten Nägel an das Frausein. Vor mir sitzt Patrick Henze, Ende 20, schwuler Mann. Aber bleiben wir bei "Patsy" und "sie", das ist Henze lieber.

Patsy lässt sich ins Deutsche übersetzen mit: "Sündenbock". Das passt. Nestbeschmutzer, Verräter, fügen viele aus der Gender-Szene hinzu, schicken Drohfotos, kündigen an, Patsy l’Amour laLove die Perücke vom Kopf zu reißen oder ihr die Zähne einzuschlagen. Es ist derselbe Hass, der auch aus Lann Hornscheidts Postfach quillt, nur erreicht er Patsy von der anderen Seite, aus der "queeren" Szene, wo all die vermeintlich fortschrittlichen Menschen zu Hause sind, die für sich beanspruchen, auf der richtigen, der "guten Seite" zu stehen.
Nun ist Patsy l’Amour laLoves Sünde recht überschaubar: Sie hat ein Buch herausgegeben. Beißreflexe heißt es, und es kritisiert ebenjenes, was sie selbst seit Erscheinen des Buches im Frühjahr nun am eigenen Leibe studieren kann: die totalitären Züge der Szene, in der jeder fertiggemacht wird, der im Verdacht steht, die reine Lehre nicht zu 100 Prozent zu unterstützen.


Drei typische Beispiele:

1. Ein Seminar an der Humboldt-Universität im Fach Genderstudies im Jahr 2016 beginnt mit einer Pronomen-Runde, in der jeder sagt, ob er oder sie mit sie oder er oder lieber neutral angesprochen werden möchte. Später redet ein Student eine gewünschte Sie fälschlich als Er an. Er wird für die nächsten Termine vom Seminar ausgeschlossen und soll – für alle nachlesbar – in einem Google-Dokument sein Vergehen "reflektieren".

2. Im September 2016 soll es in Berlin einen Vortrag zum Thema "Sichtbarkeit von Lesben" geben. Geladen ist auch Sookee, eine Rapperin, die in ihrem Song If I Had a Dick fantasiert, was sie mit einem Penis so alles anstellen würde. Ein derartiges Lied sei eine Beleidigung von Transpersonen, die ihr männliches Geschlecht loszuwerden wünschen, tobt die Szene im Netz. Die Veranstaltung wird abgesagt.

3. Als im Jahr 2013 bei einem Konzert der linken Punkband Feine Sahne Fischfilet in Bielefeld der Schlagzeuger sein T-Shirt auszieht, erzwingen einige, dass der Auftritt unterbrochen wird. Ihr Vorwurf, der sich übrigens bei fast allen Queer-Camps oder Festivals wiederholt: Wenn ein Mann sich oben ohne zeigt, nutzt er schamlos seine Privilegien aus, da von Frauen erwartet wird, ihre Brustwarzen bedeckt zu halten.
In fanatischen christlichen Sekten gibt es Eltern, die ihren Kindern verbieten, Bananen oder Zwieback zu essen, da sie Erstere an einen Penis und Letzterer (die Oberkante!) an eine Scheide erinnern. Erstaunlicherweise scheint die queere Szene ähnlich besessen vom Thema Geschlechter zu sein, obwohl gerade sie vorgibt, diese Kategorien beenden zu wollen.

Die Reihe der Zwangsmaßnahmen und Tugendwächtereien ließe sich endlos fortsetzen. Weiße Feministinnen erzählen mir, dass sie als Rassistinnen beschimpft werden, weil sie die Burka für problematisch halten. Heteropaare, die sich in der Öffentlichkeit küssen, gelten als ekelerregend und dominant. Wer darauf hinweist, dass dem WikiLeaks-Gründer Julian Assange zwar Vergewaltigung vorgeworfen wird, er aber bislang nicht verurteilt ist, wird behandelt, als sei er mitschuldig.

Das alles klingt grotesk, es ist für die Betroffenen selbst aber ein Drama. Nur ein nicht korrektes Wörtchen – und schon rollt die Anschuldigungswalze über den Frevler hinweg. Die vermeintlichen Sünder, erklärt Patsy l’Amour laLove das Prinzip, werden massiv beschuldigt und isoliert. Jeder, der sich nicht vom "Täter" lossage, werde mit fertiggemacht. Patsys sich aufdrängendes Fazit: "Stalinistische und K-Gruppen verhielten sich ähnlich."

"Diese schnelle und harte Verurteilung Andersdenkender, das Unterdrücken offener Diskurse: Mich erinnert das an die Denunziationspraktiken der DDR", sagt auch die Feministin Katrin Rönicke, die – einst Ziel solcher Angriffe geworden – ihren Twitter-Account löschte und sich ein ganz neues Umfeld suchte.

Das alles, so fürchten beide Dissidenten, führt dazu, dass Menschen sich einander nicht mehr neugierig und gutwillig annähern, sondern dem anderen von Anfang an das Schlechteste unterstellen. Und so verschanzt sich die Szene in ihrer Blase, zieht sich in sogenannte Schutzräume zurück, aus denen jeder verwiesen werden kann, der diskriminierender Äußerungen geziehen wird.

Einst sei es die Mission der queeren Aktivisten gewesen, einen Kampf für die Freiheit zu fechten, sagt Patsy l’Amour laLove. Dafür, dass jeder so leben und lieben kann, wie er will. Dieses Ziel sei vielen, die heute von der Unterdrückung und Umerziehung des Menschen träumen, verloren gegangen. "Der Maßstab muss doch das schöne Leben für alle sein", findet Patsy. "Damit muss man doch locken."

Zum Schluss erzählt sie von einer Szene, die klingt wie ein Witz: Sitzt ein Uni-Seminar zur Pronomen-Runde beisammen. "Mein Pronomen ist heute er", sagte einer, "meines sie", ein anderer, "ich bin hen", so geht die Reihe. Dann kommt eine Transfrau dran, gerade in die große Stadt gezogen und noch unerfahren mit dem großen Identitätsding. Sie schaut in die Runde und sagt: "Also, ihr könnt einfach Du zu mir sagen."

Und dann hocke ich noch im Büro von Mari Günther, langes Haar, mit schwarzer Spange hochgehalten, enge Jeans. Glückliche Transfrau soll ich sie nennen, sagt sie, oder Väterin. Auch zu Mari darf man Du sagen, Sie natürlich auch. Nur er bitte nicht, wenn’s geht. Länger sei der Beipackzettel ihres Selbst aber nicht, sagt Frau Günther, zum langen Theoretisieren über Mann oder Frau fehle ihr die Zeit.

Mari Günther berät beim Projekt "Queer Leben" Jugendliche, die zweifeln, ob ihr Geburtsgeschlecht für sie das richtige ist. Der Gesprächsbedarf sei riesig, sagt sie. Sie zeigt auf zwei Zettel an der Wand: "Die sind mein Antrieb." Auf dem einen ist ein Gesprächstermin notiert, den eine junge Frau verlangte, die aber nie aufgetaucht ist. Daneben die Nummer der Mutter mit Rückrufbitte, sie wollte wissen, was in ihrem Kind vorgegangen war. Das Mädchen hatte sich das Leben genommen.

Daneben hat Mari Günther einen kleinen Brief gepinnt. "Lieber Anton", steht da in Schülerschreibschrift. "Herzlichen Glückwunsch zum Namenstag. Dein alter Name Lisa ist jetzt Geschichte. Ich wünsche Dir viel Glück auf Deinem weiteren Lebensweg. Dein Freund Joel." Kinder seien die wahren Buddhisten, sagt Mari Günther. Die meisten reagierten völlig entspannt, wenn ein Mitschüler nun nicht mehr Anton heiße, sondern Lisa. Das sei eine Haltung, die sie auch Erwachsenen empfehle.

Am Ende der Recherche stauen sich in meinen Blöcken tausend Überlegungen zu Mann und Frau, zu Geschlecht und Rollenmustern. Kann die Beraterin Mari Günther, selbst zwischen Mann und Frau wandelnd, helfen, das Dickicht zu durchdringen? Wie ist es denn nun, frage ich zuletzt: Gibt es ein Geschlecht, Frau Günther? "Vor zehn Uhr morgens schon mal gar nicht", antwortet sie. "Und dann kann man sich natürlich über die Tatsache, was an unserem Bild von männlich und weiblich konstruiert und was angeboren ist, nächtelang streiten. Aber ich finde, man kann mit seinen Nächten viel Besseres anstellen."


Hinter der Geschichte

Unsere Autorin kam in Berlin mit dem Thema Geschlecht schon oft in Berührung, aber vor den ersten Interviews für diese Geschichte musste sie das Vokabular der Gender-Szene wie eine Fremdsprache lernen: nonbinär, Transfrau, heteronormativ. Dann folgte die Lektüre einer knapp 300-seitigen Sammlung der größeren Berichte, die von beiden Seiten der Gender-Front in den vergangenen drei Jahren veröffentlicht wurden. Erst dann hat sich Julia Friedrichs in ein knappes Dutzend Gespräche und Begegnungen gewagt.


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