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und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2018
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vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es,
deswegen Spende Blut, denn es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch?
Organspenden können andere zum Leben verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache
Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you have it and need it, so donating blood,
because it is missing in the world!
I
had him, you also? Organ donation can help others to life, be proud of your self
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Transmänner und
Krankenkassen: Was gezahlt wird und was nicht
Und
warum Jannis sich ungerecht behandelt fühlt.
„Als ich
angefangen habe, mich damit auseinanderzusetzen, dass ich transident bin,
wusste ich auch, dass ich eine OP machen will. Mir war schon immer klar, dass
ich das in Potsdam machen würde.“ Jannis ist 20 und ein Junge. Nach
Hormonbehandlung und Namensänderung fehlt ihm dazu physisch nur noch die
geschlechtsangleichende Operation. Das Problem: Seine Wunschklinik in Potsdam
ist eine Privatklinik.
Da die
Krankenkasse die OP dort nicht bewilligt hat, hat Jannis’ Freund Lenny eine
Petition ins Leben gerufen. Was dort zu lesen ist, klingt drastisch: „Jedoch
ist sein großer Traum gestern geplatzt, als er von der Knappschaft eine
Ablehnung für die Kostenübernahme für eine OP in Potsdam erhalten hat.“
Natürlich ist man da erst mal schockiert, dass im Jahr 2017 eine Krankenkasse
in einem aufgeklärten Land wie Deutschland so eine Operation verweigert. Aber
ganz so leicht ist es nicht. Jannis’ Fall ist ein besonderer – der aber gut
verdeutlicht, wie die Situation der Transmänner in Sachen Kassensystem in
Deutschland aussieht. (Die Situation der Transfrauen ist hier der
Übersichtlichkeit halber erst mal ausgeklammert.)
Aber warum
unbedingt Potsdam? Grob gesagt: Dort geht’s angeblich am schnellsten. Jannis
hat panische Angst vor Ärzten und Krankenhäusern. Deshalb würde ihm die
sogenannte „All-In-One“-Operation in Potsdam einige Aufregung ersparen. Statt
mehreren Eingriffen gleichen die Ärzte dort in nur zwei Operationen das
körperliche Geschlecht an: „Bei der ersten werden die Brustentfernung, die
Gebärmutterentfernung und der Penisaufbau gemacht. Rein äußerlich wäre man also
nach der ersten OP fertig. Bei der zweiten kommt noch die Erektionsprothese
dazu“, erklärt Jannis. Auch wegen seiner Ausbildung zum Erzieher erscheint ihm
die verkürzte Prozedur sinnvoller.
Grundsätzlich
klingt das nachvollziehbar. Trotzdem übernehmen gesetzliche Krankenkassen die
Kosten für die OP in Potsdam nicht. Hört man sich bei einigen Kassen um, wird
das Ganze verwirrend. Die meisten argumentieren, dass es genug Kassenkliniken
gibt und eine Zusammenarbeit mit der Potsdamer Privatklinik nicht möglich ist,
weil sie eben nicht zu diesen Krankenhäusern zählt. Die relativ hohen OP-Kosten
in Potsdam von circa 72.000 Euro überschreiten offenbar das Budget der Kassen
gravierend. Jannis hofft aber noch auf eine Einzelfallentscheidung, bei der er
einen Teil der OP-Kosten selbst berappt und seine Krankenkasse, die
„Knappschaft“, den Rest dazugibt, den sie auch in Kassenkliniken zahlen würde.
Die Pressestelle der Kasse verneint gegenüber jetzt die Frage, ob so etwas bei
ihr möglich sei. Von anderen Transmännern mit anderen Krankenkassen hat Jannis
aber gehört, dass es bei ihnen so funktioniert hat.
Gegenüber
den Kassenkliniken ist Jannis skeptisch. Auch Dr. Michael Krueger, ärztlicher
Leiter der Sanssouci-Klinik, sieht sein Krankenhaus gegenüber den
Kassenkliniken klar im Vorteil: „Das ist eine Operation, die circa acht bis
neun Stunden dauert und ein bis drei sehr eingespielte Teams erfordert. Was in
Plankrankenhäusern meistens nicht der Fall ist.“
„Eine Vertragsklinik
ist nicht automatisch schlechter als eine Privatklinik“
Christian
und Jonas vom Verein „Transmann“ in München haben beide vor einigen Jahren ihre
geschlechtsangleichenden OPs in der Münchner Rotkreuzklinik gemacht und setzen
bis heute großes Vertrauen in die Kassenoperateure. „Eine Vertragsklinik ist
nicht automatisch schlechter als eine Privatklinik“, sagt Jonas. Christian erzählt
von seinen persönlichen Erfahrungen: „Am 31. 10. 2005 hatte ich meine erste
geschlechtsangleichende OP – eine ziemlich große, so ähnlich wie das, was sie
in Potsdam machen: Die noch weibliche wurde an die männliche Brust angeglichen,
die inneren weiblichen Geschlechtsorgane wurden entfernt, die Scheide wurde
verschlossen und die Harnröhre bis vor zur Klitoris verlängert.“
Diese
Operationen gehören inzwischen nicht mehr nur in Potsdam zur Routine, erklärt
Dr. Bernhard Liedl. Er war lange Zeit in der Bogenhausener Klinik in München
für diese OPs verantwortlich und hat seit 1. November 2017 seine eigene,
ebenfalls kassengeförderte Klinik in München-Planegg.
Ganz
unbegründet ist Jannis’ Skepsis gegenüber öffentlichen Krankenhäusern aber
nicht: In Deutschland gibt es neben den Spezialisten laut Dr. Liedl auch
Kliniken, die kaum Erfahrung haben und geschlechtsangleichende OPs nur ab und
zu durchführen.
Aber wie
kann es sein, dass solche Kliniken von einer Krankenkasse finanziert werden?
Auf diese Frage wird Dr. Liedl etwas vage: „Es gibt ja kein Verbot, das zu
machen.“ Die rund 50 verschiedenen Krankenkassen knobeln die Bedingungen einer
Zusammenarbeit mit den Kliniken individuell aus. „Ich glaube, das ist im Moment
in Deutschland ein Problem“, sagt Dr. Liedl.
Jannis ist
die Enttäuschung über das Kassensystem anzuhören. Aber wie handlungsscheu sind
die Krankenkassen denn tatsächlich, wenn es um geschlechtsangleichende OPs
geht? Christian hat da weniger Vorbehalte: „Wenn man alle notwendigen OPs
inklusive aller notwendigen Korrekturoperationen beantragt, hat man selten
Probleme. Vorausgesetzt, man hat alle Auflagen nach den Richtlinien erfüllt.
Wenn die Krankenkasse die Kostenübernahme bewilligt, kann man das komplette
Programm durchziehen, man kann sich aber auch dafür entscheiden, erst mal
einzelne Schritte zu machen. Je nachdem, wie weit man gehen möchte.“ Diese
vielen Wenn sind es aber, die das Ganze oft zu einem mühsamen Papierkrieg
ausarten lassen.
Wichtig ist, dass
man hartnäckig bleibt und nichts unversucht lässt
„Die
Krankenkassen versuchen’s natürlich immer erst, indem sie sagen: Wir zahlen das
nicht“, sagt Christian. Das scheint aber kein trans-spezifisches Problem zu
sein, sondern seit Jahren ein generelles des Gesundheitssystems. Bei
Vorsorgeleistungen oder Rehas wird etwa jeder fünfte Antrag erst mal abgelehnt.
Auch hier kann man Widerspruch einlegen, um mühsam das zu erstreiten, was einem
rechtlich zusteht. „Ich habe bei meinen OPs auch erst mal eine Absage
bekommen“, erzählt Christian. „Aber ich habe Einspruch eingelegt. Keine zwei
Wochen später hatte ich meine Zusage.“ Wichtig sei, dass man hartnäckig bleibt
und nichts unversucht lässt.
Für
Transmänner werden von der Kasse also im Prinzip alle notwendigen Operationen
abgedeckt. Für Transfrauen ist das komplizierter: Seit Kurzem wird ihnen die
Bartentfernung finanziert, anfangs aber nur mit der Nadelepilation, nicht mit
der Laserepilation. Für die weniger schmerzhafte Variante mussten sie selbst
aufkommen, seit Oktober 2017 übernehmen die Kassen auch dieses Verfahren. „Was
bei Transfrauen nicht übernommen wird, ist eine gesichtsfeminisierende
Operation, weil das definitiv unter Schönheitsoperation fällt.
Für die
beiden psychologischen Gutachten, die gewissermaßen die Eintrittskarten zu den
Operationen sind, müssen sowohl Transfrauen als auch Transmänner selbst
aufkommen: „Das sind insgesamt circa 1200 Euro“, sagt Christian. „Dafür kann
man aber Prozesskostenhilfe beantragen.“ Wie bei einer Art Kredit zahlt man dem
Staat das Geld zurück, sobald man genug verdient.
Christian
sieht weitere Probleme im langwierigen Prozess bis zur Operation: Viele sitzen
die 18 verpflichtenden Therapie-Monate ungeduldig ab, anstatt sich darauf
einzulassen. Andererseits ist das aber auch verständlich: Oft haben die
Transmänner Angst, dass sich ihr Weg verlängert, wenn sie in der Therapie
zugeben, dass sie Angst haben, unsicher sind oder andere Probleme haben. Diese
Gratwanderung hat auch Jannis während seines Prozesses zu schaffen gemacht:
„Man muss immer stabil genug sein, um die Operation zu bekommen. Aber
andererseits muss man auch einen Leidensdruck aufweisen.“ Christian rät dazu,
dennoch möglichst kooperativ zu sein und zu zeigen, dass man bereit ist, an und
mit sich selbst zu arbeiten. Dabei geht es natürlich nicht darum, die eigene
Transsexualität zu verleugnen oder wegtherapieren zu wollen. Sondern es geht
darum, sich auf den schweren Weg bis zur Operation und danach vorzubereiten.
Im
Klassifizierungssystem der WHO gilt Transsexualität noch als psychische
Krankheit
Einer der
größten Brennpunkte in der medizinischen Trans-Debatte ist allerdings
wesentlich grundlegender als unkooperative Krankenkassen oder ungeduldige
Patienten. Es geht Vereinen, Aktivisten und Politikern darum, die
Klassifizierung von Transsexualität als Krankheit zu ändern. Im aktuellen ICD
10, also dem Klassifizierungssystem der WHO für medizinische Diagnosen, gilt
Transsexualität noch als psychische Krankheit. Es ist aber längst erwiesen,
dass Transsexualität keine psychische Störung ist. „Wir haben in der Regel zwei
Gutachter, die bestätigen, dass wir aufgrund unserer Transsexualität eben nicht
psychisch krank sind“, sagt Christian. Trotzdem findet er es enorm wichtig,
dass Transsexualität doch einen gewissen Krankheitsstatus behält. Denn: „Alles,
was einen Krankheitswert hat, wird von der Krankenkasse bezahlt.“
Das macht
die Diskussion natürlich kompliziert. Einerseits ist eine Pathologisierung
geschlechtlicher und sexueller Orientierungen mit Blick auf die
Gleichberechtigung problematisch. Andererseits ist eine frei zugängliche
medizinische Versorgung wünschenswert. Was ist also die Lösung? Transsexualität
als körperliche Erkrankung einzuordnen? „Die Patienten sind körperlich gesund.
Aber sie haben trotzdem ein Leiden“, erklärt Dr. Liedl. Dieses Leiden sei aber auch
keine psychische Krankheit, sondern falle in die Kategorie der Dysphorien, also
der „Störungen des emotionalen Erlebens“.
Jannis geht
seinen Weg entschlossen, seit seiner Pubertät. Sein aktuelles Zwischenziel
bleibt die Sanssouci-Klinik. Natürlich könnte man diesen Wunsch mit dem Verweis
auf andere gute Kassenkliniken abwinken, natürlich könnte man Jannis‘ Situation
als Einzelfall abtun. Aber bei so vielen unterschiedlichen Wegen und
Geschichten jedes einzelnen Transmannes ist wohl jeder Fall ein Einzelfall.
Die
Tatsache, dass sein Freund Lenny sich mit einer Petition und einem
Spendenaufruf für seinen Kampf einsetzt, zeigt, dass Jannis zumindest nicht
alleine dasteht. Die bereits über 8.000 gesammelten Unterschriften,
unterstützenden Kommentare und Spenden geben Hoffnung, dass auch die
Einzelfälle in der großen Debatte nicht untergehen und gehört werden.
Quelltext: https://www.jetzt.de/gender/transmaenner-und-krankenkassen-was-gezahlt-wird-und-was-nicht
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