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Geschrieben
und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2018
Es wird immer
schwerer, Hass und Unwahrheiten wie Diskriminierung zu entgehen. In Zeiten von Fake News, Social
Bots und Hate-Speech glauben wir mehr denn je daran, dass Seiten wie
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diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es,
deswegen Spende Blut, denn es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch?
Organspenden können andere zum Leben verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache
Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you have it and need it, so donating blood,
because it is missing in the world!
I
had him, you also? Organ donation can help others to life, be proud of your self
doing Him Get donor card!
Die Ordnung der
Zweigeschlechtlichkeit strukturiert die soziale Wirklichkeit.
„Männer“ und „Frauen“ werden auf
unterschiedlichen Ebenen (Politik, Wissenschaft, Medizin, Recht, Kultur,
Gesellschaft) und auf unterschiedlichste Weise (Sprache, Handeln,
Repräsentationen) als unhinterfragte Norm gesetzt.
Dabei spielt
der Verweis auf die „Natur“ des vermeintlich binären Geschlechtermodells eine
zentrale Rolle, indem nicht nur eine bestimmte Geschlechterordnung anerkannt,
sondern auch bestimmte Geschlechtskörper aberkannt werden.
Menschen,
die mit Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale geboren wurden und
werden, erfahren den Zwang zur Einordnung am eigenen Leib.
Die
vorliegende quantitative Studie verdeutlicht, dass – trotz der seit 2005
vorgenommenen Revisionen medizinischer Leitlinien und trotz der vom Deutschen
Ethikrat 2012 angestoßenen politischen Debatte über Intersexualität – die
Anzahl der kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter nicht rückläufig ist.
Die Frage,
die sich angesichts dieser fortdauernden medizinischen Praxis stellt, ist die
nach ihrer Begründung: Warum wird Zweigeschlechtlichkeit invasiv
herbeioperiert?
Wie werden
diese unumkehrbaren Eingriffe in Persönlichkeitsrechte, in das Recht auf
Unversehrtheit und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung legitimiert?
Im Rahmen
der vom Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) geförderte
Studie „Intersexualität“ in NRW konnte anhand einer qualitativen Untersuchung
gezeigt werden, dass die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern keinesfalls
einer medizinischen Logik folgen.
Vielmehr
werden alltagsweltliche Argumente herangezogen, um die Notwendigkeit einer
„Vereindeutigung“ zu begründen. Ärzt_innen wie Eltern sind demnach überzeugt,
dass ein intergeschlechtliches Kind gesellschaftliche Diskriminierung erfahren
wird und legitimieren so – unter Bezugnahme auf das „Kindeswohl“ – die
invasiven, irreversiblen und physisch wie psychisch folgenschweren Eingriffe.
Allerdings
zeigt eine von Anike Krämer durchgeführte Befragung von Müttern, deren Kinder
offen intergeschlechtlich aufwachsen, dass diese unterstellte gesellschaftliche
Diskriminierung nicht zwangsläufig stattfindet.
Kinder, die von sich
selbst behaupten, „ich bin beides“ oder „mal bin ich Mädchen, mal Junge“,
erfahren im Kindergarten und in der Grundschule keinen Ausschluss, sondern
Akzeptanz.
Entgegen den
ärztlichen und elterlichen Vermutungen empfinden sie ihren Körper als
Bereicherung und werden auch von Erzieher_innen, Lehrer_innen und anderen
Kindern darin bestärkt (Sabisch 2014).
Die
Schlussfolgerungen aus diesem Befund sind weitreichend und in zweierlei
Hinsicht bedeutsam:
Zum einen
zeigen sie, dass kosmetische Genitaloperationen an nicht-einwilligungsfähigen
Kindern auf alltagsweltliche Begründungen zurückzuführen sind, die empirisch
nicht haltbar sind.
Zum anderen
verdeutlichen sie, dass die Ordnung der Zweigeschlechtlichkeit keinesfalls so
rigide funktioniert, wie von Ärzt_innen und Eltern angenommen.
Stellvertretend
soll hier die inklusive Sprechweise eines Sportlehrers vorgestellt werden – er
sagte nicht länger: „die Jungs gehen jetzt darüber und die Mädchen darüber“,
sondern: „wer jetzt in die Jungs Umkleide geht, der geht bitte hier lang und
wer in die Mädchenumkleide geht, bitte hier lang“.
Dem
Kindeswohl kann folglich nicht durch die Herstellung von Zweigeschlechtlichkeit
mittels kosmetisch-chirurgischer Maßnahmen entsprochen werden.
Vielmehr ist
es die Einstellung des sozialen Umfeldes, die Kindern das Wohl-Gefühl
vermitteln kann, einzigartig, wertvoll und besonders zu sein. Aus diesem Grund
ist es erforderlich, die von Ulrike Klöppel analysierten Zahlen als das zu
lesen, was jede einzelne von ihnen abbildet: einen Eingriff, der das Leben des
betroffenen Kindes grundlegend und endgültig prägt!
Schlussfolgerungen
Als Gesamtergebnis der statistischen Auswertung ist hervorzuheben, dass die
Anzahl von „Feminisierungs- und Maskulinisierungoperationen“, die an Kindern
unter zehn Jahren mit einer VG-Diagnose durchgeführt wurden, im Verhältnis zur
Anzahl der Diagnosestellungen zwischen 2005 und 2014 relativ konstant geblieben
ist.
Die differenzierte Betrachtung der Diagnosegruppen ergibt, dass es zwar
einen Rückgang „feminisierender“ und „maskulinisierender“ Genitaloperationen
bei den herkömmlichen Intersex-Diagnosen, d.h. einem sehr eng gefassten
Diagnosespektrum, gibt, dem aber ein gleichbleibendes Niveau und teilweise
sogar ein Anstieg bei den Q52…Q55-Diagnosen gegenüber steht. Gleichzeitig ist
allerdings festzustellen, dass die Anzahl der Intersex-Diagnosen bei Null- bis
Neunjährigen im Verhältnis zur Zahl der Krankenhausfälle dieser Altersgruppe insgesamt
rückläufig war. Diese Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass es in der
Behandlungspraxis zu einer relativen Verschiebung von Intersex- zu
Q52…Q55-Diagnosen gekommen sein könnte, auch wenn sich sicherlich noch weitere
Gründe für den Rückgang der Intersex-Diagnosen ausmachen ließen.
Diese
Vermutung gilt es in mehrerlei Hinsicht zu diskutieren:
1. Es ist anzunehmen, dass der Rückgang
der relativen Häufigkeit von Intersex-Diagnosen die gesunkenen Operationszahlen
zum Teil bedingt. Daran schließt sich die Frage an, warum Intersex-Diagnosen
seltener gestellt werden. Könnte dies eine Folge einer Zunahme selektiver
Schwangerschaftsabbrüche sein? Auch veränderte Diagnosepraktiken könnten für
den Rückgang mitverantwortlich sein: Neue medizinische Testverfahren,
insbesondere genetische Tests, ermöglichen nicht nur spezifischere Nachweise
für eine Intersex-Diagnose, sondern gehören auch zunehmend zum medizinischen
Standard. Das kann bedeuten, dass Kinder, die früher relativ pragmatisch als
„intersexuell“ eingeordnet wurden, eine Diagnose aus dem Q52…Q55-Spektrum
erhalten, wenn keine spezifischen genetischen Nachweise für eine
Intersex-Diagnose vorliegen. Eine befragten Ärzt_innen vermutete im
Interview, dass Intersex-Diagnosen heutzutage eher vermieden werden, um
Operationen rechtfertigen zu können:
2. 2. Medizinisch indizierte,
plastisch-rekonstruktive Eingriffe an den Genitalien gehen in der Regel auch
mit kosmetischen Entscheidungen einher. Dies ist z. B. der Fall bei der
chirurgischen Trennung eines „Sinus urogenitalis“ in Harnröhren- und
Scheideneingang. Dieser Eingriff soll dazu dienen, einem Infektionsrisiko durch
in die Vagina gelangenden Harn vorzubeugen. Doch kann dies die Entscheidung
implizieren, dass ein hodensackähnliches äußeres Genital in Labien umgeformt
wird, um dem neu anzulegenden Vaginaleingang Platz zu schaffen, wie eine_r der
befragten Ärzt_innen erläuterte. 35 Daraus lässt sich ableiten, dass die
Problematik kosmetischer Eingriffe auch bei vordergründig medizinisch
indizierten Genitaloperationen diskutiert werden muss. Als Vorbild kann die
aktuelle Diskussion über die Abwägung zwischen einem Krebsrisiko und dem für
den Hormonhaushalt essentiellen Erhalt der Gonaden z. B. bei der sogenannten
„Androgenresistenz“ dienen: Diesbezüglich werden die medizinischen Risiken für
bestimmte Befundkonstellationen differenziert und gewichtet, um vorschnelle
Gonadektomien künftig zu vermeiden (Deutsche Gesellschaft für Urologie et al.
07.2016: 21-22).
3. „Schwere Hypospadien“ (Q4.1…3), „Mikropenis“
(Q55.6), „angeborene Fehlbildungen der Klitoris“ (Q52.6) u. a. können mitunter
differentialdiagnostisch schwer von den herkömmlichen Intersex-Diagnosen
abzugrenzen sein.36 Daher ist Skepsis angebracht gegenüber der Behauptung, dass
sich die Geschlechtsidentität bei Q52…Q55-Diagnosen im Unterschied zu
Intersex-Diagnosen (ohne AGS) „eindeutig männlich“ respektive „weiblich“
entwickle – ein Argument, das häufig in Anschlag gebracht wird, um
„Maskulinisierungs- und Feminisierungsoperationen“ zu rechtfertigen.
4. Kann die Entwicklung der
Geschlechtsidentität, selbst wenn sie prognostizierbar wäre, oder auch eine den
Geschlechternormen entsprechende Urinier- und sexuelle Funktionsfähigkeit die
schwerwiegenden und irreversiblen Eingriffe an den Genitalien überhaupt
rechtfertigen? Die menschenrechtliche Kritik, die ein Groß- teil der NGOs
intergeschlechtlicher Menschen äußert, wirft prinzipielle Fragen nach der
Selbstbestimmung und Menschenwürde auf, die auf der Grundlage einer
quantitativen Studie nicht beantwortet werden können.Die vorliegende Studie
möchte eine offene Diskussion anregen, die sich mit den angerissenen Problemen
der Einbettung kosmetischer Entscheidungen in medizinische Indikationen sowie
mit den Abgrenzungsschwierigkeiten und möglichen Verschiebungen zwischen
Intersex- und Q52…Q55-Diagnosen befasst. Grundsätzlich sind alle kosmetischen
Genitaloperationen an Kindern, die der Selbstbestimmung der Behandelten
entzogen sind, kritisch zu sehen – unabhängig davon, welche Diagnose zugrunde
liegt.Als zentrales Ergebnis der Studie ist festzuhalten, dass die
überarbeiteten medizinischen Leitlinien in der klinischen Praxis nur lückenhaft
umgesetzt werden. Daher ist ein fortgesetztes, transparentes Monitoring aller
in der DRG-Statistik erfassten, an Kindern mit VG-Diagnosen durchgeführten
Genitaloperationen und eine jährliche Evaluation desselben das Mindeste, wofür
die Bundesregierung Sorge tragen muss
. Zweifelhafter Eingriff: Geschlechtsanpassung
intersexueller Kinder
- Intersexuelle
Kinder werden häufig geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen
- Neue
Richtlinien: keine rein kosmetischen Operationen
- Studie:
Trotzdem kein Rückgang an kosmetischen Genital-OPs
Als Lynns Eltern vor 33 Jahren ihr Baby betrachteten,
erschraken sie: Das Kind hatte weibliche und männliche
Geschlechtsmerkmale: Penis, Vagina, Hoden – und wie sie von den Ärzten
erfuhren, außerdem auch Eierstöcke und Gebärmutter. "Das volle
Programm", wie Lynn es heute beschreibt. "Echter Hermaphrodit"
ist der medizinische Fachbegriff für diese seltene Form von Intersexualität.
Die Ärzte rieten Lynns Eltern dringend zur Operation – auch
mit dem Hinweis auf ein mögliches Krebsrisiko. Für das zweijährige Kind beginnt
ein Operations-Marathon: Eierstöcke und Hoden werden entfernt, der Penis
amputiert, künstliche Schamlippen angebracht. Sieben Operationen in zwei
Jahren.
Wie Lynn ergeht es vielen: Etwa eins von 4.500 Neugeborenen
in Deutschland wird mit "uneindeutigem Genital" geboren. Noch 2003
empfahlen die ärztlichen Richtlinien in solchen Fällen eine
"geschlechtsangleichende" Operation – am besten innerhalb der ersten
sechs Monate.
eit einigen Jahren werden diese Operationen zunehmend
kritisch betrachtet. Denn sie werden in einem Alter durchgeführt, in dem die
Kinder zu klein sind, um ihr Einverständnis zu geben. Dabei schaffen die
Eingriffe Fakten, die später nicht mehr zu korrigieren sind.
Kein Rückgang der Operationen, trotz neuer Leitlinien
Seit 2007 gibt es neue Richtlinien der Ärzte-Verbände: Heute
empfehlen sie Operationen bei Kindern nur noch, wenn sie medizinisch wirklich
notwendig sind – und raten von rein kosmetischen Eingriffen ab. Rechtlich
bindend sind die neuen Richtlinien nicht. Haben sie trotzdem zu einem Rückgang
der Operationen geführt?
Das hat eine Studie anhand von Krankenhaus-Statistiken der
Jahre 2005 bis 2014 untersucht. Ergebnis: Einen signifikanten Rückgang der
Operationen konnten die Forscher nicht feststellen. Die neuen Leitlinien seien
bisher bestenfalls "lückenhaft" umgesetzt worden.
Eine andere Studie zeigte, dass hinter OPs oft nicht
medizinische Gründe stehen, sondern der Wunsch der Eltern, intergeschlechtliche
Kinder vor Ausgrenzung zu schützen. Eine Befragung von Müttern ergab
allerdings, dass die Kinder meistens nicht diskriminiert werden – oft werden
sie sogar von ihrer Umwelt ermutigt.
Auch die Erfahrung von Lynn zeigt, dass die wohlmeinende
Absicht genau das Gegenteil bewirken kann: Durch die ständigen Operationen war
Lynn traumatisiert, wurde in der Schule gemobbt. "Am Ende war ich ein
komplett verunsichertes Wesen. Hätte ich ich sein dürfen, das
wäre nicht leicht gewesen als Zwitter, aber ich hätte ich sein
dürfen."
"Genitalverstümmelung de luxe"
Lynn D. führt heute ein erfülltes Leben. Aber die
Operationen in ihrer Kindheit haben lebenslange Spuren hinterlassen: "In
den medizinischen Unterlagen stand, dass ich gesund war, trotzdem hat man mir
Eierstöcke und die Hoden entfernt und mir den Penis amputiert. Das ist ein
Riesen-Skandal. Das ist Genitalverstümmelung de luxe."
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