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Geschrieben
und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2018
Es wird immer
schwerer, Hass und Unwahrheiten wie Diskriminierung zu entgehen. In Zeiten von Fake News, Social
Bots und Hate-Speech glauben wir mehr denn je daran, dass Seiten wie
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diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
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Ihn Dir den Organspende Ausweis!
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because it is missing in the world!
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Das ist
kein Spleen
Viel häufiger als
früher wollen Kinder und Jugendliche ihr Geschlecht wechseln. Besonders bei
Mädchen steigen die Zahlen rapide. Ist es richtig, schon vor der Pubertät in
die körperliche Entwicklung einzugreifen?
Manchmal hört er den Namen noch zufällig, wenn er unterwegs ist. Oder bei
einem Freund aus der Basketballmannschaft, dessen Schwester so heißt: Leonie.
Früher ist er zusammengezuckt, wenn er die drei Silben hörte: Le-o-nie! Aber
das ist vorbei. Heute berührt ihn das nicht mehr. "Ist einfach nur
irgendein Name", sagt Mark*.
Dabei hieß er die meiste Zeit seines Lebens selbst so.
Bis zu dem Tag, an dem Leonie Grabow vor ihre Schulklasse trat und verkündete:
"Ich bin ein Junge und heiße ab heute Mark Grabow." Das war nach den
Osterferien 2014. Heute erinnert nichts mehr an Marks altes Leben. Der Junge
trägt die Haare an den Seiten raspelkurz, über dem Körper schlackert ein
T-Shirt. So wie bei den Basketballern auf den Postern in seinem Zimmer.
Und eigentlich will Mark über die Sache nicht mehr reden.
So oft hat er es schon erklärt – den Medizinern, den Psychologen und
Gutachtern. Dann erzählt er doch: von den Rollenspielen in der Kita, wo Leonie
immer den Vater spielte; von der Angst vor dem Schulschwimmen und von dem Basketballstar Marc Gasol,
der ihm die Idee für seinen neuen Namen gab. Das alles berichtet der Junge so
ruhig und abgeklärt, als sei es eine Ewigkeit her – und so ein
Identitätswechsel das Normalste der Welt.
Das ist es natürlich nicht. Wer aber die Geschichte von
Mark hört, wer mit Ärzten,
Wissenschaftlern und Eltern spricht, der kommt ins Staunen. Über die von Jahr
zu Jahr steigenden Zahlen solcher Fälle, über die Toleranz, die das Thema
mittlerweile umgibt. Und über die relativ wenigen Probleme, auf die die Kinder
und Jugendlichen stoßen.
Doch ist es verantwortbar, wenn Mediziner immer mehr
Jugendliche immer früher mit Sexualhormonen zu einer Geschlechtsumwandlungverhelfen? Ab wann sind junge Menschen
alt genug, zu wissen, wer sie wirklich sind? Und was ist der Grund dafür, dass
in die Spezialambulanzen seit ein paar Jahren besonders viele Mädchen kommen,
die mit ihrem Geschlecht unglücklich sind?
Leonie hat sich "anders" gefühlt, solange Mark
zurückdenken kann. Schon in der Kita hielt sie sich an die Jungs: Wurden die
Mädchen aufgerufen, blieb sie sitzen. Ein Büchlein mit Fotos und Sprüchen, das
Leonie zum Andenken an ihre Zeit im Kindergarten bekam, dokumentiert die frühe
Verwandlung: Von Jahr zu Jahr wird Leonies Haarschnitt kürzer und die Kleidung
jungenhafter. Auf einem der letzten Bilder trägt das Kind einen Polizeihelm. Da
lächelt es das erste Mal.
In der Grundschule gab Leonie sich dann überhaupt nicht
mehr mit Mädchen ab. Sie entdeckte erst denFußball, dann das
Basketballspielen, ging heimlich aufs andere Klo. Den Mitschülern fiel es kaum
auf, die meisten hielten Leonie ohnehin für einen Jungen mit einem etwas
seltsamen Namen.
Leonies Mutter tat sich mit der Erkenntnis schwerer. Die
Dramen beim Friseur, Leonies Ausraster beim Schuhekaufen, wenn die Verkäuferin
ein rotes Paar brachte – Tanja Grabow hielt es lange Zeit für einen Spleen.
Doch irgendwann verstand auch sie. Noch gut erinnert sie sich an eine Szene vor
dem Fernseher. Ein Fußballspiel war zu Ende, Leonies Lieblingsverein hatte
verloren, und das Kind weinte und weinte. "Ein Mädchen, das beim
Fußballgucken heult: Das hatte ich noch nie gehört."
Niemand in Deutschland kennt solche Schicksale besser als
Bernd Meyenburg. Seit 30 Jahren behandelt der Psychiater an der Frankfurter
Universitätsklinik Kinder und Jugendliche, die sich im falschen Körper wähnen.
In den achtziger Jahren galt Transsexualität noch
als Krankheit. Trat sie bei Minderjährigen auf, hieß es, man müsse die
Betroffenen "heilen", indem man sie in ihrem Geburtsgeschlecht
bestärke. "Davon spricht heute so gut wie niemand mehr", sagt
Meyenburg.
Damals hatte der Psychiater vier oder fünf neue Fälle pro
Jahr. Heute kommen genauso viele Kinder und Jugendliche im Monat zum
Erstgespräch. Gerade in den vergangenen drei, vier Jahren, so der Arzt, seien
die Zahlen kräftig gestiegen. Transsexualismus oder, wie es heute heißt, Transidentität bei Heranwachsenden ist zwar kein
Massenphänomen. Es gibt pro Jahr vielleicht ein paar Hundert neue Fälle.
Bemerkenswert sind jedoch die Steigerungsraten. Zumal sie nicht nur Bernd
Meyenburg in Frankfurt verzeichnet, sondern ebenso seine Kollegen in Hamburg
oder München, Amsterdam, London und Toronto. Als sich im September
Hormonspezialisten zu einem Kongress in Paris trafen, berichteten sie vom
weltweit gleichen Trend. "Wir werden förmlich überrannt", sagt Saskia
Fahrenkrug, Psychologin am Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).
Der Zuwachs steht für einen grundlegenden
Einstellungswandel. Traditionell waren gerade Heranwachsende auf klar
definierte Geschlechterrollen fixiert: Jungen wollten richtige Männer werden,
Mädchen richtige Frauen. Wich jemand von den Erwartungen ab, kannten die
anderen Jugendlichen wenig Gnade. Inzwischen haben sich die starren
Geschlechtsbilder immer weiter aufgelöst.
Heute wagen es viel mehr Jugendliche, sich zu
offenbaren und Hilfe in Anspruch zu nehmen
Mittlerweile gehören schwule und lesbische Lebensformen
zum modernen Biologieunterricht wie Pille und
Präservativ. In den Medien wird die sexuelle Vielfalt geradezu gefeiert. Hübsche Frauen mit Bart gewinnen dort Gesangswettbewerbe,
Serienhelden spielen transsexuelle Familienväter (Transparent). Mittlerweile
gibt es nicht nur Kinderromane(George) zum Thema, sondern auch
Bilderbücher (Teddy Tilly).Rechtskonservative mögen den
"Genderwahn auf dem Lehrplan" geißeln, wie sie es zurzeit in Hessen
tun. Die Kids haben damit aber wenig Probleme. Während mancher Erwachsener LGBT noch für einen Mobilfunkstandard hält, entziffern sie
mühelos den Buchstabensalat als Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual und
Transgender – und ergänzen dabei noch flink ein Q für Queer.
Angesichts dieses Liberalisierungsschubs wagen es heute
viel mehr Jugendliche, sich zu offenbaren und Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn
sie mit ihrem Geschlecht hadern. Dabei erweisen sich viele von ihnen schon als
überaus kundig, sagt Saskia Fahrenkrug. Früher seien die transidenten
Jugendlichen nur mit ihrer Verzweiflung in die Sprechstunde gekommen. Heute
würden sie zum ersten Termin schon "die Spezialnamen des Hormons
mitbringen, das sie für ihre Geschlechtsanpassung bitte sofort haben möchten".
Diese Patienten müsse man erst einmal bremsen, so die UKE-Psychologin.
In den vergangenen Jahren hat sich im Internet eine Szene
entwickelt mit Foren und YouTube-Filmen. Im Schutz der Anonymität können
Transjugendliche hier Gefühle teilen, ihre neue Rolle austesten und
Spezialinformationen weitergeben. Viele von ihnen haben dann ihr Coming-outschon hinter sich, wenn sie zur ersten Beratung
in der Praxis erscheinen. Vor 20 Jahren hat es das so gut wie nicht gegeben.
Tanja Grabow half ein Film aus dem Netz, Marks Lehrern
die neue Identität ihres Sohnes zu erklären. Dabei hatte die Mutter gar nicht
damit gerechnet, dass Mark auf der Schule bleiben konnte. Ein Sportgymnasium
für Basketball, Leichtathletik und Turnen, so dachte sie, sei nicht der
richtige Ort für ein Coming-out. Der Direktor aber wollte von einem
Schulwechsel nichts wissen. "Das kriegen wir hin", sagte er. Auch
Marks Auftritt vor seiner Klasse war leichter als befürchtet. Eine kurze
Ansage, gefolgt von zwei, drei Nachfragen der Mitschüler, dann war die Sache
erledigt. Wenn ein Lehrer in der Folgezeit noch einmal Leonie sagte, musste
Mark ihn nicht verbessern. Das übernahmen seine Mitschüler.
Schikanen, blöde Sprüche, Mobbing? Weder
Mark noch seine Mutter können sich daran erinnern. Der Einzige, der massive
Zweifel äußerte, war Marks von der Familie getrennt lebender Vater. Bis vor
Gericht musste die Mutter ziehen, um gegen den Vater Marks Vornamenswechsel durchzusetzen.
Bis heute will der Vater nicht recht wahrhaben, dass seine Tochter ein Sohn
ist. "Ansonsten läuft es bisher aber gut", sagt Tanja Grabow.
"Das hat mich selbst gewundert."
Mark ist mitnichten nur ein geglückter Einzelfall. Zwar
gibt es weiterhin Unsicherheit bei Lehrern, etwa ob sie auf dem Zeugnis den
neuen Namen übernehmen dürfen (ist erlaubt). Mitunter kommt es auch zu
Problemen bei der Frage, welche Toilette der Transjugendliche benutzen darf.
"Insgesamt aber machen die meisten inzwischen positive Erfahrungen",
sagt der Hamburger Hormonspezialist Achim Wüsthof. Als besonders gelungenes
Beispiel erzählt er die Geschichte eines Lehrers. Er berichtet seiner Klasse,
dass ein Schüler die Klasse verlassen werde, dafür aber eine neue Schülerin
komme. "Das Besondere ist: Es handelt sich um denselben Menschen",
sagt der Lehrer. Dann stellt er einen Begrüßungskuchen auf das Pult mit dem
Wunschnamen des Mädchens.
All das bedeutet freilich nicht, dass junge Menschen wie
Mark es leicht haben. Das Gefühl, dass ihr Körper nicht zu ihnen passt,
verwirrt und bleibt schmerzhaft. Spätestens wenn die Pubertät naht, wächst das
Unbehagen zum Grauen. Plötzlich merken sie es: Was verniedlichend "der
kleine Unterschied" genannt wird, teilt in Wirklichkeit die Menschheit.
Vor dem Coming-out, als Mark noch Leonie hieß, ging lange Zeit alles gut.
Haarschnitt und Hosen sorgten dafür, dass er als Junge durchging. Was aber,
wenn unter dem Hemd plötzlich Brüste wachsen?
Auch in der Schule wurde es komplizierter. Anders als in
der Grundschule durfte das Kind auf dem Gymnasium beim Schwimmunterricht nicht
mehr in Badehose erscheinen, es sollte einen Badeanzug tragen – und schämte
sich, als würde es nackt schwimmen. "Da wusste ich, dass jetzt ein Schnitt
notwendig war", sagt Tanja Grabow. Sie suchte Hilfe im UKE. Das
Behandlungsteam dort entschloss sich, Marks körperliche Entwicklung zur Frau
mithilfe von Hormonen anzuhalten.
Ärzte der Freien Universität Amsterdam waren die ersten,
die Mitte der neunziger Jahre diese
sogenannten Pubertätsblocker einsetzten. Die Hormone funktionieren wie
ein Stoppknopf für die körperliche Entwicklung. Sie verhindern das
Brustwachstum bei Mädchen und Bartwuchs sowie Stimmbruch bei Jungen – all jene
Geschlechtsmerkmale also, die man später nur mit großem operativem Aufwand und
niemals ohne bleibende Spuren wieder beseitigen kann. Gleichzeitig sollen die
Pubertätsblocker den Heranwachsenden die Chance geben, sich eine Zeit lang in
ihrem neuen Geschlecht auszuprobieren – würden sie weggelassen, ginge die
Pubertät weiter. Anfangs gab es viel Kritik daran, schon Kindern Hormone zu verabreichen.
Mittlerweile hat sich das Dutch protocol in vielen
Behandlungszentren durchgesetzt.
Doch nicht in allen. Alexander Korte, Kinderpsychiater an
der Münchner Uni-Klinik, verschreibt keine Pubertätsblocker.
Transgenderaktivisten dient er deshalb als Feindbild. Kortes These: Nur wer die
Pubertät erlebt hat, kann wissen, ob er sich als Mann oder Frau versteht.
"Diese Zeit kann so viel ändern", sagt der Mediziner und verweist auf
Untersuchungen. Diese zeigen, dass nur eine Minderheit von den Kindern (je nach
Studie zwischen 10 und 27 Prozent), die Hilfe bei einem Spezialisten suchen,
sich später wirklich als transsexuell erweist.
Lassen sich viele Jugendliche nur einreden,
dass sie das falsche Geschlecht haben?
Tatsächlich kommt bei Kindern ein sogenanntes
"geschlechtsatypisches Verhalten" nicht ganz selten vor. In den
meisten Fällen geht es aber spätestens in der Grundschule zurück. Hält es an,
können dahinter auch erste Anzeichen einer späteren Homosexualität stecken.
"Behandelt man die Heranwachsenden zu früh, nehmen wir ihnen die Chance,
das herauszufinden", sagt Korte. "Das ist dann ein
Homosexualitätsverhinderungsprogramm."
Denn in der Praxis folgt dem ersten Behandlungsschritt –
der Blockade der Pubertät – ein paar Jahre später so gut wie immer der zweite:
die Umwandlung des Körpers mit gegengeschlechtlichen Sexualhormonen. Mark
bekommt seit einem halben Jahr Testosteron. Jeden Morgen streicht er sich ein
Hormon-Gel auf den Oberarm. Das Testosteron wird seine Stimme tiefer machen und in
seinem Gesicht Haare sprießen lassen. Auf der pickligen Stirn sind die ersten
Wirkungen des Gels schon zu sehen.
In den offiziellen Leitlinien zur Behandlung steht, dass
man frühestens mit 16 Jahren die gegengeschlechtliche Therapie beginnen lassen
soll. Doch daran halten sich die meisten Behandler schon seit geraumer Zeit
nicht mehr. Mitunter beginnen sie die hormonelle Prozedur sogar schon mit 13
Jahren, Mark war 14 Jahre alt. Alexander Korte spricht von einer "gefährlichen
Einbahnstraße".
Hört man dem Münchner Psychiater länger zu, klingt die
Befreiungsgeschichte immer mehr nach einer Verfallsgeschichte. Hinter mancher
vermeintlichen Störung der Geschlechtsidentität wittert Korte andere psychische
Probleme, verursacht durch prekäre Lebensumstände oder gestörte Beziehungen zu
den Eltern. "Besonders schwer erklärbar" findet er die gestiegenen
Behandlungszahlen bei Mädchen. Kamen früher meist Jungen im Grundschulalter in
die Praxen, sind es heute weit überwiegend Mädchen, viele im Teeniealter. Auch
das ist ein weltweites Phänomen; das Journal of Sexual Medicine schrieb
kürzlich von einer regelrechten "Umkehrung der Behandlungszahlen", in
einigen Zentren liege die Rate bereits bei eins zu vier.
Dass Mädchen im Schnitt später in die Praxen kommen als
Jungen, muss nicht verwundern. Ein Junge in Rock oder Kleid fällt eben weit
mehr auf als ein Mädchen mit Hosen. Am Ende aber sollten sich die
Behandlungszahlen eigentlich angleichen. Tun sie aber bisher nicht. Kommt
Transidentität also bei Mädchen von Natur aus häufiger vor? Oder reden sich viele
von ihnen nur ein, im falschen Körper zu stecken? Gibt es einen von den Medien
verursachten Hype? Ist Trans chic?
Auf diese Fragen hat bislang kein Experte eine rechte
Antwort, auch Bernd Meyenburg nicht. Er hält die frühe Behandlung dennoch für
absolut richtig. "Auch mir erschien der Ansatz anfangs zu radikal",
sagt der Psychiater. "Heute weiß ich, dass wir damit viel Leid
verhindern." Er sieht den Leidensdruck seiner jungen Patienten – und er
weiß, wie sehr viele erwachsene Transsexuelle, denen ihr altes Geschlecht bis
heute ins Gesicht geschrieben steht, ihre jungen Schicksalsgenossen um deren
frühe Behandlung beneiden.
Der Hamburger Hormonspezialist Achim Wüsthof sieht es
ähnlich: "Das Risiko, die Pubertät abzuwarten, ist viel größer, als sich
bei der Diagnose zu irren. Das zeigen mir die Verläufe der vergangenen 15
Jahre." Der Arzt kennt aus seiner Praxis nur eine einzige Betroffene, die
sich nach der Geschlechtsangleichung wieder umentschieden hat: vom Mädchen zum
Jungen und später zurück zur jungen Frau, doppelte Namensänderung inklusive.
Größere Langzeitstudien, welche die Transjugendlichen
später über Jahrzehnte begleiten, fehlen aber bislang. Dafür ist die Methode
der frühen Intervention noch zu jung. Auch hat die Wissenschaft noch keine
verlässlichen genetischen oder körperlichen Besonderheiten entdeckt, an denen
man transsexuelle Menschen erkennen kann. Klar ist immerhin so viel: Je früher
die Kinder meinen, dass ihr Körper nicht zu ihrem gefühlten Geschlecht passt,
je bestimmter sie nicht nur sagen, dass sie gern ein Junge wären , sondern
dass sie ein Junge (oder Mädchen) sind , und je
länger sie in ihrer gewünschten Identität leben – desto sicherer ist die
Diagnose.
Mark und seine Mutter sind sich ganz sicher. Der Junge
hat viele Freunde, in der Schule kommt er gut zurecht. Die offizielle
Namensänderung bei den Behörden ist jetzt durch. Wenn er volljährig ist, steht
der dritte und definitive Behandlungsschritt an: die endgültige
Geschlechtsangleichung durch eine Operation. Darüber will Mark sich aber heute
noch keine Gedanken machen. Viel zu weit weg. Wichtiger ist, dass er mit seiner
Basketballmannschaft diese Saison aufsteigen könnte. Manchmal reden sie in der
Familie eine Woche oder länger gar nicht über die Sache. Tanja Grabow findet
das gut: "Man muss daraus ja kein Lebensthema machen."
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