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Geschrieben
und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2018
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diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es,
deswegen Spende Blut, denn es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch?
Organspenden können andere zum Leben verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache
Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you have it and need it, so donating blood,
because it is missing in the world!
I
had him, you also? Organ donation can help others to life, be proud of your self
doing Him Get donor card!
Warum es für trans* Frauen so
wichtig ist, wirklich als Frau wahrgenommen zu werden
Northern
Virginia, Freitagabend: Die 21 Jahre alte Nicole ist gerade im Club angekommen
und tanzt sich ihren Weg vom Eingang bis zur Bar. Sie hat sich aufwendig
zurechtgemacht, ihre höchsten High Heels und einen Push-up-BH unterm eng
anliegenden Kleid angezogen. Den Menschen, denen sie an diesem Abend begegnet,
stellt sie sich mit der superfemininen Stimme, die sie die letzten Monate geübt
hat, als Nicole vor. Es ist das erste Mal, dass sie als Frau ausgeht und für
sich selbst bewusst das Pronomen „Sie“ anstelle von „Er“ verwendet. Was sie
überrascht: Die Leute nehmen es ihr wirklich ab.
Die
Geschichte ist also nicht ganz wahr. „Nicole“ ist zu diesem Zeitpunkt die
16jährige Transfrau und YouTube Make-up-Artist Nikita Dragun. Es ist dieser
Moment im Club, in dem sie merkt, dass Leute glauben, sie gehöre dem Geschlecht
an, mit dem sie sich selbst identifiziert. Für viele Menschen, die auf der
Schwelle zu ihrem eigentlichen Geschlecht stehen, ist diese Phase des Übergangs
von Isolation und Angst geprägt. Umso mehr bedeutet die Bestätigung von außen
Erleichterung und Akzeptanz. Vor allem aber bedeutet sie das nackte Überleben.
Allein im Jahr 2017 wurden bereits 300 Transpersonen weltweit aus Hass
umgebracht, die meisten von ihnen waren Frauen.
„Die Leute
haben oft Angst vor Sachen, die sie nicht verstehen. Deswegen greifen sie sie
an.“, sagt Gabrielle Hermosa, eine Transfrau, die in der Öffentlichkeit als
Rednerin und Menschenrechtsanwältin auftritt. „Wenn andere Menschen dir dein
Geschlecht nicht „abnehmen“, kann das stressig und extrem kräftezehrend sein.
Es ist ein Privileg, von deiner Umwelt mit deinem gefühlten und nicht mit
deinem biologischen Geschlecht identifiziert zu werden. Diejenigen von uns, die
dieses Privileg nicht haben, ziehen in der Öffentlichkeit ungewollte
Aufmerksamkeit und Verurteilungen durch Fremde auf sich.“
Deswegen war
der Schritt, sich öffentlich als Nicole zu zeigen, auch für Nikita Dragun so
schwierig. „Ich habe eine Zeit gebraucht, bis ich bereit dazu war. Ich hatte
Angst, dass es anderen auffällt. Dass sie mir das falsche soziale Geschlecht
zuordnen oder mich „outen“. Irgendwann habe ich akzeptiert, dass es sehr
wahrscheinlich ist, dass das irgendwann sicher auch mal passieren wird. Das hat
mir einiges an Druck genommen.“
Das ist mehr
als nur eine vorübergehende Phase
Für
Transfrauen geht es um weit mehr, als nur weibliche Kleidung und Schminke zu
tragen. Viele lassen sich die Körperhaare per Laser entfernen, die Brüste
anpassen, ihr Gesicht femininer operieren, den Adamsapfel verkleinern und
führen eine Hormonersatztherapie durch. Viele Krankenkassen in den USA übernehmen
nicht alle Kosten einer kompletten Geschlechtsangleichung, sodass viele
Transpersonen den Großteil selbst finanzieren. Hermosa betont, dass es sich
hierbei um eine Investition in Höhe von bis zu 100.000 US Dollar handeln kann,
sodass der Prozess sich für viele über Jahre hinweg zieht und mit einer großen
privaten Verschuldung einhergeht.
In unserer
durchgegenderten Welt ist der erste Schritt zur eigenen Identität für viele
Transfrauen, Make-up zu verwenden. Aber einfach in die nächste Drogerie zu
laufen und Schminke zu kaufen, ist nicht so einfach, erklärt Jessica Blackler,
die die Kosmetikmarke Jecca gegründet hat. „Make-up ist mit einem großen Stigma
belegt, und zwar dem, dass nur ein Geschlecht es benutzen darf. Viele meiner
Kund*innen fühlen sich unwohl damit, Schminke im Laden zu kaufen, weil sie
nicht dem stereotypen Bild von Menschen entsprechen, die dekorative Kosmetik
verwenden.“ Beim Entwickeln ihrer Make-up-Linie hat sie deswegen versucht,
speziell auf die Wünsche und Bedürfnisse von Transpersonen einzugehen.
Aber damit
nicht genug, sind die meisten Schminktutorials und –tipps so konzipiert, dass
sie weibliche Attribute hervorheben, die bereits vorhanden sind. Brooke Dangler
ist eine Transfrau im ersten Jahr ihrer Hormonersatztherapie. „Für mich war
Make-Up aufzutragen zunächst eine entmutigende Erfahrung, weil mein Gesicht so
maskulin war. Aber mit der Therapie werden meine Gesichtszüge immer weicher,
und so konnte ich nach und nach meinen eigenen Look mit Make-up kreieren.“
Eines der
größten Probleme für Transfrauen ist Gesichtsbehaarung, und wie man sie vor und
während der Hormonersatztherapie entfernt und abdeckt. Selbst nach mehreren
Laserbehandlungen und Sitzungen bei der Elektro-Epilation bleiben bei vielen
noch Stoppeln oder ein Bartschatten zurück. Nicole beispielsweise nutzt unter
ihrer Foundation orangefarbenen Concealer im Bartbereich, der den
Farbunterschied ausgleichen soll. Die Transfrau Erin Kettl, Geschäftsführerin
bei TRANScending Barriers Atlanta, erzählt:„Ich bin ständig mit einem Rasierer
durch die Gegend gelaufen, weil ich Angst hatte, die Barthaare „verraten“ mein
biologisches Geschlecht. Deswegen finde ich es so toll, mich mittlerweile nicht
mehr damit herumschlagen zu müssen. Bisher hat jeder Mann, mit dem ich jemals
intim geworden bin, über meine Wangen gestrichen. Ich glaube, dass das
unterbewusst passiert, um zu sehen, wie weich meine Haut in diesem Bereich
ist.“
Mit dem
„Dazwischen“ konfrontiert werden
In der Phase
nach dem Make-Up und vor den chirurgischen Eingriffen lassen sich viele
Transpersonen diverse Filler und Botox injizieren, um ihre Gesichtszüge
femininer oder maskuliner wirken zu lassen. Der Schönheitschirurg Dr. Alexander
Rivkin erklärt: „Viele Transgenderpersonen wollen nicht wie im Übergang
zwischen zwei Geschlechtern aussehen. Wir verwenden Botox, um die
Kiefermuskulatur und eine ausgeprägte Brauenpartie zu reduzieren, und Filler um
die Wangen-, Nasen- und Kinnform zu verändern und eine flache Stirn runder erscheinen
zu lassen. All diese kleinen Justierungen machen einen riesigen Unterschied.“
Brooke
unterzieht sich aktuell einer nicht-chirurgischen Feminisierung bei Dr. Rivkin.
Erst seit kurzen sieht sie, wie all die winzigen Veränderungen Stück für Stück
das Gesamtbild formen. „Manchmal erkenne ich mein Gesicht kaum wieder. Dann
muss ich immer reflexartig anfangen zu lachen, und dieses Glücksgefühl ist mit
nichts in der Welt zu vergleichen. Weil ich weiß, dass ich das tue, was für
mich das richtige ist.“
Ein Gefühl
für sein eigenes Ich entwickeln
Die Hürde
zwischen den traditionell als „männlich“ oder „weiblich“ wahrgenommenen
Identifizierungsmerkmalen zu überwinden, bedeutet für viele Transpersonen immer
wieder eine besonders frustrierende Erfahrung auf dem Weg zur richtigen
Identität. Wenn die Schwelle einmal überschritten ist, fühlen sich deswegen
viele von ihnen von einem unglaublichen Gewicht befreit, das zuvor auf ihren
Schultern gelastet hat. Brooke sagt: „Ich bin seit zehn Monaten in einer
Hormontherapie und kleide mich ziemlich androgyn an. Die Leute sprechen mich
noch mit ‚Sir‘ an, aber ich bemerke immer mehr fragende Blicke. Das macht mich
glücklich.“
Nach
unzähligen schmerzhaften Unterhaltungen, Arztterminen, Operationen, Tabletten
und Injektionen, bedeutet dieser Wendepunkt für viele Transpersonen, dass sie
endlich anfangen können, ihre Wahrheit zu leben und sogar ein bisschen Spaß
dabei haben dürfen. Nachdem für so lange Zeit so viele Frisuren,
Kleidungsstücke und Kosmetikprodukte quasi verboten waren, werden sie nun zu
einer Möglichkeit, sich selbst auszudrücken und seine neue Freiheit zu leben.
Nicole
erzählt: „Ich wollte anfangs sehr deutlich machen, dass ich eine Frau bin. Das
bedeutete in meiner Welt damals, extrem aufreizende Outfits zu tragen. Ich habe
mit Perücken experimentiert, mit Push-ups und verschiedenen Stimmen. Die
längsten Wimpern, der auffälligste Lippenstift, die höchsten High Heels – mir
konnte nichts feminin genug sein. Ich habe damals so viel Make-up getragen, ich
war eigentlich eine Drag Queen.“
Mit dieser
Art von Selbstfindung und der Entwicklung des eigenen Stils durch Experimente
können sich sehr viele Menschen identifizieren, unabhängig davon ob sie mit 15
oder 30 stattfindet. Erin hat irgendwann aufgehört, „Unisex“-Klamotten zu
tragen. „Ich stellte fest, dass alles, was nicht feminin war, schlichtweg gegen
mich arbeitet.“ Stattdessen entwickelte sie einen „Weniger ist Mehr“-Ansatz
beim Make-up. Zu dieser Erkenntnis kam irgendwann auch Nicole. „Jetzt, wo ich
weiß, dass ich von meinem Umfeld als Frau wahrgenommen werde, kann ich auch nur
mit etwas Tagescreme vor die Tür gehen, und es ist auch okay.“
Nach vorne
blicken
Von der
Gesellschaft mit seinem Geschlecht identifiziert zu werden, macht den Alltag um
einiges leichter. Aber das ist nicht der einzige Grund, wieso sich so viele
Transpersonen danach sehnen. Gabrielle Hermosa erklärt: „Die Außenwelt sieht
uns ja nur eine bestimmte Zeit am Tag. Wir selbst müssen aber 100% unserer Zeit
mit uns selbst verbringen. Man kann vor sich selbst nicht davonlaufen.“
Die
körperliche Wandlung und die chirurgischen Eingriffe sind bloß die Spitze des
Eisbergs. Die Veränderung vollzieht sich aber genauso im Inneren wie im
Äußeren. Erin sagt: „Deine geschlechtliche Identität nach außen kenntlich zu
machen ist nur dann ein Ziel, wenn du es selbst zu einem machst. Transgender zu
sein bedeutet für mich aber in erster Linie, sich selbst zu kennen, anzunehmen
und zu lieben.“
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